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Veröffentlicht am 17.01.2022

Alles rund ums Auto – kindgerecht und informativ

Wieso? Weshalb? Warum? Wir entdecken Autos
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Meine Bewertung bezieht sich auf die Printausgabe, die ich hier aber leider nicht finden konnte.

Hier werden vielfältige Themen rund um das "Heilige Blechle" behandelt:

- Warum fahren wir mit dem Auto?
- Woraus ...

Meine Bewertung bezieht sich auf die Printausgabe, die ich hier aber leider nicht finden konnte.

Hier werden vielfältige Themen rund um das "Heilige Blechle" behandelt:

- Warum fahren wir mit dem Auto?
- Woraus besteht ein Auto?
- Wie arbeitet der Motor eines Autos?
- Wie wird ein Auto gebaut?
- Wieso gehen Autos baden?
- Wann feiern Autos Hochzeit?
- Was macht Autos sicher?
- Wie sahen Autos früher aus?
- Wo müssen Autos langsam fahren?
- Wo dürfen Autos schneller fahren?
- Wie kann man Autos mit anderen teilen?
- Warum muss ein Auto in die Werkstatt?
- Wer braucht Autos im Beruf?

Mit kurzen, informativen und verständlichen Texten werden all diese Fragen beantwortet, untermalt und verdeutlicht durch viele detaillierte, bunte und ansprechende Illustrationen. Auf jeder Seite gibt es mindestens eine, meistens aber zwei oder drei Klappen zum Öffnen und Entdecken, was die Themen noch lebhafter und interaktiver gestaltet und für kleine Entdecker/-innen viel Spaß und Spannung bringt.

Für die ganz kleinen Leser/-innen halte ich die Texte für zu anspruchsvoll. Ist es ja doch eher ein trockenes, sehr technisches Thema, gerade wenn es um den Bau des Autos geht oder die Funktionsweise des Motors. Es wird viel Wert auf Umweltbewusstsein gelegt, so wundert es nicht, dass Wasserstoffbusse, Elektroautos und Carsharing ihren Platz im Buch finden. Vier- und vielleicht auch noch Fünfjährige sind evtl. noch überfordert mit dem Thema und erfreuen sich einfach an den Klappen. Doch Erstleser/-innen, vor allem wenn sie Technik und Autos lieben, haben sicher ihre Freude an diesem informativen, spannenden Sachbuch.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Wie viel psychische und physische Gewalt kann man ohne Gegenwehr ertragen?

Mit dem Rücken zur Wand
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Schon als Kind wird Sara von ihrem Vater mit Prügel überhäuft. Und nicht nur das, auch muss sie sehr oft mit ansehen, wie er ihre Mutter aufs Heftigste schlägt, die Treppen herunterstürzt und auch verbal ...

Schon als Kind wird Sara von ihrem Vater mit Prügel überhäuft. Und nicht nur das, auch muss sie sehr oft mit ansehen, wie er ihre Mutter aufs Heftigste schlägt, die Treppen herunterstürzt und auch verbal völlig niedermacht. Er ist Choleriker, der von jetzt auf nachher losschlägt, hochgradig beleidigend ist und sich offenbar auch nichts um die Meinung anderer schert. Denn er versteckt seine Taten nicht etwa, sondern lebt sie offen aus. Als Schulkind kommt Sara dann in ein Internat, weil die Misshandlungen bekannt wurden und sie geschützt werden musste. Doch mehr ist nicht geschehen. So kommt es, dass sie aus finanziellen Gründen mit ihren beiden Kindern ins das von ihrer Oma geerbte Haus einzieht, welches sich in direkter Nachbarschaft zu ihrem Elternhaus befindet. Sie wünscht sich eine Annährung an ihren Vater, da doch so viele Jahre vergangen sind. Doch weit gefehlt. Neben verbalen Misshandlungen kann er sich auch jetzt nicht zügeln und schlägt sie derart, dass sie über Monate in zahnärztliche Behandlung muss. Sara hat Angst. Um sich, vor allem aber um ihre beiden Kinder. Sie trifft auf die neue Lebensgefährtin des Vaters, die ebenfalls nur von Schreckensszenarien zu erzählen weiß und schon mehrfach schwere Verletzungen davongetragen hat. Das muss ein Ende haben. Er muss am eigenen Leib spüren, was es heißt, Opfer von Gewalt zu werden und so beauftragt sie jemanden, der ihm einen kleinen Denkzettel verpassen soll. Doch der geht gewaltig schief.

