Viel Atmosphäre, wenig Inhalt
KnochenkälteDas Buch hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Besonders im letzten Abschnitt kommt zwar endlich Spannung auf, doch insgesamt kann das Tempo die langen, oft zähen Passagen zuvor nicht ausgleichen. ...
Das Buch hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Besonders im letzten Abschnitt kommt zwar endlich Spannung auf, doch insgesamt kann das Tempo die langen, oft zähen Passagen zuvor nicht ausgleichen. Für einen Thriller war es mir oft zu langatmig geschrieben, zu viele Naturbeschreibungen und zu wenig forensische Anthropologie (die David Hunter-Thriller ja eigentlich ausmacht).
Meiner Meinung nach wurde aus einem an sich recht klischeehaften aber durchaus vielversprechenden Setting (ein von der Außenwelt abgeschnittenes Dorf, Schneesturm, rivalisierende Männer) einfach nichts gemacht, Beckett schöpft hier das Potenzial nicht aus. Statt messerscharfer Analysen stapft unser „Profi“ mehr oder weniger kopflos durch den Schnee und folgt einer spontanen Eingebung nach der nächsten, statt analytisch zu ermitteln. Durch ausgedehnte Beschreibungen und weite Wege, wird die Spannung zusätzlich ausgebremst.
Auch die Figurenzeichnung war eher oberflächlich. Viele Charaktere bleiben zu eindimensional, ihre Motivationen und Hintergründe werden kaum vertieft.
Die losen Fäden werden alle erst ganz am Ende sehr ausführlich zusammengeführt, hier hätte ich mir vorab schon mehr wie zufällig eingestreute Informationen gewünscht, so war es am Schluss sehr viel auf einmal.
Positiv bleibt, dass einige sympathische Figuren am Ende zu ihrem Recht kommen und die Atmosphäre des abgeschiedenen Schauplatzes durchaus stimmig eingefangen wird. Wer jedoch auf tiefgründige Charaktere, starke Wendungen und ausgeprägte forensische Elemente hofft, wird hier eher enttäuscht sein.