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Veröffentlicht am 17.08.2022

Chaotische Clique, tolle Idee - aber etwas verschenktes Potenzial

Schottische Träume - Die Töpferei am Meer
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„Die Töpferei am Meer“ ist der Auftakt der Schottischen Träume-Reihe, die eine Clique von Freundinnen, ihr Kunsthandwerk und natürlich ihre Geschichten auf der schottischen Isle of Mull in den Mittelpunkt ...

„Die Töpferei am Meer“ ist der Auftakt der Schottischen Träume-Reihe, die eine Clique von Freundinnen, ihr Kunsthandwerk und natürlich ihre Geschichten auf der schottischen Isle of Mull in den Mittelpunkt rückt. Das Buch ist ein Wohlfühlroman, flüssig und locker-leicht zu lesen, geht dabei aber in eine völlig andere Richtung als zunächst gedacht. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle - tritt allerdings durch verschiedene andere Handlungsstränge teilweise in den Hintergrund rückt. Ich hatte viel Spaß beim Lesen - nicht zuletzt, weil ich auch ein großer Schottland-Fan bin und mich sehr gut in die Szenerie hineinversetzen konnte. Allerdings hat die Autorin an einzelnen Stellen aus meiner Sicht den „einfachsten Weg“ gewählt, was dem Roman meiner Meinung nach viel Potenzial und interessante Wege genommen hat.

Kirsty erbt die kleine Töpferei ihrer Großmutter auf der schottischen Isle of Mull - sie ist verwirrt, nicht nur, dass sie dachte ihre Großmutter sei schon lange vor ihrer Geburt gestorben, sondern auch die Freundinnen ihrer Großmutter auf die sie trifft sind alles andere als ältere Damen, sondern eine Clique von Freundinnen in ihrem Alter - allesamt mit Kunsthandwerksläden in Tobermory, der Inselhauptstadt. Allerdings trifft sie bei den Freundinnen auf große Abneigung, ohne zu wissen warum, und auch der Barbesitzer Aidan dem sie am ersten Abend ihr Herz ausschüttet wirkt immer abweisender. Noch dazu erfährt sie am Tag ihrer Ankunft einen bisher unbekannten Teil ihrer Familiengeschichte, dem sie auf den Grund gehen möchte - der ihr bisheriges Leben aber gehörig durcheinanderbringt. Entsprechend geht es drunter und drüber in Kirstys Leben und sie weiß nicht mehr wirklich, wohin sie gehört.

Die Idee zu der Geschichte finde ich wirklich gelungen und auch der Schreibstil, das Setting und der Inhalt passen sehr gut zu einem sommerlichen Wohlfühlroman. Allerdings bin ich leider mit Kirsty so garnicht warm geworden. Anfangs kommt sie als sympathische Künstlerin rüber, die einfach in ihrer eigenen Welt lebt - mit dem weiteren Verlauf des Buchs spielen sich aber immer mehr Dramen ab, die einzig und allein in ihrem Kopf stattfinden. Natürlich sind die neuen Informationen in Kirstys Leben wirklich Solche, die das Leben auf den Kopf stellen - aber diese Dramen, dieses dauernde Missverstehen und ihre Unsicherheit sind mir teilweise ziemlich auf die Nerven gegangen. Klasse fand ich hingegen die anderen Charaktere des Buches, allen voran die Freundinnen-Clique um Cailin. Die Frauen halten wirklich zusammen und stehen hinter dem was sie tun - auch wenn sie vielleicht an der ein oder anderen Stelle durchaus die Grenze zum Privatleben überschreiten hat es mir Spaß gemacht, die Szenen zu lesen in denen die Freundinnen diskutieren. Auch Aidan den Barkeeper mochte ich gerne - einfach weil er sehr natürlich und einfach „echt“ rüberkam. Insgesamt hat mir die Stimmung die die Autorin durch die Charaktere in dem Roman schafft sehr gut gefallen - man hatte das Gefühl mittendrin zu sein und Teil der Clique zu werden. Nur wie gesagt, Kirsty fand ich etwas anstrengend.

