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Veröffentlicht am 16.10.2019

Intelligent konzipiertes Katz-und-Maus-Spiel

Wisting und der Tag der Vermissten
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Broschiert: 448 Seiten
Verlag: Piper Paperback (1. Oktober 2019)
ISBN-13: 978-3492061414
Originaltitel: Katharina-koden
Übersetzung: Andreas Brunstermann
Preis: 15,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Broschiert: 448 Seiten
Verlag: Piper Paperback (1. Oktober 2019)
ISBN-13: 978-3492061414
Originaltitel: Katharina-koden
Übersetzung: Andreas Brunstermann
Preis: 15,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Intelligent konzipiertes Katz-und-Maus-Spiel

Inhalt:
Ein alter Fall ist das ganz persönliche Anliegen des norwegischen Kriminalkommissars William Wisting aus Larvik. Am 10. Oktober vor 24 Jahren verschwand Katharina Haugen spurlos. Seither trifft Wisting sich jedes Jahr am Jahrestag mit Katharinas Mann Martin, mit dem er sich ein wenig angefreundet hat. Doch dieses Jahr ist Martin nicht zu Hause.

Zudem wurden in einem weiteren Cold Case Spuren gefunden, die zu Martin Haugen führen. Ist dieser Mann ein ganz anderer, als er zu sein scheint?

Meine Meinung:
Ich habe diesen 448 Seiten starken Kriminalroman innerhalb von 24 Stunden verschlungen, das sagt wohl einiges. Nun frage ich mich natürlich, warum ich von Jørn Lier Horst zuvor noch nie etwas gehört habe, denn dieser Autor schreibt einfach klasse. So musste ich jetzt feststellen, dass es sogar bereits eine Reihe um den Kommissar William Wisting gibt, die leider in Deutschland nicht allzu bekannt ist.

„Wisting und der Tag der Vermissten“ ist nun der 1. Band einer neuen Reihe, in der es um Cold Cases geht. Oftmals finde ich solche Krimis nicht allzu spannend, schließlich liegt der Fall viele Jahre zurück und auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nun auch nicht an. Jørn Lier Horst erzählt aber genau einen solchen Fall wahnsinnig fesselnd. Man spürt die Spannung praktisch unterschwellig in jedem Satz, sieht die Gefahr förmlich auf einen zurollen.

Dabei kommt Jørn Lier Horst fast ganz ohne Blut und Gewalt aus. Als ehemaliger Kriminalkommissar erzählt er lieber authentisch von der polizeilichen Ermittlungsarbeit, lässt seine Protagonisten raffiniert interagieren und setzt die Lösung des Falles wie ein Puzzle Stückchen für Stückchen zusammen.

Verschiedene Handlungsfäden werden hier genial miteinander verknüpft. Verdachtsmomente kommen auf und werden wieder verworfen. Die genauen Zusammenhänge waren für mich bis zum Schluss nicht vorhersehbar, erwiesen sich aber als äußerst logisch. Im Rückblick erkenne ich die kleinen Details, die wie beiläufig eingestreut wurden und anhand derer man auch als Leser auf die Lösung hätte kommen können. Genau so liebe ich Krimis!

Am Ende des Buches sind die ersten zwei Kapitel des 2. Bandes der Reihe abgedruckt. „Wisting und der fensterlose Raum“ soll im Januar 2020 erscheinen. Ich kann es kaum erwarten.

★★★★★

Veröffentlicht am 15.10.2019

Sehr anstrengend

Der Untergang der Könige
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Gebundene Ausgabe: 863 Seiten
Verlag: Klett-Cotta (21. September 2019)
ISBN-13: 978-3608963410
Originaltitel: The Ruin of Kings
Übersetzung: Urban Hofstetter und Michael Pfingstl
Preis: 25,00 €
auch als ...

