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Veröffentlicht am 29.11.2024

Die Reste einer einst erfolgreichen Mordkommission

Die Schuld, die man trägt
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Dieser Fall ist persönlich. Am Schauplatz eines Mordes wurde »Löse den Fall, Sebastian Bergman!« an die Wand eines Stalls geschrieben.

Doch während das Verbrechen nicht schläft, hat die Reichsmordkommission ...

Dieser Fall ist persönlich. Am Schauplatz eines Mordes wurde »Löse den Fall, Sebastian Bergman!« an die Wand eines Stalls geschrieben.

Doch während das Verbrechen nicht schläft, hat die Reichsmordkommission mit eigenen Problemen zu kämpfen: Ein Mörder in den eigenen Reihen hat dem Vertrauen in diese mehr als nur geschadet. So stark, dass die Reichsmordkommission nicht mehr ist, was sie zuvor war. Und nicht mehr das, was für die Aufklärung dieses Verbrechens gebraucht würde.

»Torkel saß am Küchentisch. Obwohl seit ihrer letzten Begegnung nur ein paar Wochen vergangen waren, wirkte er kleiner und definitiv älter. Nur mehr ein Schatten jenes Mannes, der noch vor weniger als einem Jahr die Reichsmordkommission geleitet hatte.«

Sebastian Bergmann ist ohne Zweifel brillant in seinem Job. Doch ebenso steht außer frage, dass er nicht zu den einfachsten Zeitgenossen gehört. Bergmann ist manipulativ, taktlos und lässt selten eine Gelegenheit aus, die eigene Überlegenheit zu demonstrieren oder seine Mitmenschen zu demütigen.

Ein Grund mehr für die geschwächte Reichsmordkommission, es sich zweimal zu überlegen, ob sie Sebastian Bergmann wirklich an der Auflösung dieses Falls beteiligen will. Doch bald schon wird klar, dass es nicht bei nur einem Opfer bleiben wird.

»Sie war unschuldig. Mehr noch, sie war selbst ein Opfer. Aber einige Menschen mussten leider sterben. Er bedauerte es wirklich und wünschte sich aus tiefstem Herzen, es gäbe eine andere Möglichkeit, einen anderen Weg.«

›Die Schuld, die man trägt‹ kann eigenständig gelesen werden, jedoch macht es meiner Meinung nach bei diesem Band besonders Sinn, die Vorgängerbände zuvor in der richtigen Reihenfolge gelesen zu haben, da man sich sonst doch einfach sehr spoilert.

Der achte Fall für Sebastian Bergmann hat es in sich. Er ist schnell, persönlich und verworren. Und über allem liegt der Versuch der Reichsmordkommission, mit den Auswirkungen des letzten Falles klarzukommen.

»Sie hatte sich wirklich gezwungen, nach seiner Verhaftung nicht mehr an ihn zu denken. Es schmerzte zu sehr und machte sie viel zu wütend. Von allen Personen, die sie in den letzten Jahren im Stich gelassen hatten, nicht zuletzt ihre Mutter, war dies die schlimmste Enttäuschung.«

›Die Schuld, die man trägt‹ von Hjorth und Rosenfeldt steht den Vorgängerbänden in nichts nach. Die Geschichte ist spannend, rasant und verstrickt. Ich bin schon auf die Folgebände gespannt!

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Entscheidungen, die das Leben verändern

The truth behind your lies
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Eigentlich wollen sie nur die Zeit nach dem Abi genießen, bevor ihre Zukunftsentscheidungen sie vielleicht in alle Länder verstreuen. Sie kennen sich schon lange, ihre Freundschaften sind tief.
Die Schulzeit ...

Eigentlich wollen sie nur die Zeit nach dem Abi genießen, bevor ihre Zukunftsentscheidungen sie vielleicht in alle Länder verstreuen. Sie kennen sich schon lange, ihre Freundschaften sind tief.
Die Schulzeit liegt nun hinter den fünf Freunden. Und doch wird sie sie nicht so schnell loslassen. Denn was die Fünf mit ihrem Mitschüler Jan gemacht haben, lässt sich nicht mit dem Verlassen der Schule abstreifen.

Als die fünf Freunde nach dem Abi Urlaub in den Bergen machen wollen, sieht Jan seine Chance gekommen. Seine Familie besitzt dort eine Hütte, die er ihnen zur Verfügung stellt. Doch die Fünf ahnen nicht, dass er dies nicht anbietet, um sich bei ihnen beliebt zu machen. Er installiert überall in der Hütte Kameras, sogar in den Schlafzimmern. Alle sollen sehen, wie es hinter der Fassade seiner beliebten Mitschüler:innen aussieht – auf dem YouTube-Kanal „The truth behind“.