Was einem hier geschildert wird, ist manchmal nur schwer zu ertragen und ich musste ordentlich knabbern, an so einigen Szenen. Es ist ja ein Tatsachenroman und nicht nur das: die Protagonistin, also Sara, ist die Cousine einer Kollegin von mir. Ich kenne Sara zwar selbst nicht, dennoch fühlt es sich einfach anders an, als wenn man null Bezug dazu hat. Was Sara, ihre verstorbene Mutter und die neue Lebensgefährtin von diesem brutalen Menschen alles erleiden mussten, ist schlicht unmenschlich und grausam und so kann ich es – zum Teil –verstehen, zu was sie sich hat hinreißen lassen. Zumal die Polizei sich bisher wohl nicht so wirklich eingesetzt hat. Selbstjustiz ist trotzdem nichts, was ich gutheißen kann. Und man kann hier ja auch nicht von einer Affekthandlung sprechen, da die Tat ja doch über einige Tage hinweg geplant und organisiert wurde. Wie es auch immer war, Gewalt gegen andere ist grundsätzlich verachtenswert. Wer selbst Erfahrungen mit diesem Thema hat oder hatte, für den könnte das Buch ein einziger Trigger sein und sollte mit Vorsicht genossen werden. Denn die Misshandlungen etc. sind nahezu ständiges Thema.

Das bringt mich nun auch zum Schreibstil. Der hat mir tatsächlich nicht so gut gefallen. Ich kam mir teilweise vor, als würde ich einen Aufsatz lesen. Und: ständig fingen die Sätze mit dem Namen des Angesprochenen an. Das ging mir dann schon gehörig auf den Keks, weil es wirklich extrem oft war. Auch las es sich teilweise so, dass ich dachte: das hat nicht die Bestsellerautorin Hera Lind so geschrieben, das ist viel zu unprofessionell im Ausdruck/Aufbau. Nicht gefallen hat mir auch, dass selbst Polizei und Justiz sich für meine Verhältnisse zu sehr auf die Seite von Sara gestellt haben. Klar, sie ist einerseits das Opfer, andererseits aber auch eine Täterin. Punkt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Als Privatmensch kann man sich da natürlich auf eine Seite stellen, als Gesetzeshüter und -bewahrer aber keinesfalls. Und ich weiß auch nicht, ob das den Tatsachen entsprach, oder ob an dieser Stelle die Fiktion ein wenig zu sehr bemüht wurde. Zudem war es zu lang. Es wiederholte sich einiges, viele Szenen hätte es nicht gebraucht (vor allem, was die On-Off-Beziehung zu Daniel betrifft) und das Buch hätte durchaus ein Stückweit gekürzt werden können, was dem Spannungsbogen auch gutgetan hätte. So habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich genervt war, das jetzt schon wieder dieser oder jener Erzählstrang durchgekaut wird. Das letzte Drittel, wo es dann rund um Verhaftung und Gerichtsverhandlung ging, fand ich wiederum spannend und gut geschrieben.

Mir hat das Buch gefallen, keine Frage, es hat mich berührt, mich teilweise frösteln lassen und auch ziemlich an den Nerven gerüttelt. Wenn dazu jetzt noch der Schreibstil samt Aufbau besser gewesen wäre, hätte ich es glatt als 5-Sterne-Buch gewertet. So werden es gute 3 Sterne und eine Empfehlung für jeden, der Tatsachenromane mag und keine Probleme damit hat, über extreme Gewaltausübung in der Familie zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Mobbing, Magie und unerklärliche Entführungen – in Arken passieren seltsame Dinge

Millenia Magika - Das Vermächtnis der Raben
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Adrian hat die Nase von Magie gestrichen voll. Er möchte eigentlich nur ein ganz normaler Junge sein, mit Freunden, Schule, Spaß und ohne Magie – gut also, dass sich die Stimme in seinem Kopf, Katze, offenbar ...

