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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2025

Viel Atmosphäre, wenig Inhalt

Knochenkälte
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Das Buch hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Besonders im letzten Abschnitt kommt zwar endlich Spannung auf, doch insgesamt kann das Tempo die langen, oft zähen Passagen zuvor nicht ausgleichen. ...

Das Buch hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Besonders im letzten Abschnitt kommt zwar endlich Spannung auf, doch insgesamt kann das Tempo die langen, oft zähen Passagen zuvor nicht ausgleichen. Für einen Thriller war es mir oft zu langatmig geschrieben, zu viele Naturbeschreibungen und zu wenig forensische Anthropologie (die David Hunter-Thriller ja eigentlich ausmacht).

Meiner Meinung nach wurde aus einem an sich recht klischeehaften aber durchaus vielversprechenden Setting (ein von der Außenwelt abgeschnittenes Dorf, Schneesturm, rivalisierende Männer) einfach nichts gemacht, Beckett schöpft hier das Potenzial nicht aus. Statt messerscharfer Analysen stapft unser „Profi“ mehr oder weniger kopflos durch den Schnee und folgt einer spontanen Eingebung nach der nächsten, statt analytisch zu ermitteln. Durch ausgedehnte Beschreibungen und weite Wege, wird die Spannung zusätzlich ausgebremst.

Auch die Figurenzeichnung war eher oberflächlich. Viele Charaktere bleiben zu eindimensional, ihre Motivationen und Hintergründe werden kaum vertieft.

Die losen Fäden werden alle erst ganz am Ende sehr ausführlich zusammengeführt, hier hätte ich mir vorab schon mehr wie zufällig eingestreute Informationen gewünscht, so war es am Schluss sehr viel auf einmal.

Positiv bleibt, dass einige sympathische Figuren am Ende zu ihrem Recht kommen und die Atmosphäre des abgeschiedenen Schauplatzes durchaus stimmig eingefangen wird. Wer jedoch auf tiefgründige Charaktere, starke Wendungen und ausgeprägte forensische Elemente hofft, wird hier eher enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 23.11.2025

Viel Lärm um Likes – und keine Entwicklung

Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht
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Eigentlich besteht das Buch nur aus lose verknüpften Episoden aus Jennys Leben, und oft brauchte ich erst die Hälfte eines Kapitels, um zu verstehen, in welcher Zeitebene wir gerade sind – Gegenwart, vergangene ...

Eigentlich besteht das Buch nur aus lose verknüpften Episoden aus Jennys Leben, und oft brauchte ich erst die Hälfte eines Kapitels, um zu verstehen, in welcher Zeitebene wir gerade sind – Gegenwart, vergangene Beziehung oder irgendwelche Party-Erinnerungen. Ein Lesefluss entsteht dadurch kaum.

Jenny selbst ist für mich eine der unsympathischsten Figuren überhaupt: neidisch, jammernd, like-fixiert, unsicher, abwertend und extrem egoistisch. Sie scheint niemanden wirklich zu mögen, weder Freundinnen noch Kolleginnen, und kreist ständig nur um die Meinung anderer, sogar wildfremder Menschen im Internet. Der Großteil des Buches dreht sich ohnehin um Social-Media-Interaktionen und ihre ungesunde Fixierung auf Suzy Brambles’ Online-Präsenz.

Obwohl Jenny Mitte 30 sein soll, wirkt sie eher wie eine überforderte Anfang-20-Jährige – teilweise sogar wie eine Teenagerin: bedürftig, abhängig von externer Bestätigung und völlig unreflektiert. Der Tiefpunkt war für mich die Szene, in der sie den Sohn ihrer Freundin auf der Straße stehen lässt, weil sie sich wegen eines Social-Media-Posts aufregt. Und sie begreift nicht einmal, warum ihre Freundin wütend ist.

Ständig greift sie zu Alkohol oder Drogen, anstatt irgendetwas in ihrem Leben anzugehen – erstaunlich, wenn sie angeblich seit Jahren in Therapie ist. Ich dachte mir beim Lesen nur: Bitte tu irgendetwas, das nichts mit Männern oder Alkohol zu tun hat.

Und das Ende? Für mich keinerlei Entwicklung. Jenny lernt nichts; am Ende dreht sich weiterhin alles um Likes. Auch den Humor habe ich nicht verstanden – die meisten „Witze“ wirkten völlig sinnfrei.

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Veröffentlicht am 23.11.2025

Unsympathisch, verworren, enttäuschend

Adults
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Den Klappentext des Buches fand ich interessant, leider konnte die „Geschichte“ mich wirklich überhaupt nicht abholen. Geschichte in Anführungszeichen, weil es eher lose aneinandergehängte Episoden aus ...

