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Veröffentlicht am 19.10.2024

Kein Thriller, aber unbedingt zu emofehlen

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Wer bei diesem Roman von Tsokos & Tsokos eine Thriller erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Es handelt sich hierbei um die Geschichte des als "förderungsunfähig" bezeichneten mittlerweile fast 80-jährigen ...

Wer bei diesem Roman von Tsokos & Tsokos eine Thriller erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Es handelt sich hierbei um die Geschichte des als "förderungsunfähig" bezeichneten mittlerweile fast 80-jährigen Heinz Labensky. Er lebt in einem Seniorenheim und bekommt eines Tages einen Brief. Der Brief stammt von der Tochter seiner Jugendfreundin Rita, die ihm mitteilt, dass sie, die ihr Mutter nie gekannt hat, ihn gerne kennenlernen möchte. Dem Brief beigelegt ist ein Zeitungsartikel über den Fund von Knochen, die nach fast 50 Jahren gefunden wurden. Kurzentschlossen macht sich Heinz auf den Weg nach Warnemünde. Er fährt mit dem Flixbus, schliesst sich einer Gruppe an, die noch ein Ticket übrig hat. Auf seiner Reise trifft er verschiedene Mitreisende und lässt -teils im Traum, teils durch Erzählungen- sein Leben Revue passieren. Ich konnte bereits nach den ersten Seiten in den Roman vollständig eintauchen und hatte ein Bild von Heinz vor Augen. Ich habe diesen Mann in mein Herz geschlossen.

Schwierig, diesen Roman zu beurteilen ohne zu spoilern... Es ist beeindruckend, was diesem naiven Mann in seinem Leben schon passiert ist. Die Geschichte des Heinz Labensky könnte sich tatsächlich so abgespielt haben. Heinz beurteilt alle anderen aus seiner Sicht, die des naiven und als Tölpel abgestempelten Menschen.

Es ist dem Autorenpaar gut gelungen, die Sprache den Schauplätzen anzupassen. Trotz des teilweise ernsten Themas musste ich an einigen Stellen laut lachen, weil die Schilderung der Ereignisse so witzig war. Der feine Humor zieht sich durch das ganze Buch. Wer sich mit der ehemaligen DDR einmal befasst hat, kann den Roman gut nachvollziehen. Man merkt, dass Anja Tsokos weiß, wovon sie schreibt (siehe Vita von Anja Tsokos am Ende des Romans )

Das Cover, das den einsamen Mann zeigt, passt gut zur Geschichte. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Der Roman wird in meiner Sammlung unter der Rubrik "Lese ich nochmal" eingeordnet. Ich würde mich freuen, wenn es von diesem Autorenduo weitere Romane geben würde.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Großartig

Die vorletzte Frau
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Dieser autobiographische Roman der Autorin hat mich begeistert. In leicht zu lesender Sprache versteht es die Autorin gekonnt mehrere Problemkreise schildern: Ein Paar in einer fast 20-jährigen (überwiegenden) ...

Dieser autobiographische Roman der Autorin hat mich begeistert. In leicht zu lesender Sprache versteht es die Autorin gekonnt mehrere Problemkreise schildern: Ein Paar in einer fast 20-jährigen (überwiegenden) Fernbeziehung, beide geschieden, sie (30) schon vor der Scheidung alleinerziehende Mutter einer Tochter , er (59) ein berühmter Schriftsteller und Professor aus der Schweiz, 19 Jahre Altersunterschied…Und dann erkrankt er an Krebs...

Katja Oskamp versteht es in ihrem Roman ohne Beschönigungen oder Verbitterung zu schildern, was eine Frau erlebt, wenn der Partner an Krebs erkrankt. Das Hin- und Hergerissensein zwischen eigenem Beruf und Leben, dem Dasein für den Partner in dieser für beide belastenden Situation, um dann am Ende zu erkennen, dass sie eben die vorletzte Frau ist und es eine Nachfolgerin gibt.

