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Veröffentlicht am 09.09.2023

Manchmal geht die Liebe Umwege

Blütenzauber im Casa della Flora (Verliebt in Italien)
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Die Autorin entführt mich erneut in das kleine italienische Dorf Camaiore, wo ich zu meiner Freude viele bekannte Gesichter treffe.

Im Gegensatz zu mir, ist Lorella über ihre Rückkehr wenig begeistert, ...

Die Autorin entführt mich erneut in das kleine italienische Dorf Camaiore, wo ich zu meiner Freude viele bekannte Gesichter treffe.

Im Gegensatz zu mir, ist Lorella über ihre Rückkehr wenig begeistert, muss aber, weil die Firmung ihres Neffen ansteht. Lorella hat das Dorf vor acht Jahren verlassen, weil es ihr zu eng war und sie die Welt sehen wollte. Verlassen hat sie nicht nur das Dorf, sondern auch ihre Schwester mit Familie und ihre große Jugendliebe Pasquale.

Schnell merkt Lorella, dass sich ihre Sicht auf die Welt geändert hat. Sie fühlt sich im Dorf angekommen und möchte bleiben. Auch das Herzklopfen beim Anblick von Pasquale ist zurück. Nur ist der mit einer anderen verlobt.

Lorella steht vor der Herausforderung, für sich eine Möglichkeit zu finden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und alte Wunden zu schließen.

Ich habe die beiden anderen Bände der Reihe gelesen und war jedes Mal von der anrührenden Liebesgeschichte begeistert und habe das Buch mit einem Seufzer beendet. Und nicht anders war es auch jetzt.

Vielleicht war diese Geschichte noch etwas besser, weil ich Lorella so gut verstehen konnte, was ihren Weggang als junges Mädchen betrifft, als auch den Wunsch zuhause wieder Wurzeln zu schlagen. Diese Gefühlslage schildert die Autorin sehr anschaulich ohne gefühlsduselig zu werden. Mir hat imponiert, wie sich Lorella der Herausforderung stellt, ihren Platz in der Gemeinschaft und die Liebe ihres Lebens zurückzuerobern. Dabei erfährt sie Unterstützung von all den liebeswerten Dorfbewohnern, die ich bereits in den anderen Bänden ins Herz geschlossen habe.

Den Rahmen für die unterhaltsame Erzählung, bei der eine Prise Humor für manches Schmunzeln sorgt, bildet die traumhafte Landschaft der Toskana. Gelegentlich schwelgt die Autorin in so lebendigen Bildern, dass ich meinte, ich könnte den Lavendel und Thymian riechen.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Loulou de la Falaise - nicht nur Männer können Mode

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
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Ich liebe Bücher, die in unterhaltsamer Form Frauen ins Rampenlicht rücken, die im Schatten großer Männer stehen und deshalb zu Unrecht nicht wahrgenommen werden.
Dem Roman von Michelle Marly ist dies ...

Ich liebe Bücher, die in unterhaltsamer Form Frauen ins Rampenlicht rücken, die im Schatten großer Männer stehen und deshalb zu Unrecht nicht wahrgenommen werden.
Dem Roman von Michelle Marly ist dies in jeder Hinsicht perfekt gelungen.
Loulou war die Muse der Ikone der Modedesigner Yves Saint Laurent. Doch ich habe ihren Namen nie gelesen und das obwohl sie eine wichtige Rolle in Saint Laurents Leben gespielt hat, sowohl in persönlicher als auch beruflicher Hinsicht.
Der Roman schildert in fesselnder Weise ihren Werdegang und gibt anschauliche Einblicke in das Leben der englischen Upper Class und schillernden Modewelt der 60ziger und siebziger Jahre.
Loulou ist die Tochter des erfolgreichen Fotomodells Maxime. Da Maxime wenig von ihrer Mutterrolle hält, wächst Loulou bei ihrer konservativen adligen Großmutter in London auf. Loulou fühlt sich durch die strengen Verhaltensregeln eingeengt und streift lieber über die Londoner Flohmärkte in Camden Town auf der Suche nach bunten ausgefallenen Kleidungsstücken.
Nach einer gescheiterten Ehe mit einem irischen Knight, die sie mit 17 eingeht, landet sie nach verschiedenen Stationen wie Marokko und New York in Paris und lernt dort Saint Laurent kennen und wird fester Bestandteil seines Freundeskreises. Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick aussieht. Loulou hatte durch ihre Mutter und ihre adlige Herkunft von Anfang an Kontakt zur gehobenen Klasse und Künstlerkreisen. So war sie mit Brian Jones und den Gettys bekannt und ging bei Andy Warhol ein und aus.
Mir waren beide Welten unbekannt und ich war gleichzeitig fasziniert und manchmal auch unangenehm berührt durch deren Lebensweise. Geld spielte keine Rolle. Wer welches hatte, gab es aus. Wer nicht, ließ sich von Freunden durchfüttern. Alkohol und Drogen gehörten dazu. Abends traf man sich auf Partys oder in angesagten Clubs.
Loulou bewegt sich in diesen Kreisen wie ein Fisch im Wasser. Sie hat nichts gelernt, kann aber durch ihr freundliches Wesen, ihre Empathie und ihren ausgeprägten Sinn für Farben, Formen und Stil überzeugen.
Obwohl ich sie für eher oberflächlich halte, hat sie meinen Respekt verdient mit ihrem unerschütterliche Optimismus und ihrem überragenden Stilempfinden. Keine Überraschung, dass Saint Laurent seine Entwürfe gemeinsam mit ihr überarbeitet und ihr letztendlich die Verantwortung für die Pret-a- Porter Linie Rive Gauche überträgt.
Ein tolles Buch über eine außergewöhnliche junge Frau, das mich sehr gut unterhalten konnte und mir Einblicke in mir bis dahin fremde Gesellschaftskreise ermöglicht hat.

