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Veröffentlicht am 17.07.2020

Von Unterschieden und Entschuldigungen

Die verlorenen Schwestern - Eine Elfenkrone-Novelle
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Was würdest du tun, um geliebt zu werden? Welche Geheimnisse würdest du bewahren und welche Schwindeleien glauben?

Vor allem, wenn du in einer Welt leben würdest, in dem sich grausam-schöne Ungeheuer ...

Was würdest du tun, um geliebt zu werden? Welche Geheimnisse würdest du bewahren und welche Schwindeleien glauben?

Vor allem, wenn du in einer Welt leben würdest, in dem sich grausam-schöne Ungeheuer tummeln? Elfen, die dich zu ihrem Vergnügen verzaubern können. Wie groß die Unterschiede zwischen diesen eleganten und durchtriebenen Elfen und den Menschen sind, spürst du jeden Tag.

Taryn ist dafür weit gegangen, vielleicht zu weit. Sie hat sich auf den Handel eingelassen, den eine der Elfen ihr bot, obwohl sie wusste, dass an diesen immer ein Haken ist. Sie hätte sich jedoch nicht träumen lassen, dass ihre Zwillingsschwester Jude den Preis für diesen Handel bezahlen muss. Was würdest du deiner Schwester verzeihen?

»Es begann mit einem Zettel, den Locke in meinen Rucksack schmuggelte. Er hat es wohl auf dem Palastgelände getan, wo die Kinder des Adels – und wir – in Geschichte, Rätselraten, Wahrsahen und all den anderen Fächern unterrichtet wurden, die nützliche Mitglieder der Elfengemeinschaft im Leben brauchten.«

›Die verlorenen Schwestern‹ greift die Erlebnisse des ersten Bandes der ›Elfenkrone-Reihe‹ auf, die in der Trilogie aus Judes Sicht geschildert werden. Diese Novelle, die eher an einen Brief erinnert, sollte auch erst nach dem ersten Band gelesen werden, um sich nicht zu spoilern. Sie erzählt die Ereignisse, die zum Verrat an Jude und zu ihrer Demütigung führten aus Sicht ihrer Zwillingsschwestern Taryn, die darin eine größere Rolle spielte, als ihr lieb gewesen ist.

»Aber was ist mit all diesen Mädchen, diesen gehorsamen Mädchen, die Vertrauen hatten, die liebten, heirateten und starben? Waren sie denn nicht auch mutig?«

Blacks Novelle ›Die verlorenen Schwestern‹ macht greifbar, was ›Elfenkrone‹ bereits vermuten lässt. Wie groß Lockes Talent ist, sich systematisch in das Leben anderer zu wühlen, ihre tiefsten Sehnsüchte zu nutzen und sie so zu manipulieren, dass es den größtmöglichen Effekt zeigt. Locke ist schön, charmant und begabt. Er spürt Taryns Wunsche zu gefallen und dazuzugehören. Er schenkt ihr Nächte, die so schön sind, wie sie sie kaum je zu erleben glaubte, bevor ihr der Preis dieser Nächte klar werden kann. Und doch kann sie die Hoffnung, dass diese schönen Nächte wiederkommen könnten, nicht mehr los lassen.

›Die verlorenen Schwestern‹ ist eine Entschuldigung von Taryn an ihre Schwester Jude. Der Versuch, sie verstehen zu lassen, warum sie bereit war, so viel für die Ehe mit Locke zu ertragen – und ihre Schwestern ertragen zu lassen. Eine spannende Ergänzung, um die Hintergründe des ersten Bandes besser zu verstehen und eine Außensicht auf Jude zu bekommen.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Alte Bekannte, Poirot und ein Mord.

Das fehlende Glied in der Kette
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Das Wiedersehen mit einem alten Bekannten gestaltet sich für Hastings anders als erwartet: Auf Heimaturlaub trifft er auf John Cavendish, der ihn zu sich nach Hause nach Styles einlädt, um dort den Rest ...