Auch die Geschichte an sich fand ich von der Idee her super - aber aus meiner Sicht wurde viel Potenzial verschenkt. Natürlich muss es nicht immer kompliziert und verworren sein, aber wenn sich immer alles genauso fügt wie es am einfachsten ist, wenn genau das, was offensichtlich ist auch eintritt und die zwar viele Probleme aufgemacht werden, sich diese aber wie von selbst lösen, dann finde ich das als Leserin mit der Zeit langweilig. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass „jetzt noch was kommt“ bzw. „dass es das noch nicht war“- aber das war es dann eben doch. Das, bei dem ich mir zu Beginn gedacht hatte „nein, das ist doch zu offensichtlich“ genau das ist passiert.

Insgesamt, wie gesagt, hatte ich Spaß beim Lesen und wen die ein oder andere Abkürzung in der Handlung nicht stört, der findet hier auf jeden Fall einen tollen Sommerroman mit lustigen Charakteren und einem tollen Handlungsort!

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Ein schockierender Blick in die irische Geschichte und eine bewegende Geschichte starker Frauen

Warten auf ein Wunder
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Ich muss zugeben - ich wusste nicht genau, was ich über diesen Roman denken sollte, bis, ja bis Catherines Geschichte immer mehr Raum eingenommen hat und dieses dunkle Kapitel der irischen Geschichte - ...

Ich muss zugeben - ich wusste nicht genau, was ich über diesen Roman denken sollte, bis, ja bis Catherines Geschichte immer mehr Raum eingenommen hat und dieses dunkle Kapitel der irischen Geschichte - die Mutter-Kind-Heime, zu Tage trat. Das Buch verwebt auf gekonnte Weise die Geschichte verschiedener Frauen aus verschiedenen Jahrzehnten und ihren großen Wunsch - die Wunsch auf ein Kind. Dabei erleben die Leser gemeinsam mit den Frauen ein Auf und Ab der Gefühle, wobei mich insbesondere Catherines Geschichte zutiefst bewegt hat. Ein Buch, das schockiert und bewegt, das einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und einen die Tränen wegblinzeln lässt, das aber sicher auch nichts für schwache Nerven ist. Wer an einen leichten Sommerroman denkt, liegt hier falsch - wer sich aber auf die Geschichte einlässt, wird interessante und kurzweilige Lesestunden genießen dürfen.

In den 1970er Jahren erlebt die 16jährige Catherine ihre erste große Liebe - leider bleibt diese nicht folgenlos und sie wird schwanger - ein Unding für eine unverheiratet Frau im streng katholischen Irland. Sie kommt in ein von der katholischen Kirche betriebenes Mutter-Kind-Heim und der Kampf um ihr Leben und das Leben ihres ungeborenen Kindes beginnt, der Kampf darum, Mutter sein dürfen und endlich ihr altes Leben hinter sich lassen zu können.

Im Jahr 2010 treffen sich Caroline, Janet und Nathalie regelmäßig in einer Selbsthilfegruppe für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch - sie alle drei haben viel erlebt und mussten schon schwere Rückschläge hinnehmen die auch ihre Beziehungen belasten. Neu in der Gruppe ist Ronnie - eine Frau die völlig fehl am Platz wirkt, was diese Gruppe angeht, die es aber schafft, dass aus den Frauen Freundinnen werden die ihr Schicksal gemeinsam annehmen und auch vergessen können.

Wie die Geschichten von Catherine und den Frauen verwoben sind zeigt sich im weiteren Verlauf der Geschichte, wobei der Leser sehr lange im Dunkeln gelassen wird.

