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Veröffentlicht am 06.12.2021

Erschreckend, moralisch zwiespaltend und zum aus der Haut fahren...

Vollendet – Die Flucht
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"Vollendet" ist eine erschreckende, hochaktuelle, grausame Geschichte - moralisch zwiespaltend und zum aus der Haut fahren. Sie regt zum Hinterfragen und Nachdenken an, über Themen, die wir gerne vergessen ...

"Vollendet" ist eine erschreckende, hochaktuelle, grausame Geschichte - moralisch zwiespaltend und zum aus der Haut fahren. Sie regt zum Hinterfragen und Nachdenken an, über Themen, die wir gerne vergessen möchten, ausklammern, weil es kein Richtig oder Falsch gibt, nur Alternativen, die entweder viele Fragezeichen offen lassen, sich konträr gegenüberstehen oder sich selbst widersprechen. Wann ist ein Mensch etwas wert? Nach der Zeugung? Wenn er lebensfähig ist? Geboren wird? Wer entscheidet das? Eltern, die Gesellschaft, Gott? Und wie sieht es mit Organen aus...Gehören sie uns? Dem Staat? Unseren Eltern? Viele Fragen, wenige Antworten. Das Buch stellt beide Parteien gegenüber, aber enthält sich selbst einer Wertung, überlässt es den Lesenden. Was ist richtig, was falsch? Ich habe gelernt, dass es beides nicht gibt. Es kommt auf die Perspektiven an. Was für den einen falsch ist, ist für den anderen richtig.
Mein Kopf raucht immer noch, ich weiß nicht, was richtig ist, so viele Möglichkeiten, Grausamkeiten, Fragen ohne Antworten. Und genau das hat Vollendet wunderbar hinbekommen. Trotz schwieriger Thematik bekommt es einen Spagat hin zwischen schweren und leichten Szenen, zwischen Fragen und vielen verschiedenen Ansichten (Ärzte, JuPo, Admiral, anderen Jugendlichen). Connor, Risa und Lev stehen im Fokus des Geschehens. Alle mit verschiedenen Perspektiven, Ausgangssituation, Ansichten. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und habe es an einem Abend beendet. Viel von der Handlung möchte ich nicht verraten, um euch nichts zu spoilern. Ich hatte wieder viel Spaß (klingt morbide) mit Neal Shustermans Geschichte und freue mich schon auf sein nächstes Buch. Band 2/3 von Vollendet muss ich nicht unbedingt lesen, weil es so weit abgeschlossen ist. Ich vergebe 4/5 Sterne, weil mir noch das letzte Müh an Ausarbeitung gefehlt hat. Besonders hinsichtlich Lev.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Sophies fesselndes Abenteuer geht weiter …

Keeper of the Lost Cities – Das Exil (Keeper of the Lost Cities 2)
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Nachdem ich Band 1 mit einem lachenden und weinenden Auge gelesen habe, war ich sehr neugierig darauf, wie mir Band 2 gefallen wird.
Der Schreibstil ist wie immer sehr angenehm zu lesen, sodass ich hunderte ...