Adrian hat die Nase von Magie gestrichen voll. Er möchte eigentlich nur ein ganz normaler Junge sein, mit Freunden, Schule, Spaß und ohne Magie – gut also, dass sich die Stimme in seinem Kopf, Katze, offenbar von ihm losgesagt hat. Er wohnt nun mit seiner Familie im Haus von Tante Lia, die nach dem letzten Abenteuer sämtliche Kraft verloren zu haben scheint. Was schlecht ist, da sie diejenige ist, die den Schleier über Arken aufrechterhält. Lange hält sie das aber nicht mehr durch und so machen sich Jazz und Juri auf den Weg nach Frankfurt, der wohl unmagischsten Stadt, um dort nach Hexen zu suchen, die den Schleider neu weben und ihm so seinen vollen Schutzzauber wiederbringen können. In Frankfurt stoßen sie auf eine Spur, aber auch auf seltsame Gestalten. Unterdessen wird Merle in der Schule ausgegrenzt, als Zombie verspottet und auch dem Mitschüler Titus geht es nicht anders. Titus ist der Bruder von Tonius, der in Teil 1 seine wahre Natur entdeckte und sich den Wölfen von Arken angeschlossen hat. Seit dem ist Titus auf der Jagd nach den Wölfen, die ihm seinen Bruder weggenommen haben. Er glaubt den Magiequatsch nicht und verleugnet seine eigene Natur. Während Merle traurig weiterhin allein auf dem Friedhof ihre Lieder spielt, verschwinden so nach und nach ihre ärgsten Mobber von der Schule. Adrian wird von den Wölfen um Hilfe gebeten – seine Schamanenkraft ist vonnöten, die er doch eigentlich gar nicht haben möchte. Doch ihm wird klar, dass er sich dem nicht entziehen kann – er muss helfen, er ist Teil des magischen Arken und so bekennt er sich wieder zu seiner Magie und erfährt von Tante Lia wichtige Dinge über seine Familie und die Zusammenhänge rund um Arken.

Ich habe mich super gefreut, Teil 2 endlich lesen zu können. Direkt beim Aufschlagen stellte ich fest, dass der Aufbau genau so toll ist, wie im ersten Buch. Ganzseitige s/w-Illustrationen vor jedem Kapitel, diesmal nicht mit roten, sondern mit lila Details. Auf jeder Seitenzahl unten sitzt ein Rabe. Vorne im Buch gibt es wieder eine Karte von Arken und im Nachsatz wieder eine Seite von der Arkenlaterne und vom Arkenspiegel – die beiden Zeitungen von Arken. Wirklich liebevoll und aufwendig gestaltet – richtig klasse!

Diesmal empfand ich die Story anfangs als etwas schwunglos, es ging nicht so richtig los. Doch bald änderte sich das. Es gibt quasi zwei Handlungsstränge: einmal alles rund um Adrian, Merle, die Schule und die Wölfe in Arken und dann der Teil mit Jazz und Juri, die in Frankfurt unterwegs sind. Und ganz klar: der Teil mit Juri war natürlich der witzigere. Juri ist mein absoluter Liebling und er ist immer für einen Lacher gut. Die Sequenzen in Arken waren eher geprägt von Traurigkeit, ziemlich düster und bedrückend durch die Mobbingszenen, unter denen vor allem Merle so zu leiden hat.

Zum Ende, dem großen Showdown, kommen alle wieder zusammen und kämpfen gegen die in Arken eingefallenen Hexenjäger, was rasant und sehr fesselnd auf mich wirkte. Das Ende ist so, dass es sicher eine Fortsetzung geben wird… denn der Schleier von Arken ist ja noch nicht sicher, da gibt es noch diese Gestalten aus Frankfurt, die hinter Jazz und Juri her sind und dann sind da auch noch die Geheimnisse von Jazz´ und Adrians Familien, die sicher noch weiter eine Rolle spielen werden. Und eins ist sicher: Teil 3 muss ich dann auch haben!

