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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2022

Bestialische Morde in ländlicher Umgebung mit sympathischem Ermittler-Paar

Düsterhof (Thriller)
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Sinta Hoymann beauftragt den Privatdetektiv Felix Hertzlich, den Pferderipper ausfindig zu machen, der schon länger sein Unwesen treibt und nun Sintas Pferd angegriffen hat. Kurz später wird eben jede ...

Sinta Hoymann beauftragt den Privatdetektiv Felix Hertzlich, den Pferderipper ausfindig zu machen, der schon länger sein Unwesen treibt und nun Sintas Pferd angegriffen hat. Kurz später wird eben jede Sinta ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, bestialisch zugerichtet. Unter Verdacht festgenommen wird Sintas Exfreund Robin Thaler, der zudem der Reitpädagoge von Felix´ autistischer Schwester ist und die Trennung offensichtlich nicht verwunden hat. Er landet in U-Haft und bekommt die Pflichtverteidigerin Annabelle Hart beigestellt. Felix´ Schwester ist von Robins Unschuld überzeugt und liefert Felix diverse Informationen, mit denen dieser sich an Annabelle wendet. Gemeinsam versuchen sie nun, die Unschuld ihres Mandanten zu beweisen, der dann auch aus der U-Haft entlassen wird. Und schon geschieht ein weiterer Mord und Felix´ Schwester wurde entführt. Ein Spiel auf Zeit beginnt, Felix und Annabelle begeben sich in höchste Gefahr.

Ich mag die Figuren in diesem Thriller allesamt sehr. Sie werden bildhaft und detailliert beschrieben, haben ihre guten Seiten, aber auch ihre Macken und sind einfach menschlich. Privatdetektiv Felix, der ehemalige Polizist, der nach dem Tod seiner Eltern seine autistische Schwester betreut und seinen Humor trotz aller Tiefen, die sein Leben für ihn bereithält, nicht verloren hat, gefällt mir besonders gut. Der Fall an sich ist super spannend und ich hatte mehrere Lösungsmöglichkeiten im Kopf. In einigen Kapiteln kommt der (unbekannte) Mörder zu Wort und diese sind wirklich düster und sehr brutal. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in seine extrem kranke Psyche und teilweise ist es schon sehr beklemmend. Aber eben auch so gut geschrieben und super spannend – das geht unter die Haut. Ich bin geradezu über die Seiten geflogen, der Schreibstil ist mitreißend und so bildhaft, dass ich das Setting und die Szenen immer wie in einem Film vor mir sehen konnte (das Cover passt übrigens PERFEKT zum Buch und der Titel auch – was einem erst am Ende so richtig bewusst wird).

Ein sehr guter, teils brutaler Thriller, der mir spannende Lesemomente beschert hat.
Von mir gibt es dafür sehr gute 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Mein neues Lieblingskochbuch – vegetarisch, einfach, lecker!

Beatrix Potter: Mein großes Peter-Hase-Kochbuch
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Unterteilt in die vier Jahreszeiten sind hier die leckersten vegetarischen Gerichte zum Nachkochen und -backen enthalten. Dabei kommt das Buch völlig ohne Rezeptfotos aus, die rein optisch in dieses hübsch ...

Unterteilt in die vier Jahreszeiten sind hier die leckersten vegetarischen Gerichte zum Nachkochen und -backen enthalten. Dabei kommt das Buch völlig ohne Rezeptfotos aus, die rein optisch in dieses hübsch gestaltete Kochbuch auch gar nicht passen würden. Auf allen Seiten sind kleine Zeichnungen aus der Feder Beatrix Potters, die aber mit dem jeweiligen Gericht nichts zu tun haben. Dennoch ist es eine wahre Augenweide. Die einzelnen Jahreszeiten sind farblich unterschiedlich. Der grüne Frühling beinhaltet 10 Rezepte, der gelbe Sommer 9, der rosafarbene Herbst und der blaue Winter jeweils 11. Somit komme ich nicht auf 40 Rezepte, wie der Titel verspricht, sondern auf 41. Die zweiseitige Einleitung vorne gibt einen kurzen Überblick und jede der Jahreszeiten beginnt mit einem kurzen Text darüber, was die jeweilige Jahreszeit ausmacht. Hinten im Buch gibt es dann ein alphabetisches Rezeptverzeichnis und einen hübschen Saisonkalender für Gemüse, Salat, Obst.