Nachdem ich Band 1 mit einem lachenden und weinenden Auge gelesen habe, war ich sehr neugierig darauf, wie mir Band 2 gefallen wird.
Der Schreibstil ist wie immer sehr angenehm zu lesen, sodass ich hunderte Seiten in Rekordzeit am Stück lesen konnte.
Die Elemente der Geschichte sind nicht unbedingt neu, aber die Kombination aus der Elfenschule, Elfen, jüngeren Charakteren, magischen Wesen, Geheimnissen, Intrigen und besonderen Gaben gefällt mir richtig gut.
Sophie und ich werden nicht mehr unbedingt die besten Freundinnen, dafür finde ich sie teilweise zu nervig, impulsiv, naiv und zu emotional, aber ich freue mich darauf sie weiter auf ihrer Reise zu sich selbst zu begleiten, denn sie entdeckt immer mehr Fähigkeiten und kommt ihrer Vergangenheit immer einen Schritt näher. In diesem Zusammenhang kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn es manchen zu viel wird, denn wirklich authentisch ist dies nicht unbedingt, aber ich bin ein kleiner Fan von starken und mächtigen Charakteren.
Dieser Band ist um einiges düsterer als Band 1 und endlich bekommen wir ein paar Antworten, auch wenn noch zahlreiche Fragen offen geblieben sind, aber wir haben auch noch min. 6-7 Bände vor uns, die natürlich auch noch einiges enthüllen möchten/müssen. Sophies Grundlage wird schon relativ früh erschüttert, aber ich fand es interessant zu sehen, wie sie agiert, wer zu ihr steht und natürlich habe ich Silveny lieb gewonnen.
Was mir, aber besonders gut an der Geschichte gefällt, sind nicht unbedingt Sophie und ihre Gaben, sondern auf jeden Fall die rebellische Gruppe Black Swan, aber auch die Nebencharaktere. Ich liebe Dex, Keefe, den Heiler, Alden und Sophies Adoptiveltern. Sie sind wunderbar authentisch ausgearbeitet und ich liebe ihre Auseinandersetzung mit Sophie, der für ein zwölfjähriges Mädchen vielleicht ein bisschen zu viel zugetraut wird. Mir würde es vielleicht noch besser gefallen, wenn sie ein paar Jährchen älter gewesen wäre, z.B. 14 oder 16.
Ansonsten ist handlungstechnisch viel passiert, sehr unterschiedliche Plottwists, ob gut oder schlecht, aber ich finde es beachtlich, wie Sophie immer wieder über sich hinauswächst, ihre Ängste und Schwächen überwindet und neue Geheimnisse aufdeckt. Ich glaube in den Folgebänden kommt noch ziemlich viel auf uns zu. Die Mitte zieht sich an manchen Stellen leider ein bisschen, aber die Stellen sind zum Glück nicht von Dauer und es geht spannender und atemloser weiter. Teilweise habe ich das Gefühl, dass die Bände nach einem ähnlichen Schema aufgebaut sind, klassisch erst einmal anknüpfend an die Geschehnisse des Folgebandes, dann passiert etwas Wundervolles oder Schreckliches, ein paar Szenen in der Schule, wieder passiert etwas Schlimmeres bis es sich immer mehr steigert, zwischendrin findet Sophie noch ein paar besondere Fähigkeiten und schon ist das Schlimme auf seinem Höhepunkt, sie kann sich selbst retten oder wird gerettet und am Ende ist Friede, Freude, Eierkuchen. Bisher ist es eine Vermutung, aber ich werde im 3. Band mal genauer darauf achten.
Insgesamt eine schöne Fantasygeschichte für jüngere Leser/-innen, die wahrscheinlich noch mehr Spaß daran haben als ich, weil sie sich mehr mit Sophie identifizieren können. Mit Harry Potter würde ich es nicht unbedingt vergleichen, aber wer es mag, sollte sich diese Geschichte angucken - die Vibes sind auf jeden Fall da. Ich vergebe 4/5 Sterne und eine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Eine gut geschriebene Autobiografie...

"Mama, ich bin schwul"
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Ich lese nicht häufig Autobiographien, weil ich sie in der Regel zwar interessant, aber eher langweilig geschrieben finde.
Anders "Mama, ich bin schwul". Es hinterlässt einen Abdruck, ist inspirierend, ...

