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Veröffentlicht am 21.04.2020

Sehr speziell, aber leider doch enttäuschend...

Meine Schwester, die Serienmörderin
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Mir fällt es ein wenig schwer diese Rezension zu schreiben. Normalerweise weiß ich in Ansätzen, was ich schreiben möchte, aber bei diesem Buch ist mein Kopf leer. Das Leseerlebnis war intensiv, aber auch ...

Mir fällt es ein wenig schwer diese Rezension zu schreiben. Normalerweise weiß ich in Ansätzen, was ich schreiben möchte, aber bei diesem Buch ist mein Kopf leer. Das Leseerlebnis war intensiv, aber auch verwirrend. Ich versuche so gut wie es geht meine Gedanken niederzuschreiben.
Die Autorin hat eine sehr spezielle Geschichte geschrieben, die mit ihrem prägnanten und sehr speziellen Schreibstil auffällt. Sie bleibt sehr distanziert, emotionsarm, fast schon analytisch. Eine wirklich konstant erzählte Geschichte kann ich nicht wirklich erkennen. Es wirkt eher als hätte die Autorin Szenen zusammengeschustert, die über mehrere Wochen stattfinden. Leider ist auch die Gefahr sehr groß, dass sie sehr viele Szenen/Geschehnisse anreißt, Krummen sät, die zu Spekulationen und Vermutungen einladen, aber nie aufklärt was dahintersteckt. Mir fehlen ausführlichere Szenen und Gespräche, damit sich der Leser noch genauer in Korede und ihre Schwester hineinversetzen kann. Außerdem konnte ich nur schwer am Ball bleiben, meine Gedanken sortieren und Empathie für die beiden Mädels aufbringen.
Korede wirkt wie der Schreibstil - analytisch, kalt, emotionsarm und distanziert. Einzig für ihren Schwarm und ihre Schwester bringt sie so etwas wie Gefühle auf. Beide Regungen kann ich null verstehen, ich finde weder den Arzt noch ihre Schwester sympathisch. Ayoola ist einfach furchtbar nervig. Sie benimmt sich wie ein naives verwöhntes Püppchen, das tun und lassen kann was sie will, nur weil sie schön ist! Sie wickelt alle um den kleinen Finger! Das hat mich stellenweise so aufgeregt! Ich hätte mir in diesem Punkt mehr Tiefgründigkeit gewünscht und dass mit solchen Vorurteilen aufgeräumt wird, die die Autorin mit ihrer Position gegenüber Männern vertritt. Ich sage es nicht oft, aber die Message des Buches finde ich bis zu einem gewissen Grad problematisch!
Einzig den Komapatienten fand ich sympathisch. Im Nachhinein verstehe ich noch nicht ganz seine Rolle in allem, außer er ist so eine Art... Metapher für ein Leben ohne Ayoola, mit Normalität und Gerechtigkeit?!
Ich kann nicht sagen, warum ich trotzdem dran geblieben bin. Ich war fasziniert: von dem Schreibstil, was hinter allem steckt und Koredes Art war mal etwas ganz Anderes. Das Ende und manche Passagen haben mich sehr verwirrt zurückgelassen. Entweder habe ich es einfach nicht verstanden oder die Autorin hat nicht genug auserzählt. Ich fühle mich als würde mir die Autorin ein Rätsel geben, das eigentlich ganz simpel ist und in ihrem Kopf Sinn ergibt, aber die zentralen Fundamente fehlen, um das Rätsel in seinem vollen Umfang zu verstehen und lösen zu können...Die Geschichte entzieht sich mir und ich bleibe verwirrt zurück. Versteht ihr, was ich sagen möchte?
An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass ich es sehr erfrischend fand, dass die Geschichte in Lagos gespielt hat, obwohl der Leser nicht wirklich viel von der Umgebung mitbekommt. Es hätte überall spielen können. Einzige Hinweise auf die Umgebung in Afrika sind die sehr lose erwähnten kulturellen Gegebenheiten.
Insgesamt hat mich die Geschichte eher enttäuscht zurückgelassen. Der Schreibstil war sehr speziell, aber leider war sie sehr oft nicht auserzählt, viele Situationen werden nur angerissen und teils wurde es sehr weird und crinchy. Leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich vergebe unentschlossene 2,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Ein Buch, das Geborgenheit bietet und Hoffnung schenkt

Marianengraben
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Ich bin eigentlich kein Roman oder Roadtripleser, aber dieses Buch habe ich in einer Stories Lesung entdeckt und ich musste es einfach hören /lesen.
Bereits der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. ...

