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Veröffentlicht am 15.09.2016

Selbstjustiz in New York

Die Unantastbaren
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Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024169
Originaltitel: The Whites
Preis: 24,99 €

Selbstjustiz in New York

Nach „Cash“ ...

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024169
Originaltitel: The Whites
Preis: 24,99 €

Selbstjustiz in New York

Nach „Cash“ ist „Die Unantastbaren“ mein zweiter Roman von Richard Price. Und obwohl er mich nicht wirklich begeistern konnte, konnte ich mich einem gewissen Sog doch nicht entziehen. Richard Price versteht es wie kein Zweiter, das Leben eines New Yorker Cops zu vermitteln. Dicht an der Seite des Protagonisten Billy Graves erleben wir den Alltag zwischen Verbrechen und Familie.


Dabei ist der vorliegende Roman kein Kriminalroman im herkömmlichen Sinn. Ich würde ihn eher als Spannungsroman bezeichnen. Es geht nicht vordergründig darum, ein Verbrechen aufzuklären, sondern über weite Strecken einfach um den authentisch dargestellten Berufsalltag eines Cops der New Yorker Polizei. Daneben haben wir es allerdings auch noch mit einer Bedrohung von Billys Familie zu tun, wobei der Leser mehr weiß als Billy selbst. Dies tut der Spannung jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Zuzusehen, wie Billy blind im Dunkeln stochert und selbst die Gefahr zu kennen, macht einen als Leser sogar noch nervöser.

Und auch die Jagd auf die „Unantastbaren“ spielt eine Rolle. Die Unantastbaren sind Verbrecher, denen man bisher nichts nachweisen konnte, obwohl man genau weiß, in was sie alles verstrickt sind. Für einen Polizisten muss es ganz schön frustrierend sein, wenn diese Leute immer wieder davonkommen. Kein Wunder, dass der ein oder andere auf die Idee kommt, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen.

Gewöhnungsbedürftig ist der Schreibstil, vor allem die Dialoge. Sie sind nämlich recht umgangssprachlich gehalten, wobei auch die Satzzeichen nicht regelrecht gesetzt werden. Aber das kommt ja auch im realen Dialog vor, dass jemand zum Beispiel eine Aussage wie eine Frage klingen lässt oder umgekehrt.

„Und wo kamen sie her.“
„Jaunting Car.“
„Was ist das.“ (S. 252)


Richard Price schreibt nicht nur Romane, sondern auch Drehbücher. So ist es kaum verwunderlich, dass auch beim Lesen seiner Romane das Kopfkino anspringt und man die Szenen direkt vor sich sieht. Aufgewachsen in der Bronx, weiß Price genau, worüber er schreibt. Deshalb wirkt alles so realistisch.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine schmerzliche Liebe

Love and Confess
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Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (20. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423740128
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre
Originaltitel: Confess
Preis: 12,99 ...

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (20. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423740128
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre
Originaltitel: Confess
Preis: 12,99 €

Eine schmerzliche Liebe

Inhalt:

Vor fünf Jahren hat Auburn ihre große Liebe Adam verloren. Sie war damals erst fünfzehn. Nun ist sie von Portland nach Dallas gezogen und muss ihr Leben neu anfangen. Als sie dem Künstler Owen begegnet, fühlen sich beide wie magisch zueinander hingezogen. Doch jeder von ihnen trägt Geheimnisse mit sich herum, die ihrer Liebe im Wege stehen.

Meine Meinung:
Wer die vorherigen Romane von Colleen Hoover kennt und liebt, Will und Layken oder Hope, wird auch „Love and Confess“ lieben. Die Autorin versteht es wie keine zweite, die überschäumenden Gefühle von Jugendlichen in Worte zu fassen und sich dazu ein Szenario auszudenken, das reichlich dramatisch ist und nicht ohne Tränen auskommt.

Sie schreibt so wunderbar authentisch und gefühlvoll. Beim Lesen erwachen direkt Schmetterlinge im Bauch. Von Szenen, bei denen sich die Protagonisten einfach nur tief in die Augen schauen und von ihren eigenen Gefühlen übermannt werden, kann ich gar nicht genug bekommen. Taschentücher sollte man auf jeden Fall in Reichweite haben.

Die Protagonisten Auburn und Owen erzählen abwechselnd in der Ich-Form. Dabei bekommen wir manche Szenen aus beiden Perspektiven zu lesen, während an anderen Stellen die Handlung auch beim Perspektivwechsel voranschreitet. Ich kann gar nicht sagen, wer von den beiden mir sympathischer war. Sie sind beide ganz wundervolle Menschen, die eine unheimliche Stärke in sich tragen und voll von Liebe füreinander, aber auch für andere Personen, sind. Es tat mir in der Seele weh, diese beiden jungen Menschen so leiden zu sehen.

Bemerkenswert ist auch die Aufmachung des Buches. Owen ist Maler, und einige seiner Gemälde sind als kleine Schwarz-weiß-Bilder im Innenteil des Buches eingestreut, einige davon sind aber auch auf den Innenseiten der Coverklappen in Farbe abgebildet. Auch wenn sie zum Teil verstörend wirken, lohnt es sich doch, sie genauer zu betrachten.

