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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein warmherziges Buch über düstere Themen

Mein Herz und andere schwarze Löcher
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Gebundene Ausgabe: 379 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351416
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: My Heart and other Black ...

Gebundene Ausgabe: 379 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer (23. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351416
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: My Heart and other Black Holes

Ein warmherziges Buch über düstere Themen

Inhalt:
Die 16-jährige Aysel ist depressiv. Sie kommt nicht mit ihrer Vergangenheit klar und sieht für sich keine Zukunft mehr. Selbstmord scheint der einzige Ausweg. Auf einer Internet-Platform lernt sie den ein Jahr älteren Roman kennen. Er fühlt eine schwere Schuld auf sich lasten. Auch sein Ziel ist sein Tod. Während die beiden ihren gemeinsamen Selbstmord planen, kommen sie sich immer näher und verlieben sich, und schließlich erkennt Aysel, dass nicht alles düster ist, dass es Hoffnung gibt.

Meine Meinung:
Mir hat das farbenfrohe Cover auf Anhieb gut gefallen. Die Farbtupfer im Kontrast mit dem Titel (schwarze Löcher) haben mich auf das Buch neugierig gemacht. Nach dem Lesen finde ich es wirklich zum Inhalt passend, das Bunte verkörpert die schönen Seiten des Lebens und die Hoffnung.

Jasmine Warga hat mit „Mein Herz und andere schwarze Löcher“ ein wundervolles Debüt vorgelegt. Werden Themen wie Depression und Selbstmord in der Öffentlichkeit normalerweise tabuisiert, gelingt dieser jungen Autorin der Spagat zwischen sachlichen Hintergrundinformationen und warmherziger Liebesgeschichte nahezu perfekt.

Der Schreibstil ist der jugendlichen Zielgruppe entsprechend locker und leicht zu lesen. Erwachsenen mag die Geschichte zu oberflächlich erscheinen, aber ich denke, für die empfohlene Zielgruppe der Jugendlichen ab ca. 14 Jahren ist sie genau richtig, um an das Thema heranzuführen und ein wenig zu sensibilisieren.

Mir fiel es leicht, mich in die Ich-Erzählerin Aysel hineinzuversetzen, deren Herz ein schwarzes Loch ist, wie eine Qualle, die alles Schöne und Bunte verschlingt. Aysel, die alles Gute von sich weist, die nicht erkennt, dass sie nicht allein dasteht, sondern dass ihre Familie für sie dasein will. Doch diese Erkenntnis lässt ihre Depression einfach nicht zu.

Auch Roman konnte ich wirklich gut verstehen. Beide Protagonisten sind detailliert dargestellt. Es dauert ein wenig, bis sie Gefühle füreinander entwickeln. Aber dann schien es mir so, als ob genau diese beiden sich treffen mussten, um noch eine Chance zu bekommen. Die Frage ist nur, ob sie sie ergreifen werden. Denn so eine Depression kann hartnäckig sein, die düsteren Gedanken nehmen sogar die Freude an der Liebe.

Ob die beiden es schaffen, müsst ihr selbst lesen. Es lohnt sich!

Fazit:
Ein warmherziger Roman über Depressionen, Suizid, Familie und die Liebe. Berührend, traurig, hoffnungsvoll.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf den ersten Blick eine abstruse Geschichte mit Huhn - zwischen den Zeilen so viel mehr

Die Allee der verbotenen Fragen
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Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Knaur HC (1. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3426653869
Preis: 19,99 €
auch als E-Book erhältlich

Auf den ersten Blick eine abstruse Geschichte mit Huhn ...

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Knaur HC (1. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3426653869
Preis: 19,99 €
auch als E-Book erhältlich

Auf den ersten Blick eine abstruse Geschichte mit Huhn – zwischen den Zeilen so viel mehr

Inhalt:
Johann Fin Paul Smith hat gerade die Schule abgeschlossen. Nun will er eine Europareise machen. Sein erstes Ziel ist das Dörfchen Wieck in der Nähe von Greifswald, wo er die ersten Lebensjahre mit seiner Familie verbracht hat, bevor sie nach England zogen. Er staunt nicht schlecht, als er auf dem örtlichen Friedhof ein Grab mit seinem Namen und seinem Geburtsdatum findet. Dann drückt ihm auch noch der Pfarrer einen Koffer mit Erinnerungsstücken in die Hand. Johann macht sich auf eine gefährliche Schnitzeljagd quer durch Deutschland.