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Veröffentlicht am 02.09.2023

Ein äußerst spannender und ungewöhnlicher Weihnachtskrimi

Rattenweihnacht
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Schon der Beginn der Geschichte gibt Rätsel auf. - eine Frau, die plötzlich in einem kleinen Dorf auf dem Spielplatz sitzt und ihr Gedächtnis verloren hat. Eine Mutter, die ihren erwachsenen Söhnen -zwei ...

Schon der Beginn der Geschichte gibt Rätsel auf. - eine Frau, die plötzlich in einem kleinen Dorf auf dem Spielplatz sitzt und ihr Gedächtnis verloren hat. Eine Mutter, die ihren erwachsenen Söhnen -zwei Brüder - den Haushalt gemacht hat, verschwindet spurlos. Zudem erhalten die beiden Brüder anonyme Drohbriefe. Die Gerüchteküche im Dorf brodelt.

Die ersten Seiten des Buches lösten in mir Weihnachtsgefühle aus. Es schneit. Ein kleines Mädchen entdeckt die fremde Frau, gibt ihr den Namen Maria und nimmt sie mit nach Hause.

Die Autorin fängt die Atmosphäre in einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt, gut ein. Das zeigt sich für mich in den Gesprächen der Dorfbewohner , die über Maria diskutieren. Es war das typische und nicht immer menschenfreundliche Geschwätz der Leute. Natürlich darf die unbeliebte Klatschbase, die ihre Nase überall hineinsteckt, nicht fehlen.

Mir war Maria sympathisch und deshalb war ich um so mehr entsetzt, dass man sie bei den Brüdern, die im Dorf nicht für ihre Menschenfreundlichkeit bekannt sind, einquartiert. Tatsächlich wird Maria nicht mit offenen Armen empfangen, sondern misstrauisch beäugt.

Die Situation wird immer bedrohlicher und das Gefühl, dass etwas Böses im Dorf ist, verstärkt sich. An Heiligabend kommt es zur Eskalation. Auch wenn das Ende nicht korrekt im herkömmlichen Sinne ist, war ich vollkommen zufrieden damit und fand , dass die himmlische Gerechtigkeit gesiegt hat.

Ein Krimi, der die üblichen Wege verlässt und dabei gut unterhält und eine packende Geschichte erzählt und den man zu jeder Jahreszeit lesen kann.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Gelungener Abschluss einer unterhaltsamen und bewegenden Familiensaga

Zeiten der Versöhnung
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Mallorca 1953 Kurz bevor Antonia mit ihrem Mann Frederico in die alte Heimat Mallorca zurückkehren will, stirbt er. Antonia beginnt mit ihrer Rückkehr auf die Insel ein neues Leben in jeder Hinsicht. ...

Mallorca 1953 Kurz bevor Antonia mit ihrem Mann Frederico in die alte Heimat Mallorca zurückkehren will, stirbt er. Antonia beginnt mit ihrer Rückkehr auf die Insel ein neues Leben in jeder Hinsicht. Die dort lebenden Familienmitglieder - ihre Schwester Carla mit Familie und ihre Schwägerin Alba mit Anhang - heißen sie von Herzen willkommen. Nur zu verständlich, dass Antonia die alten Wunden der Familie schließen will. Sie hofft auf eine Aussöhnung mit ihrem Bruder Leo, der weiterhin die Familie für sein Scheitern verantwortlich macht. Zudem sorgt sie sich um ihren Sohn Rodrigo, der sich auf Kuba Castro angeschlossen hat.

Alba ist beunruhigt wegen ihrer Tochter Lilia, die mehr Zeit mit Kurt, dem Sohn von Albas Liebhaber Joachim, verbringt als ihrer Ehe mit Marco guttut. Ihrer alten Freundin Marisol , die einen schweren Vertrauensbruch begangen hat, kann Alba endlich verzeihen. Ihrer großen Liebe Matias dagegen nicht.