Fazit:
Wer Colleen Hoovers Romane über Layken und Will und Hope mag, wird sich auch mit „Love and Confess“ wohlfühlen. Es ist im gleichen Stil wie die anderen Bücher geschrieben und ist wunderbar berührend und fesselnd.

★★★★★

Herzlichen Dank an vorablesen und dtv für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine nette Geschichte, aber nicht wirklich spektakulär

Der Glasmurmelsammler
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Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger; Auflage: 1 (18. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3810501523
Originaltitel: The Marble Collector
Preis: 19,99 €

Eine nette Geschichte, ...

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger; Auflage: 1 (18. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3810501523
Originaltitel: The Marble Collector
Preis: 19,99 €

Eine nette Geschichte, aber nicht wirklich spektakulär

Inhalt:

Sabrinas Vater Fergus lebt seit einem Schlaganfall, bei dem er einen Teil seines Gedächtnisses verloren hat, in einem Pflegeheim. Als die junge Frau eines Tages Kartons mit Fergus’ persönlichen Dingen in die Hände fallen, muss sie erkennen, dass ihr Vater Geheimnisse vor seiner Familie gehabt hat …

Meine Meinung:
Ich mag die meisten Bücher der Autorin, und auch der vorliegende Roman ließ sich gut lesen. Die Geschichte hat viel Potenzial, das Cecelia Ahern meiner Meinung nach aber leider nicht voll genutzt hat. Geheimnisse können ein hochexplosives Gemisch bilden – hier werden sie innerhalb eines Tages aufgedeckt, und das war’s. Es macht nicht „peng“, sondern „pfffff“.

Die Perspektive wechselt zwischen den beiden Ich-Erzählern Fergus und Sabrina, wobei man die beiden Schreibstile problemlos unterscheiden kann, sodass immer sofort klar ist, wer gerade erzählt, auch wenn man nicht auf die Überschrift achtet. Eigentlich mag ich Romane mit mehreren Perspektiven sehr gerne. Hier spielt aber Sabrina gegenüber Fergus eine untergeordnete Rolle. Sie blieb als Charakter sehr blass und war mir auch nicht besonders sympathisch. Auch Fergus konnte mich nur eingeschränkt für sich einnehmen. Beide machen Dinge, die ich einfach nicht verstehen kann und die sie nicht gerade in ein positives Licht rücken.

Am besten haben mir noch die Szenen aus Fergus’ Kindheit gefallen. Sie geben einen Einblick in das Leben einer großen Patchwork-Familie und zeigen die rauen Sitten einer längst vergangenen Zeit auf.

Was ich an Ahern mag, ist, dass sie so wunderbar gefühlvoll schreiben kann. Doch hier konnten mich nur relativ wenige Szenen berühren, Taschentücher braucht man beim Lesen dieses Buches wahrhaftig nicht. Mich hat zwar schon stets interessiert, wie die Geschichte weitergeht, aber da vieles auch vorhersehbar war, fand ich es zwar fesselnd, aber nicht unbedingt spannend. Mir hat einfach das gewisse Etwas gefehlt.

Da ich zwischen 3 und 4 Sternen schwanke, runde ich wohlwollend auf 4 auf.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Langsam und tiefgründig, konnte mich aber enorm fesseln

Geheimer Ort
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Taschenbuch: 704 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596196142
Originaltitel: The Secret Place
Preis: 9,99 €

Langsam und tiefgründig, konnte ...

Taschenbuch: 704 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596196142
Originaltitel: The Secret Place
Preis: 9,99 €

Langsam und tiefgründig, konnte mich aber enorm fesseln

Inhalt:

Ein Jahr ist es her, seit die Leiche von Christopher Harper im Park des Mädcheninternats St. Kilda gefunden wurde. Damals führten die Ermittlungen zu keinem Ergebnis. Nun scheint es neue Spuren zu geben. Die ruppige Detective Conway, die unter den Kollegen keinen leichten Stand hat, macht sich erneut auf die Suche nach dem Mörder. Ihr zur Seite steht Stephen Moran, den man zu den ungelösten Fällen abgeschoben hatte. Beide wittern hier ihre Chance, doch müssen sie erst einmal miteinander klarkommen.


Meine Meinung:
Ich habe von Tana French noch nichts gelesen. Deshalb kann ich den vorliegenden Roman nicht mit ihren anderen Werken vergleichen. Tatsache ist, es handelt sich hier nicht um einen atemberaubenden Thriller, sondern um einen Roman mit Kriminalfall. Ob man es nun als Kriminalroman oder als Entwicklungsroman bezeichnen will, empfinde ich als zweitrangig. Entwicklungsroman trifft insofern zu, als wir hier die Entwicklung von einigen Jugendlichen beobachten, ebenso wie in gewissem Maß die Entwicklung der beiden Detectives.