Gebundene Ausgabe: 863 Seiten
Verlag: Klett-Cotta (21. September 2019)
ISBN-13: 978-3608963410
Originaltitel: The Ruin of Kings
Übersetzung: Urban Hofstetter und Michael Pfingstl
Preis: 25,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Sehr anstrengend

„Der Untergang der Könige“ ist der 1. Band eines mehrbändigen Fantasy-Epos. Das Buch ist nicht nur aufgrund seines Gewichts und seiner Dicke anstrengend zu lesen, sondern vor allem wegen seines Inhalts.

Die ersten ca. 750 Seiten werden aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt. Der junge Kihrin sitzt im Kerker und wird von der Gestaltwandlerin Klaue bewacht. Sie zwingt ihn seltsamerweise dazu, ihr seine Geschichte zu erzählen, obwohl sie sie bereits kennt, da sie seine Gedanken lesen kann. Kihrin beginnt mit seiner Erzählung an dem Punkt, wo er versklavt wurde. Das ist Klaue nicht genug, und so erzählt sie selbst aus der Zeit davor. Abwechselnd werden die Handlungsstränge weitergesponnen, bis beide in der Gegenwart angekommen sind. Beide Geschichten werden später von Thurvishar D’Lorus transkribiert und mit einer Vielzahl von Fußnoten versehen. Das mag ich persönlich gar nicht, weil es den Lesefluss doch erheblich stört.

Der Sinn dieser Zweiteilung der Geschichte hat sich mir leider nicht erschlossen. Eine einzige chronologische Erzählung hätte ich hier besser gefunden.

Die phantastische Welt, die Jenn Lyons sich ausgedacht hat, bietet nichts wirklich Neues. Es gibt Dämonen und Drachen, Adlige und Sklaven, Zauberer und Götter und so etwas wie Elfen, nur heißen sie hier anders. Das Setting mutet eher mittelalterlich an - man fährt in Kutschen oder reitet auf Pferden -, dazu passt die manchmal etwas zu lockere, neuzeitliche Sprache nicht. Auch der Anflug von Humor, der sich zuweilen irgendwo versteckt, erschien mir unpassend. Denn witzig ist die Geschichte überhaupt nicht. Sie ist geheimnisvoll und grausam, durchzogen von Intrigen. Und ziemlich kompliziert.

Stellenweise hatte ich den Eindruck, jeder liegt mit jedem im Clinch und nichts ist, wie es scheint. Dies mag auch daran liegen, dass man nie genau wissen konnte, wer sich hinter einer Figur gerade verbirgt, denn viele können ihre Gestalt verändern bzw. ihre Seelen schlüpfen in den Körper eines anderen. Weiter behaupten manche, irgendjemand sei ihr Sohn, obwohl es nicht stimmt, oder ein Vater verleugnet sein Kind. Man bekommt es so mit einer riesigen Anzahl von Namen zu tun, die zu weit weniger Charakteren gehören und die man zuweilen schwer auseinanderhalten kann. Erschwerend kommt hinzu, dass viele davon praktisch keine Rolle spielen, weil sie längst tot sind. Andererseits kann man bei den Toten nie wissen, ob sie wirklich tot sind. Man muss hier echt mit allem rechnen.

Im Anhang befindet sich ein Stammbaum der verschiedenen Adelshäuser, aus dem man die Verflechtungen der einzelnen Personen ersehen kann. Dieser ist mit Vorsicht zu genießen, da viele Verbindungen, die hier aufgezeigt sind, erst im Lauf der Geschichte ans Tageslicht kommen und man gespoilert wird, wenn man zu früh auf den Stammbaum schaut.

Das ebenfalls hinten angehängte Glossar mit verschiedenen Begriffen und Personen kann dagegen relativ problemlos während der Lektüre herangezogen werden. Die Aussprachehinweise fand ich eher verzichtbar, denn die Regeln, die Jenn Lyons sich ausgedacht hat, sind so kompliziert, dass man besser einfach liest, wie es einem in den Sinn kommt.