»Im Sportunterricht haben sie Jan einmal ausgelacht, weil er die falsche Unterhose anhatte. Bis dahin hatte er nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie eine falsche Unterhose gibt.«

Jans Schulzeit war voller Demütigungen. Nie konnte er etwas richtig machen, während die Fünf scheinbar nie etwas falsch machen konnten.

›The truth behind your lies‹ wechselt zwischen den Perspektiven von Jan und Emmy hin und her, die zur Gruppe gehört. Schnell wird klar, dass die Schulzeit und ihr Leben auch an ihr nicht spurlos vorbei gegangen sind.

»Die Gipfel der Berge sind zum Teil noch schneebedeckt und Emmy spürt, wie ein Teil der Anspannung der letzten Wochen von ihr abfällt. Diese Berge gab es lange vor ihr und wird es lange nach ihr geben.«

Der Einblick hinter die Fassaden der Fünf offenbart viele Probleme und Geheimnisse. Mitunter wirken die Jugendlichen, als wären sie Fallbeispiele aus einem Lehrbuch der Psychologie. Nicht alle diese Begriffe fallen, doch Alkohol, Drogen, Essstörungen, Borderline-Verhaltensweisen, Mobbing, Aggression und Angststörungen sind einige der Problemfelder, mit denen sich die Figuren von ›The truth behind your lies‹ auseinandersetzen müssen. Wichtige und sensible Themen, auch Sexualität und sexuelle Orientierung spielen eine Rolle.

Hinter all dem steht die Frage, was genau eigentlich passiert ist. Was ist zwischen Jan und den fünf Freunden vorgefallen, dass es so weit gekommen ist? Und was machen Erlebnisse psychisch mit einem – was machen sie mit Jan? Und wie weit ist er bereit zu gehen?

»Was allerdings nicht bedeutet, dass sie weniger schlimm ist. Im Gegenteil. Jan vermutet vielmehr, dass sie die Drahtzieherin im Hintergrund ist.«

›The truth behind your lies‹ erhebt nicht den Anspruch, das Problem Mobbing lösen oder erklären zu können oder zu wollen. Im Gegenteil. Es richtet den Scheinwerfer auf sechs Menschen, zu deren Leben es als Opfer oder Täter:innen gehörte oder immer noch gehört. Welcher Umgang ist damit möglich und welche Opfer fordert dieser? Fragen, auf die der Thriller keine absoluten Antworten bietet, die in den Lesenden jedoch weiterarbeiten. Auch nachdem der Roman schon längst aus der Hand gelegt wurde. Genau darum geht es vielleicht: Dem, was Mobbing mit einem Menschen macht, ein Gesicht zu geben. Und die Suche nach Lösungen auf die Wirklichkeit jenseits des Romans auszuweiten.

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Der Hass ihres Vaters

Crescent Hill
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Sie wollte nie eine Jägerin sein. Schon immer stand sie im Schatten ihres Bruders. Der Begabte, der Starke, der Perfekte. Doch ihr Bruder ist tot und nun kann nur sie das Erbe ihrer Familie fortsetzen.

Denn ...

Sie wollte nie eine Jägerin sein. Schon immer stand sie im Schatten ihres Bruders. Der Begabte, der Starke, der Perfekte. Doch ihr Bruder ist tot und nun kann nur sie das Erbe ihrer Familie fortsetzen.

Denn seit die Werwölfe die Familie ihres Vaters töteten, kennt er nur ein Ziel: die Welt von jedem Einzelnen der Geschöpfe zu befreien. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht.

Maya will ihn stolz machen, will seine Liebe und sein Lob. Doch wie weit wäre sie bereit, für ihn zu gehen?

»Blut klebte an seinen Händen, doch es war nicht sein eigenes. Er wusste, dass es Werwölfe gab, das hatte sein Vater ihm nie verheimlicht. Schließlich war er in eine Jägerfamilie hineingeboren worden, und es war seine Pflicht, eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.«

Bis Maya Ezra kennenlernt. Und ihre Vorstellungen vollends auf den Kopf gestellt werden. Denn was wäre, wenn die Werwölfe nicht die Monster wären, als die ihr Vater sie noch immer sehen will?