Schnell erkennen Conway und Moran, dass als Täter nur die Mitglieder von zwei Freundinnencliquen infrage kommen. Vier der etwa 16-jährigen Mädchen sind eine eingeschworene Gemeinschaft (im wahrsten Sinne des Wortes), die anderen werden von ihrer Anführerin dominiert. Beide Gruppen sind verfeindet. Was zuerst wie eine heile Welt erscheint, entpuppt sich immer mehr als ein Pulverfass mit enormer Sprengkraft.

Ein einziger Tag steht den Detectives zur Verfügung, um die Wahrheit aus den Mädchen herauszukitzeln. Hierbei erweist sich Ich-Erzähler Stephen Moran als sehr einfühlsam. Bei jedem der Mädchen erkennt er schnell, wie er sie zu nehmen hat, um den größtmöglichen Nutzen für die Ermittlungen zu erzielen. Dabei dürfen wir als Leser an seinen Gedanken und Überlegungen teilhaben und sie für nachvollziehbar und logisch empfinden.

In eingeschobenen Rückblenden erfährt der Leser, aber nicht die Ermittler, was in den Monaten vor und nach dem Mord geschehen ist, wie sich die Mädchen und auch das Opfer, ein Schüler des benachbarten Jungeninternats, entwickelt und verändert haben. Hier geht die Autorin sehr langsam, dafür aber auch sehr gründlich vor, wodurch der enorme Umfang von 704 Seiten zustande kommt. Sicher wird das dem ein oder anderen Leser zu viel oder auch zu langweilig sein. Mich hat der Roman mit seiner psycho- und soziologischen Betrachtung der einzelnen Charaktere schon nach wenigen Seiten so gefesselt, dass ich das Buch in nur zwei Tagen ausgelesen hatte.

★★★★★

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Plädoyer für Toleranz und freundschaftliches Miteinander

Ein Mann namens Ove
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Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 4 (23. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596197804
Originaltitel: En man som heter Ove
Preis: 9,99 €

Ein Plädoyer für Toleranz und ...

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 4 (23. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596197804
Originaltitel: En man som heter Ove
Preis: 9,99 €

Ein Plädoyer für Toleranz und freundschaftliches Miteinander

Inhalt:

Erst vor wenigen Monaten ist Oves geliebte Frau Sonja gestorben. Nun wird der 59-Jährige auch noch wegrationalisiert und findet sich an einem gewöhnlichen Werktag zu Hause wieder. Da können einem schon mal Selbstmordgedanken kommen. Doch glücklicherweise kommen hier ein paar Zufälle ins Spiel, die Oves Absichten ein Bein stellen, z.B. in Form der quirligen neuen Nachbarin Parvaneh und ihrer Familie …


Meine Meinung:
Ich hatte damals zuerst die Leseprobe bei vorablesen gelesen. Diese konnte mich aber nicht überzeugen, sodass ich mich gar nicht für dieses Buch bewarb. Den ständig nur grummelnden und motzenden Ove fand ich einfach nur blöd, und auch der Schreibstil hat mich nicht vom Hocker gerissen. Nachdem es inzwischen aber so viele positive Rezensionen gibt, wollte ich Ove doch noch eine Chance geben. Ich habe es nicht bereut!

Bereits nach den ersten 50 Seiten war ich von dem Buch begeistert. Klar, der Schreibstil wirkt immer noch recht einfach, doch jetzt habe ich kapiert, dass er genau dadurch super zu unserem Antihelden Ove passt, der eigentlich auch ein eher einfach gestrickter Mann ist. Für ihn gibt es nicht viel Wichtiges im Leben: seine Frau, seine Automarke und die Einhaltung von Regeln.

Ove fand nicht, dass er ein hoffnungsloser Fall war. Er fand nur, dass ein bisschen Ordnung herrschen sollte.
Oves Meinung nach geht man nicht so durchs Leben, als wäre alles austauschbar. Als wäre Loyalität nichts wert. Heutzutage erneuern die Leute ihre Sachen so schnell, dass all das Wissen, darüber, wie man Dinge herstellt, die halten, völlig überflüssig geworden ist. (S.95)


Ohne seine Sonja, die der Welt und ihren Neuerungen gegenüber wesentlich offener war, wirkt Ove verloren. Doch spätestens mit dem Einzug der neuen Nachbarn ändert sich das. Parvaneh ist so unbeschwert und offen und weiß den alten Griesgram zu nehmen und auch entsprechend zu manipulieren. Ein wenig erinnert sie in ihrer Art wohl an Sonja.

Es geschehen so viele Dinge, über die man schmunzeln kann und die einen tief berühren, die einfach zu Herzen gehen. Man muss sich nur auf die Charaktere einlassen und sie nicht von vornherein verurteilen und abstempeln. Dann wird man eine tiefgründige Geschichte lesen, die auch zwischen den Zeilen so viel zu bieten hat.

Dabei sollte man aber nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Vieles, was passiert, ist doch sehr unwahrscheinlich. Die Figuren strotzen vor Klischees und einiges ist auch vorhersehbar. Doch was der Autor uns (vielleicht) erzählen will, ist trotz allem eine ganz großartige Geschichte, die für ein liebevolles Miteinander und Toleranz gegenüber anderen wirbt.

★★★★★