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Veröffentlicht am 27.02.2024

Highlight

Shuggie Bain
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Glasgow, in den 80er Jahren: Shuggie Bain, Lieblingskind von Agnes, der Trinkerin, wächst hier im Arbeiterviertel in Armut auf. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit prägen das Leben der Arbeiter in ...

Glasgow, in den 80er Jahren: Shuggie Bain, Lieblingskind von Agnes, der Trinkerin, wächst hier im Arbeiterviertel in Armut auf. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit prägen das Leben der Arbeiter in Glasgow. Huggies Vater hat schon lange die Flucht ergriffen: Anfänglich von Agnes Schönheit geblendet, hat er längst begriffen, dass er ihr nicht helfen kann. Unterhalt zahlt er nicht - und so landen Agnes, ihre zwei Kinder aus erster Ehe und dem gemeinsamen Kind Shuggie in der Sozialwohnungssiedlung. Agnes versäuft das Geld von der Stütze am ersten Tag nach Erhalt und für Essen bleibt den Kindern nichts mehr. Wenn das Geld alle ist, macht Agnes sich schön, pflegt sich, zieht ihren schönen Pelz aus alten Tagen an (der Pfandleiher wollte den nicht haben) und macht sich auf dem Weg um einen Mann zu suchen, der ihr einen Drink spendiert.
Shuggies ältere Geschwister Kath und Leek ziehen aus, und so ist es an Shuggie sich um seine Mutter zu kümmern. Er, der anders ist als andere Jungs, feminin mit weichem Gang, versucht auf seine Mutter aufzupassen. Er schwänzt die Schule, beschützt sie vor aufdringlichen Männern die an die Tür klopfen, wischt ihr Erbrochenes auf und bringt sie ins Bett. Doch Shuggie gibt nicht auf: Das Wohlbefinden seiner Mutter ist für Ihn das erste Gebot…

Es ist ein Buch über bedingungslose Liebe, Sucht und Abhängigkeit und deren Auswirkungen auf alle Familienmitglieder.

Shuggie Bain ist der Romandebüt von Douglas Stuart, der hier die eigene Geschichte seiner alkoholkranken Mutter erzählt, ausgezeichnet mit dem Booker Preis 2020.

Mir persönlich hat die tieftraurige Geschichte gut gefallen, lesenswert, aber nicht mein Lesehighlight des Jahres.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Traurig und einfach gut!

Bunte Fische überall
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Barnie ist 13 Jahre alt und wächst in einer Regenbogenfamilie auf.

"Regenbogenfamilien?" Offenbar hatte Sergej das Wort noch nie gehört. "Na ja, so nennt man Frauen- oder Männerpaare mit Kind".
"Wieso ...

Barnie ist 13 Jahre alt und wächst in einer Regenbogenfamilie auf.

"Regenbogenfamilien?" Offenbar hatte Sergej das Wort noch nie gehört. "Na ja, so nennt man Frauen- oder Männerpaare mit Kind".
"Wieso das denn?"
"Hm." Ich hatte mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht. Mein Blick fiel auf den neuen Radiergummi im Regal. Die Regenbogenflagge leuchtete in der Nachmittagssonne.
"Weil..." Ich überlegte. "Vielleicht, weil die Lebensgeschichte der Leute so bunt sind wie die Farben des Regenbogens..." (Tolino, Seite 105)

Eigentlich ist Barnie ein ganz normaler Teenager: Ein wenig verliebt in den Nachbarsjungen Sergej und nie mit dem zufrieden was die Eltern gerade (nicht) erlauben. Aber zum Glück kommt das neue Baby-Schulprojekt gerade richtig: Jeweils zu zweit soll man sich 24 Stunden am Tag um eine Baby-Computer-Puppe kümmern. Das Projekt soll aufzeigen, das Jugendliche besser nicht im Teenie-Alter schwanger werden sollten.
Barnie und Sergej schliessen sich für dieses Projekt zusammen und werde so zu Eltern.
Doch auf einmal stellt Barnie fest, dass nicht alles so toll an Sergej ist wie seine Küsse...
Und dann gibt es ja auch noch Tore, der viel verantwortungsvoller ist und ihre Familie nicht als "nicht normal" tituliert.

Mir hat das Jugendbuch sehr gut gefallen. Der Erzählstil ist flüssig und das Thema ist wichtig.
Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Schöne Geschichte!

Kleine Freuden
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Die Geschichte spielt 1957 bei London.

Alle beginnt mit einem Zeitungsbericht, erschienen im Lokalblatt der 'North Kent Echos‘, wo die fast 40-jährige, alleinstehende Jean Swinney, Redakteurin, Kolumnistin ...

Die Geschichte spielt 1957 bei London.

Alle beginnt mit einem Zeitungsbericht, erschienen im Lokalblatt der 'North Kent Echos‘, wo die fast 40-jährige, alleinstehende Jean Swinney, Redakteurin, Kolumnistin und ein bisschen Mädchen für alles ist, arbeitet.
'Männer für die Fortpflanzung nicht mehr benötigt', berichtet der Artikel über eine Studie zur Parthenogenese bei Seeigeln, Fröschen und Kaninchen. Weiter berichtet der Artikel: 'Man könne zur Annahme kommen, dass sich das auch auf die Menschen übertragen lasse'.

