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Veröffentlicht am 17.06.2024

Hochaktuell

Ungleich vereint
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In „Ungleich vereint“ nimmt sich Steffen Mau einem der Dauerbrennerthemen der deutschen Gegenwart an: dem Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland. Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls analysiert Mau, ...

In „Ungleich vereint“ nimmt sich Steffen Mau einem der Dauerbrennerthemen der deutschen Gegenwart an: dem Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland. Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls analysiert Mau, warum die Debatte über die deutsch-deutsche Einheit so oft in Vorwürfen und Gegenvorwürfen feststeckt und selten zu neuen Einsichten führt. Typisch Mau argumentiert er dabei mit Fakten und auf Basis sozialwissenschaftlicher Daten statt die Debatte auf Basis von bloßen Vermutungen zu polarisieren, wie es andere tun.

Mau widerspricht auf diese Weise fundiert einerseits der oft gehörten Angleichungsthese, wonach Ostdeutschland im Laufe der Zeit dem Westen ähnlicher werde. Andererseits zeigt er anhand von Daten auf, dass Ostdeutschland spezifische Probleme hat und nicht, wie kürzlich in einem Bestseller behauptet, „vom Westen erfunden“ wurde. Besonders interessant ist dann Maus Vorschlag, alternative Formen der Demokratie auszuprobieren. Angesichts der schwachen Verankerung traditioneller Parteien in Ostdeutschland plädiert er für die stärkere Einbindung der Bürger:innen durch Bürgerräte.

Das Hörbuch, gelesen von Heiko Grauel, überzeugt durch seine angenehme und verständliche Vortragsweise. Grauel gelingt es, auch komplexe Passagen klar und fesselnd zu vermitteln, sodass das Zuhören niemals langweilig wird. Seine Stimme trägt entscheidend dazu bei, dass die vielschichtigen Analysen und Argumente von Mau gut aufgenommen und verstanden werden können. „Ungleich vereint“ ist damit ein Hörbuch, das nicht nur für Diskussionsstoff sorgt, sondern auch konkrete Auswege aus den festgefahrenen Debatten über Ost und West bietet. Insgesamt ist zwar nicht alles unbedingt neu und überraschend, aber so kompakt zusammengestellt, ist das Hörbuch sicher eine gute Basis für die Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Lustige Romcom

Ehemänner
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Ich mag es, wenn Romane das halten, was sie versprechen - und das gelingt dieser kurzweiligen romantischen Komödie ohne Zweifel! Holly Gramazios Debütroman "Ehemänner" hat mich von der ersten bis zur letzten ...

Ich mag es, wenn Romane das halten, was sie versprechen - und das gelingt dieser kurzweiligen romantischen Komödie ohne Zweifel! Holly Gramazios Debütroman "Ehemänner" hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten. Die Geschichte von Lauren, die plötzlich von einer Reihe potenzieller Ehemänner auf ihrem Dachboden überrascht wird, ist nicht nur originell, sondern auch ein ganz netter Kommentar zu den modernen Beziehungsverhältnissen und Entscheidungsproblemen der heutigen Generation. Dabei versucht der Roman jedoch nicht besonders viel Tiefgang zu entwickeln, verspricht das aber auch nicht, sondern setzt eher auf Humor.

Die verschiedenen "Ehemänner" von Lauren sind ebenso bunt und facettenreich wie unterhaltsam. Jeder bringt seine eigenen Macken und Eigenheiten mit, was Laurens Suche nach dem richtigen Partner nicht nur komplizierter, sondern auch äußerst amüsant macht - und wie sich herausstellt, ist „Mindhunter“ (Achtung Insider) auch bei meinem Mann äußerst beliebt.

Der Schreibstil von Gramazio ist leicht und flüssig. Man fühlt sich an Laurens Seite sofort wohl und fiebert mit ihr mit, während sie sich durch das Chaos ihres Dachbodens und ihrer Gefühle kämpft. Wer auf der Suche nach einer unterhaltsamen, kurzweiligen Lektüre ist, wird bei "Ehemänner" voll auf seine Kosten kommen. Ein Muss für Fans von romantischen Komödien und modernen Beziehungsgeschichten.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Aktuell

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung ...

„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung auch der deutschen Städte diagnostiziert. Besonders im Licht der jüngsten Wahlen gewinnt das Buch an Aktualität und bietet eine erfrischend kritische Perspektive auf das Landleben.

