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Veröffentlicht am 15.03.2024

Die Zukunft, die wir wollen

Die Schattenmacherin
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“Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, im Jahr 2068. Nachdem in den 30er Jahren eine Seuche sämtliche Männer dahingerafft hat, übernahm ein Rat aus fünf ...

“Die Schattenmacherin” von Lilly Gollackner spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, im Jahr 2068. Nachdem in den 30er Jahren eine Seuche sämtliche Männer dahingerafft hat, übernahm ein Rat aus fünf Frauen die Aufgabe, den Rest der Menschheit in eine neue Gesellschaft zu ordnen. An ihrer Spitze steht Ruth. Doch es kommt die Zeit für eine neue Generation - eine, die ohne Männer, ohne Krieg aufgewachsen ist. Und Ania, die für Ruth nachrückt, hat Fragen. Und sie lässt genauso wenig locker, wie Ruth ihre Geheimnisse enthüllen will.

Dieser kurze Roman - 156 (ebook) Seiten - aus dem Verlag Kremayr&Scheriau (vielen Dank für das Rezensionsexemplar!) hat mich unerwartet umgehauen. Stilistisch war das Buch zwar erst etwas gewöhnungsbedürftig, da es nicht dem vertrauten Mainstream folgt. Sprachlich war es aber genau deshalb so eindringlich, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Die Worte fliessen und kreieren eindrückliche Bilder und philosophische Gedankenkonstrukte, lassen bedrückende und schmerzende Emotionen aufwallen und dezente Spannung entstehen.
Man möchte meinen, dass die Seiten für die Konstruktion und Ausführung eines komplexen Zukunftsszenario mit zugehöriger Historie und dazu einer packenden Story und vielschichtigen Charakteren nicht reichen sollten. Doch weit gefehlt! Gollackner schreibt dicht und eindringlich, verwebt mehrer Erzählebenen in einem Satz und taucht tief in ihre Protagonistinnen, deren Vergangenheit und Gegenwart ab. Offen blieben für mich einzig einige Logikfragen zur globalen Logistik. Diese stören aber weder das Setting als solches, noch die Geschichte, ihre Thematik oder Message. Sie sind mir auch erst hinterher aufgefallen.

“Die Schattenmacherin” redet über das Patriarchat, über die Rolle der Männer und Frauen darin, über Kriege, die auf den Körpern von Frauen ausgefochten werden. Das Buch spricht über eine Gesellschaft ohne die einen, über Macht und Trauma - und was beides mit uns macht. Und es überzeugt mit sanfter Klugheit, einfühlsamer Sprache, lebendigen Charakteren, einem spannenden Setting und Szenario und einer unterschwelligen und zugleich atemlosen Spannung.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Ein spannedes Gedankenexperiment, das nachklingt

Wir werden jung sein
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“Wir werden jung sein” von Maxim Leo ist im KiWi Verlag erschienen. Vielen Dank an den Verlag und das Team bei Lovelybooks - für das Leseexemplar als auch die Erfüllung meines Extrawunsch (ebook). Meine ...

“Wir werden jung sein” von Maxim Leo ist im KiWi Verlag erschienen. Vielen Dank an den Verlag und das Team bei Lovelybooks - für das Leseexemplar als auch die Erfüllung meines Extrawunsch (ebook). Meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.

Was haben ein verliebter Jugendlicher, eine Profischwimmerin in Rente, ein patriarchalischer Immobilienmogul und eine verhinderte Mutter gemeinsam? Eigentlich nichts - ausser einer wenig erfreulichen Lebenserwartung aufgrund eines Herzleidens. Und das macht die vier zu Probanden von Martin Moosländer, der an der Berliner Charité ein Medikament zur verjüngung der Herzmuskelzellen entwickelt. Die Wirkung dieses Medikaments schiesst allerdings weit über das Ziel hinaus: Das biologische Gesamtalter der Probanden sinkt innerhalb weniger Monate um acht Jahre. Tendenz sinkend. Das hat natürlich für die Betroffenen unerwartete physische aber auch psychische Folgen. Und öffnet auf gesellschaftlicher Ebene die Büchse der Pandora.