Als Tags darauf Leserbriefe bei der Zeitung eingehen, ist einer dieser Leserbriefe besonders interessant:
Die Leserin Gretchen T. behauptet, dass sie vor 10 Jahren genau so, nämlich jungfräulich, ihre Kind empfangen habe.
Jean ist skeptisch und wittert eine Story. Sie beschliesst dieser Geschichte auf den Grund zu gehen.

So lernt Jean das gut aussehende Gretchen, ihre bezaubernde Tochter Margaret und den charmanten Ehemann Howard kennen. Dieser unterstützt seine Frau und zweifelt nicht eine Sekunde an ihrer Glaubwürdigkeit.
Nachdem Jean erfährt, dass das 18-jährige Gretchen während der (jungfräulichen) Zeugung in einer Klinik lag und nicht in der Lage war das Bett auch nur eine Sekunde zu verlassen, ist auch sie versucht Gretchens Geschichte zu glauben.
Während die Forscher Tests durchführen, kommen sich die drei Erwachsenen und Margret immer näher. Jean, die mit ihrer altersschwachen Mutter alleine lebt und keine Freunde hat, verguckt sich in Howard und auch dieser scheint ihr gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Jean lebt zum ersten Mal auf, während Gretchen sich immer öfter in ihre eigene Welt zurückzieht.
Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes..

Das Buch ist eine wunderschöne Geschichte, in einer unglaublich schönen Sprache erzählt und ich fühlte mich wie in einer Zeitreise. So müssen die Leute in den 50er Jahren gesprochen haben.

Und das Cover <3 <3 <3 wunderschön!!!

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Spannend wie ein Krimi!

Zeitreise
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Was für ein bewegtes Leben!!! Mit angenehmer Stimme lässt Stefan Aust sein Leben Revue passieren. Eindrucksvoll erzählt er über die bekannten Themen wie RAF, Hitlers Tagebücher, Mauerfall, die Barschel-Affäre, ...

Was für ein bewegtes Leben!!! Mit angenehmer Stimme lässt Stefan Aust sein Leben Revue passieren. Eindrucksvoll erzählt er über die bekannten Themen wie RAF, Hitlers Tagebücher, Mauerfall, die Barschel-Affäre, etc.pp., aber auch unbekanntere Themen werden erzählt. Das Kapitel "die Kinder von Cighit" hat mich sehr berührt und mir kamen die Tränen.
Das Buch ist wunderbar aufgebaut und hat mich sofort begeistert: Es beginnt mit der Geschichte seines Großvaters und Vaters. Chronologisch erzählt er seine Zeitreise, selten greift er der Zeit vor, kommt aber immer wieder zurück zum eigentlichen Punkt.
Machenschaften der Politik, verwebt er mit seinen privaten Geschichten und seiner steilen Kariere beim Spiegel. Seine persönliche Meinung gibt er wieder, drängt sie aber nicht auf. Ich mag seinen Erzählstil, seine Bücher und seine "überdurchschnittliche durchschnittliche Art".

Grosse Leseempfehlung. Diese Autobiografie liest sich wie ein Krimi.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Toll!

Wellenflug
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Das Cover sprach mich sofort an und ich wurde nicht enttäuscht:

Constanze Neumann erzählt die bewegenden Geschichten zweier Frauen in deren Zeit. Dabei hat Constanze Neumann reale Figuren und historische ...

Das Cover sprach mich sofort an und ich wurde nicht enttäuscht:

Constanze Neumann erzählt die bewegenden Geschichten zweier Frauen in deren Zeit. Dabei hat Constanze Neumann reale Figuren und historische Ereignisse mit fiktiven Handlungen ausgeschmückt.

Im ersten Teil geht es um Anna Reichenheim, sie hat jüdische Wurzeln und ihr einziges Besterben ist es, sich gut zu verheiraten, den Wohlstand zu erhalten, viele Kinder zu gebären und diese zu selbständigen Erwachsenen zu erziehen, die selber Verantwortung übernehmen können.
Doch ihr Erstgeborener Heinrich, der 1881 das Licht der Welt erblickt, macht ihr da ein Strich durch die Rechnung: Ein liebenswerter Junge, der aber nie ernst ist und sich kaum auf wichtige Dinge, wie Schule und Lernen konzentrieren kann, wächst zu einem Lebemann, Draufgänger und Spieler heran...

Im zweiten Teil erzählt Marie ihre Geschichte:
Marie kommt aus armen Verhältnissen und hat nicht mal einen Schlafplatz für die Nacht, als sie den reichen, jetzt erwachsenen Heinrich Reichenheim kennenlernt. Vertrieben von dessen Familie, bauen sie ein neues Leben in Amerika auf. Marie kann Heinrich zwar von seiner Spielsucht abhalten, leidet jedoch darunter, dass sie von seiner Familie nicht anerkannt wird.
Das Leben in Amerika läuft nicht so, wie sie es sich wünschen: ...
Und dann bricht in Deutschland der erste Weltkrieg aus und Heinrich hat die Hoffnung von seiner Familie rehabilitiert zu werden, wenn er für das Vaterland in den Krieg zieht...

Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen!
Eine grosse Leseempfehlung von mir.

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