Die Rezepte sind herrlich abwechslungsreich, mal zum Backen, mal zum Kochen, mal Salat, mal süß oder herzhaft, mal ganz simpel oder ein bisschen aufwändiger. Sie sind ausführlich beschrieben und dadurch gut und einfach nachzukochen. Angaben zu Nährwerten fehlen – aber die vermisse ich hier auch überhaupt nicht.

Ich wollte dieses Buch gerne haben, weil ich Peter Hase so sehr mag und die Zeichnungen von Beatrix Potter einfach umwerfend finde. Die Rezpete selbst waren da erst mal nebensächlich. Aber: beim Durchblättern ist mir kein einziges Rezept aufgefallen, dass mir nicht zugesagt hätte – sie alle klingen so lecker, dass einem schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft.

Zwei Rezepte habe ich direkt ausprobiert: aus dem Frühling war es „Frühlingshafte Nudeln mit Bärlauch-Käse-Sauce“ (super schnell und SO lecker) und aus dem Sommer „Hanka Mankas Knusperstangen“ (raffiniert und zum Niederknien gut – meine Mutter hat eine Stange probiert und dann sofort das Rezept verlangt und die Zutaten gekauft und diese Stangen jetzt schon zwei Mal zubereitet).

Ich freue mich darauf, alle anderen Gerichte auszuprobieren – sie lesen sich einfach zu köstlich, um sie zu ignorieren. Es ist sicher kein Kinder-Kochbuch, auch wenn man das vielleicht vermutet. Vielmehr sind es Rezepte, die für Groß und Klein gedacht sind und die man sicher gut zusammen mit den Kindern gemeinsam zubereiten kann.

Aktuell auf jeden Fall mein Lieblingskochbuch – daher 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Young-Adult-Thriller mit Nervenkitzel und Gänsehaut in atmosphärischer schottischer Umgebung

Dreivierteltot
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Schottland: Kim und ihr Freund Jon wandern auf dem West Highland Way. Jon verhält sich irgendwie komisch und dann ist da plötzlich Sky, ein äußerst gutaussehender Typ mit einem hinreißenden Hund. Immer ...

Schottland: Kim und ihr Freund Jon wandern auf dem West Highland Way. Jon verhält sich irgendwie komisch und dann ist da plötzlich Sky, ein äußerst gutaussehender Typ mit einem hinreißenden Hund. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und Kim ist das suspekt, scheint Kim ihr doch nachzustellen, obwohl sie mit ihrem Freund unterwegs ist. Als Kims beste Freundin Emma sich angekündigt hat, sich ihnen auf der Wanderung anzuschließen, dann aber nicht auftaucht und nur seltsame WhatsApp-Nachrichten schickt, ist Kim völlig verwirrt. Noch dazu scheint Jon auf Streit aus zu sein und Kim fühlt sich allein gelassen. Als sie dann fast über eine Leiche stolpern, überall Emmas Haarspangen auftauchen und allerhand andere Dinge passieren, ist Kim sich sicher: der Mörder ist auch hinter ihr her.

Was wie ein angenehmer Roadtrip in Schottlands wunderschöner Landschaft beginnt und in mir heftiges Fernweh auslöst (ich war mehrfach dort, Schottland/England ist mein Herzensort), wandelt sich nach und nach in einen nervenaufreibenden Horrortrip. Bildhaft, stimmungsvoll und mitreißend beschreibt die Autorin die Figuren, die Landschaft und die Geschehnisse, so dass ich immer mittendrin dabei war – Gänsehautmomente inklusive. Die Sprache und der Aufbau sind für einen Young-Adult-Roman genau richtig: nicht zu heavy, aber auch nicht zu weichgespült. Englischkenntnisse sollten vorhanden sein, da einige Sätze/Unterhaltungen auf englisch geführt werden, was super in das Setting passt. Besonders gelungen fand ich, wie Kims Gefühlswelt thematisiert wurde, ihre Empfindungen, Zweifel, Ängste. Der Spannungsbogen war – vor allem ab dem Moment des Leichenfunds – immer oben und ich wollte unbedingt wissen, was hier los ist. Das Ende ist dann ein ziemlicher Knaller und ich hatte das so in etwa zwar mal im Kopf, es dann aber eigentlich schon wieder verworfen, nur um dann doch damit überrascht zu werden.

