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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was wäre, wenn?

Das gibts in keinem Russenfilm
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Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3 (12. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100022981
Preis: 19,99 €

Was wäre, wenn?

Ich muss gestehen, ich habe mich vor dem Lesen ...

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 3 (12. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100022981
Preis: 19,99 €

Was wäre, wenn?

Ich muss gestehen, ich habe mich vor dem Lesen nicht groß über dieses Buch informiert, auch nicht über den Autor, von dem ich bisher nichts kannte. Ich habe also ganz unbedarft angefangen zu lesen.

Aha, eine Autobiographie, locker und flott geschrieben, sehr unterhaltsam. Der Autor wuchs in der DDR auf und schildert seine Erlebnisse mit den dort gegebenen Zwängen und seine ungewollten Zusammenstöße mit der Obrigkeit. Seine ersten Versuche als Autor. Hm, die Rechtschreibreform scheint an ihm abgeprallt zu sein. Ständig dieses „daß“ und „mußte“ und andere Seltsamkeiten von vor der Reform. Aber okay. Weiterlesen …

Ähm, was? Wir sind mittlerweile schon in den 1990er Jahren angelangt, und Thomas Brussig darf nicht in den Westen ausreisen? 2000, und er bekommt immer noch Ärger mit der Stasi? Hier stimmt wohl etwas nicht!

Jetzt habe ich es kapiert. Es handelt sich bei diesem Roman um eine fiktive Autobiographie, in der Thomas Brussig sich selbst spielt, für die DDR aber ein Szenario entwickelt, das sie bis heute bestehen lässt. Eine Wiedervereinigung hat es nie gegeben. Und folglich auch keine Rechtschreibreform.

Eine tolle Idee! So hätte es sein können, wenn es nicht anders gekommen wäre. Mit viel Humor, Ironie und Sarkasmus entwirft Brussig sein Bild von einer parallelen Entwicklung der DDR. Er lässt jede Menge bekannte DDR-, aber auch BRD-Bürger auftreten, wie Egon Krenz, Sarah Wagenknecht, Wolfgang Schäuble, Gregor Gysi und Udo Lindenberg. Nicht alle kommen gut weg, und nicht immer ist ersichtlich, ob Brussig ihr Verhalten als positiv oder negativ ansieht. Seine Rundumhiebe sind auf jeden Fall genial. Dabei fürchte ich, dass mir viele Anspielungen entgangen sind, weil ich mich mit der Materie nicht wirklich auskenne.

Brussig schreibt eigentlich sehr kurzweilig, also unterhaltsam. Trotzdem hätte ich mir an einigen Stellen eine straffere Erzählung gewünscht, da waren mir die Ereignisse dann doch zu lang ausgeführt. Insgesamt hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen und bekommt gute vier Sterne von mir. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Brussig „Helden wie wir“, der im vorliegenden Roman immer wieder erwähnt wird und der sich glücklicherweise schon auf meinem SUB befindet.

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein erster Max Broll, aber sicher nicht mein letzter

Interview mit einem Mörder
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Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Haymon Verlag (20. Juli 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3709971338
Preis: 19,90€
auch als E-Book erhältlich

Mein erster Max Broll, aber sicher nicht mein letzter

Inhalt:
Bei ...

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Haymon Verlag (20. Juli 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3709971338
Preis: 19,90€
auch als E-Book erhältlich

Mein erster Max Broll, aber sicher nicht mein letzter

Inhalt:

Bei der Eröffnung seines Würstelstandes wird auf Max Brolls besten Freund Baroni geschossen. Nur Max will den Täter gesehen haben, aber keiner glaubt ihm. So nimmt er die Sache selbst in die Hand und verfolgt den harmlos wirkenden älteren Herrn nach Italien und weiter auf ein Kreuzfahrtschiff.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 4. Band um den Totengräber Max Broll. Ich kenne die ersten drei noch nicht, hatte aber zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir irgendwelche Kenntnisse für das Verständnis fehlen würden. Man kann diesen Kriminalroman also gut für sich lesen.