Wäre sie bereit, sich für Ezra gegen ihren Vater zu stellen? Und hätte sie die Kraft, etwas an dieser Welt zu ändern, in der Werwölfe gejagt und Jäger gefeiert werden?

»Aaron sollte an meiner Seite sein. Mein großer Bruder sollte mich aufziehen, weil ich beim Training gegen ihr verlor, sollte sich über mich lustig machen, weil ich seiner Meinung nach wie ein waschechtes Mädchen zuschlug. Doch Aaron war tot.«

Hankes ›Crescent Hill‹ hat alles, was eine gute Geschichte braucht. Geheimnisse, Freundschaften und jede Menge schicksalhafter Momente. Und doch schafft der Roman es nicht, mich zu überzeugen.

Ezra und Maya zünden für mich nicht. Die Anziehung der beiden spüre ich nicht. Sobald Maya vor einem Problem steht, ist Ezra zur Stelle, um es für sie zu lösen, oder drängt sich in Gespräche – so kam es mir zumindest vor. Wirklich gerne gelesen habe ich hingegen ihre Freundschaft mit Jamie.

»Es fühlte sich an, als wäre ein Teil von mir, der seit Aarons Tod allein in der Dunkelheit verloren gewesen war, endlich zu mir zurückgekehrt. Als wäre ich angekommen.«

›Crescent Hill‹ ist ein Einzelband, in dem auf den Kopf gestellt wird, was an der Moonlight Academy seit Jahren gelehrt wurde. Gut und Böse tauschen die Rollen, es ist an der Zeit, für eine neue Ordnung von Mayas Welt. Maya ist bereit dafür – und hat jede Menge Freunde an ihrer Seite, mit denen alles möglich scheint. Dennoch kann ›Crescent Hill‹ mich nicht überzeugen, da Maya und Ezra für mich nicht funktionieren. Doch stecken genug Geheimnisse in der Geschichte, dass ich bestimmt noch einmal einen Blick auf ein Buch von Hanke werfen werde.

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Die Rückkehr eines Alptraums?

Fürchte das Böse
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Die Bestie ist tot. Nach Jahren der Haft an Krebs gestorben. Holly Wakefield war auf seiner Einäscherung. Nicht, um den Verstorbenen zu betrauern. Sondern um sicher zu sein, dass es nun endlich vorbei ...

Die Bestie ist tot. Nach Jahren der Haft an Krebs gestorben. Holly Wakefield war auf seiner Einäscherung. Nicht, um den Verstorbenen zu betrauern. Sondern um sicher zu sein, dass es nun endlich vorbei ist. Dass der Mann endgültig von dieser Erde verschwunden ist, der ihre Eltern tötete, als sie neun Jahre alt war.
Doch dann sucht ein neuer Fall die Stadt heim. Der Mord trägt die Handschrift der Bestie. Grausam, geplant, gnadenlos.

Ein Nachahmungstäter? Eine Nachricht wurde am Tatort hinterlassen – eine Nachricht an Holly. Und noch bevor sie sich versieht, muss sie sich der Frage stellen, ob sich jemand einen grausamen Scherz mit ihr erlaubt. Oder ob der Mann ihrer Alpträume noch immer unter ihnen weilt.

»Liebste Holly,
es ist schon eine ganze Weile her, aber wie gesagt:
Ich bin nicht totzukriegen.
Doch ich muss etwas gestehen:
Was stimmt nicht mit Annie Wilkes?«

Holly ist sich sicher, dass der Mörder ihrer Eltern zurück ist. Doch niemand glaubt ihr. Niemand außer DI Bishop, den ein tieferes Band mit Holly verbindet. Und dieses Mal wollen sie die Bestie endgültig zur Strecke bringen.

Um ›Fürchte das Böse‹ von Griffin verstehen und lesen zu können, muss man die ersten drei Bände um Holly Wakefield nicht gelesen haben. Doch wer Lust auf die ganze Reihe hat, sollte vermutlich mit Band 1 beginnen, um sich nicht indirekt zu spoilern und so viel von der Reihe zu haben wie möglich. Aber nötig ist das auf keinen Fall.