Insgesamt fiel es mir etwas schwer mit dem Buch warm zu werden - die Wechsel zwischen den verschiedenen Geschichten sind sehr schnell - teilweise weniger als fünf Seiten, was es mir teilweise schwer machte, mich auf eine Geschichte konzentrieren zu können. Hinzu kommt, dass in dem Teil der Geschichte der im Jahr 2010 spielt, die Kapitel auch immer zwischen Caroline, Nathalie und Janet wechseln, d.h. Catherine, eine der drei anderen Frauen, Catherine, und wieder eine der drei Frauen. Das fand ich etwas sehr schnell vom Wechsel. Insbesondere, da mich Catherines Geschichte sehr mitgenommen hat und ich hier wirklich wie gefesselt war um zu erfahren wie es weitergeht. Hier hätte ich es schön gefunden, etwas mehr am Stück lesen zu dürfen.

Insgesamt hat mich die Geschichte von Catherine mehr gefesselt als die, der aktuellen. Zeit. Ich fand insbesondere Caroline extrem anstrengend. Ich möchte jetzt nicht beurteilen, ob ihr Gemütszustand angemessen dargestellt ist, da ich ihre Probleme und Ängste selbst nicht erlebt habe, aber als Leserin bin ich wirklich erst auf den letzten Seiten mit ihr warm geworden.

Was ich, ebenfalls wieder beurteilt aus der Sicht einer Außenstehenden, sehr gut dargestellt fand war die Belastung, die die Versuche eine künstlichen Befruchtung und einer damit einhergehenden Behandlung mit der Beziehung machen - dass es eben nicht nur die Frauen belastet sondern auch die Männer, und dass es umso wichtiger ist, den Weg gemeinsam zu gehen.

Was die Nebenfiguren anging fand ich auch wieder Catherines Teil der Geschichte deutlich überzeugender - die Figuren waren für mich nahbarer, ich konnte sie mir direkt vorstellen und habe mit Catherine mitgelitten. Hier waren die Figuren und die ganze Geschichte für mich so bewegend dargestellt, dass ich nach dem Lesen wirklich sehr mitgenommen war.

Insgesamt fand ich es großartig, welchem dunklen Kapitel der irischen Geschichte sich die Autorin angenommen hat und wie sie es in der Geschichte verpackt hat. Ich fand es sehr gut, dass auch die Brutalität dargestellt wurde, dass, auch wenn durch die Erzählung bestimmt vieles weiterhin „weniger schlimm“ dargestellt wird, dennoch für den Leser deutlich wurde, was dies für grausame Einrichtungen waren. Insbesondere, wenn man sich vorstellt, dass Catherines Teil der Geschichte in den späten 1970er Jahren spielt - die Kinder von damals jetzt also noch nicht mal 50 Jahre alt wären. Mich hat die Geschichte, auch nach dem Lesen, sehr beschäftigt.

Insgesamt ist das Buch definitiv kein leichter Sommerroman - weder was das Thema angeht, noch was die Beschreibungen angeht. Es ist aber ein Roman der Hoffnung macht - trotz der dunklen Themen und der harten Geschichte von Catherine, der die Bedeutung von Freundschaft und Liebe unterstreicht.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Gefühlvoller Roman mit Sommerfeeling

Das Glück riecht nach Sommer
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Zuallererst - ich liebe die Bücher von Meike Werkmeister. Die Norderney-Reihe hat mich zum Lachen und Weinen gleichzeitig gebracht und daher war ich natürlich auch sehr gespannt auf ihr neues Buch. „Das ...

Zuallererst - ich liebe die Bücher von Meike Werkmeister. Die Norderney-Reihe hat mich zum Lachen und Weinen gleichzeitig gebracht und daher war ich natürlich auch sehr gespannt auf ihr neues Buch. „Das Glück riecht nach Sommer“ ist ein tolles Buch um es an einem lauen Sommerabend in die Hand zu nehmen und einfach abzutauchen. Das Buch ist gefühlvoll, regt zum Nachdenken hat, ist aber auch witzig und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Dennoch muss ich sagen, hat es mich nicht so sehr berührt wie die Bücher auf der Insel Norderney.