Besonders fasziniert hat mich an diesem Roman, dass das gezeichnete Szenario so realistisch und naheliegend scheint. Vor allem die Verortung in einer nahen Zukunft, die Entdeckung des Jungbrunnens durch Zufall, die allgemeine Überforderung mit dem neuen Zustand und das Ausbleiben rasanter Showeffekte und Trhillerelemente erweckt genau diesen Eindruck bei mir. Dabei bleibt der Roman allerdings nicht ohne Spannung!

Durch dass der Roman den Fokus vornehmlich auf die Einzelschicksale der Perspektivfiguren - der vier Probanden, aber auch Moosländer und Miriam, der Vorsteherin des deutschen Ethikrates - legt, erhält das Werk etwas sehr Persönliches. Und durch die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen der Betroffenen wird das Thema aus sehr unterschiedlichen Standpunkten betrachtet und diskutiert. Ich fand die Erzählstimmen der sechs Figuren ausserdem unglaublich gut getroffen. Und der Schreibstil erzeugte bei mir einen unwiderstehlichen Sog, der mich tief in die Gedanken- und Erlebniswelt der Figuren riss und somit nah an deren Schicksal teilhaben liess. Und auf der anderen Seite haben Martin und Miriam die Bühne für die gesellschaftlichen und politischen Diskurse geöffnet, in der diverse Interessengruppen ihre Stimmen erheben konnten und Gruppierungen aktiv wurden.

“Wir werden jung sein” hat mich mit seiner Balance vielschichtiger Individualschiksale und der gesellschaftspolitischen Denkanstösse sehr gut abholen können. Maxim Leos eindringlicher Schreibstil konnte mich ausserdem überzeugend und hat dieses delikate Thema feinfühlig und klug transportieren können. Besonders gefallen hat mir die Perspektivenvielfalt und das sowohl individuell geschlossene als auch das gesellschaftlich offene Ende, das bei mir wunderbar nachklingt und zum denken anregt.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Nicht, was ich erwartet hatte

Das Buch der gefährlichen Wünsche
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“Das Buch der gefährlichen Wünsche” spielt in der fantastischen Bücherwelt, die Mary E. Garner für ihre Trilogie “Das Buch der gelöschten Wörter” erdacht hat. Es handelt sich aber um einen Einzelband, ...

“Das Buch der gefährlichen Wünsche” spielt in der fantastischen Bücherwelt, die Mary E. Garner für ihre Trilogie “Das Buch der gelöschten Wörter” erdacht hat. Es handelt sich aber um einen Einzelband, der unabhängig von den Vorgängern les- und verstehbar ist. Ob man es so tun sollte, ist aber eine ganz andere Frage. Soweit jedenfalls meine Einschätzung als Neueinsteigerin. Erschienen ist das Buch bei Lübbe - herzlichen Dank für das Leseexemplar!

Für Izzi Amazing läufts eigentlich wunderbar: Nicht nur ist sie Inhaberin einer erfolgreichen Wünscheagentur, sie ist auch Protagonistin eines Romans, der die Bestsellerlisten anführt. Allerdings häufen sich in der Welt der Lesenden Wunscherfüllungen mit unerwünschten Nebenwirkungen. Und deshalb wird Izzi vom Bund aus ihrer gemütlichen Handlung rausrekrutiert. Plötzlich soll sie als Gehilfin von Ahmed Walker - entschuldigung! - im Team mit einem Wanderer und ihrem Buchassistenten Brendan Higgs in der Welt der Lesenden das Buch der Wünsche auftreiben.

