Ein absolutes Highlight!
Scythe – Die Hüter des TodesDie Welt in einer fernen Zukunft. Der Tod ist überwunden und es gibt keine Geheimnisse mehr. Regierungen gibt es nicht mehr, alles wird in gerechter Weise vom allmächtigen Thunderhead, einer künstlichen ...
Die Welt in einer fernen Zukunft. Der Tod ist überwunden und es gibt keine Geheimnisse mehr. Regierungen gibt es nicht mehr, alles wird in gerechter Weise vom allmächtigen Thunderhead, einer künstlichen Intelligenz verwaltet. Da niemand mehr auf natürliche Art stirbt, wurden die Scythe damit beauftragt eigenmächtige Nachlese auszuüben, was nichts anderes bedeutet als dass sie Menschen töten dürfen, damit die Weltbevölkerung nicht explodiert.
Eines Tages werden die junge Citra und der junge Rowan vom ehrenwerten Scythe Faraday auserwählt seine Lehrlinge zu werden. Aber nur einer von beiden kann die Stelle bekommen und seine erste Handlung wird es sein müssen, den anderen nachzulesen …
Als bekannt wurde, dass es eine neue Buchreihe von Neal Shusterman geben würde, stand für mich schon fest, dass ich auch diese unbedingt lesen musste. Nach seiner „Vollendet„-Reihe, von der ich damals schon wahnsinnig begeistert war, habe ich auf etwas ähnliches gewartet. Als dann auch noch bekannt wurde, worum es sich bei seiner neuen Reihe drehen würde, war ich total angefixt und stürzte mich auf dieses Buch sobald ich es in den Händen hatte.
Das Thema ist wieder irre spannend. Eine Welt in der Zukunft, die eigentlich märchenhaft sein könnte. Zumindest auf dem ersten Blick, denn alle Krankheiten und Ungerechtigkeiten sind überwunden, eigentlich gibt es nichts mehr was es nicht gibt. Außer vielleicht Motivation, denn wofür sollte man noch Arbeiten und Forschen etc.? Diesen Aspekt fand ich schon sehr interessant, aber im Fokus steht eher das Problem, dass in dieser Zukunft auch niemand mehr stirbt, aber dennoch weitere Kinder geboren werden. Das Problem liegt also auf der Hand: Der Platz würde irgendwann nicht mehr reichen, wenn niemand mehr stirbt.
Erschreckend ist, dass man der logischen Konsequenz gedanklich einfach nur zustimmen muss: Es müssen Menschen sterben.
In dieser Zukunft wurde also die Zunft der Scythe gegründet. Scythe bedeutet übersetzt Sense und genau das sind diese Menschen auch tatsächlich: Mordinstrumente.
Das klingt wirklich brutal und grausam und das ist es irgendwie auch. Aber dennoch habe auch ich beim Lesen absolutes Verständnis dafür gehabt, wenn die ehrenwerten Scythe willkürlich Menschen ausgewählt haben, die ihr Leben lassen mussten. In der Zukunft nennt man dies nicht mehr Mord, sondern Nachlese.
Eigentlich erschreckend, dass das selbst in Gedanken vollkommen okay war, das dort geschah. Zumindest solange, wie es mit Respekt und Mitgefühl geschah. Es wäre wohl eine langweilige Geschichte, wenn alle Scythe so gehandelt hätten, aber natürlich gibt es auch eine Gruppe von Scythe, die sich einen Spaß aus der Nachlese gemacht haben. Ihre Nachlese las sich eher wie die heutigen Amokläufe und das hat natürlich abgestoßen, obwohl das Ergebnis eigentlich das selbe war.
Ganz schön kniffelige Gedanken, die mich während des Lesens begleiteten.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber die Ausbildung von Citra und Rowan, die vom ehrenwerten Scythe Faraday dazu ausgewählt wurden seine Lehrlinge zu sein. Faraday ist ein besonnener Scythe, der keinen besonderen Spaß an seiner Aufgabe hat und der den beiden viel Respekt sowohl vor dem Leben als auch vor dem Tod und entsprechendes Mitgefühl lehrt. Da er mit seiner Mentalität aber nicht allen Scythe zusagt, erwirken seine Feinde das Urteil, dass derjenige seiner Lehrlinge, der den Job später nicht bekommen wird, vom anderen nachgelesen werden muss und nicht wieder in sein altes Leben zurück kehren kann. Als Strafe sozusagen, dass er sich zwei Lehrlinge genommen hat, was zwar nicht verboten, aber auch nicht üblich ist.
Diese neue Regelung ändert für Citra und Rowan alles und nicht erst ab diesem Zeitpunkt wird es noch einmal richtig spannend.
Neal Shusterman erzählt hier so unglaubliche Szenarien in so unglaublich selbstverständlicher Weise, dass man ihm alles abnehmen würde. Die Geschichte lässt sich so flüssig lesen, dass man durch die über 500 Seiten nur so fliegt. Sein Stil ist einfach sehr angenehm und auf den Punkt gebracht. Ausführlich, aber niemals ausschweifend.
Ein wenig abwechslungsreich wirken die zahlreichen Tagebucheinträge aus diversen Scythe-Tagebüchern, die oftmals zwischen die Kapitel eingeschoben wurden und mehr Einblick in die Gedanken der Scythe geben.
Ich bin immer noch fassunglos über diese unglaublich tolle Story, immer noch total geflasht von diesem Buch! Wenn ich könnte, dann würde ich die doppelte Sternzahl geben. Oder zumindest die volle mit Sternchen!
Der einzige Kritikpunkt für mich ist, dass ich nun ein Jahr bis zum nächsten Teil warten muss. Das ist wirklich … zerstörend!
Fazit
Ich liebe Neal Shusterman und Scythe – Die Hüter des Todes! Absolut! Ich habe während des Lesens etliche Emotionen durchlebt: Ich war fassungslos, erschrocken. Ich war belustigt, wütend und traurig. Ängstlich und überrascht. Und am Ende musste ich einfach heulen. Einfach nur, weil es vorbei war und ich nicht wollte, dass es schon vorbei ist. Mein absolutes bisheriges Jahreshighlight!