Die Mittdreißigerin Akelei Elena Schulze führt ein langweiliges Leben. Ihr Dasein dreht sich im Großen und Ganzen um Tischdecken, die Auswahl von Übertöpfen und das wöchentliche Zubereiten eines Huhns in Rotweinsauce. Ihr ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt, als sich im Schaufenster, das sie gerade betrachtet, ihre Jugendliebe spiegelt. Doch das kann nicht sein! Der Mann sieht noch genau so aus wie vor achtzehn Jahren, kein bisschen älter. Ein Trugbild? Akelei beschließt, ihm zu folgen und mehr über ihn herauszubekommen.

Meine Meinung:
Wer die Bücher von Antonia Michaelis kennt, weiß, dass sie gerne mit den Realitäten spielt. Sie liebt es, den Leser an der Nase herumzuführen, ihn lange Zeit im Unklaren zu lassen, was Wirklichkeit und was Einbildung ist, was Gegenwart und was Erinnerung, was ist und was sein könnte. Auch in „Die Allee der verbotenen Fragen“ treibt sie dieses Spiel wieder meisterhaft. Lange Zeit tappt man im Dunkeln darüber, was hier los ist, wie das alles sein kann, ob das überhaupt sein kann. Ich liebe das ja, aber ich kann auch verstehen, wenn es vielleicht manchem Leser zu viel ist, zu surreal. Es schien mir, als gäbe es tausend Knoten in dieser verworrenen Geschichte. Unglaublich, aber am Ende sind sie alle gelöst.

Wie immer erfreut Antonia Michaelis auch in ihrem neuesten Werk mit einem wunderbar poetischen Schreibstil, der angefüllt ist mit treffenden Metaphern.

Er sah aus, als hätte jemand ihn hergebracht und dann vergessen. Sein Rücken war tief gebeugt, vor ihm stand eine leere Kaffeetasse, und daneben hatte er seine mageren, sehnigen Finger abgelegt wie fremde Gegenstände. (S. 191)

Die Erzählung wechselt ständig zwischen zwei Perspektiven. Einmal begleiten wir Johann, dann wieder Akelei. So kann man sich in beide Protagonisten sehr gut einfühlen. Dabei werden von beiden Seiten immer mehr kleine Puzzlestückchen offengelegt, die sich schließlich zu einem ganzen, runden Bild zusammenfügen.

Johann wirkt, obwohl nur halb so alt wie Akelei, wesentlich gefestigter. Zwar ist er noch auf der Suche nach seiner Zukunft, aber er hat eine Basis, auf der aufbauen kann: seine Eltern und seine zwei jüngeren Geschwister.

Akelei dagegen wirkt seltsam verloren. Sie lebt vor sich hin, versieht ihren Haushalt sorgfältig, aber ohne Leidenschaft. Mit Akelei erinnern wir uns an die Zeit in der DDR vor der Wende. In dieser Zeit wuchs sie wohlbehütet in der Kastanienallee auf. Punktgenau werden die Geheimnisse hinter der Fassade auseinandergenommen, die ihr damaliges Leben bestimmten.

Beginnt der Roman einfach nur mysteriös und seltsam, wird es schon bald richtig spannend. Nicht nur, weil man unbedingt herausfinden möchte, was hinter den ganzen Ungereimtheiten steckt, sondern auch weil es für die Protagonisten gefährlich wird. Dies erinnert schon fast an einen Kriminalroman. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz, mit großen Gefühlen, mit Höhen und Tiefen. Auch an Humor hat die Autorin nicht gespart. Manche Szenen sind so witzig, wozu vor allem das Huhn beiträgt, das mit Akelei reist. Seine „Kommentare“ sind einfach herrlich: „Boook?“

Fazit:
Wer Antonia Michaelis mag, wird auch dieses Buch lieben. Selbstfindung, Liebe, Krimi, Humor – alles ist darin enthalten und verspricht unterhaltsame, aber auch spannende und zum Nachdenken anregende Lesestunden. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen besonderen Roman mit Huhn.

★★★★★

Mein Dank gilt dem Knaur Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars für eine Leserunde auf Literaturschock.de.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Road Trip mit Gefühl

Heart. Beat. Love.
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Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423761079
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre
Originaltitel: First Love

Road ...

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423761079
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre
Originaltitel: First Love

Road Trip mit Gefühl

Inhalt:
Von heute auf morgen überredet die sechzehnjährige Axi ihren besten Freund Robinson, mit ihr abzuhauen und eine Tour quer durch die USA zu machen. Was Robinson nicht weiß: Axi ist ihn verliebt. Doch das Schicksal hält nicht nur Gutes für die beiden bereit.