Ich bin nun zwar altersmäßig eine ganze Ecke von der Zielgruppe entfernt, fühlte mich aber durchaus sehr gut unterhalten, war gefesselt von der Story und den Figuren darin und fand es toll, dass nicht nur einfach der Thriller im Vordergrund stand, sondern das Thema Freundschaft/Liebe ein Dreh- und Angelpunkt war. Hier werden die Sorgen, Nöte, Ängste junger Menschen in ihrer Aufbruchphase (Schule beendet, wie geht’s weiter sowie erste Liebe) gekonnt einbezogen.

Fazit: ein mitreißender YA-Thriller, der mir sehr spannende Lesestunden und den einen oder anderen Gänsehautmoment beschert hat. Nachts vorm Schlafen würde ich ihn wohl nicht lesen, ich oller Schisshase. Von mir gibt’s sehr gute 4/5.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Technik-Thriller mit gewisser Brisanz – dafür mit Längen

System Error
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Cyb ist ein Programm, eine Künstliche Intelligenz, die aufgrund von Datenauswertungen Verbrechen erkennt, bevor sie passieren. Kein Wunder, steht das Programm bei Politik und Bevölkerung hoch im Kurs. ...

Cyb ist ein Programm, eine Künstliche Intelligenz, die aufgrund von Datenauswertungen Verbrechen erkennt, bevor sie passieren. Kein Wunder, steht das Programm bei Politik und Bevölkerung hoch im Kurs. Eines Tages trifft Cybs Erfinder, Micah, in einer Talkshow auf die Journalistin Lotta. Die will erreichen, dass Micah Cyb abschaltet und steckt ihm heimlich einen Zettel zu, der Micah völlig aus der Bahn wirft und zum Denken anregt. Lotta ist davon überzeugt, dass der Prototyp-Fall, also der allererste Verbrechensfall, der durch Cyb verhindert wurde, fingiert war. Dass der vermeintliche Täter, ihr Kollege und Freund Ravi Korrapti, zu Unrecht im Gefängnis sitzt. Plötzlich scheint nichts mehr so zu sein, wie es war. Ist Cyb, sein Baby, sein absolut sicheres, nicht manipulierbares System wirklich das, für was er es hält? Oder wurde es doch von Dritten manipuliert? Hat sein Geschäftspartner Kyle etwas damit zu tun? Er macht sich gemeinsam mit Lotta und seiner Freundin Isabel an die Nachforschung und stößt dabei auf Ungeheuerliches.

Was sich wie ein irre fesselnder Thriller a la Minority Report anhört, ist zwar ein solider Roman, doch für meinen Geschmack eindeutig zu weichgespült. Ich erfahre über mehrere Erzählstränge (von verschiedenen Personen, aus verschiedenen Zeiten), die sich so nach und nach zusammenfügen, was genau hier Fakt ist. Das ist schon interessant und ganz am Ende wird es dann auch echt spannend. Doch bis dahin zieht es sich teilweise schon sehr und mir fehlt hier einfach das Tempo. Ich hatte – vielleicht, weil auf dem Buchrücken der Vergleich zu Minority Report sogar steht – andere Erwartungen an die Story. Letztlich geht es hier nur um einen einzigen Fall, nämlich den um Ravi Korrapti. Die Figuren sind mir zu überzeichnet dargestellt: Micah der Computernerd, der sonst von nichts eine Ahnung hat und sehr weltfremd durch die Gegend schlurft, Kyle, der toughe, erfolgreiche, geschniegelte Finanzmensch, Lotta, die irgendwie mauerblümchenartige Frau, die von allen übersehen wird und Ravi, der Vollblut-Journalist mit indischen Wurzeln, Frauenheld, Familienmensch, Draufgänger. Was mich total genervt hat, war dieses Klischee, das in diesem Buch tatsächlich zwei Mal bedient wurde. Es ging um Lotta und zwei Mal sagt eine jeweils andere Figur (und beide sind keine schw…nzgesteuerten Neandertaler, sondern vermeintlich intelligente Menschen): „wenn sie keine Brille auf hätte, wäre sie vielleicht ganz hübsch“. Sorry, aber da fängt mein Blut an zu kochen, wenn ich solchen Schwachsinn lese! Das ist so unfassbar oberflächlich und passte im Kontext auch einfach nicht rein. Egal! Das hat mich einfach nur aufgeregt und ich musste es daher erwähnen.

