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Veröffentlicht am 28.01.2024

Collage des Erwachsenwerdens

Klarkommen
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„Klarkommen“ von Ilona Hartmann thematisiert die ungeschönte Realität des Erwachsenwerdens. Die Protagonisten Mounia, Leon und die Erzählstimme selbst stehen vor der Herausforderung, ihren Platz im Leben ...

„Klarkommen“ von Ilona Hartmann thematisiert die ungeschönte Realität des Erwachsenwerdens. Die Protagonisten Mounia, Leon und die Erzählstimme selbst stehen vor der Herausforderung, ihren Platz im Leben zu finden, während sie mit den Enttäuschungen und Erwartungen des Erwachsenenlebens konfrontiert werden, ohne schon erwachsen zu sein: der ersten Wohnung, der ersten Liebe oder der ersten großen Party. Damit gehen sie unterschiedlich um, sodass man sich immer wieder selbst in den verschiedenen Herangehensweisen erkennen kann.

Hartmanns collagenartiger Erzählstil aus Gedankenschnipseln, Beobachtungen und Anekdoten entwickelte für mich einen unerwarteten Sog und fängt die Ambivalenz des Erwachsenwerdens in der Großstadt auf bemerkenswerte Weise ein. Der Erzählton ist dabei zwar einerseits melancholisch, andererseits gibt es aber immer wieder gut beobachtete humorvolle Kommentare und Wortspiele: „Das schlimmste am Zelten war alles“. Auch die Schilderung, dass man als Kind von zu viel Fernsehen „rammdösig“ werde, kam mir sehr bekannt vor.

„Klarkommen“ ist damit eine Lektüre, die die Spannung zwischen Ziellosigkeit und großen Erwartungen ans Erwachsensein einfängt und zugleich unterhält. Wie schon in ihrem Debütroman schafft es Ilona Hartmann, Beobachtungen des Erwachsenwerdens so zu erzählen, dass man sich darin auf fast jeder Seite wiederfinden kann.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Liebe zur Sprache

Der Wortschatz
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"Der Wortschatz" ist ein bezauberndes Bilderbuch von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger, das nicht nur Kinder, sondern auch Sprachliebhaber jeden Alters anspricht. Die Geschichte handelt von Oscar, ...

"Der Wortschatz" ist ein bezauberndes Bilderbuch von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger, das nicht nur Kinder, sondern auch Sprachliebhaber jeden Alters anspricht. Die Geschichte handelt von Oscar, der eine Schatztruhe findet, jedoch enttäuscht ist, als er feststellt, dass sie nur mit alten Wörtern gefüllt ist. Doch als er das Wort "quietschgelb" achtlos wegwirft, geschieht etwas Magisches: Ein gelber Igel taucht auf. Oscar erkennt daraufhin die Kraft der Wörter und lernt, sie bewusst und einfallsreich einzusetzen. Als die Wörter aus seiner Truhe aufgebraucht sind, hilft ihm die Sprachkünstlerin Louise seine eigenen Wörter zu bilden.

Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger vermitteln auf einfühlsame Weise die Bedeutung und den spielerischen Umgang mit Sprache. Jede Seite des Buches ist eine visuelle und literarische Freude, die durch raffinierte Illustrationen, Grafiken und Texte geprägt ist. Die Auswahl der Wörter ist poetisch und einfallsreich, und die Geschichte regt zum Nachdenken über den Wert von Sprache an.

Ich persönlich war restlos von "Der Wortschatz" überzeugt. Es ist ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch Bildung vermittelt. Es eignet sich sowohl für den Einsatz in Schulen zur Sprachbildung als auch für gemütliche Lesestunden zu Hause. Rebecca Guggers und Simon Röthlisbergers Werk ist eine gelungene Kombination aus Spaß, Poesie und Lehrreichem, das sowohl Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen begeistern wird. Ein wohlfühlwörteriges Buch!

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Unterhaltsamer Thriller für Anfänger:innen

Schneesturm
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"Schneesturm" entführt den Leser auf eine packende Reise auf die malerische irische Insel Inishmore, wo eine Gruppe von Freunden zehn Jahre nach einer tragischen Tragödie wieder zusammenkommt, um den Jahrestag ...

"Schneesturm" entführt den Leser auf eine packende Reise auf die malerische irische Insel Inishmore, wo eine Gruppe von Freunden zehn Jahre nach einer tragischen Tragödie wieder zusammenkommt, um den Jahrestag zu begehen. Doch ein unerwarteter Schneesturm schnürt die Insel von der Außenwelt ab und stürzt die Freunde in eine Falle.

Der Roman präsentiert sich als gelungener Mix aus New Adult Thriller (mit älteren Charakteren) und Whodunit, wobei die Dynamik der Freundschaftsgruppe um Cara im Vordergrund steht und es nicht besonders gruselig oder blutig ist, weshalb mich der Stil an New Adult Thriller erinnert hat. Der Schreibstil ist flüssig, obwohl gelegentlich Übersetzungsfehler und auch inhaltlich mitunter weniger plausibler Passagen auftreten. Dennoch gelingt es der Autorin, ein grundsätzlich interessantes Setting zu schaffen, das an die Werke von Agatha Christie wie „Und dann gab’s keines mehr“ erinnert.