Den Klappentext des Buches fand ich interessant, leider konnte die „Geschichte“ mich wirklich überhaupt nicht abholen. Geschichte in Anführungszeichen, weil es eher lose aneinandergehängte Episoden aus dem Leben der Protagonistin Jenny waren, bei denen ich die meiste Zeit die Hälfte des Kapitels erstmal damit beschäftigt war, herauszufinden, in welcher Zeitebene wir gerade sind. Teils wird in der Gegenwart erzählt, teils aus ihrer vergangenen Beziehung oder irgendwelchen früheren Party-Episoden. Manchmal versteht man das erst am Ende eines Kapitels, es entsteht gar kein Lesefluss.
Jenny ist die unsympathischste Protagonistin, die ich seit langem (oder jemals) gelesen habe. Sehr unsympathisch, neidisch, nur am jammern, like-fixiert, total unsicher, wertet alle anderen ab, ist eine super schlechte Freundin und extrem egoistisch.
Sie mag irgendwie niemanden wirklich, weder ihre Freundinnen noch ihre Mitbewohnerinnen oder Kolleginnen, vergleicht sich die ganze Zeit und denkt ständig darüber nach, was andere von ihr denken – sogar wildfremde Menschen im Internet.
Sowieso geht es die meiste Zeit um Social Media und wer wessen Posts mit welcher Intention geliked oder nicht geliket hat. Vor allem auf eine gewisse Suzy Brambles ist sie total ungesund fixiert, bzw. auf deren Online-Präsenz.
Angeblich ist sie Mitte 30, klingt aber eher nach einer unsicheren Anfang 20-Jährigen, teils sogar eher einer Teenagerin. Soo bedürftig, so sehr von Anerkennung fremder Menschen abhängig, kein bisschen selbstreflektiert.
Am schlimmsten war aber die Szene, als sie den Sohn ihrer Freundin, den sie abholen sollte, alleine mitten auf der Straße stehen lässt, weil sie etwas auf Social Media gesehen hat (keine Spoiler), wegen dem sie eine absolut unverhältnismäßige Szene macht, sich einfach nur kindisch und selbstzentriert verhält. Und dann kann sie nicht mal verstehen, warum ihre Freundin sauer auf sie ist?!
Was mich noch gestört hat, war der Umgang mit Alkohol. Sie trinkt wirklich ständig und/oder nimmt Drogen, statt etwas in ihrem Leben zu ändern – und das, obwohl sie angeblich seit Jahren in Therapie ist, davon hat man leider nichts gemerkt.

Ich dachte mir wirklich die ganze Zeit MEINE GÜTE, mach bitte mal IRGENDWAS, das nicht mit Männern (oder Alkohol) zu tun hat und such dir ein Hobby!

Und was sollte das Ende? Sie hat einfach nichts gelernt, ich konnte da keine wirkliche Weiterentwicklung erkennen. Es geht nach wie vor um Likes von fremden Menschen.
Den Humor oder die „Witze“ im Buch habe ich auch überhaupt nicht verstanden, die allermeisten ergeben keinerlei Sinn.

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Nicht der beste Thriller

Marta schläft
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"Liebes Kind" und "Perfect Day" von Romy Hausmann haben mir super gefallen, leider konnte "Marta schläft" da nicht ganz mithalten. Zunächst fällt es durch die verschiedenen Perspektiven und Handlungsstränge ...

"Liebes Kind" und "Perfect Day" von Romy Hausmann haben mir super gefallen, leider konnte "Marta schläft" da nicht ganz mithalten. Zunächst fällt es durch die verschiedenen Perspektiven und Handlungsstränge schwer, den Überblick zu behalten (zumal der Strang mit Nelly und Paul im Endeffekt irgendwie auch überflüssig war), und in der Mitte fand ich es stellenweise recht langatmig. Für wirklichen "Thrill" hätte es hier mehr Tempo gebraucht.

Stattdessen wird zu viel erklärt, geplant, und es geht immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Nadja wurde mit 15 Jahren für den Mord ihrer Mutter verhaftet und saß sieben Jahre lang im Gefängnis. Jetzt soll sie wieder für einen Mord verantwortlich gemacht werden. Die Auflösung am Ende war schlüssig, aber auch etwas langatmig, man erwartet irgendwie noch eine Überraschung am Ende, aber dann ist das Buch zuende.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Kommt nicht an Teil 1 heran

Windstärke 17
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Wie auch der erste Teil hat mir „Windstärke 17“ an sich gut gefallen – wobei ich „22 Bahnen" weitaus stärker fand.