Ich lese nicht häufig Autobiographien, weil ich sie in der Regel zwar interessant, aber eher langweilig geschrieben finde.
Anders "Mama, ich bin schwul". Es hinterlässt einen Abdruck, ist inspirierend, gut geschrieben, zwar zieht es sich in der Mitte ein wenig, manchmal liegt in der Kürze einfach die Würze, trotzdem habe ich sie in Rekordzeit gelesen.
Ich habe eine inspirierende Geschichte über Anderssein, Identität, Sexualität, Selbstakzeptanz und Mutter-Sohn-Liebe bekommen, aber auch einen Einblick darin, dass wir, dass unsere Gesellschaft noch lange nicht mental auf dem Niveau ist, wie sie es heute eigentlich sein müsste.
Verdammt nochmal, wir leben im 21. Jahrhundert! Muss so viel Hass, Unverständnis, starre Gedankenstrukturen, Vorurteile, Diskriminierung, Hass und Gewalt wirklich sein? Was Anna und Riccardo Simonetti teilweise erzählt haben...Ich habe fast Schnappatmung bekommen.
Mobbing ab dem Kindergarten, nur weil ein Junge mit Puppen spielen wollte, geht es noch?, Anzünden einer Jacke im Bus, Faustschläge, Morddrohungen, Diskriminierung, Hass...Warum? Ich verstehe es einfach nicht. Sind wir denn nicht alle Menschen, haben wir nicht alle Träume, Wünsche, Bedürfnisse? Woher nehmen wir uns das Recht heraus andere zu beurteilen, nur weil sie anders sind? Weil sie nicht unseren Erwartungen entsprechen? Schreien wir nicht nach Vielfalt und wollen die verrosteten, einengenden Ketten der Generationen vor uns sprengen?
Die Simonettis haben nicht nur ein Plädoyer für das Anderssein, für das Queersein geschrieben, sondern darüber hinaus für Menschlichkeit, für Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Ich habe sehr viel gelernt, nicht nur über die Gesellschaft, sondern auch über mich, dass es vollkommen in Ordnung ist, anders, man selbst zu sein, sich nicht verstecken zu müssen und an seinen Träumen festzuhalten, auch wenn alles gegen einen spricht. Einen Weg gibt es eigentlich immer.
Insgesamt eine tolle Autobiographie, die mir sehr viel Positives, aber auch Negatives mitgegeben hat. Ich bin immer noch geschockt, erschrocken, traurig, wütend, aber auch glücklich, dass ich wieder etwas gelernt habe.
Ich maße mir übrigens keine Bewertung an 🤍

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Never flinch, never fear and never, ever forget...

Nevernight - Die Prüfung
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""Mein Weg führt über die Straße der Schatten. Ich bin ein Gerücht. Ein Flüstern. Der Gedanke, der die Dreckskerle dieser Welt in den Nimmernächten schweißnass erwachen lässt. [...]"" (S. 690)
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Mit Nevernight ...

""Mein Weg führt über die Straße der Schatten. Ich bin ein Gerücht. Ein Flüstern. Der Gedanke, der die Dreckskerle dieser Welt in den Nimmernächten schweißnass erwachen lässt. [...]"" (S. 690)
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Mit Nevernight habe ich ein würdiges 100. Buch beendet, das mich eine ganze Weile begleitet hat, nicht weil ich es schlecht fand, sondern aus rein zeitlichen Gründen. Hätte ich es an einem Stück gelesen, wäre es zu 100 % ein Jahreshighlight geworden, aber so...naja, egal.
Was hebt Nevernight von den anderen Büchern ab, die ich bisher gelesen habe? Diese Frage lässt sich leicht beantworten. Ganz vorne mit dabei auf jeden Fall der metaphorische, gnadenlos ehrliche und besondere Schreibstil und Erzähler, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und die Lesenden nicht mit Samthandschuhen anfasst. Ihr mögt kein Blut, Leichenberge, explizit geschriebenes Gemetzel und Sexszenen, dann nehmt die Beine in die Hand und lauft, aber wenn ihr neugierig geworden seid...
Ich habe die Geschichte genau deswegen geliebt. Ich liebe generell Geschichten, die mich überraschen, zum Lachen bringen, aber auch Schütteln. Sympathien sind rar gesät, aber was erwartet man auch von einer Assassinenschule? Ihr bekommt sehr viel Blut, Mord, Giftanschläge, Rätsel, Intrigen, Gerüchte, Prüfungen und die ein oder andere Folterszene. Trotzdem wird es nicht lächerlich, sondern unglaublich spannend. Mia entwickelt sich so stark weiter, baut ihre Schwächen ab, kämpft und kämpft, geht zu Boden, steht wieder auf, Herr Freundlich immer an ihrer Seite.
Nach Band 1 bin ich umso gespannter, mehr über ihn und Mias Gaben zu erfahren. Ihre Rache, die Geschichte stehen erst am Anfang. In den Folgebänden kann alles und nichts passieren und wie ich Jay Kristoff kenne, werden mir sehr viele Dinge sehr gut gefallen, während mir bei anderen das Herz stehen bleiben wird.
Ich kann euch diese Geschichte sehr ans Herz legen, aber ihr solltet euch bewusst sein, dass ihr eine erwachsene, blutige, überaus geniale Geschichte lest und omg, ganz besonders der Erzähler ist so genial! Ich will unbedingt wissen, wer er ist?! Ich vergebe 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.11.2021

Düsteres Fantasy meets nordische Mythologie und Wikinger...