Das Wiedersehen mit einem alten Bekannten gestaltet sich für Hastings anders als erwartet: Auf Heimaturlaub trifft er auf John Cavendish, der ihn zu sich nach Hause nach Styles einlädt, um dort den Rest seines Urlaubs zu verbringen.
Obwohl er John, dessen Bruder Lawrence und ihre schon betagte Mutter seit Jahren nicht gesehen hat, sind die Erinnerungen an Styles noch lebendig.
Doch nicht alles ist so geblieben, wie es Hastings aus seiner Jugend erinnert: Trotz ihres hohen Alters hat Johns und Lawrence Mutter noch einmal geheiratet – und zwar einen Mann, der bei niemandem Sympathien auszulösen scheint.
Zum ersten Bruch auf dem charmanten Anwesen Styles kommt es, als die resolute Evie es nach einem Streit verlässt.

»Ich spürte, dass zusammen mit Evie etwas Undefinierbares aus der Atmosphäre verschwunden war. Ihre Anwesenheit hatte Sicherheit bedeutet. Jetzt war diese Sicherheit verschwunden und nun war die Luft voller Verdächtigungen.«

Was als vergnügliches Wiedersehen von alten Freunden beginnt, wird schnell ernst. Noch während Hastings seinen Heimaturlaub in Styles genießt, verstirbt eine seiner Jugendbekanntschaften und es dauert nicht lange, bis der Verdacht sich regt, dass dies kein natürlicher Tod war.
Doch zum Glück sind die auf Styles Lebenden nicht die einzigen alten Bekannten, die Hastings auf seinem Heimaturlaub trifft: Auch Hercule Poirot, ein ehemaliger Mitarbeiter der belgischen Kriminalpolizei, der für sein Können bekannt ist, läuft ihm wieder über den Weg.
Und was liege da näher, als den etwas schrulligen, jedoch diskreten und fähigen Poirot darum zu bitten, sich der Aufklärung des Falls anzunehmen?

»Poirot war ein kleiner Mann von ungewöhnlichem Aussehen. Er war knapp einen Meter sechzig groß, aber seine Haltung verriet Würde. Sein Kopf hatte genau die Form eines Eies, und er neigte ihn stets ein wenig zur Seite.«

Mit ›Das fehlende Glied in der Kette‹ – im Original bekannt unter dem Titel ›The Mysterious Affair at Styles‹ – begleiten die Leser und Leserinnen Poirot bei der Aufklärung seines ersten Falls. Dutzende Romane über ihn waren in den folgenden Jahren erschienen.
Während Hastings und Poirot nach und nach die Frage nach dem ›Wie?‹ des Todes entschlüsseln, hat der Leser oder die Leserin vom Anfang bis zum Ende die Gelegenheit, mit zu rätseln und sich den Kopf über die Frage nach dem ›Wer?‹ zu zerbrechen. Denn eines ist klar, ein Motiv wäre wohl bei jedem zu finden.
Und so verfügt bereits dieser erste Fall für Hercule Poirot über viele der Elemente, die an Agatha Christies Kriminalromanen so geschätzt werden: Spannung, Charme und eine ordentliche Portion Rätselvergnügen.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Kindertage einer vergangenen Zeit

Kirschendiebe
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Kirschendiebe der Autorin Anke Bär erzählt die Geschichte der kleinen Lotte, die mit ihrer Familie in einem Forsthaus lebt und ihre Kindheit in der Nachkriegszeit erlebt.

Lotte ist ein aufgewecktes, junges ...

Kirschendiebe der Autorin Anke Bär erzählt die Geschichte der kleinen Lotte, die mit ihrer Familie in einem Forsthaus lebt und ihre Kindheit in der Nachkriegszeit erlebt.

Lotte ist ein aufgewecktes, junges Mädchen, das lieber Lederhosen als Kleider trägt, besser werfen als nähen kann und liebend gerne Zeit mit den anderen Kindern verbringt.