Ich bin eigentlich kein Roman oder Roadtripleser, aber dieses Buch habe ich in einer Stories Lesung entdeckt und ich musste es einfach hören /lesen.
Bereits der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. Die Autorin schreibt sehr flüssig, leicht und an manchen Stellen sehr humoristisch ohne pietätlos zu wirken.
Paula und Helmut sind sehr unterschiedliche Charaktere, die sich im Bezug zu ihrer Trauer in Grundzügen ähneln. Die Protagonistin hat es mal so (oder so ähnlich) gesagt, dass ihre Trauer, die gleiche Sprache spricht, nur mit unterschiedlichem Dialekt. Einerseits begleitet der Leser Paula, Paula hat es momentan nicht leicht in ihrem Leben. Ihr Bruder ist gestorben, sie kann die ewigen Schuldgefühle nicht abstellen, versinkt immer mehr in Depressionen und eine innere Leere zieht sie immer weiter auf einen stillen Grund, ganz tief unten im Marianengraben (11, 000m). Auf der anderen Seite haben wir Helmut. Helmut ist schon sehr alt, viele seiner Freunde/Familienmitglieder sind tot und er buddelt fröhlich seine Freundin Helga aus. Skurrile Situationen kann die Autorin definitiv schreiben. Am Anfang haben die Beiden eher eine Zweckgemeinschaft, ob sie sich wirklich mögen oder sich eher nerven ist hier die Frage. Trotzdem bemerkt man, dass sie sich immer näher kommen (nicht romantisch!) und in dem Gegenüber immer mehr lesen können. Ihre Freundschaft steht noch am Anfang, aber sie können sich gegenseitig helfen, wie es sonst niemand kann. Sie helfen einander über ihre Trauer und das Leben. Ihre Diskussionen haben mich zum Nachdenken gebracht, mich teils zu Tränen gerührt. Die Mischung aus Trauer, Freundschaft, Liebe, Geschwisterliebe, Vergangenheit, Depressionen, Krankheit, Tod und tieferen Fragen konnte mich auf eine ganz besondere Reise mitnehmen. Auch das Faktenwissen über den Marianengraben hat mir sehr gut gefallen.
Insgesamt hat die Autorin eine sehr besondere Geschichte geschaffen, die mich traurig, aber auch erfüllt zurückgelassen hat. Es wurde nie zu erdrückend und besonders Helmut mit seiner schrulligen Art, Paula, Helmuts Hund und Lutz habe ich gerne begleitet. An dieser Stelle an alle, die gerade in einer Trauerphase oder Depression sind, ich weiß nicht, ob die Geschichte so passend für euch ist. Am besten lest ihr eine Leseprobe oder unterbrecht, wenn ihr nicht mehr weiterlesen könnt. Mir hat die Geschichte sehr viel gegeben und mir ein paar Stunden versüßt. Ich vergebe 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Schicksalsmagie - Allein gegen eine Übermacht und eine Prophezeiung...

Clans of London, Band 2: Schicksalsmagie
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Es ist schon wieder ein wenig länger her, dass ich den ersten Band gelesen habe, trotzdem kam ich gut in die Geschichte hinein. Ich wusste zwar nicht mehr zu 100% was vorher im Einzelnen passiert war, ...