Jetzt wird dir Geschichte aus Idas Perspektive erzählt, die nun ungefähr so alt ist wie ...

Wie auch der erste Teil hat mir „Windstärke 17“ an sich gut gefallen – wobei ich „22 Bahnen" weitaus stärker fand.

Jetzt wird dir Geschichte aus Idas Perspektive erzählt, die nun ungefähr so alt ist wie Tilda im ersten Band. Nachdem Tilda damals weggezogen ist, war Ida die meiste Zeit mit ihrer alkoholkranken Mutter alleine. Nach deren Tod weiß sie jetzt nicht wirklich, wie ihr Leben weitergehen soll, und flüchtet erstmal nach Rügen, wo sie bei einem netten älteren Paar unterkommt.

Ich mochte die Erzählweise wieder, auch wurden Idas Schmerz und ihre Schuldgefühle gut vermittelt. Teilweise blieb mir der Inhalt aber zu sehr an der Oberfläche. Ich konnte Idas Gedanken zwar grundsätzlich verständlich, es war aber weniger Tiefe da, oft waren ihre sprunghaften Handlungen auch kaum nachvollziehbar.

Und die Geschichten der anderen Figuren waren mir leider auch zu flach bzw. zu wenig ausgearbeitet. Über Marianne und Knut erfährt man so gut wie nichts – wie kommen die beiden dazu, eine ihnen völlig fremde junge Frau einfach so bei sich aufzunehmen? Völlig kostenlos und auf unbestimmte Zeit? Ida spricht ja auch kaum mit ihnen, ist teilweise sogar regelrecht unfreundlich. Dass sie diese Trauer mit sich herumträgt, kommt ja erst mit der Zeit heraus.

Und was war mit Mandy und deren Kindern (also ihren Enkeln), wieso ist der Kontakt so schlecht? Über Leif erfahren wir auch so gut wie gar nichts. Was finden die beiden aneinander, außer dass sie sich anscheinend beide gerne mitten in der Nacht in Lebensgefahr begeben? Was ist mit seinen Eltern, warum muss er sich um den dementen Großvater kümmern? Der Wandel von „er ist nicht gut für mich“ zu „er ist genau der, den ich brauche“ ging mir auch zu schnell – generell finde ich es schade, dass auch hier der „Mann kommt und rettet die Frau in Nöten“-Plot zu präsent war.

Wie schon bei Tilda im ersten Band fand ich auch Idas Umgang mit Alkohol und Drogen fragwürdig und zu „sorglos“. Auch habe ich mich gefragt, wie die Wohnsituation so lange funktionieren konnte, ohne dass die Behörden irgendwann aufmerksam geworden sind. Als Tilda ausgezogen ist, war Ida erst 11 – und die Mutter schon schwer alkoholkrank. Hat Ida sich dann 10 Jahre lang permanent um sich selbst UND ihre kranke Mutter gekümmert? Zuvor war Tilda ja bspw. immer bei Elternabenden u. ä. Es muss doch irgendwann aufgefallen sein, dass sich eigentlich niemand mehr um Ida kümmert? Was, wenn sie mal krank war oder zu Ärzten musste? Wer hat die Termine ausgemacht? Ich glaube, es ist nicht realistisch, dass so eine Situation so lange unbemerkt bleibt und nicht irgendwann das Jugendamt einschreitet.

Und wer hat die ganze Zeit die Miete, Idas Markensachen (Macbook, Airpods etc.) gezahlt? Wahrscheinlich Tilda und Viktor, aber es waren mir zu viele Umstände, die man als gegeben hinnehmen musste, ohne dass sie erklärt wurden.

Ich konnte auch nicht ganz nachvollziehen, warum Ida nicht mit Tilda gegangen ist. Tilda war ja immer sehr pragmatisch, da hätte es doch eine andere Lösung geben müssen. Deren Leben wiederum verläuft auch zu perfekt. Dafür, dass sie in Band 1 so sehr mit sich gerungen hat, ob sie überhaupt wegziehen kann, scheint sie sich jetzt ein perfektes Kleinfamilienleben geschaffen zu haben (es sei ihr gegönnt, aber Tilda war mir in diesem Band viel zu glatt, zu perfekt, Professorin, Mutter, Frau, wo sind ihre Ecken und Kanten geblieben?)

Insgesamt hatte ich ein wenig den Eindruck, dass hier nach dem großen Erfolg des ersten Bands eine ähnliche Geschichte in anderem Setting zu schnell runtergeschrieben wurde. Emotionen, Gefühle und Tiefe haben mir gefehlt.

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