An und für sich eine tolle Story, doch für meinen Geschmack zu lahm und eindimensional umgesetzt. Es gab viele Längen, Spannung entstand erst am Ende und mir fehlte das ganze Drumherum. Ich hätte gern mehr erfahren, wie Cyb arbeitet, welche anderen Kriminalfälle es wie entdeckt hat und so weiter. Fesselnd geht anders, es mäanderte eher ziemlich ruhig vor sich hin.

Meine Bewertung: gute 3 Sterne

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Postapokalyptische Dystopie, nur SEHR entfernt an Rotkäppchen angelehnt

Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald
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Red, eigentlich Cordelia, ist 20 Jahre alt und seit einem Unfall beinamputiert. Sie lebt mit ihren Eltern und dem Bruder Adam in einer Welt, in der ein Virus die Menschheit nach und nach auslöscht. Wer ...

Red, eigentlich Cordelia, ist 20 Jahre alt und seit einem Unfall beinamputiert. Sie lebt mit ihren Eltern und dem Bruder Adam in einer Welt, in der ein Virus die Menschheit nach und nach auslöscht. Wer noch lebt, wird vom Militär eingesammelt und in Camps gesteckt. Red und ihre Familie wollen dem entkommen und zu Fuß durch die Wälder zum 300 Meilen entfernt liegenden, abgelegenen Haus der Großmutter gehen. Doch das Schicksal hat andere Pläne und so findet sich Red allein im Wald wieder. Da Milizen ihr Unwesen treiben und Rauben, Morden, Plündern an der Tagesordnung ist, muss Red den Ortschaften möglichst aus dem Weg gehen. Die notgedrungenen Abstecher in die Städte, zum Besorgen von Nahrung u.s.w. offenbaren ihr Blicke auf Leichen, deren Brustkörbe aussehen, als wäre etwas daraus hervorgebrochen. Was für ein Virus ist das nur? Oder ist es überhaupt ein Virus? So muss Red viele Gefahren überstehen – allein im tiefen, tiefen Wald.

Mit Rotkäppchen hat diese Dystopie nicht wirklich was zu tun. Jeder, der also eine moderne Interpretation des Märchens mit vielen Ähnlichkeiten erwartet, sei gewarnt. Da ich schon die Chroniken von Alice kannte, war ich vorgewarnt und hatte diese Erwartung nicht. Belohnt wurde ich mit einem fesselnden, düsteren, blutigen und sehr spannenden Roadtrip. Der Schreibstil hat mich durch die Kapitel fliegen lassen, der Spannungsbogen war meistens oben. Auch wenn Reds Charakter eher nicht so meins ist (sie ist schon sehr besserwisserisch und wird als Nerd gezeichnet, als Einzelgängerin, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzt), passt sie in die Story einfach perfekt rein. Erzählt wird in zwei Zeitsträngen: DAVOR und DANACH. Davor ist alles, was passiert, ehe sie ganz allein im Wald unterwegs ist, in der Gegenwart quasi. Das DAVOR war zunächst interessanter, dann hielt beides sich die Waage, ehe das DANACH richtig Fahrt aufnahm. Toller Aufbau!

Ich fühlte mich teilweise an The Walking Dead erinnert (nur ohne Zombies), es gab viele blutige, brutale Szenen – das Buch ist also nichts für Zartbesaitete.

Zwischendurch blitzen so Themen auf wie Rassismus (Reds Mutter ist schwarz, ihr Dad weiß), Inklusion (sie ist beinamputiert) und sexuelle Orientierung (sie ist bi-sexuell). Nie wirklich im Vordergrund, oft nur als Nebensatz erwähnt und dennoch präsent.

Das Ende ist für mich stimmig, für den einen oder anderen könnte es vielleicht zu unkonkret sein (ohne zu viel zu verraten). Ich mag das Buch, es hat mir spannende Lesestunden und Kopfkino beschert. Daher sehr gute 4/5.

Wer sich nun fragt, was der Wolf auf dem Cover zu suchen hat, der ja auch bei Rotkäppchen eine Hauptrolle spielt: ich würde sagen, die Menschen verkörpern hier den Wolf. „Nie war das EREIGNIS an sich - Krankheit, Asteroid, Atomkrieg, was auch immer - das größte Problem. Es war das, was die Menschen danach taten. Und wenn es schlimm wurde, reduzierten sich Menschen immer auf ihren kleinsten menschlichen Nenner.“ (Seite 52)

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