Stürmische Zeiten an der Nordsee
Die HalligprinzessinInhalt:
Ella erbt von ihrer Großtante eine Warft auf einer Hallig. Das passt erst so gar nicht in ihr Leben, das in Berlin stattfindet. Sie ist Apothekerin und besitzt die Apotheke, die schon ihrer Mutter ...
Inhalt:
Ella erbt von ihrer Großtante eine Warft auf einer Hallig. Das passt erst so gar nicht in ihr Leben, das in Berlin stattfindet. Sie ist Apothekerin und besitzt die Apotheke, die schon ihrer Mutter und Großmutter gehörte. Außerdem führt sie eine ziemlich komplizierte Fernbeziehung mit Robert, der in Frankfurt arbeitet.
Sie fährt aber wie magisch angezogen doch auf die Hallig, um sich alles anzusehen, denn ihre Großmutter stammt ja von dort. Während ihres Aufenthalts auf der Hallig liest sie die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Charlotte und erfährt viel über deren hartes Leben. Außerdem lebt auf der anderen Warft der Hallig auch noch ein attraktiver Vogelkundler.
Zum Buch:
Die Geschichte erhält ihren Tiefgang durch die zwei Zeitebenen, in denen sie erzählt wird. Einmal die „aktuelle“ Geschichte von Ella, ihrer Beziehung zu Robert, ihrer Arbeit, ihrer Freundin, der Fahrt auf die Hallig und ihrer Zeit dort. Zum anderen durch die Tagebücher von Ellas Urgroßmutter, die in der Zeit von vor dem 2. Weltkrieg bis danach spielen. Charlottes Lebensgeschichte ist berührend, da eine ungewollte Schwangerschaft und die dadurch entstehende Bekanntschaft mit Pay, einem Halligfischer, sie auf die Hallig verschlägt. Die Arbeit und das Leben auf der Hallig sind ihre einzige Möglichkeit, ihre Rettung. Leider fühlt es sich meist nicht so an, denn das Leben ist hart und entbehrungsreich mitten in der Nordsee zur damaligen Zeit und Pays Mutter steht ihr gar nicht wohlwollend gegenüber. Aber da sie krank ist und nicht mehr alle Arbeit alleine schafft, wenn Pay auf dem Meer ist, muss sie in den sauren Apfel beißen. Als Pay Charlotte auch noch heiratet – aus rein freundschaftlichen und praktischen Gründen -, ist das für seine Mutter fast zu viel. Als Charlotte das Kind jedoch verliert, ist sie ganz für sie da und kümmert sich um sie. Ihr ist es genauso ergangen. Als Pay in den Krieg muss, wachsen die beiden Frauen noch enger zusammen. Die gemeinsame Geschichte der beiden Frauen hat mich sehr berührt, denn beide meistern ihr Leben und klagen nicht, machen das beste daraus. Charlottes Trauer um Ihre Schwiegermutter nach deren Tod ist echt. Lange Zeit ist Charlotte allein, bis Pay endlich aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt. In dieser Zeit hat Charlotte bemerkt, wie sehr er ihr fehlt und das Liebe aus Freundschaft erwachsen kann.
Charlottes Geschichte berührt mich als Leserin sehr, aber auch die Protagonisten Ella bleibt davon nicht unberührt, was ich so sehr gut verstehen kann. Es bringt sie zum Nachdenken über ihr eigenes Leben, ihre Beziehung zu Robert und wie es für sie weitergehen soll. Manchmal braucht der Mensch wohl so ein „break-out“, um sich neu zu orientieren und sich über einiges klar zu werden.
Die Figuren wirken auf mich authentisch, auch wenn der Rechtsanwalt Robert nachher nicht zwei linke Hände hat, wie das Klischee es wohl meinen würde 😊. Der Spannungsbogen hält vor allem in der Geschichte von Charlotte, aber auch in der von Ella. Schade ist, dass der Leser nicht erfährt, warum Ellas Oma einst die Insel verließ, obwohl das am Anfang eine von Ellas Hauptfragen war. Auch bricht Charlottes Geschichte nach Pays Rückkehr ab. Die Geburt von gemeinsamen Kindern wird nicht beschrieben. Aber wahrscheinlich hatte Charlotte dann auch gar keine Zeit mehr, um Tagebuch zu schreiben 😊.
Fazit:
Ein gelungener Roman, der sowohl in den Bereich Liebesroman, als auch Zeitgeschichte passt, und beides miteinander verknüpft. Die Beschreibung des Lebens auf einer Hallig im 20. Jahrhundert ist beeindruckend beschrieben. Eine eher unerwartete Wendung im Leben der Protagonisten Ella am Ende des Buches runden das ganze ab.