So viele Verletzungen, Missverständnisse und auch Geheimnisse stehen der ersehnten Aussöhnung im Wege. Doch auch das Schicksal hat einen Plan und bringt großes Unglück und auch unverhoffte Freude und eine neue Liebe. Am Ende ist es die Familie und der Zusammenhalt, der zählt.

Dies ist der vierte und zu meinem großen Bedauern der letzte Band der Mallorca-Saga und es heißt für mich Abschied nehmen von der Familie Delgado Ramis, die ich durch bewegte familiäre und auch historisch bedeutsame Zeiten begleiten durfte.

Es war nie langweilig und immer war der Zauber Mallorcas und der von Kuba zu spüren. Ich habe viel über mallorquinische und kubanische Geschichte gelernt.

Der letzte Band konzentriert sich ganz auf die Familie und arbeitet vieles aus der Vergangenheit auf. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, hat aber in meinen Augen mehr Freude, wenn man die ganzen Ereignisse kennt.

Wieder sind es die Frauen, die im Mittelpunkt stehen. Jede hat ihre Stärken und Schwächen und jede steht für einen besonderen Aspekt der damaligen Zeit. So ist es folgerichtig, dass die Ereignisse rund um die nachfolgende Generation mehr Raum einnehmen.

Wieder durchlebe ich die ganze Bandbreite der Gefühle - Verlust, Enttäuschung, Hoffnung, Freude und immer wieder Liebe und den Wunsch nach Versöhnung.

So ist es für mich stimmig, dass der Roman mit einem Familienfest schließt, das einen freudigen Anlass hat, aber unvorhergesehen turbulent ein Ende findet. So wie das Leben eben ist !

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Eine alte Familienfehde und eine unmögliche Liebe

Die Zuckerbaronin
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Auf den ersten Blick erscheint der Roman wie ein moderner Wirtschaftskrimi. Es geht um die Vorherrschaft im Geschäft mit dem Zucker.

1908 beherrschen die Zuckerbarone den Markt. Sie bestimmen den Preis ...

Auf den ersten Blick erscheint der Roman wie ein moderner Wirtschaftskrimi. Es geht um die Vorherrschaft im Geschäft mit dem Zucker.

1908 beherrschen die Zuckerbarone den Markt. Sie bestimmen den Preis für den Rohstoff "Zuckerrübe " und das Endprodukt und sind mächtige Arbeitgeber. Sie spielen ihre ganze Macht aus, als der Süßstoff Saccharin erfunden wird und mit seinem niedrigen Preis ihr Imperium bedroht. Saccharin wird in Deutschland verboten. Der Schmuggel blüht.

So auch im Bayrischen Wald - auf der einen Seite der Schmugglerkönig Schindler, das aus ärmlichen Verhältnissen stammt und auf der anderen der reiche Zuckerbaron Wallendorf. Hier geht der Konflikt noch tiefer, hat eine persönliche Seite und wird deswegen noch erbitterter geführt. Eine Verbindung zwischen den Familien ist undenkbar und doch hat das Schicksal anders entschieden.

Martha, die älteste Schindlertochter verliebt sich in den Wallendorf-Erben Alexander, ohne zu wissen, wer ihr Herz erobert hat.

Das Buch ist ein richtiger Pageturner und hat mich völlig gefangen genommen. Es beginnt sehr dramatisch mit einer missglückten Schmugglerfahrt. Die Familie Schindler konnte sich deshalb meiner Sympathien gewiss sein. Martha ist bildhübsch und verdreht den Männern in der Umgebung den Kopf, ohne sich binden zu wollen. Sie ist eine wichtige Stütze des Vaters beim Schmuggel. Sie ist stolz und wie ich im Verlauf der Ereignisse feststellen musste leider auch rachsüchtig und nachtragend.

Ihre Schwester Gwendolyn steht völlig in ihrem Schatten. Zu unrecht, denn sie ist intelligent, treu und zu tiefen Gefühlen fähig. Sie stand mir mit ihrer bescheidenen und ruhigen Art näher als Martha.

Der Zuckerbaron Wallendorf ist das typische Abbild eines erfolgreichen und Profit orientierten Industriellen, der seine Familie führt wie sein Unternehmen. Um so überraschter war ich, als klar wurde, dass sein Sohn Alexander auf positive Weise aus der Art schlägt. Er steht zu seiner Liebe gegen den anfänglichen Widerstands seines Vaters und heiratet eine Schindlertochter. Doch statt die Fehde zu einem glücklichen Ende zu bringen, wird die Feindschaft größer.

Der Roman hat alles, was man sich von einer guten Geschichte wünscht - eine packende Handlung, realistische Figuren , viele Emotionen und das verpackt in einen interessanten historischen Kontext. Mir war dieser Zuckerkrieg und die Entstehungsgeschichte des Saccharins unbekannt. Wieder was dazu gelernt. Einziger Wermutstropfen , es ist eine Dilogie und nun heißt es auf die Fortsetzung warten.

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