Die Charaktere sind so herrlich greifbar und bildlich, ebenso wie das Setting, so dass man das Gefühl hat, mit dabei zu sein. Ich mag sie alle sehr, auch wenn Juri absolut mein Favorit ist – wie auch schon in Teil 1. So hoffe ich also, dass ich Adrian, Jazz, Juri, Pampelmuse (Juris dreibeiniger zugelaufener Hund), Barnaby, Björn, Tante Lia, Merle und allen anderen bald wieder begegnen werde.

4,5 von 5 Sterne – das ist meine Wertung. Wer Arken noch nicht kennt, aber auf magische, düstere, rasante, humorvolle und spannende Fantasy steht, sollte schleunigst mit Teil 1 loslegen.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Humorvolle Weihnachtsstory mit Herz – als Hörbuch für mich nicht so überzeugend

Geld oder Lebkuchen
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Vorweihnachtszeit auf Sylt, kaum Touristen vor Ort, eisiges Sauwetter und Ernst Mannsen fühlt sich überflüssig. Alle bereiten den großen Weihnachtsmarkt vor nur er hat nichts zu tun. Auf dem Markt erfüllen ...

Vorweihnachtszeit auf Sylt, kaum Touristen vor Ort, eisiges Sauwetter und Ernst Mannsen fühlt sich überflüssig. Alle bereiten den großen Weihnachtsmarkt vor nur er hat nichts zu tun. Auf dem Markt erfüllen die guten Seelen des Ortes den Kindern der Insel immer einen Weihnachtswunsch - finanziert über Spenden. Doch jetzt ist Dietrich, der Filialleiter und die Person, die immer den Weihnachtsmann spielt verschwunden und keiner weiß, wo die Spenden sind. Was sollen die Menschen nur machen? Die Kinder freuen sich doch so auf ihre Weihnachtsgeschenke. Zu allem Überdruss gehen auch noch Gerüchte um, dass die Gemeinde den jährlichen Zuschuss, mit dem der Kinderchor und das dort für die Kinder gekochte Mittagessen finanziert wird, gestrichen werden soll. Ernst ist außer sich und sieht seine Chance, den bisher über den Klee gelobten Dietrich zu übertrumpfen und endlich auch wieder für was gut zu sein. Er will die Bank überfallen und so das Geld für die Kinder beschaffen. Zusammen einer ehemaligen Theaterschauspielerin übt er das Vorhaben ein. Dabei kommen sie sich gar nicht so richtig kriminell vor, ist doch alles für den guten Zweck. Gedacht, getan – doch irgendwie kommt dann doch alles anders.

Die Story lebt von ihren bunten Charakteren, ist super humor- aber auch gefühlvoll. Ein perfektes Hörbuch für die Vorweihnachtszeit, geht es hier doch um Kinder, um Spenden, um den Weihnachtsmarkt und den guten Zweck. Leider fand ich die Sprecherin einfach nicht gut. Sie hat für mich zu aufgesetzt gelesen, was mir teils ziemlich auf die Nerven ging. Nichtsdestotrotz kam der Humor super rüber, vor allem die Planung und Umsetzung des Bankraubes war herrlich skurril und Martina, die Bankangestellte mit autistischen Zügen, gefiel mir ausgesprochen gut. Ernst Mannsen, erst ein wenig rabaukig und eingeschnappt, entwickelte sich zu einem herzensguten Menschen und die Frauen um ihn herum waren auch herrlich beschrieben – man hatte direkt das Bild vor Augen, wie sie haselnussschnapstrinkend in der Stube sitzen und schnacken.

Ich liebe Hörbücher, doch besteht hier immer die Gefahr, dass man mit der Stimme der/des Sprechers/in nicht warm wird – und so ging es mir leider hier. Als Printausgabe zum Selberlesen hätte das Buch von mir wahrscheinlich die vollen 5 oder doch zumindest 4,5 Sterne bekommen. So kann ich nur 3,5 Sterne geben – wobei das ja auch eine Wertung zwischen gut und sehr gut ist – also keinesfalls negativ. Bei einem Hörbuch ist der Interpret nun mal ein Hauptbestandteil und daher super wichtig. Und die Interpretation hier war hier leider nicht mein Fall.