Meine Meinung:
Ganz ehrlich? – Anfangs war ich ziemlich enttäuscht, ich fand die Handlung total unlogisch. Axi hat einen Ruf als BM = Braves Mädchen weg, sagt in einem Satz, dass sie sich um ihren Vater kümmern muss, um im nächsten Satz Robinson zu bitten, mit ihr abzuhauen. Und schon geht’s los, statt wie von Axi geplant mit dem Greyhoundbus mit einer geklauten Harley, mit der die beiden mal eben ohne Helm mit 180 über die Straßen brettern.

„Wir sind Axi und Robinson, die jugendfreie Version von Bonnie und Clyde.“ (S. 101)

Und in dem Stil geht es weiter. Sie erleben ein paar schöne Dinge, Axi kämpft mit ihren Gefühlen für Robinson, traut sich aber nichts zu sagen. Alles recht oberflächlich. Über die beiden Protagonisten erfährt man sehr wenig, sie waren für mich nicht fassbar. Dieses war der erste Teil.

Und dann kam die Wende, Teil 2. Ach, wäre doch der erste Teil auch schon so gut geschrieben gewesen! Endlich geht es wirklich um große Gefühle, das Schicksal ist ein mieser Verräter (wenn ich mal diesen Buchtitel von John Green zitieren darf) und schlägt gnadenlos zu. Auch die Hintergrundgeschichte von Axi und Robinson kommt nun zur Sprache. Da ist nichts mehr oberflächlich, man möchte die beiden nur noch in den Arm nehmen und ganz fest halten. Und man kann die beiden schließlich nur für ihren Lebensmut und ihre optimistische Einstellung bewundern.

„Man kann ein gutes Leben führen oder es halb verschlafen. Man kann eine Sanddüne herunterrasen oder sein Leben vor dem Fernseher verbringen.“ (S. 299)

Erzählt wird die Geschichte von Axi in der Ich-Form. Die Sprache wirkt recht jugendlich und flott. So lässt sich das Buch auch aufgrund der relativ großen Schrift und der vielen Bilder in kürzester Zeit lesen.

Erwähnenswert ist noch die Aufmachung des Buches. Wie schon auf dem Schutzumschlag gibt es auch im Buchinneren jede Menge Fotos, die Axi und Robinson bei ihrem Roadtrip zeigen, innen sind sie allerdings schwarz-weiß. Diese Illustrationen finde ich wirklich sehr schön, sie zeigen gelungene Schnappschüsse der Reise.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, von denen man 10 nicht mehr findet: am Ende ärgerlich

Schwindelfrei ist nur der Tod
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Broschiert: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Scherz; Auflage: 1 (27. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3651022355
Preis: 14,99 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, ...

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Scherz; Auflage: 1 (27. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3651022355
Preis: 14,99 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wie ein Puzzle mit 500 Teilen, von denen man 10 nicht mehr findet: am Ende ärgerlich

Inhalt:
Ein Bankraub 1971 in München, ein Heißluftballon, der vom Himmel verschwindet, und ein Unbekannter, den Jennerwein heimlich immer wieder im Gefängnis besucht. Das sind die Zutaten des achten Alpenkrimis von Jörg Maurer.

Meine Meinung:
Wie von Jörg Maurer gewohnt, gibt es viele Handlungsstränge, die anfangs überhaupt nicht zusammenpassen wollen. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, denn das kenne ich ja schon von diesem Autor. Normalerweise schafft er es, die einzelnen Puzzleteile zusammenzuführen und zu einem einzigen Bild zusammenzusetzen. Dies ist bei „Schwindelfrei ist nur der Tod“ überhaupt nicht gelungen. Es gibt am Ende noch so viele angefangene Handlungsstränge, die einfach im Sand verlaufen bzw. nicht wieder aufgegriffen wurden. Da bleibt mir für einen Krimi dann doch zu viel der eigenen Fantasie überlassen. Im Nachhinein ergibt die Einführung von vielen Personen keinen Sinn bzw. nur den, Seiten zu füllen. Mit dem Fall haben sie aber nichts zu tun. Fast kann man den Eindruck bekommen, der Autor hat hier selbst den Überblick verloren. Darauf weist auch hin, dass im Personenverzeichnis aus zwei Personen eine gemacht wurde.

Auch der Spannungsbogen lässt zu wünschen übrig. Es gibt zwar einige spannende Szenen, doch dazwischen sackt die Spannung immer wieder ab oder verpufft.