Ina folgt das erste mal in ihrem Leben ihrem Traum und kommt nach Hamburg. Aufgewachsen in Nordfriesland ist sie sehr heimatverbunden und ihre Familie kommt für sie an erster Stelle - gerade auch durch die Krankheit ihrer kleinen Schwester hat sie aber auch früh gelernt zurückzustecken und die Wünsche anderer über ihre eigenen Bedürfnisse zu stellen. In Hamburg steht sie erstmal da - in der WG ihrer ehemaligen Studienfreundin kann sie nicht bleiben, der Wohnungsmarkt ist schwierig und das Bewerbungsverfahren für ihren Traumjob an der Hamburger Uniklinik zieht sich. Zum Glück hat die WG eine eigene Parzelle in einem Schrebergarten, inklusive kleiner Gartenlaube und Gießkannendusche - warum also nicht hier einziehen. Gesagt getan, zieht Ina kurzerhand in den Schrebergarten und wird von den anderen Gärtnern nicht nur nett mit Frühstück und Gartengeräten empfangen sondern findet hier auch echte Freunde. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle in dem Buch und auch hier muss Ina erstmal lernen, ihre Bedürfnisse an erste Stelle zu stellen.

Das Cover und der Schreibstil des Buches sind einfach toll - es sieht aus wie in Sommer-Wohlfühlroman und genau das steckt auch drin - sehr viel gute Laune. Man möchte sich am liebsten mit in die Schrebergartensiedlung setzen und mit den Gärtnern zusammen Karnevalslieder singen (ich würde ja persönlich auch die Frühstücksbrötchen nehmen). Was mir aber auch gefallen hat ist, dass aber auch die Themen zum Nachdenken nicht gefehlt haben - sei es Ina die immer zuerst schaut, dass sie es den anderen recht macht oder auch die Krankheit der kleinen Sophie die eine tolle Aktion ins Leben ruft. Die Geschichte wird nicht langweilig, auch wenn es mit Inas eigentlicher Geschichte - die Bewerbung in Hamburg und die Wohnungssuche eigentlich garnicht so viel weiter geht. Und dann ist da natürlich noch die Liebesgeschichte - die mich muss ich sagen, sehr positiv überrascht hat. Normalerweise weiß man bei dieser Art Büchern sehr schnell in welche Richtung es geht - hier war es mir aber überhaupt nicht klar. Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die Tatsache, dass die Liebesgeschichte subtil am Rande mitgeschwungen ist, und nicht im Vordergrund stand, hat mir sehr gut gefallen.

Was mich nicht ganz so überzeugt hat waren die Figuren. Ich wurde mit Ina bis zum Schluss nicht ganz warm - ich weiß garnicht genau wieso. Ich hätte mich gefreut, wenn Ina mehr Gefühle gezeigt hätte, wenn man mehr von ihrer Persönlichkeit erfahren hätte. Mir blieb sie etwas zu sehr an der Oberfläche. Dagegen hatte ich von ihrer Freundin Filiz, direkt ein viel besseres Bild vor Augen. Und auch über die Truppe aus dem Schrebergarten hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch mehr Informationen gewünscht.

Alles in allem hat mich das Buch aber auf jeden Fall überzeugt und mir einige sehr schöne Lesestunden beschert. Auf jeden Fall ein Sommerroman mit Wohlfühlcharakter.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Wohlfühlroman der zum Denken anregt

Mit dir ist alles schöner
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Schon das Cover dieses Romans hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – die Farben, die Blumen, hier kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl hoch. Der Titel „Mit dir ist alles schöner“ weist direkt auf eine ...