Es gibt zwei Gruppen von Lesern. Die einen mögen den Schreibstil von Bernhard Aichner, die anderen nicht. Zu welcher Gruppe man selbst zählt, lässt sich am besten anhand der Leseprobe erfahren.

Ich gehöre ganz klar zur ersten Fraktion. Mich kann dieser Autor immer wieder begeistern mit seinen kurzen, knackigen Sätzen und seinen „Bindestrich-Dialogen“. Hier ist kein Wort zu viel. Man konzentriert sich auf das Wesentliche. Der Schreibstil wirkt dadurch zwar relativ nüchtern, man kann aber trotzdem sehr viel herauslesen.

Auch die Charaktere konnten mich schnell für sich einnehmen. Max Broll, der Totengräber, ist schon ein bisschen schräg drauf, aber sympathisch schräg. Und loyal. Und mutig. Der heimliche Held in diesem Roman ist aber der neue Dorfpfarrer Akofa auf Afrika, wenn er auch nur kurze Auftritte hat. Aber die haben es in sich.

Die Handlung startet gemächlich, kommt aber bald schon mächtig in Schwung. Die letzten 100 Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, so gefesselt war ich. Aichner hat es geschafft, mich lange Zeit im Unklaren zu lassen, wem ich mein Vertrauen schenken sollte. Der ein oder andere wirkt ein bisschen undurchsichtig, und auch Max macht zuweilen einen etwas wirren Eindruck, sodass man nie weiß, ob er sich das alles nur einbildet, oder ob da tatsächlich jemand ein fieses Spiel mit ihm treibt. Immer wieder gelingt es Bernhard Aichner, den Leser zu überraschen. Das Blatt wendet sich ständig. Und oftmals gibt es auch ziemlich humorvolle Szenen. Hier muss man einfach still in sich hinein grinsen.

Etwas ärgerlich finde ich die vielen freien Seiten zwischen den einzelnen Kapiteln. Hier könnte man jede Menge Baum sparen.

Fazit:
Wer einen außergewöhnlichen Schreibstil und außergewöhnliche Charaktere sucht und gewillt ist, sich auf beides einzulassen, wird seinen Spaß an diesem Krimi haben. Man sollte vielleicht nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern sich einfach locker durch die Seiten treiben lassen.

Die Max-Broll-Reihe:
1. Die Schöne und der Tod
2. Für immer tot
3. Leichenspiele
4. Interview mit einem Mörder

★★★★★

Der Haymon Verlag hat mir für die Leserunde auf LovelyBooks ein Freiexemplar zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Explosiv, provokativ, hellwach

Hellwach
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Broschiert: 368 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3841421579
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Wild Awake
Preis: 14,99 €

Explosiv, ...

Broschiert: 368 Seiten
Verlag: FISCHER FJB; Auflage: 1 (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3841421579
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: Wild Awake
Preis: 14,99 €

Explosiv, provokativ, hellwach

Inhalt:
Kiri ist 17 und spielt begeistert auf hohem Niveau Klavier. Mit ihrem Freund Lukas hat sie eine Band. Diesen Sommer ist sie allein zu Hause, die Eltern sind wochenlang verreist. Kein Problem, denn Kiri ist zuverlässig, kümmert sich um Haus und Garten und übt diszipliniert für den anstehenden Klavierwettbewerb.

Da ruft ein Fremder an und behauptet, er hätte noch Sachen von Kiris Schwester Sukey. Doch Sukey ist seit fünf Jahren tot. Für Kiri ändert sich mit diesem Anruf alles …

Meine Meinung:
„Hellwach“ ist ein besonderes Buch, ein gewagtes Buch. Es dreht sich um Dinge, die normalerweise in Jugendbüchern eher totgeschwiegen werden, unter anderem um Drogen und um Psychosen. Doch gehören diese Dinge zu unserem Leben dazu bzw. sind eben da und sollten meiner Meinung nach daher auch in Jugendbüchern nicht ausgeklammert werden. Wie Hilary T. Smith darüber schreibt, fand ich schon sehr gelungen. Zwar ist die Protagonistin Kiri Drogen gegenüber nicht besonders kritisch, aber es wird auch deutlich, dass sie einen hohen Preis dafür bezahlen muss.