Gemeinsam erleben sie zahlreiche kleine Alltagsabenteuer in der Nähe des Forsthauses. Sie gehen zur Schule, spielen im Schnee und feiern Weihnachten im Kreis der Familie. Genauso wie man sich das Leben eines jungen Mädchens vorstellt. Nur eben ganz anders. Denn Lotte kennt Hunger, muss sich mit Plumpsklos anfreunden und kann nur dann leckere Kirschen naschen, wenn sie diese der Försterfamilie Greßmann stibitzt.

Diese Ähnlichkeit und zugleich Unterschiedlichkeit zwischen Lotte und einem kleinen Mädchen der heutigen Zeit macht einen großen Reiz des Buches Kirschendiebe aus. Es lädt die jungen Lesenden ein, Lottes Leben mit ihrem eigenen zu vergleichen und Fragen zu stellen: an Eltern, Großeltern oder andere, die Erinnerungen an ihre Kindheit teilen wollen.

Anke Bärs Kirschendiebe punktet durch zahlreiche liebevolle Illustrationen, die so aussehen, als wären sie direkt mit Bleistift auf die Seiten gemalt worden. Zusätzlich verfügt das Buch über einen spannenden Anhang, der neben einer Übersicht mit Ereignissen der Nachkriegszeit und einer Liste mit Museen auch zahlreiche Farbabbildungen enthält. Neben Spielzeug und Büchern der Nachkriegszeit finden sich dort auch Fotografien.

Der Schreibstil ist klar und an die Gedankenwelt von Lotte angepasst. Das Buch besteht aus 36 knappen Kapiteln, die sich zum Vorlesen eignen, da sie zumeist für sich stehen können. In diesen gibt Kirschendiebe episodenhaft Einblick in Ereignisse aus Lottes Alltag und Leben.

Doch so liebevoll das Buch illustriert ist, fehlt es der Geschichte an Spannung. Die Kapitel sind für sich genommen gut zu lesen, doch gibt es keinen Bogen, der dazu verleitet, direkt das nächste Kapitel lesen zu wollen.

Das Buch Kirschendiebe ist durch die Illustrationen der Autorin wunderschön gestaltet. Es handelt sich nicht um eine Geschichte, die durch Spannung auffällt, sondern um einen ruhigeren, zu Unterhaltungen anregenden Erzählstil.


Rezension erstmals erschienen auf LizzyNet

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Das Einfache und das Schwere

Texte, die auf Liebe enden
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Zierlich und klein liegt Lucia Lucias Debüt Texte, die auf Liebe enden in der Hand. Das Cover ansprechend illustriert, eine dunkelhaarige Frau, ganz in Rot gekleidet. Doch was auf den ersten Blick wie ...

Zierlich und klein liegt Lucia Lucias Debüt Texte, die auf Liebe enden in der Hand. Das Cover ansprechend illustriert, eine dunkelhaarige Frau, ganz in Rot gekleidet. Doch was auf den ersten Blick wie ein nettes, kleines Büchlein voller Liebesgedichte erscheint, ist weit mehr als das.

Denn wer ihren Text Mathilda bereits kennt, ahnt, dass Lucia Lucia sich nicht nur mit den rosigen Aspekten der Liebe und des Lebens beschäftigt. In mal kurzer, mal längerer Form drehen sich Lucia Lucias Texte und Gedichte um die verschiedenen Stadien der Liebe, von „wo die Liebe anfängt“ bis „wo es weitergeht“. Obwohl ihre Gedichte mit traditionellen Reimschemata brechen, fehlen ihnen keinesfalls Melodie und Klang.

Der Auftakt ihres ersten Gedichtes trink mich scheint sich durch Lucia Lucia lyrisches Schaffen zu ziehen.

Denn oft scheint es, als könnte die Autorin mit ihren Gedichten wirklich etwas einfangen, was sonst im Verborgenen bleibt. Es sind Momente des Alltags, der großen und kleineren Momente zwischen zwei Menschen, der hellen und dunklen, denen sie in ihren Texten Raum gibt.