Trotz des ernsten Themas vermittelt das Cover des Buches eine Leichtigkeit, die sich durch die Sprache im ganzen Roman fortsetzt. Vor allem die Sprache der Autorin hat mich in diesem Roman begeistert: kurz, knackig, ohne zu beschönigen! Der eine oder andere Lesende wird bei manchen Formulierungen vielleicht schlucken, ich fand sie im Kontext genau richtig und treffend. Angefangen vom Kennenlernen, der Beziehung in der eigentlich immer er bestimmt und letztendlich die Krankheit: toll beschrieben. Und bei allen durchaus auch kritischen Bemerkungen über Tosch ist dennoch auch die Liebe zu diesem Mann zu spüren. Ohne ihn wäre wohl auch ihr Roman "Marzahn mon amour"nie entstanden, den ich übrigens auch sehr gerne gelesen habe.

Ich kann diesen großartigen Roman auf jeden Fall weiterempfehlen und gebe daher volle fünf Sterne.

PS: Wer mehr über Tosch (Thomas Hürlimann) und seine Ärzte/Krankenhausodysee aus seiner Sicht erfahren möchte, dem empfehle ich seinen Artikel in der Neuen Züricher Zeitung "Meine Reise ins eigene Innere. Wie ich mich und die Schweiz erst in den Spitälern von Basel bis Nidwalden richtig kennenlernte"

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Unbedingt lesen!

Partikel
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Das Problem Mikroplastik wird in diesem Thriller auf packende Weise thematisiert. Ein Thema, das bisher noch viel zu wenig Beachtung findet. Sowohl das Cover und der Klappentext als auch die Leseprobe ...


Das Problem Mikroplastik wird in diesem Thriller auf packende Weise thematisiert. Ein Thema, das bisher noch viel zu wenig Beachtung findet. Sowohl das Cover und der Klappentext als auch die Leseprobe haben mich davon überzeugt, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.

Ein Schiff gerät in einen Sturm und erleidet Schiffbruch, wodurch der illegal transportierte Plastikmüll ins Meer gelangt und ein massives Fischsterben verursacht. Auf einer Hochzeitsfeier erleiden einige Gäste Vergiftungen durch unbekannte Erreger, es kommt sogar zu Todesfällen. Ein kleines Mädchen leidet an unerklärlichen Magenbeschwerden. Es stellt sich heraus, dass sich in ihrem Blut bereits große Mengen Mikroplastik angesammelt haben, mit denen ihr kleiner Körper nicht zurechtkommt. Zoe ist unheilbar an Krebs erkrankt. Ihre Tante Melissa, eine Journalistin, beginnt zu recherchieren und zu berichten. Der BND schaltet sich ein.

Wolf Harlander hat sich dem Thema Mikroplastik angenommen und es meiner Meinung nach hervorragend umgesetzt. Der Thriller ist politisch und medizinisch hochbrisant geschrieben. Die Perspektivenvielfalt ist gut gelungen, der Inhalt wird durch Auszüge aus wissenschaftlichen Texten, Briefen und anderen Aufzeichnungen untermauert, die Melissa bei ihren Recherchen gefunden hat. Es ist erschütternd zu erfahren, dass ein Mensch pro Woche etwa die Menge einer Kreditkarte (5g) Mikroplastik aufnimmt – eine Tatsache, die mich schockiert hat.

Trotz der Schwere des Themas ist es Harlander gelungen, einen spannenden und flüssig zu lesenden Thriller zu schreiben. Beim Lesen der rund 600 Seiten kam bei mir keine Langeweile auf. Im Gegenteil: Wut, Traurigkeit und Mitleid wechselten sich ab. Die Charakterbeschreibungen sind gelungen. Obwohl ich relativ schnell vermutete, wer hinter allem steckt, habe ich den Thriller regelrecht verschlungen.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Thriller eine gute Vorlage für einen Film wäre, um dieses wichtige Thema auch dem nicht lesenden Teil der Bevölkerung näherzubringen.

Zurück bleibt bei mir ein schales Gefühl und die Bestärkung in meinem Willen, so weit wie möglich auf Plastik zu verzichten – und das nicht nur bei den offensichtlichen Dingen!

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