★★★☆☆

Veröffentlicht am 12.10.2019

Klasse!

Der Fund
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Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: btb Verlag (30. September 2019)
ISBN-13: 978-3442757831
Preis: 20,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Klasse!

Inhalt:
Rita Dalek ist 53 Jahre alt und ...

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: btb Verlag (30. September 2019)
ISBN-13: 978-3442757831
Preis: 20,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Klasse!

Inhalt:
Rita Dalek ist 53 Jahre alt und arbeitet in einem Supermarkt. Das Leben hat ihr übel mitgespielt. Als sie in einer Bananenkiste einen außerordentlichen Fund macht, beschließt sie, dass sich von nun alles ändern wird. In welche Gefahr sie sich und ihre Nächsten bringt, ist ihr dabei nicht bewusst …

Meine Meinung:
Man muss ihn mögen, Aichners knappen, prägnanten Schreibstil, sonst wird man die Lektüre nicht richtig genießen können. Und ich mag ihn sehr! Dass er lang rumschwafelt, kann man diesem Autor wirklich nicht vorwerfen. Sehr viele Kapitel bestehen nur aus Dialogen zwischen einem Polizisten und verschiedenen involvierten Personen - ohne einleitende oder ausschmückende Worte. Aber auch die normalen Erzählabschnitte - Rückblicke aus Ritas Sicht - sind eher einfach und schmucklos gehalten, die Sätze kurz und treffend. Und doch wird alles gesagt, was man wissen muss. Bernhard Aichner versteht es, auf diese Art sehr spannend zu erzählen. Praktisch in jedem Satz fühlt man die Gefahr, die auf Rita zurollt, später ihre Ängste, ihr Getriebensein, aber auch die Zuneigung zu ihrer Freundin Gerda.

Die Handlung entwickelt sich schnell und fesselnd. Mit häufigen Wendungen wird der Leser immer wieder überrascht. Trotz der knappen Worte erhalten die Figuren eine ausreichende Tiefe. Die Story ist haarsträubend, aber nicht unrealistisch. Und die Protagonistin Rita ist eine ganz wunderbare warmherzige Frau, der man ein bisschen Glück gönnen würde.

Fazit:
Wer bereits Aichner-Fan ist, darf diesen Thriller auf keinen Fall verpassen. Alle anderen können damit zum Fan werden, wenn sie bereit sind, sich auf den außergewöhnlichen Schreibstil des Autors einzulassen.

★★★★★

Veröffentlicht am 10.10.2019

Ein verzwickter alter Fall

Der Verein der Linkshänder
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Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: btb Verlag (23. September 2019)
ISBN-13: 978-3442758159
Originaltitel: De vänsterhäntas förening
Übersetzung: Paul Berf
Preis: 24,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: btb Verlag (23. September 2019)
ISBN-13: 978-3442758159
Originaltitel: De vänsterhäntas förening
Übersetzung: Paul Berf
Preis: 24,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein verzwickter alter Fall

Inhalt:
Van Veeteren geht auf seinen 75. Geburtstag zu, er fühlt sich alt. Da tut sich ein alter Fall neu auf, und Van Veeteren macht sich zusammen mit seiner Frau Ulrike Fremdli daran, die verknoteten Fäden zu entwirren.

Kurz danach wird in Schweden die Leiche eines Mannes gefunden. Hier ermittelt Inspektor Barbarotti. Bald erkennt man eine Verbindung zwischen den beiden Fällen.

Meine Meinung:
Nessers neuestes Werk ist Teil seiner beiden Krimi-Reihen: Band 11 der Van Veeteren-Serie und Band 6 der Barbarotti-Reihe, denn beide Ermittler arbeiten hier zumindest teilweise in einem Fall zusammen. Für mich war es das erste Buch aus diesen Reihen; ich hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse fehlten. Man kann es also ganz gut als Stand alone lesen.