Nordnacht
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John Gwynne brilliert nicht nur mit Spannung ab der ersten Seite, authentischen Schlachtszenen, grimmigen Krieger/-innen, einem flüssigen Schreibstil, sondern auch mit drei großartigen Protagonist/-innen, ...

John Gwynne brilliert nicht nur mit Spannung ab der ersten Seite, authentischen Schlachtszenen, grimmigen Krieger/-innen, einem flüssigen Schreibstil, sondern auch mit drei großartigen Protagonist/-innen, denen man unglaublich gerne folgt.

Orka, Varg und Elvar stehen am Anfang der Geschichte mit ihren jeweiligen Ausgangssituationen fast vollständig voneinander getrennt dar, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, umso mehr spinnt sich ein Netz, das sie – ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – miteinander verbindet, sei es durch Freunde, Familie, Feinde, Bekannte oder Geschichten. Sie kämpfen, siegen, werden besiegt, leiden, freuen sich, verlieren Freunde und Familie, rächen sie, sie bleiben nie liegen, lernen sich und ihre „chosen Familie“ immer mehr kennen. Besonders die Schlachtgrimmen, Blutgeschworenen und Grend habe ich sehr in mein Herz geschlossen, auch wenn ich weiß, dass niemand sicher ist, dass jeder, jeder Zeit sterben kann. Die Dynamik zwischen Orka und ihrem Mann hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ich musste teilweise so lachen, weil ich mir die Szenen so gut vorstellen konnte. Sie, eine wilde Kriegerin, die sehr aufbrausend ist und gerne auch mal schneller ihre Streitaxt zückt und Thorkel, der es hervorragend versteht, sie besonnen zu beruhigen. Normalerweise habe ich immer eine Perspektive, die ich besonders gerne verfolge und umgekehrt, aber hier habe ich alle Perspektiven gleich gerne gelesen. Sie waren wunderbar unterschiedlich geschrieben, alle auf ihre eigene Weise stark und unabhängig. Besonders das Frauenbild hat mir richtig gut gefallen. Sie sind keine Heimchen, die die Kinder großziehen und ansonsten Statistinnenrollen einnehmen. Sie sind mitten im Geschehen, lassen sich nicht auf das Gebären von Kindern reduzieren, sondern schlagen ihre eigenen Schlachten, kämpfen und töten genauso wie ihre männlichen Gegenstücke, manchmal noch wilder. Die Leser/-innen lernen nicht nur Orka näher kennen, sondern auch Elvar und Varg. Varg hat sich neben den beiden Frauen so sehr gemausert. Am Anfang verängstigt, instinktiv kämpfend, leicht tollpatschig, kann er genauso gut kämpfen wie seine restliche Gruppe. Sehr beeindruckend. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit den Dreien weitergeht, denn die Handlung war nicht immer nett zu ihnen. Es wurde stellenweise sehr blutig, brutal, düster und aussichtslos, trotzdem haben sie nie aufgegeben.

Wenn ihr die Geschichte lesen möchtet, solltet ihr nicht der Illusion nachhängen, dass ihr ein beschönigtes Jugendbuch lest. Es geht hart zur Sache, nordische Mythologie ist nun mal brutaler und blutiger als andere Mythologien. Der Autor hat perfekt die Atmosphäre eingefangen und ich konnte ab einem Punkt kaum aufhören zu lesen. Ich hatte sehr viel Spaß und besonders das Ende macht Lust auf mehr. Es endet nicht direkt mit einem Cliffhänger, trotzdem sieht es nicht gerade gut aus. Der Klappentext ist leider ein wenig ungünstig gewählt, denn dieser spoilert min. die ersten 200 Seiten, wenn nicht sogar mehr.

Ich vergebe übrigens 5/5 Sterne und freue mich schon sehr auf Band 2, der leider erst im Herbst 2022 erscheint.

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