Schon das Cover dieses Romans hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – die Farben, die Blumen, hier kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl hoch. Der Titel „Mit dir ist alles schöner“ weist direkt auf eine Liebesgeschichte hin –und natürlich erhält der Leser auch, was versprochen wird. Tatsächlich ist die Geschichte um Franziska aber viel mehr als eine reine Liebesgeschichte mitten in der Urlaubsidylle. Es geht viel mehr um die Suche nach sich selbst, die Frage „was macht mich glücklich“ und den Zusammenhalt. Ich habe vor ein paar Jahren das Buch „Zusammmen ist man weniger allein“ von Anna Gavalda gelesen – und dieser Titel beschreibt einfach perfekt den Weg, den Franziska in Kristina Günaks neuem Roman geht.

Für Franziska kommt es bereits auf den ersten Seiten dieses Buchs knüppeldick. Ihr schickes Leben in Hannover geht von einem auf den anderen Tag den Bach runter – und als sie dann noch die Nachricht von dem Tod ihres Vaters erhält, verbunden mit der Info, dass sie die Erbin seines Campingplatzes ist, ist sie natürlich völlig von der Rolle. Sie macht sich direkt auf, auf den Campingplatz an der Ostsee, an dem sie bereits als Kind viele Sommer verbrachte, von dem sie aber als junge Frau geflüchtet ist und ist schockiert: Der Platz ist heruntergekommen, hier lässt sich weder Geld verdienen noch lässt sich der Platz verkaufen. Allerdings lernt sie auch einen liebenswerte Truppe von Dauercampern kennen, die sie teilweise bereits seit ihrer Kindheit kennt und erkennt, dass der Platz mehr ist als ein Campingplatz, er ist ein Zuhause, nicht nur für die Camper, sondern immer mehr auch für sie.

Franziska macht in dem Roman einen unglaublichen Wandel durch, zu Beginn der Geschichte ist sie oberflächlich, stets darauf bedacht was andere von ihr denken und naja, interessiert sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen (dafür deutlich mehr für teure Yogakurse, Intervallfasten und laktosefreie Milch). Um es kurz zu sagen – sie war mir am Anfang so richtig unsympathisch und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Buch irgendwie zu einem Wohlfühlroman werden soll. Durch das Leben auf dem Campingplatz und nicht zuletzt durch die Gemeinschaft der Camper sowie den Elektriker Erik kehrt Franziska immer mehr zurück zu ihren Wurzeln. Sie beginnt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und setzt ganz andere Prioritäten. Sie interessiert sich nicht mehr nur dafür was andere Leute denken können, sondern wirklich dafür, wie es anderen Leuten geht und wie sie ihnen helfen kann. Und sie erkennt, wie schön es ist gebraucht zu werden, aber auch Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Kristina Günak setzt diesen Prozess wirklich sehr glaubhaft und sympathisch um – es ist ein stückweit ein innerer Kampf den Franziska da auch mit sich selber austrägt – die Frage zwischen rationalem Handeln und auf sein Herz hören und das schlichte „einfach mal machen“. Und hier kommt aus meiner Sicht auch die Stärke dieses Romans hinzu: Die verschiedenen Blickwinkeln die durch die Gemeinschaft der Camper in die Geschichte integriert wurden – Harald und seine an Demenz erkrankte Frau – die besten Freunde von Franziskas Eltern für die der Campingplatz ihr Altersruhesitz ist, Trudi die von Altersarmut betroffen ist und sich nicht einmal die Platzmiete leisten kann – und Erik der als helfende Hand immer zur Stelle ist, der aber wirkt als wäre er auf der Flucht vor etwas. All diese Figuren machen die Geschichte zu mehr als einem reinen Liebesroman. Insbesondere auch Eriks Sichtweisen haben auch mich beim Lesen mehrmals zum Denken angeregt, denn häufig ist es wirklich so, dass man viel mehr versuchen sollte das zu tun, was einen glücklich macht, als darauf zu hoffen, für andere perfekt zu sein.