Es ist schon wieder ein wenig länger her, dass ich den ersten Band gelesen habe, trotzdem kam ich gut in die Geschichte hinein. Ich wusste zwar nicht mehr zu 100% was vorher im Einzelnen passiert war, aber nach und nach kamen ein paar Erinnerungen zurück. Band 2 schließt direkt an die Ereignisse von Band 1 an.
Sandra Grauers Schreibstil hat mir auch hier wieder gut gefallen. Flüssig und gut verständlich. Die fast 12h des Hörbuch habe ich an einem Stück gehört (doppelte Geschwindigkeit). Ein kleiner Kritikpunkt, wofür die Autorin und die Geschichte nichts können, liegt leider bei den Sprechern. Die Stimmen haben teils null gepasst, total überzogen und an manchen Stellen waren richtig lange Sprechpausen, die für mich eindeutig zu lang waren.
Ansonsten mochte ich Carolin als Protagonistin gerne, obwohl sie mir teils wirklich zu naiv war. Ganz eindeutige Beweise zeigen auf, dass in einer Situation etwas ganz und gar nicht stimmt und sie denkt sich einfach nichts dabei! Es war an manchen Stellen so offensichtlich. Außerdem kam ich gar nicht mehr aus dem Augenrollen heraus, weil sie die ganze Zeit an Ash, ihren Vater und wie ach so schlimm ihre Situation ist. Ellenlange Monologe, die sich teils wie Kaugummi gezogen haben und diese ständigen Wiederholungen! In meinen Augen hat sich Caroline im zweiten Band kaum weiterentwickelt und es dreht sich sehr lange alles im Kreis. Von ihrer blöden Sturheit, die mich mehr als einmal alle meinen Nerven gekostet hat.
Auch Ash wurde mir immer unsympathischer. Ich mochte ihn im 1. Band unglaublich gerne, aber hier hätte ich ihn wegen seiner Unentschlossenheit und seinem ganzen Hin und Her schütteln und erwürgen wollen! Er hat kein Vertrauen in Caroline, seine Instinkte und seinen eigenen Beobachtungen! Ich habe einfach nicht verstanden, warum er sie plötzlich so falsch einschätzt, obwohl noch nichts passiert ist! Ich hätte mir für den Wandel seiner Gesinnung irgendwie einen plausibleren Grund gewünscht, der akuter und realer ist!
Henri und seine Tante Tiana habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie stehen egal was passiert hinter Caroline und kümmern sich fast schon aufopferungsvoll um sie.

Das erneute Aufleben der Dreiecksbeziehung hätte ich dennoch nicht gebraucht!
Die Erschaffung des Antagonisten fand ich unterdessen sehr gelungen. Er kommt aus einer fast unerwarteten Richtung. Der Charakter kam mir teils ein wenig verdächtig vor, aber ich habe es immer wieder verworfen.
Die Handlung an sich mochte ich. Es war nichts Besonderes, Vieles hat man als Vielleser schon gelesen. Mein größter Kritikpunkt ist, dass sich 3/4 des Buches alles im Kreis dreht. Es passiert nicht viel. Da ein paar Angriffe und dort ein paar Gegenaktionen, aber ansonsten standen Carolines nervige Ash Dialoge und die Aussichtslosigkeit der Situation im Vordergrund.
Das Ende finde ich unterdessen durchaus gut gelungen. Es war spannend, geladen und ich habe immerhin alles an einem Stück gehört. So schlecht kann es also nicht gewesen sein.
Besonders gerne mochte ich auch das Setting vor der Kulisse Jamaikas. Urwälder, das Meer und feiner Sand. Ich hatte mit einem Kulissenwechsel gar nicht gerechnet. Es war auf jeden Fall erfrischend.
Insgesamt hat mich die gesamte Dilogie gut unterhalten, aber etwas Besonderes war es leider nicht. Ich würde die Geschichte für etwas jüngere Leser empfehlen, die vllt. neu in das Genre einsteigen möchten und/oder noch nicht so viele Geschichten gelesen haben. Ich vergebe insgesamt 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Sei schnell und noch schneller wieder weg...

Four Dead Queens
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Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich weiß einfach nicht, wie ich es final bewerten soll. Direkt nach dem Lesen hätte ich volle fünf Sterne vergeben, ...

