Kein Thriller, aber unbedingt zu emofehlen
Wer bei diesem Roman von Tsokos & Tsokos eine Thriller erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Es handelt sich hierbei um die Geschichte des als "förderungsunfähig" bezeichneten mittlerweile fast 80-jährigen ...
Wer bei diesem Roman von Tsokos & Tsokos eine Thriller erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Es handelt sich hierbei um die Geschichte des als "förderungsunfähig" bezeichneten mittlerweile fast 80-jährigen Heinz Labensky. Er lebt in einem Seniorenheim und bekommt eines Tages einen Brief. Der Brief stammt von der Tochter seiner Jugendfreundin Rita, die ihm mitteilt, dass sie, die ihr Mutter nie gekannt hat, ihn gerne kennenlernen möchte. Dem Brief beigelegt ist ein Zeitungsartikel über den Fund von Knochen, die nach fast 50 Jahren gefunden wurden. Kurzentschlossen macht sich Heinz auf den Weg nach Warnemünde. Er fährt mit dem Flixbus, schliesst sich einer Gruppe an, die noch ein Ticket übrig hat. Auf seiner Reise trifft er verschiedene Mitreisende und lässt -teils im Traum, teils durch Erzählungen- sein Leben Revue passieren. Ich konnte bereits nach den ersten Seiten in den Roman vollständig eintauchen und hatte ein Bild von Heinz vor Augen. Ich habe diesen Mann in mein Herz geschlossen.
Schwierig, diesen Roman zu beurteilen ohne zu spoilern... Es ist beeindruckend, was diesem naiven Mann in seinem Leben schon passiert ist. Die Geschichte des Heinz Labensky könnte sich tatsächlich so abgespielt haben. Heinz beurteilt alle anderen aus seiner Sicht, die des naiven und als Tölpel abgestempelten Menschen.
Es ist dem Autorenpaar gut gelungen, die Sprache den Schauplätzen anzupassen. Trotz des teilweise ernsten Themas musste ich an einigen Stellen laut lachen, weil die Schilderung der Ereignisse so witzig war. Der feine Humor zieht sich durch das ganze Buch. Wer sich mit der ehemaligen DDR einmal befasst hat, kann den Roman gut nachvollziehen. Man merkt, dass Anja Tsokos weiß, wovon sie schreibt (siehe Vita von Anja Tsokos am Ende des Romans )
Das Cover, das den einsamen Mann zeigt, passt gut zur Geschichte. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Der Roman wird in meiner Sammlung unter der Rubrik "Lese ich nochmal" eingeordnet. Ich würde mich freuen, wenn es von diesem Autorenduo weitere Romane geben würde.