Was Figuren und Handlung angeht, muss ich aber auch sagen, dass mich nicht alles restlos überzeugt hat. Ich hätte mir gerade zum Schluss des Buches noch mehr von den Geschichten der Camper gewünscht – von ihrem Leben und ihrem Hintergrund. Hier werden viele Punkte angeschnitten, die für mich als Leser die Geschichte noch rund gemacht hätten. Ebenso ging mir die Liebesgeschichte in diesem Buch an manchen Stellen wirklich zu schnell, gerade wenn man bedenkt, dass wir hier nicht mehr von verliebten Teenagern sprechen.

Alles in allem hat mich der Roman aber wirklich überzeugt, ich hatte Spaß am Lesen und konnte die Seiten genießen, das ist es, worauf es für mich ankommt. Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an und wer einfach mal Lust hat, auf ein Abenteuer auf dem Campingplatz der wird bei diesem Buch sicher seine Freude haben!

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Unerwartet aber schön

Du hast mir gerade noch gefehlt
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„Du hast mir gerade noch gefehlt“ ist ein Buch, dessen Handlung für mich absolut unerwartet war, das aber wirklich schön ist und an mehreren Stellen zum Nachdenken anregt. Wer aufgrund des Titels „einfach ...

„Du hast mir gerade noch gefehlt“ ist ein Buch, dessen Handlung für mich absolut unerwartet war, das aber wirklich schön ist und an mehreren Stellen zum Nachdenken anregt. Wer aufgrund des Titels „einfach nur einen Liebesroman“ erwartet liegt hier eindeutig falsch und greift viel zu kurz. Auch wenn natürlich auch dieses Buch nicht ohne eine Liebesgeschichte auskommt. Der Titel passt aus meiner Sicht aber überhaupt nicht – und führt einen hier eher in die falsche Richtung.

Eve und ihre drei besten Freunde sind bereits seit der Schulzeit unzertrennlich und treffen sich jede Woche im Pub zur (mehr oder weniger erfolgreichen) Teilnahme am Pub-Quiz. Doch der letzte Quiz-Abend wird ihnen auf ewig in Erinnerung bleiben- nicht nur weil Ed einen Heiratsantrag von seiner Langzeitfreundin Hester bekommt – sondern auch, weil ein Ereignis die Gemeinschaft auseinanderreißt. Als dann noch der Bruder von Eve’s bester Freundin auftaucht, diese Art Familienmitglied, das keiner mag und mit dem keiner auch nur ein Wort wechseln möchte, und genau Eve mit auf einen Kurztrip nach Schottland nimmt, ist die Pub-Quiz-Clique im absoluten Ausnahmezustand.

Für mich ist dieses Buch ein Buch voller Gegensätze – der Prolog wirf einen rein, in eine Umgebung, die man so nicht erwartet -um dann im ersten Kapitel direkt in das Pub zu wechseln. Hier hat man gleich das Gefühl teil der Clique zu sein und fühlt sich bereits wie ein Teil der eingeschworenen Gruppe, das mehr weiß, als alle anderen. Kurz und gut also – ich kam nach anfänglichen Fragezeichen sehr gut in das Buch rein und insgesamt hat einfach alles gepasst. Allerdings muss ich auch sagen – zum Teil ging mir Eve als Hauptfigur ab und zu ganz gewaltig auf den Keks. Diese „ich bin die beste Freundin und weiß als einzige was richtig ist“-Einstellung fand ich sehr anstrengend und im gesamten Buch bin ich nicht so richtig mit Eve warm gewor-den. Was mir dagegen extrem gut gefallen hat war die Gruppendynamik zwischen den Freundin, das Fürei-nander-Dasein und der Witz gerade in den Textnachrichtgen der Freunde.

Insgesamt ein Buch, das ich auf jeden Fall empfehlen kann – man sollte aber vielleicht die ersten Seiten reinlesen und nicht zu sehr nach dem „Titel“ gehen.

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