Mit der Erschaffung der Bücherwelt ist Garner zweifellos ein Meisterstreich gelungen! Die Idee, dass Buchfiguren ein Leben ausserhalb ihrer Handlung führen können, ist einfach hinreissend. Und noch viel zauberhafter natürlich die Vorstellung, dass Buchfiguren in die Welt der Lesenden gelangen können. Und umgekehrt Lesende in verschiedene Bücherwelten reisen können. Gemeinsam mit Izzi, die bisher nur in ihrer Handlung unterwegs war, werden Leser:innen in diese Welt und den Bund, sowie seine Aufgaben eingeführt. Und auch für Neueinsteiger:innen wie mich ging die Einführung reibungslos.
Izzi Amazing ist eine interessante Protagonistin, in deren Gedankenwelt die Geschichte angenehm zu verfolgen ist. Ansonsten waren die Figuren und Konstellationen für mich etwas durchmischt. Higgs Tollpatschigkeit und Ahmeds Ausdrucksweise waren in meiner Wahrnehmung doch eher klischeebehaftet. Ganz allgemein gab es zwar viele interessante Ansätze, viel schien aber überzeichnet und deswegen unfreiwillig komisch. Und einige der Nebenfiguren erfüllen ganz offensichtlich einfach eine Rolle und es fehlt ihnen entsprechend an charakterlicher Tiefe. Statisten und kleinere Nebenfiguren kommen in einer solchen Fülle vor, dass ich mich etwas erschlagen fühlte. Natürlich, als Kenner:in der Vorgängertrilogie hat man natürlich Bezug zu Hope, Gwen, Rufus, Lance etc. und deren Auftauchen löst dann wohl mehr als mein müdes Schulterzucken aus. Aber mir waren auch viele Buchfiguren fremd, da ich die meisten entsprechenden Bücher eben nicht kenne.
Die Handlung schreitet erst mal ziemlich flott und glatt voran - da bekam ich den Eindruck, dass hier auf begrenzter Seitenzahl auf etwas hingearbeitet wird. Etwas abgelöscht hat mir dann der Umstand, dass das Team einen wirklich dämlichen Fehler macht - einfach des Plots wegen. Die Fährten, die gelegt werden, waren ausserdem grösstenteils durchschaubar, der romantische Subplot schien mir eher plump und wenig knisternd. Auch die grosse Auflösung kam für mich nicht mehr überraschend, da die Diskussion in der Leserunde den Übeltäter für mich eindeutig enttarnt hatte. Ob ich ohne die anderen drauf gekommen wäre, ist allerdings nicht gesagt. Jedenfalls nimmt die Handlung zum Schluss - nach viel Warten und Däumchendrehen - dann doch noch etwas Fahrt auf und wird sogar einigermassen spannend.

Im Grossen und Ganzen war “Das Buch der gefährlichen Wünsche” zwar unterhaltsam und ansprechend geschrieben, aber doch zu sehr konstruiert, um organisch zu wirken und mich wirklich emotional einzubinden. Lust auf die originale Trilogie habe ich jetzt nicht wirklich. Aber ich denke, als Fan genau dieser, ist dieser Einzelband ein nettes Wiedersehen.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Interessantes Setting, wenig Handlung

Hunting Souls (Bd. 1)
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“Hunting Souls - Unsere verräterischen Seelen” von Tina Köpke ist im Coppenrath Verlag erschienen. Die Vertonung von argon, die ich hören durfte, lesen Rebecca Veil und Louis Friedemann Thiele. An dieser ...

“Hunting Souls - Unsere verräterischen Seelen” von Tina Köpke ist im Coppenrath Verlag erschienen. Die Vertonung von argon, die ich hören durfte, lesen Rebecca Veil und Louis Friedemann Thiele. An dieser Stelle herzlichen Dank an den Verlag - meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.