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich weiß einfach nicht, wie ich es final bewerten soll. Direkt nach dem Lesen hätte ich volle fünf Sterne vergeben, aber jetzt habe ich die Geschichte ein wenig sacken lassen und feststellen müssen, dass mich die ein oder andere Sache nicht loslässt.
Zunächst hat Astrid Scholte einen sehr angenehmen Schreibstil. Locker-leicht, erfrischend anders und sie konnte mich mit ihrer Geschichte rund um Kera, Mackiel und Varin für sich einnehmen.
Zunächst erzählt die Autorin keine klassische High Fantasy Geschichte. Es gibt keine Magie, keine fantastischen Völker, magische Wesen, etc. Das einzig fantastische ist die Welt, die nicht die unsere ist. Ansonsten hat sie ein Setting gestaltet, das in vier Teile aufgeteilt ist, jeweils regiert durch eine der Königinnen, die gemeinsam Hof halten.
Durch die zahllosen Perspektiven: alle vier Königinnen, Kera und eine weitere Person, die jedoch erst auf den letzten Seiten ans Licht kommt, wirkt die Geschichte sehr plastisch.
Besonders Kera musste ich einfach in mein Herz schließen. Sie ist innerlich fragil, zerbrochen, trägt innere Schuldgefühle mit sich herum, die quasi Andere dazu einlädt, sie manipulieren zu wollen, unbewusst auf der Suche nach sich selbst. Sie hat durchaus eine dunkle Seite, die sie perfekt beherrscht. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, stark, selbstbewusst, loyal und erfinderisch. Ihr Gegenüber steht Varin, ein Eonist, der seine Gefühle unterdrücken muss und nach und nach entdeckt, dass es so viel mehr zu entdecken gibt, als nur wie ein Roboter Befehle auszuführen und für einen höheren Zweck zu leben. Die Perspektiven der Königinnen fand ich ebenfalls unglaublich spannend und hochinteressant, wie sie in manchen Situationen nach außen wirken (wollen), aber sich ganz anders fühlen, etwas verbergen und ganz anders denken.
Auf die Antagonisten möchte ich gar nicht so viel eingehen. Mich hat die Richtung, die die Autorin einschlägt ein wenig überrascht. Ich hatte viele Vermutungen, habe eigentlich fast jeden verdächtigt.
Leider waren mir die Täter ein wenig zu eindimensional dargestellt und ich hätte es besser gefunden, wenn die eine letzte Perspektive, die dazu kommt, bereits (ohne Namen, quasi anonym) früher aufgetaucht wäre. Das wäre für mich noch um einiges spannender gewesen.
Die Handlung war mal etwas Anderes. Spannend, emotional und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Die wechselnden Perspektiven von Kera und den Königinnen konnten mich durchgehend bei der Stange halten. Ein besonderer Plotttwist hat an einer bestimmten Stelle die Geschichte ganz anders dargestellt und damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Alles wird plötzlich anders und die Spannung war an ihren Höhepunkt.
Erst bei der finalen Auflösung wusste ich nicht, was ich denken sollte. Mein Gehirn hat sich ausgeschaltet, ich war einfach nur verwirrt und dann fing es an zu rattern. Ich bin alles nochmal durchgegangen, jede Situation und dabei sind mir so einige Ungereimtheiten aufgefallen. Ein paar Einzelheiten passen logisch nicht. Ich werde nicht sagen welche, weil es ansonsten spoilern würde, aber sie passen einfach nicht. Ich weiß immer noch nicht, ob die Auflösung einfach nur genial ist und ich den ganzen Umfang und die Genialität nicht verstanden habe oder ob es noch nicht zu 100% auserzählt ist...
Das Ende war für mich auf jeden Fall zu schnell abgeschlossen. Mir fehlt definitiv ein Epilog. Das ist mir alles zu offen und zu schwammig.
By the way hätte ich auch gerne noch mehr von der Welt erfahren. Die Autorin schafft richtig coole Reiche, aber der Leser erfährt kaum etwas von ihrem World Building. Auch ein Nachbarreich wird erwähnt, aber mehr, aber auch nicht. Wenn so etwas schon erwähnt wird, dann möchte ich auch gerne mehr Input haben. Geschichten, Reisende, keine Ahnung, irgendetwas. Vielleicht ist das schon meckern auf hohem Niveau, aber das hat sich langsam in meinem Kopf herauskristallisiert.
Insgesamt hat die Autorin eine coole Mischung aus Krimi und High Fantasy erschaffen, die den Leser konstant die Luft anhalten lässt. Es passiert sehr viel, Schlag auf Schlag und so einen besonderen Genremix habe ich tatsächlich noch nicht vorher gelesen.
Erst nach dem Lesen, wenn man genauer darüber nachdenkt, fallen einem so manche Ungereimtheiten auf, die die Autorin noch hätte ausbessern können. Ich hatte dennoch sehr viel Spaß und vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Eine Welt voller Kampfkunst, Götter und uralter Magie...

Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin
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High Fantasy ist immer etwas Besonderes für mich. Fremde Welten, blutige Kriege, fremde Völker und im besten Fall sehr viel Magie. Besonders dieses Genre schafft es, dass ich alles um mich herum vergessen ...

High Fantasy ist immer etwas Besonderes für mich. Fremde Welten, blutige Kriege, fremde Völker und im besten Fall sehr viel Magie. Besonders dieses Genre schafft es, dass ich alles um mich herum vergessen kann. Ich bin sehr glücklich, dass mich auch "Im Zeichen der Mohnblume" mehr als begeistern konnte.
R.F. Kuang hat einen locker-leichten Schreibstil, der mich förmlich in die Seiten hineingezogen hat. Sie schreibt sehr blutig, brutal und explizit und schont den Leser auf keinste Weise, insbesondere in den Gefechten und die Kriegsgräuel beschreibt sie schonungslos.
Die Protagonistin Rin ist keine Heldin! Sie verkörpert eine wilde Anordnung aus Grautönen. Sie handelt oft sehr nachvollziehbar und auch mit ihren Gedankengängen wirkt sie sehr authentisch. Der Leser merkt, dass sie noch sehr jung und unerfahren ist, wenig von der Welt gesehen hat und die Angst sie teils zu erdrücken versucht. Auf der anderen Seite ist sie mächtig, unbarmherzig, wütend und handelt ohne viel Federlesen und Reue. Ihre Taten zum Ende hin haben mich zunächst geschockt und verständnislos zurückgelassen. Sie beantwortet Feuer mit einem Inferno, eine Lawine mit Bergeinstürzen, einen Tod mit einem wahren Fest aus Morden. Sie ist eine Naturgewalt, die mir ein bisschen Angst einjagt, mich, aber auch auf eine bizarre Art fasziniert. Die Nebencharaktere waren auch sehr gut und vielfältig ausgearbeitet, ob gut oder böse.
Neben der Charaktervielfalt konnte mich auch die Handlung sehr überraschen und fesseln. Anfangs beginnt es relativ ruhig mit Rins Akademiezeit und ihrer Ausbildung, bis es in einen brutalen Krieg mündet, der mehr abverlangt als Magie, Brutalität und Grausamkeit. Viele Intrigen werden gesponnen und dem Leser wird klar, dass er nur die Spitze des Eisberges sieht ohne genauere Hintergründe zu kennen. Viele Fragezeichen sind in meinem Kopf zurückgeblieben. Viele Hintergründe sind offen, wer und was spricht die Wahrheit? Wurden Fehler begangen, die niemals hätten gemacht werden dürfen?
Die Autorin hat mit der Weltgestaltung auf jeden Fall ein Händchen für High Fantasy bewiesen. Es erinnert mich von der Brutalität und Schonungslosigkeit ein wenig an "Nevernight".

Im positiven Sinne. Insgesamt hat R.F. Kuang eine sehr besondere spannende, mitreißende, blutige und innovative Geschichte geschrieben, die an die asiatische Mythologie angelehnt ist, aber so viel Lust auf mehr macht. Ich konnte mich nicht von den Seiten losreißen und freue mich schon sehr auf die restliche Trilogie, die hoffentlich ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringt. Ich vergebe 5/5 Sterne.

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