Håkan Nesser versteht es, unaufgeregt und mit einem leichten, unterschwelligen Anflug von Humor zu erzählen. Auch wenn der Kriminalfall nicht besonders spektakulär und hochspannend daher kommt, ist das Buch doch literarisch ein Genuss.

Es gibt im Großen und Ganzen drei Erzählzeiten, zwischen denen hin- und hergesprungen wird. Da ist zum einen die Gründungszeit des Vereins der Linkshänder in den 1960er Jahren, dann ein Verbrechen im Jahr 1991 und schließlich die Ermittlungen in der Gegenwart 2012,

Der Fall entpuppt sich als sehr verzwickt, nachdem der vermeintliche Mörder von einst selbst als Opfer aufgefunden wurde. Mittlerweile ist sehr viel Zeit vergangen und die Spurenlage entsprechend dünn. So ziehen sich die Ermittlungen etwas hin. Als Leser ist man den Ermittlern dabei ein bisschen voraus, da man durch die Rückblicke mehr Informationen bekommt. So hatte ich dann leider auch schon recht früh einen Hauptverdächtigen, mit dem ich dann auch richtiglag.

Insgesamt konnte mich Nesser gut unterhalten, der Roman ist logisch und interessant aufgebaut und auch sprachlich ein Lesevergnügen.

★★★★☆

Veröffentlicht am 08.10.2019

Ziemlich skurril

Neun Fremde
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Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: Diana Verlag (26. August 2019)
ISBN-13: 978-3453292345
Originaltitel: Nine Perfect Strangers
Übersetzung: Dietlind Falk
Preis: 20,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: Diana Verlag (26. August 2019)
ISBN-13: 978-3453292345
Originaltitel: Nine Perfect Strangers
Übersetzung: Dietlind Falk
Preis: 20,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ziemlich skurril

Inhalt:
Neun Menschen haben zehn Tage Auszeit in einem Wellness-Resort gebucht. Statt abzunehmen und sich zu entspannen, erleben sie den übelsten Trip ihres Lebens - und doch nimmt jeder auch etwas Gutes mit.

Meine Meinung:
Erst vor wenigen Wochen habe ich „Tausend kleine Lügen“ von Liane Moriarty gelesen und war davon begeistert. „Neun Fremde“ hat das leider nicht geschafft. Der Schreibstil ist toll und lässt die Seiten nur so dahinfliegen, aber die Handlung war mir zu abstrus.

In der ersten Hälfte werden die beteiligten Personen vorgestellt. Dies geschieht ziemlich trocken und mit vielen Wiederholungen. Hierbei spielt die Unzufriedenheit mit dem Körper eine große Rolle. Einige Protagonisten verlieren sich in Schuldgefühlen, eine Frau hadert mit den Wechseljahresbeschwerden. Es handelt sich um eine dreiköpfige Familie, ein Ehepaar und vier Einzelpersonen, also streng genommen nicht um neun Fremde. Sie alle werden aber zunächst als Einzelindividuen betrachtet. Auch aufgrund der ungewöhnlichen Vorgehensweise der Leiterin des Wellness-Resorts findet kaum eine Interaktion zwischen den Einzelnen statt, was ich schade fand, denn genau das ist doch das Interessante, wenn fremde Personen aufeinandertreffen.

Erst als die Sache eskaliert und die Teilnehmer des Retreats ihr Innerstes nach außen kehren, werden Beziehungen untereinander geknüpft. Man arbeitet zusammen, baut ein Stück weit Vertrauen auf und unterstützt sich gegenseitig. Nach und nach treten wohlgehütete Geheimnisse zutage, die ihren Trägern das Leben schwermachen. Dies ist nun der eigentlich sehr interessante Teil der Geschichte, doch das Geschehen ist so bizarr, dass ich die Lektüre nicht recht genießen konnte.

★★★☆☆