»Carstairs war drei Monate zuvor für tot erklärt worden, es hieß, er sei einem Krebsleiden erlegen. Holly war bei seiner Einäscherung dabei gewesen und hatte geglaubt, dass nun endlich das Kapitel ihres Lebens, das an jenem Tag begonnen hatte, an dem sie von der Schule nach Hause gekommen war und die Bestie neben den Leichen ihrer Eltern hatte stehen sehen, ein für alle Mal abgeschlossen war.«

Holly Wakefield hat mich vom ersten Moment an von sich überzeugt. Eine wunderbare vielschichtige und komplexe Protagonistin, die zu ihren Überzeugungen und Instinkten steht. Sie ist keine Damsel in Distress, sondern weiß sich zu helfen und dem Bösen die Stirn zu bieten.

›Fürchte das Böse‹ ist kein Thriller, der sich auf die Who did it?-Frage konzentriert. Das How steht im Vordergrund. Zugleich dringt der Thriller tief in die Vergangenheit des Täters und der Protagonistin vor, die durch die Tat der Bestie miteinander verwoben sind.

»Die Definition von böse ist ›zutiefst unmoralisch und niederträchtig‹ oder auch ›das Gegenteil beziehungsweise die Abwesenheit des Guten‹. Letzteres ist vielleicht eine etwas mittelalterliche Interpretation, denn wenn wir an das Böse denken, schwebt uns dabei normalerweise kein abstrakter moralischer Wert vor, richtig? Wir denken eher an Individuen, an einzelne Subjekte.«

›Fürchte das Böse‹ ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Wie kann ein Totgeglaubter noch einmal zum Mörder werden? Und wenn nicht, wer wäre dann bereit, in dessen Fußstapfen zu treten? Ich werde definitiv auch die weiteren Titel über Holly Wakefield lesen und bin schon sehr gespannt, wie es für sie und DI Bishop weitergeht.

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Was die Vergangenheit verbirgt

Die Tote im Eis
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Eine Tote im Eis, ein geheimnisvolles Video. Als eine Tote gefunden wird, ahnen die Ermittlerinnen, dass ihr Tod kein Unfall gewesen sein kann.

Unbekannte spielen den Ermittlerinnen eine alte Videokassette ...

Eine Tote im Eis, ein geheimnisvolles Video. Als eine Tote gefunden wird, ahnen die Ermittlerinnen, dass ihr Tod kein Unfall gewesen sein kann.

Unbekannte spielen den Ermittlerinnen eine alte Videokassette der Luciaprozession zu und werfen eine Frage auf: Welche Geheimnisse sollten mit der Toten im Eis begraben werden?

Die Ermittlerinnen Glad und Märta folgen den Spuren, die immer tiefer in die Vergangenheit führen. Zu Mädchen, deren Geschichte verschwiegen wurde.

»Ihr Mund ist so trocken, dass es wehtut, zu atmen. Die Nase ist verstopft und ihr Hals ganz steif. Die Augen aufzuschlagen, kostet enorme Kraft.
Wo ist sie überhaupt?«

›Die Tote im Eis‹ ist atmosphärisch, düster und spannend. Schnell lässt Frantz spüren, dass hinter dem Verbrechen eine Geschichte schlummert, die erzählt werden muss.

Was geschah mit den Mädchen der Luciaprozession? Und wieso wird nach so vielen Jahren eine Frau ermordet? Je mehr über die Geschehnisse der Vergangenheit ans Tageslicht dringt, desto deutlicher wird, dass nicht nur eine Person etwas zu verbergen sucht.

»Nein, das dort war etwas Größeres. Irgendwie weich und hart gleichermaßen … Fühlte sich nicht nach einem Maschinenteil an.
Erst als Roland in im Wasser treibende Haare griff, dämmerte ihm, was dort im Eisloch lag.«

Frantz erschafft mit ›Die Tote im Eis‹ eine Geschichte, die in Ungerechtigkeit wurzelt. Geschickt verwebt sie Vergangenheit und Gegenwart und lässt dabei in tiefe menschliche Abgründe blicken.

Bis es an der Zeit ist, den Mädchen der Luciaprozession endlich Gehör zu schenken.

»Das Zimmer ist winzig und scheußlich anzusehen. Ihr orangefarbener Plastikstuhl ist unbequem und wackelt. Auf dem Fensterbrett steht ein Kaktus in einem weißen Übertopf neben einem Fähnchen an einer Stange.«

›Die Tote im Eis‹ ist vom ersten bis zum letzten Moment spannend. Es erzählt von Schutzlosigkeit, Machtmissbrauch und dem Grauen des Schweigens. Ich bin gespannt, in der Zukunft noch mehr von Frantz zu lesen und zu hören.

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