Mir hat die Erzählweise sehr gut gefallen. Wir erleben die Geschichte aus Kiris Sicht in der 1. Person im Präsens. Dadurch kann man sogar den manchmal verqueren Gedankengängen der Protagonistin recht gut folgen. Kiri war mir von Anfang an sympathisch, und ich habe sie gerne durch diesen Roman begleitet und mitverfolgt, wie aus dem angepassten, braven Kind eine eigenständige junge Frau wird, die durch ihren Ausbruch aus den vorgezeichneten Bahnen viel Neues – nicht nur Gutes – kennenlernt und schließlich gestärkt aus dem Schlamassel hervorgeht.

Die Musik spielt eine große Rolle in diesem Jugendbuch. Obwohl ich mich nicht besonders für Musik interessiere, hat mich das aber überhaupt nicht gestört. Es passte einfach gut zum Rest.

Sehr gelungen fand ich auch die Liebesgeschichte. Es war so schön zu sehen, wie die beiden sich ganz sachte näher kommen. Die Beschreibungen waren einfach wunderschön.

„Hellwach“ ist kein 08/15-Buch. Es ist explosiv, provokativ und aufgeweckt und wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben, was ich nicht von jedem Buch behaupten kann.

Das Cover wirkte auf mich zuerst zwar interessant, aber doch irgendwie nichtssagend. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, finde ich es absolut passend, ich könnte mir kein besseres vorstellen. Der düstere Hintergrund und die Explosion von Farbklecksen sind einfach perfekt und spiegeln den Inhalt wider.

★★★★★

Veröffentlicht am 15.09.2016

Feinfühlig erzählt

Winklers Traum vom Wasser
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Gebundene Ausgabe: 488 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (21. Juli 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3406691614
Originaltitel: About Grace
Preis: 19,99€
auch als E-Book erhältlich

Feinfühlig erzählt

Inhalt:
David ...

Gebundene Ausgabe: 488 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (21. Juli 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3406691614
Originaltitel: About Grace
Preis: 19,99€
auch als E-Book erhältlich

Feinfühlig erzählt

Inhalt:

David Winkler ist Meteorologe. Sein Leben wird vom Wasser bestimmt. Sei es der Regen, sei es die Form von Schneekristallen, sei es das Meer, das ihn auf seiner Flucht an einen fremden Ort spült. Denn auf Winkler lastet der Fluch zu träumen, und manche dieser Träume werden wahr. So träumt er auch den Tod seines Babys, das während eines Hochwassers in den Fluten umkommt, während Winkler vergeblich versucht es zu retten. Als es dann wirklich zu einer Überflutung kommt, weiß Winkler sich nicht anders zu helfen, als Frau und Kind zu verlassen und möglichst weit wegzugehen, damit der Traum nicht Wirklichkeit werden kann. Doch kann er dadurch Grace’ Tod wirklich verhindern? Jahrelang ist es ihm unmöglich, herauszufinden, ob seine Frau und seine Tochter leben. Jahre, in denen er sich mit dem Leben arrangiert, aber doch immer nur ein Ziel kennt …

Meine Meinung:
„Winklers Traum vom Wasser“ ist bereits 2005 auf Deutsch erschienen. Nachdem es jahrelang vergriffen und Anthony Doerrs Roman „Alles Licht, das wir nicht sehen“ 2014 ein Riesenerfolg war, wurde das Buch nun bei C.H.Beck neu aufgelegt. Sehr zu meiner Freude!