Vedder geht in seinem Buch der Frage nach, warum das Landleben für viele Menschen so anziehend erscheint, während er gleichzeitig die oft unsichtbaren Schattenseiten dieser Idylle aufdeckt. Hinter den idyllischen Fassaden ländlicher Gemeinden verbirgt sich seiner Meinung nach eine bedenkliche Mischung aus Vermögens- und Familienwerten, Statuskonsum, Anpassungsdruck und sozialer Kontrolle. Diese Mischung führt dazu, dass schon kleine Abweichungen von der Norm zu sozialer Ächtung und Scham führen können.

Das Buch ist durchzogen von Vedders persönlichen Erfahrungen, was es trotz der Schwere der Themen unterhaltsam macht. Besonders gelungen sind die zahlreichen soziologischen und literarischen Bezüge, die Vedder herstellt, um seine Thesen zu untermauern. Diese Referenzen reichen von klassischen Werken der Literatur bis hin zu aktuellen soziologischen Studien, was das Buch sowohl für akademisch Interessierte als auch für den allgemeinen Leser bereichernd macht. Einige Passagen, insbesondere im letzten Drittel des Buches, ziehen sich jedoch etwas. Dennoch bot das Sachbuch mir insgesamt viele Diskussionsanregungen, auch wenn ich insbesondere die Positionen zur Pandemie nicht immer teilen konnte. Wer sich für die Dynamiken zwischen Stadt und Land sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland interessiert, wird in diesem Buch also eine anregende Lektüre finden.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Spannend

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die ...

„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die gefährdeten Jugendlichen eine Chance bietet, zu anständigen Erwachsenen heranzuwachsen, präsentiert. Doch hinter dieser Fassade liegt eine Welt voller drakonischer Regeln und Erwartungen. Die Protagonisten J.B., Ramón und Trey leben nach diesen Regeln, bis der Schuldirektor ermordet wird und sie plötzlich die Hauptverdächtigen sind. Jeder von ihnen hatte ein Motiv und möglicherweise auch Zugang zur Mordwaffe. Verzweifelt beginnen sie, selbst zu ermitteln.

Der Vergleich mit „One of Us is Lying“ und „The Hate U Give“ aus der Werbung für den Roman ist tatsächlich treffend und weckte sofort mein Interesse. „Promise Boys“ kombiniert für mich wirklich das Beste aus beiden Welten: Die Spannung eines klassischen Whodunit-Krimis und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Rassismus und Demokratieerziehung. Dabei ist der Roman flüssig und auch für jugendliche Leser:innen relativ einfach geschrieben.

Das Ende des Romans fühlte sich allerdings etwas abrupt an. Nach all der aufgebauten Spannung und den komplizierten Verstrickungen hätte ich mir eine ausführlichere und befriedigendere Entfaltung der Schlusssequenz gewünscht. Der Roman ist dennoch ein Muss für alle, die Jugendromane lieben und sich für soziale Gerechtigkeit und das Erwachsenwerden in schwierigen Verhältnissen interessieren.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Komplex

Die Postkarte
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„Die Postkarte" von Anne Berest, im Hörbuch gelesen von Simone Kabst, ist ein tief bewegendes und literarisch anspruchsvolles Hörbuch, das sich durch seine narrative Vielschichtigkeit und emotionale Tiefe ...

„Die Postkarte" von Anne Berest, im Hörbuch gelesen von Simone Kabst, ist ein tief bewegendes und literarisch anspruchsvolles Hörbuch, das sich durch seine narrative Vielschichtigkeit und emotionale Tiefe auszeichnet.

Die Geschichte beginnt mit einer mysteriösen Postkarte, die im Jahr 2003 in den Briefkasten von Anne Berests Mutter landet. Auf der Postkarte sind vier Namen vermerkt. Diese Namen gehören zu Verwandten von Anne Berest, die während des Zweiten Weltkriegs im Holocaust umgekommen sind. Getrieben von Neugier und dem Wunsch, ihre Familiengeschichte zu verstehen, begibt sich Anne auf eine Reise in die Vergangenheit. Dabei rekonstruiert sie das Leben ihrer Vorfahren, deckt Familiengeheimnisse auf und setzt sich mit der jüdischen Identität und Geschichte auseinander.

Anne Berests Schreibstil ist gleichzeitig poetisch und präzise. Die detaillierten Beschreibungen und lebhaften Charakterzeichnungen lassen die Vergangenheit lebendig werden und machen die Schicksale der Familienmitglieder greifbar. Die Sprecherin des Hörbuchs Simone Kabst liest warm und klar vor, sodass man eigentlich gut folgen können müsste. Allerdings haben mich die komplexen Wege der Familie und verschiedenen Charaktere irgendwann beim Hören verwirrt und überfordert. Ich würde daher eher die Lektüre des Romans empfehlen als das knapp 15 Stunden lange Hörbuch.

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