Faszinierend
Leuchten am MeeresgrundDer Autor legt hier ein prall mit Fakten gefülltes Buch in Berichtform vor, wie die Lesenden an seinem Anhang mit der langen Anmerkungsliste zu jedem einzelnen Kapitel und der ebenso langen Bibliografie ...
Der Autor legt hier ein prall mit Fakten gefülltes Buch in Berichtform vor, wie die Lesenden an seinem Anhang mit der langen Anmerkungsliste zu jedem einzelnen Kapitel und der ebenso langen Bibliografie mit dem Nachweis von verwendetem Archivmaterial, Literatur, Zeitungsartikeln und Tondokumenten sofort sehen können.
Dies ist eine große Stärke des Buches, da die Lesenden sich auf die Aussagen des Autors zu seinem Thema verlassen können. Es ist aber andererseits auch eine Schwäche für die Lesenden, die sich in der Thematik und der historischen Zeit mit all ihren Personen vor dem Lesen des Buches nicht so gut und genau auskennen. Bei vielen Schilderungen ist man noch dazu durch ihre komprimierte Darstellung schnell abgehängt und überfordert. Einzelne Kapitel von wenigen Seiten Länge scheinen Stoff für ein eigenes Buch zu bieten, ganze Lebensgeschichten werden auf wenigen Seiten erzählt, z. B. das der Mona Williams von S. 209 bis S. 212 oder von Dr. Barry von S. 200 bis 202. Fast scheint es, als könnte der Autor sein immenses Wissen auf diesen wenigen Seiten gar nicht unterbekommen.
Bei einigen Schilderungen, z. B. über die Reisen von Beebe oder die Piratengeschichten, wären Landkarten hilfreich gewesen, um sie besser nachvollziehen zu können. Auch benutzt der Autor viele Fach- und Fremdwörter, die nicht übersetzt oder erläutert werden. (Was sind z. B. Femoralhernien?, S. 200 – „Leistenbrüche“)
Gerade aber die Schilderungen der Tauchgänge und Beebes Empfindungen dabei sind faszinierend beschrieben, ergänzt durch die Logbucheinträge und Zeichnungen. Wie besonders, dass diese von den ZeichnerInnen nur durch Hörensagen angefertigt wurden, da sie selber diese Meereslebewesen ja nicht gesehen hatten.
Erschreckend aus heutiger Sicht sind die „Untersuchungsmethoden“ der „entdeckten“ und beobachteten Tiere zu Land und zu Wasser: Um sie mitnehmen, untersuchen, zeichnen und zeigen zu können, wurden sie von den „Forschern“ einfach „abgeknallt“ (S. 118).
Die meisten Zeichnungen sind leider in zwei Blöcken „irgendwo“ im Buch angelegt und nicht dort, wo die Abbildungen erwähnt werden. Allerdings startet jedes Hauptkapitel, die jeweils in mehrere Unterkapitel eingeteilt sind, mit einer Schwarzweiß-Zeichnung oder einem Schwarzweiß-Foto. Das Bild der Bathysphäre hätte sehr gut gleich an den Anfang des Buches gepasst, da es im ersten Kapitel gleich mit der Schilderung eines Tauchganges startet. So aber tauchen die ersten Bilder erst im „Piratenkapitel“ S. 95 bis S. 97 (auch sehr komprimiert) auf, mit dem sie eigentlich nichts zu tun haben.
Alles in allem ein sehr faszinierendes Buch, das den Lesenden, die nicht so viel Vorwissen haben oder eine stringente Beschreibung der Ereignisse erwartet haben, aber einiges abverlangt.