Zwischen ihren Gedichten in Versform finden sich auch hin und wieder kürzere prosaartige Texte, denen Rhythmus jedoch nicht fehlt. Außerdem zeichnet sich Texte, die auf Liebe enden auch dadurch aus, dass die Texte von Illustrationen von Serena Viola begleitet werden, die auch das Cover schmücken. Diese zum Teil abstrakten, zum Teil konkreten Bilder haben ebenso wie Lucia Lucia Gedichte ihre eigene Handschrift. So bleibt in Hinblick auf die Illustrationen nur zu bedauern, dass der Innenteil des Buches nicht ebenfalls farbig ist wie das Cover, sondern schwarz-weiß.

Wer also einen Blick durch die Augen Lucia Lucias auf Liebe und Leben wagen möchte, dem sei das Buch Texte, die auf Liebe enden in jedem Fall empfohlen. Die Texte und das Büchlein an sich bringen ein spannendes Tempo mit sich, keine Passagen, die sich ziehen oder die Texte verwässern.

So bleibt, gespannt auf weitere Werke von Lucia Lucia zu warten oder Texte, die auf Liebe enden ein zweites Mal zur Hand zu nehmen, denn trotz dem übergreifenden Thema sind viele ihrer Texte sehr unterschiedlich und einen weiteren Blick wert.

Rezension erstmals erschienen auf LizzyNet

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Über Verborgenes und Erinnertes

Vom Schlafen und Verschwinden
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Eine Frau, deren Leben mit drei Städten verwoben ist: Dublin, Grund und Hamburg. Ellen ist von Beruf Somnologin, arbeitet in einem Schlaflabor und schreibt an einer Kulturgeschichte des Schlafes.

Katharina ...

Eine Frau, deren Leben mit drei Städten verwoben ist: Dublin, Grund und Hamburg. Ellen ist von Beruf Somnologin, arbeitet in einem Schlaflabor und schreibt an einer Kulturgeschichte des Schlafes.

Katharina Hagenas Roman Vom Schlafen und Verschwinden gibt gefühlvoll Einblick in das Leben von drei Generationen: Heidrun, die im Koma liegend verhungert, während ihre Tochter Ellen immer schlechter schläft und ihre Enkelin Orla lieber nachts unterwegs ist, als zu schlafen. Doch nicht nur der Schlaf verwebt die Geschichten der Charaktere im Roman miteinander: Auch das Verschwinden zieht sich durch ihre Leben.

Während Ellen mit Orla schwanger ist, verschwindet ihr Freund Lutz. Auch die Stimme ihres besten Freundes aus Kindertagen verschwindet, und Benno, der an seiner Doktorarbeit schreibt, sucht nach Spuren eines Soldaten namens Hugo Schwindt.

Während der Roman seltsam schlaftrunken und konturlos beginnt, Figuren und Handlung eher schemenhaft als klar umrissen sind, entfaltet sich die Geschichte, nimmt feste Züge an und bietet am Ende Antworten auf vieles zunächst bewusst im Unklaren gehaltenes.

Katharina Hagena gelingt es auf fast 300 Seiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Figuren miteinander zu verstricken. Auch die Erzählperspektive wechselt: So wird der Lesen zum einen mit den Gedanken und Erinnerungen von Ellen vertraut, zum anderen durch Einträge in ein Chorbuch mit Marthe, der Mutter von Lutz, dessen Verschwinden sie auch nach Jahren nicht loslässt und sichtbare Spuren auf ihr hinterlassen hat.

Die Atmosphäre des Romans ist sehr dicht. Die Figuren verbergen spürbar Geheimnisse, voreinander und vor dem Leser. Angereichert mit unterschiedlichen Wissenshäppchen über das Schlafen: von den Philosophen der Antike bis hin zu den Annahmen der modernen Wissenschaft.

Katharinas Hagenas Roman Vom Schlafen und Verschwinden ist leise. Die darin erzählte Geschichte drängt sich nicht auf, sondern will nach und nach freigelegt werden. Eingebettet in Besonderheiten des Alltäglichen und Gewöhnlichen.

Vom Schlafen und Verschwinden empfiehlt sich für all jene Leser, die gerne in Familiengeschichten stöbern, die sich durch die Verflechtung von Personen, Generationen und Orten spinnen und in klarer, doch poetischer Sprache erzählt werden.

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