Bis auf den Schluss und die Auflösung hat mir aber auch dieser 8. Band der Reihe recht gut gefallen. Maurers Humor finde ich einfach klasse. Vielleicht hat er dieses Mal in seinen Beschreibungen noch etwas mehr übertrieben als sonst, vielleicht sind die Nebencharaktere noch etwas skurriler, was den ein oder anderen Leser stören könnte – ich fand’s großartig. Vor allem, der Unbekannte aus dem Gefängnis hat mein Herz im Nu erobert, er ist quasi ein alternder Gentleman-Gangster, den man einfach mögen muss, obwohl er Jennerwein das Leben schwer macht.

Einige Szenen sind zwar nicht wirklich realistisch, doch ich denke, diesen Anspruch hat der Roman auch nicht, und Maurer-Leser wissen das. Sehr angenehm zu lesen war auch wieder Jörg Maurers persönlicher Schreibstil. Ich mag ihn einfach.

Dies ist der 8. Band um Kommissar Hubertus Jennerwein und seine Truppe in dem „Kurort mit dem Bindestrich“, der nie namentlich genannt wird. Sicherlich erleichtert es den Einstieg, wenn man die vorherigen Bände kennt, denn es treten immer wieder dieselben Personen auf. Bezüglich des Kriminalfalls muss man dagegen keine Vorkenntnisse haben. Er ist in diesem Band abgeschlossen, naja, so abgeschlossen, wie das bei einem offenen Ende eben geht.

Fazit:
Für Fans empfehlenswert. Neueinsteiger sollten vielleicht eher beim ersten Band beginnen, zumal dies nicht Maurers bestes Werk ist.

Die Reihe:
1. Föhnlage
2. Hochsaison
3. Niedertracht
4. Oberwasser
5. Unterholz
6. Felsenfest
7. Der Tod greift nicht daneben
8. Schwindelfrei ist nur der Tod

★★★☆☆

Herzlichen Dank an den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar, das ich in einer Leserunde auf LovelyBooks gelesen habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenig Seite – viel Inhalt*

Weißer Zug nach Süden
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Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Piper (16. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492056106

Wenig Seiten – viel Inhalt

Inhalt:
Die junge Deutsch-Italienerin Chiara hat Hals über Kopf ihre ...

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Piper (16. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492056106

Wenig Seiten – viel Inhalt

Inhalt:
Die junge Deutsch-Italienerin Chiara hat Hals über Kopf ihre Familie in Castelnuovo verlassen und ist bei ihrer Freundin Leonie in Deutschland untergekommen. Leonie wiederum zieht es nach New York. So kommt es, dass Chiara in Leonies Haus lebt und deren Putzjobs übernimmt, ein Stück weit in deren Leben schlüpft. Sie entwickelt ihre eigenen Routinen, die ihr Sicherheit geben. Durch die Wohnungen, die sie putzt, lernt sie deren Bewohner kennen, auch wenn sie ihnen persönlich nie begegnet. Dabei haben es ihr besonders Herr Vorden und seine schöne Wohnung angetan. Ganz langsam entwickelt sich eine subtile Kommunikation zwischen den beiden. Hier ein Zettel, da eine Tafel Schokolade, schließlich Kurzgeschichten, in denen Chiara sich und ihr Leben wie auf magische Weise wiederfindet.

Meine Meinung:
Mit viel Empathie lässt Thommie Bayer den Leser an einer Episode in Chiaras Leben teilhaben. Auf wenigen Seiten zeichnet er ein dichtes Bild seiner Protagonistin, die ihren weiteren Lebensweg finden muss. Es sind die leisen Töne, die punktgenauen Beschreibungen, die mir an Bayers Schreibweise so gut gefallen. Jedes Wort ist sorgfältig ausgewählt und harmonisch mit den anderen kombiniert, hier ist nichts überflüssig. So gelingt es, auf wenigen Seiten so viel auszudrücken.

Möchte man anfangs unbedingt wissen, was in Chiaras Vergangenheit passiert ist, weshalb sie aus Italien geflüchtet ist, wird mit der Zeit diese faszinierende, kaum zu fassende Beziehung zu Vorden immer interessanter. Hier kann die Fantasie des Lesers auf Hochtouren arbeiten.

Mich hat das Buch von vorne bis hinten gefesselt, es hat mich auch zwischen zwei Leseabschnitten beschäftigt. Dabei war mir Chiara nicht einmal besonders sympathisch, einige ihrer Verhaltensweisen kann ich nicht gutheißen. Doch zu ihr passen sie, sie machen das Besondere dieser Figur aus.

Thommie Bayer hat mit diesem kleinen, aber feinen Buch wieder einmal gezeigt, was für ein großartiger Autor er ist.