Dennoch empfehle ich sehr gerne das Buch (zu erhalten über dtv) all jenen, die in der Advents- oder Weihnachtszeit gerne einen unterhaltsamen, humorigen und gefühlvollen Roman lesen, um sich in Feststimmung zu bringen.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Portrait eines Dorfes - düstere Atmosphäre, spannender Kriminalfall, recht bedrückend

Talberg 1935
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Talberg, ein finsterer Ort im bayerischen Nirgendwo. Der Dorflehrer Steiner wird tot im Wald unter dem von ihm erbauten Aussichtsturm gefunden. Elisabeth, seine Frau, die dem Steiner auch nach mehreren ...

Talberg, ein finsterer Ort im bayerischen Nirgendwo. Der Dorflehrer Steiner wird tot im Wald unter dem von ihm erbauten Aussichtsturm gefunden. Elisabeth, seine Frau, die dem Steiner auch nach mehreren Ehejahren noch kein Kind geschenkt hat und die im Dorf allgemein als Hexe bezeichnet wird, gerät unter Verdacht. Man ruft die Polizei in den Ort und Karl Leiner, der den Ort noch aus seiner Kindheit kennt und dessen Onkel der hitlergetreue Bäcker Leiner ist, übernimmt die Untersuchungen. Da verschwindet die Leiche vom Steiner. Leiner verhört sämtliche Dorfbewohner, doch außer Verhöhnungen und dummen Kommentaren ist da nichts zu holen. Steiner Senior, der im Dorf das Sagen hat und gern mal mit seinem Gehstock auf Unwillige eindrischt, schüchtert alle ein. Währenddessen sieht sein Sohn Johannes Steiner, der totgeglaubte Kriegsrückkehrer, dem jegliches Gefühl abhandengekommen ist und einer unsagbaren Grausamkeit Platz gemacht zu haben scheint, seine Chance, an Elizabeth, jetzt Witwe, heranzukommen. Da finden sie Heini, den bärenstarken, riesengroßen und geistig retardierten Enkel des Dorfwirtes, aufgehängt am Baum. Es sieht wie Selbstmord aus, also wie ein Schuldeingeständnis. Der Fall scheint geklärt – bis die nächste Leiche auftaucht. Wer hatte ein Motiv, die drei Dorfbewohner zu töten? Was hat Steiners lieb- und kinderlose Ehe damit zu tun? Schafft Polizist Leiner es, Licht ins Dunkel zu bringen?

Talberg 1935 ist eins der Bücher, die bei mir erst nach dem Lesen so richtig ihre Wirkung entfaltet haben. Ich hatte ein paar Probleme, in die recht düstere Geschichte reinzukommen. Das Dorf und seine Bewohner sind alles andere als liebenswert, ganz im Gegenteil: einer schlimmer als der andere. Nur Elisabeth und Karl Leiner habe ich als sympathisch empfunden. Die bedrückende, dunkle Stimmung hat sich beim Lesen direkt auf mich übertragen, womit ich ein Stück zu kämpfen hatte. Ich war mir lange nicht sicher, was ich von dem Buch halten soll: gefällt es mir? Oder doch nicht? Doch im Lauf der Geschichte hat sich dann ein ganz klares JA, gefällt mir, herauskristallisiert. Denn: der Kriminalfall an sich war sehr spannend und für mich auch nicht vorhersehbar. Zudem gab es einige Wendungen, die mir gut gefallen haben. Der Schreibstil Korns ist sehr nüchtern und direkt und dadurch fesselnd. Wie er es schafft, die düstere, irgendwie bedrohliche Stimmung, die in dem fiktiven Dorf herrscht, auf mich abfärben zu lassen, ist schon große Klasse!

Als ich das Buch zuklappte, war ich gedanklich bei einer Wertung von 3 Sternen… ein, zwei Tage später dann doch bei 4 – was meine endgültige Wertung ist. Wie gesagt: ein Buch, das nachwirkt. Kein Reißer, kein Schocker, aber durch die durchweg bestehende Atmosphäre sehr bedrückend und damit letztlich beeindruckend.

Ich werde mir – einfach weil ich wissen möchte, wie der Autor das Dorf weiter zeichnet – sicher auch Band 2 zulegen.

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