Schon sprachlich ist der Roman ein Fest. Er lässt sich sehr geschmeidig lesen und wartet dabei doch immer wieder mit exquisiten Formulierungen auf, die einem auf der Zunge zergehen. Doerr benutzt eindringliche Bilder, die sich sofort im Kopf festsetzen. Es fällt schwer, sich während der Lektüre von der Geschichte zu lösen, denn sie fesselt ungemein.

Dabei ist sie gar nicht so aufregend und spannend erzählt. Doch das ist auch nicht notwendig. Vielmehr überzeugt der Autor durch feinfühlige Beschreibungen seiner Charaktere, der Landschaften und der Natur. Er nimmt die Beziehungen zwischen den Menschen unter die Lupe. Es ist wirklich erstaunlich, wie tief er dabei vordringt. So führt er uns sehr nah am Protagonisten Winkler durch den Roman. Wir tauchen ganz weit in seine Gedanken und Gefühle ein, und auch wenn man nicht sein ganzes Verhalten gutheißen kann, so kann man es doch zumindest nachvollziehen und verstehen, warum er so und nicht anders handelt.

Das Buch ist in sechs Teile gegliedert. Jeder Teil erzählt einen bestimmten Abschnitt von Winklers Leben, an dessen Ende jeweils eine Wende eintritt. Es beginnt mit der Kindheit und endet im Alter. Nebenbei lernt man noch viele Menschen kennen, die alle etwas Besonderes an sich haben. Ich muss sagen, mir haben die Nebencharaktere mindestens genauso gut gefallen wie der Protagonist selbst. Auch sie sind detailliert ausgearbeitet und wirken sehr authentisch. Einige davon würde ich wirklich sehr gerne kennenlernen und beneide Winkler in dieser Hinsicht fast ein wenig.

Fazit:
Sprachlich wunderschön, tiefgründig und sehr feinfühlig erzählt. Ein Lesegenuss!

★★★★★

Herzlichen Dank an Literaturschock und den C.H.Beck Verlag, die mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit gemischten Gefühlen gelesen

Liebes Leben
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Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596520619
Originaltitel: Dear Life
Preis: 12,00 €

Mit gemischten Gefühlen gelesen

„Liebes ...

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596520619
Originaltitel: Dear Life
Preis: 12,00 €

Mit gemischten Gefühlen gelesen

„Liebes Leben“ beinhaltet vierzehn Erzählungen, wovon die letzten vier stark autobiographisch geprägt sind, wie die Autorin selbst schreibt. Für mich waren es mit die schwächsten Geschichten in diesem Buch. Ihnen fehlt es doch ziemlich an Dramatik. Ich fand sie eher langweilig als spannend und besonders.

Auch die übrigen Erzählungen waren ziemlich durchwachsen. Während mich einige, zum Beispiel „Zug“ oder „Dolly“ wirklich in ihren Bann ziehen und begeistern konnten, habe ich mich durch andere mehr durchquälen müssen.

Die Erzählungen sind aus verschiedenen Leben gegriffen und befassen sich mal mit langen Lebensabschnitten, mal nur mit kurzen Ausschnitten. Oft spielt auch der Tod oder eine Krankheit eine große Rolle – schließlich gehört dies alles ja auch zum Leben.

Die Beschreibungen sind recht atmosphärisch. Man wird direkt in die jeweilige Zeit versetzt, aber die Handlung ist oft sehr unspektakulär. Nicht einmal die Sprache fand ich besonders gelungen, was möglicherweise aber auch an der Übersetzung liegt. Was von Kritikern gelobt wird, nämlich dass Munro erzählt, ohne auf Chronologie Wert zu legen, hat mir beim Lesen zuweilen Schwierigkeiten bereitet, weil die Zeitsprünge total unvermittelt kamen.

Wieder einmal habe ich mich nach dem Lesen gefragt, warum ein Autor den Nobelpreis und im Fall von Alice Munro auch noch viele andere Auszeichnungen bekommen hat.

★★★☆☆