Katrina Smythe, 18 Jahre alt, ist eine nicht ganz durchschnittliche Jugendliche. Denn sie ist tot. Na gut, untot. Und ihre Familie besteht aus einer bunten Mischung Übernatürlicher - Vampire, Hexen, Werwolf, Geisterhund. Etwas unkonventionell, aber ansonsten eine normale, sich liebende Familie, die eben ein Bestattungsunternehmen im Keller führt. Doch dann zieht gegenüber eine Familie von Jägern ein. Und obwohl diese nicht auf der Jagd ist, sondern ein ungewöhnliches Anliegen hat, stellt das Katrinas untotes Leben ziemlich auf den Kopf. Denn nach einem verpfuschten Zauber hat sie Tate an der Backe, während ihr untotes Herz plötzlich wieder von sich hören lässt. Da hilft es auch nicht, dass auch Tod ihr noch einen Auftrag reindrückt.

Fangen wir bei den Grundlagen an: Mir hat das Setting wirklich überraschend gut gefallen! Die Autorin hat hier eine etwas skurrile Welt entworfen, die zwar düstere und makabere Elemente enthält, allerdings durch Humor und etwas Absurdität aufgelockert wird - und vor allem nicht allzu sehr weichgespült rüber kommt.
Dass die Hauptfigur im Prinzip ein Zombie ist, hat mir persönlich gut gefallen - und Katrinas Umgang mit ihrer Existenz fand ich gut herausgearbeitet. Katrinas Gleichgültigkeit und Sarkasmus kratzen zwar manchmal etwas an der Grenze zum Augenrollen, passt aber charakterlich dann eben doch gut genug zu ihr, um nicht nervig zu werden. Ganz allgemein ist sie eine angenehme Perspektivfigur und das ätzende Gefühl von Feststecken in einem Teeniehirn, wie es mich manchmal bei Jugendromanzen überkommt, blieb hier aus - trotz der stark romantischen Ausrichtung des Plots. Gepasst hat für mich auch Rebecca Veil als Sprecherin.
Ganz anders sieht die Sache allerdings bei Tate aus. Während er aus Katrinas Perspektive ein interessanter Charakter scheint - smart, lustig, tiefgründig - verkommt er in seinen eigenen Perspektivkapiteln zu einem schnulzigen, liebestrunkenen Vollpfosten, dessen Gedanken die Tiefe einer ausgetrockneten Pfütze aufweisen. Obwohl die Momente für den Perspektivwechsel vom Standpunkt des Plots gut gewählt sind, war ich doch immer froh, wenn die Kapitel vorbei waren. Auch nicht geholfen hat, dass mir die Interpretation des Sprechers nicht besonders gefallen hat. Vor allem die Fremdinterpretationen - und ganz besonders die Stimmen der Frauen - fand ich ziemlich schauderhaft. Und nicht auf die gute Art.

Zu Anfang des Hörbuches war ich recht angetan von den angeteasten Hanlungststrängen. Die Geschichte versprach Geheimnisse, die aufgedeckt werden wollen, versprach Action und Spannung. Allerdings trat das alles zunehmend in den Hintergrund. Und einzig die Lovestory hat sich bis zum Ende hin weiter entwickelt. In diesem Sinne gibt es in diesem ersten Band für mich nicht wirklich einen Handlungsbogen - eher eine Ansammlung von Szenen, die der Romanze dienen. Weil das ganze aber sprachlich ganz ansprechend daher kommt und ich sogar der Liebesgeschichte etwas abgewinnen kann, war dieser erste Band dann doch ganz gut wegzuhören. Und weil die angehäuften Aufgaben und Geheimnisse eben wirklich spannend sind, werde ich wohl auch den zweiten Teil in die Hand nehmen, wenn er dann erscheint. Der wirklich fiese Cliffhanger am Schluss wäre dazu nicht nötig gewesen.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Spannend und herausfordernd

Mütter Europas
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“Mütter Europas - Die letzten 43’000 Jahre” wurde von Karin Bojs, einer schwedischen Wissenschaftsjournalistin, geschrieben und von Erik Gloßmann ins Deutsche übersetzt. Ein herzliches Dankeschön von mir ...