Man begleitet vor allem Cara, die als Polizistin mit den Ermittlungen betraut ist. Ihre Unsicherheit und Verwirrung spiegeln sich im Leser wider, während sie verzweifelt versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch auch ihre Entscheidungen werfen Fragen auf, die bis zum Ende nicht vollständig geklärt werden, weil man sich teilweise fragt, wie einer Polizistin solche Fehler unterlaufen können.

Insgesamt ist "Schneesturm" eine unterhaltsame Lektüre, die trotz einiger Schwächen eine fesselnde Geschichte bietet. Die Atmosphäre auf der Insel, die interessanten Charaktere und die überraschenden Wendungen machen das Buch zu einem spannenden Leseerlebnis, das den Leser dann doch bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht, wenn man über Logikfehler hinwegsehen kann.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Poetisch und traurig

Himmelwärts
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"Himmelwärts" von Karen Köhler und Bea Davies entwirft eine anrührende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die unendlichen Weiten des Universums. Bea Davies hat das Buch mit Illustrationen gestaltet, ...

"Himmelwärts" von Karen Köhler und Bea Davies entwirft eine anrührende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die unendlichen Weiten des Universums. Bea Davies hat das Buch mit Illustrationen gestaltet, die eine einzigartige Atmosphäre schaffen und die Leser in die Welt der beiden Mädchen eintauchen lassen. Was die Illustratorin mit Bildern macht, macht Köhler mit Sprache: Poetisch und bildreich werden Toni und YumYum, zwei neugierige 10-jährige Mädchen dargestellt. Sie funken in einer klaren Sommernacht ins All, in der Hoffnung, eine Verbindung zu Tonis verstorbener Mutter herzustellen.
Einfühlsam wird nicht nur die Sehnsucht nach der verlorenen Mutter vermittelt, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Dasein und den Wundern des Lebens auf der Erde. Denn per Funk begegnen Toni und YumYum unerwartet Astronautin Zanna auf der Raumstation. Dies führt zu philosophischen Gesprächen über das Leben.
Die Gestaltung des Buches, abwechslungsreich und künstlerisch, trägt dazu bei, die Handlung visuell ansprechend zu präsentieren. Allerdings könnte die Altersangabe der Protagonisten zu einer gewissen Diskrepanz führen, denn Wissensstand, Sprachstil und einige kulturelle Verweise auf die 1980er Jahre sind eher für ältere Kinder verständlich, die aber erfahrungsgemäß ungern Bücher über jüngere Kinder lesen, die noch zur Grundschule gehen. Das sollte man im Blick haben, wenn man den Roman z.B. verschenken will. Ebenso wichtig ist, zu wissen, dass Tonis Mutter erst kürzlich an Krebs gestorben ist, weshalb das Buch sehr traurig ist. Ich fände es wichtig, das auch auf dem Klappentext deutlicher zu erwähnen, damit man weiß, worauf man sich einlässt.
Insgesamt ist "Himmelwärts" deshalb vor allem ein wunderbares Kinderbuch für Erwachsene und leseerfahrene Kinder, die Freude an der poetischen sprachlichen und bildlichen Gestaltung haben.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Paranoia

Das Philosophenschiff
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"Das Philosophenschiff" von Michael Köhlmeier führt die Leser durch die bewegte Lebensgeschichte der Architektin Anouk Perleman-Jacob. Die Geschichte, die sich hauptsächlich um die Zeit der bolschewistischen ...

"Das Philosophenschiff" von Michael Köhlmeier führt die Leser durch die bewegte Lebensgeschichte der Architektin Anouk Perleman-Jacob. Die Geschichte, die sich hauptsächlich um die Zeit der bolschewistischen Revolution dreht, fasziniert durch den historisch belegbaren Hintergrund. Die Ereignisse auf einem der "Philosophenschiffe", das Anouk und andere Intellektuelle ins Exil führt, basieren allerdings nicht auf historischen Fakten.

Die Erzählung wirft einen Blick auf das Misstrauen zwischen den Menschen, das die Protagonistin auch nach der Überfahrt begleitet. Dieser Aspekt verleiht dem Roman eine tiefgründige Dimension, da die Charaktere ständig im Zwiespalt zwischen Loyalität und Verdächtigungen stehen. Dieser historische Hintergrund war für mich der interessante Kern des Romans.

Die Sprache der Hauptfigur, die mit langen, hypotaktischen Sätzen, Exkursen, vielen russischen historisch belegten und nicht belegten Namen um Authentizität bemüht ist, habe ich jedoch mitunter als anstrengend empfunden. Insgesamt hatte mir der Roman zu wenig Figurenentwicklung und Handlung.

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