“Mütter Europas - Die letzten 43’000 Jahre” wurde von Karin Bojs, einer schwedischen Wissenschaftsjournalistin, geschrieben und von Erik Gloßmann ins Deutsche übersetzt. Ein herzliches Dankeschön von mir an den C.H.Beck Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Meinung ist natürlich trotzdem meine eigene.
In “Mütter Europas” geht die Autorin der Frage nach, welche Rolle Frauen in den frühen menschlichen Gesellschaften innehatten. Und wann und wie sich das Patriarchat etablierte. Bojs beschreibt die Entwicklung von Jäger und Sammler Gesellschaften zu sesshaften Bauerngesellschaften. Dabei vollzieht sie auch anhand diverser Ausgrabungsfunde, sprach- und schriftwissenschaftlicher Erkenntnisse, der Domestizierung von Pflanzen und Nutztieren, sowie Handelsgütern und Begräbnistraditionen verschiedene Migrationswellen und Wanderbewegungen von Mensch und Kultur nach, deckt Verschmelzungen und gegenseitige Einflüsse auf. Besonders dienlich sind ihr dabei neue Methoden und Ergebnisse der DNA Analyse, die es möglich machen, Väter- und Mütterlinien durch die Zeit zu verfolgen.
Das Buch wird als populärwissenschaftliches Werk vermarktet, was aber nicht heisst, dass es deshalb einfach zu lesen und nachzuvollziehen wäre. All die Namen der verschiedenen Kulturen und Fundstätten waren für mich schwer zu überblicken. Und da ich das Buch als ebook auf dem Reader gelesen habe, waren auch die angefügten Karten, welche das Nachvollziehen der Wanderbewegungen erleichtert hätten, für mich leider unbrauchbar. Eine weitere Ebene der Komplexität fügten die wissenschaftlichen Methoden hinzu, mit der Bojs ihre Geschichte der Mütter unterlegt. Da ich nur mit einigen davon vorgängig vertraut war, waren einige Argumente und Schlussfolgerungen für mich wenig nachvollziehbar. Gerade für die DNA Analyse, die hier eine so grosse Rolle spielt, hätte ich mir eine erklärende Einführung gewünscht. So war ich zumindest am Anfang doch etwas verloren und es dauerte eine Weile, bis ich einen roten Faden ausmachen konnte und sich mir gewisse Mechanismen, Zusammenhänge und Techniken erschlossen haben. Die Lernkurve war dann (auch mit etwas eigener Recherche neben der Lektüre) recht steil und so wurde das Buch dann für mich auch immer interessanter, als ich zunehmend mehr verstand, wovon die Autorin spricht. Um die fachliche Ebene zu beurteilen, fehlt mir natürlich weiterhin die Expertise.
Während ich den Inhalt von “Mütter Europas” grundsätzlich sehr spannend fand, hätte ich mir vielleicht mehr strukturelle Klarheit und sprachliche Prägnanz gewünscht. Es kam öfters zu Wiederholungen, die zwar einerseits hilfreich waren, aber auch Verwirrung stifteten, da sie nicht als solche gekennzeichnet waren. Manchmal fiel mir dann erst nach einer Weile auf, dass es sich hier nicht um neue Information handelte.
Und noch einmal: Ich fand “Mütter Europas” sehr interessant und lehrreich. Einerseits im Hinblick auf die kulturelle und soziale Entwicklung in Europa und die Rolle der Mütter in frühen Gesellschaften. Besonders ansprechend und beeindruckend finde ich die Vielfalt und -zahl der Informationsquellen, Fachgebiete und Perspektiven, die Bojs einbezieht, um diese komplexe kulturelle und soziale Geschichte unserer Spezies zu zeichnen. Andererseits war es für mich intellektuell eine Herausforderung, teilweise an der Grenze zur Frustration. Zum Genuss der Lektüre empfiehlt sich auf jeden Fall das Printexemplar. Und bestenfalls gewisse Grundkenntnisse der Materie.

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