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Veröffentlicht am 17.11.2021

Eine ungeheuerliche Lüge

Mutters Lüge
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Marta ist 15 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie aus dem kommunistischen Polen
in den Westen flieht. Erst hatte Marta ihre Heimat in Polen, später dann in Deutschland und
letztendlich in der Schweiz.
Martas ...

Marta ist 15 Jahre alt, als sie mit ihrer Familie aus dem kommunistischen Polen
in den Westen flieht. Erst hatte Marta ihre Heimat in Polen, später dann in Deutschland und
letztendlich in der Schweiz.
Martas Leben gleicht trotz einiger Konstanten einer ewigen Suche.
Sie trifft sich mit ihrem bis dahin unbekannten Vater und versäumt ihm die für sie so wichtigen
Fragen zu stellen.
Sie ist mutig, sie ist interessiert und auch realistisch.
Marta geht ihren Weg und viele Jahre später wird sie erkennen, was Heimat und Liebe wirklich bedeutet.
Es handelt sich hier um eine sehr persönliche Lebensgeschichte.
Um plötzliche Veränderungen, des Verlassen werden, um die Sprachlosigkeit zwischen Mutter und Tochter.
Man leidet mit Marta, mit ihrer inneren Zerrissenheit, ihren vielen Fragen, die sie erst gar nicht stellt
oder die nicht beantwortet werden.
Eine Geschichte, die sich vor dem Hintergrund einer Flucht aus dem kommunistischen Polen abspielt.
Das, was diese Flucht mit der Familie auslöst und die dadurch ausgelösten Gefühle
und Anforderungen werden in diesem Roman wunderbar erzählt.
Sachlich, neutral und ohne Verbitterung beschreibt die Autorin ihr Leben, ihre ewige Suche nach Mutterliebe.
Jeder Satz sitzt und wiegt schwer.
Wie viel Kraft es kostet immer wieder neu anzufangen und Fuß zu fassen.
Sich zu intrigieren und seinen Weg zu gehen. Mit einer Mutter, die eigentlich immer nur für andere da ist.
Es zeigt aber auch, dass die Suche nach der eigenen Identität enorm wichtig ist.
Am Ende wird das dunkle Familiengeheimnis gelüftet. Mutters Leben basierte auf einer Lüge.
Das wird mit einer wunderbaren fließenden und sehr mitreißenden Art erzählt.
Eine sehr gut geschriebene Familiengeschichte mit einem Spannungsbogen der bis zum Ende erhalten bleibt.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2021

Starker Krimi mit einer ausdrucksstarken Schreibweise

Stadt der Mörder
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Paris im Dezember 1924.
Ein Serienmörder treibt sein Unwesen.
Brutale Morde geschehen. Für den Ermittler Lieutenant Julian Vioric
schwer zu ertragen. Ist er doch nur knapp den Schützengräben von Flandern
entkommen. ...

Paris im Dezember 1924.
Ein Serienmörder treibt sein Unwesen.
Brutale Morde geschehen. Für den Ermittler Lieutenant Julian Vioric
schwer zu ertragen. Ist er doch nur knapp den Schützengräben von Flandern
entkommen. Die Spur führt ihn zu Lysanne Magloire.
Einer jungen Frau, die auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester ist.
Lysanne ist bereits dem morbiden Charme der Stadt verfallen
und weiß noch nicht, dass sie sich in sehr große Gefahr begibt.
Ahnt nicht das sie der Schlüssel zu all dem ist.

Buch und Cover sind in ein Hingucker und der Klappentext verspricht nicht zu viel.
Die Autorin nimmt uns mit in eine sehr graue, dunkle Welt.
Nach Paris in den Zwanziger Jahren. In die Abgründe einer Stadt,
in der Schatten und Licht dicht beieinander liegen.
Paris bei Nacht vermittelt hier eine unglaubliche Spannung.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen. Das Elend der Bevölkerung,
der tägliche Kampf ums Überleben.
Alle haben den Krieg noch in den Knochen und suchen Ablenkung im aufregenden
Pariser Nachtleben.
Das Paris der Zwanziger Jahre war eine Insel, an der Intellektuelle, Künstler und Literaten strandeten. Zeiten des Umbruchs, des Wandels.
Mitten drin die Surrealisten. Eine Gruppe von jungen Leuten.
Der Surrealismus, eine geistige Bewegung,
die sich seit den 1920er Jahren als Lebenshaltung und Lebenskunst gegen traditionelle Normen äußert.
Die Charaktere sind so herrlich echt und kantig. Zu einem der leicht depressive Lieutenant Julian Vioric und aber auch die etwas naive junge Frau vom Land, die ihre Schwester sucht.
Dazu kommt eine unheimlich ausdrucksstarke Schreibweise, mal erbarmungslos
dann wieder poetisch und wunderschön.
Eine sehr gelungene Mischung aus Brutalität und Poesie.
Von Beginn an gibt es einen Spannungsbogen, der bis zum Schluss erhalten bleibt.
Ein Krimi mit zahlreichen Wendungen und immer wieder überraschend.
Dieser Roman ist eine sehr spannende Milieustudie und ein wunderbarer Auftakt der Lust auf weitere Bände macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2021

Ein sehr gut recherchiertes Buch über eine kämpferische und starke Frau.

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
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Dieses wunderbare Buch beschreibt das außergewöhnliche Leben der
Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf.
* 20. November 1858 in der Provinz Värmland auf Gut Mårbacka
in der heutigen Gemeinde Sunne, Schweden; † ...

Dieses wunderbare Buch beschreibt das außergewöhnliche Leben der
Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf.
* 20. November 1858 in der Provinz Värmland auf Gut Mårbacka
in der heutigen Gemeinde Sunne, Schweden; † 16. März 1940 ebenda.
Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen des Landes;
1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur und
wurde 1914 als erste Frau in die schwedische Akademie aufgenommen.
Selma Lagerlöf verfasste so wunderbare Werke, die auch über Schweden hinaus
bekannt wurden.

Erzählt wird in 3 Teilen. Die Handlung spannt sich von 1888 bis 1940.
Die Schreibweise ist wunderbar und sehr eindringlich.
Man spürt förmlich die Kraft, die Selma ausstrahlt.
Ihre Leidenschaft, ihren Willen sich gegen eine Männerwelt zu behaupten.
Wie sie sich gegen die gesellschaftlichen Regeln auflehnt und sich
selbst immer dabei treu bleibt.
Selma Lagerlöf schafft das unmögliche, weil sie ihren Glauben an sich selbst
nie verliert.
Zart und poetisch wird ihre Liebe zu Frauen und auch ihrer verloren
geglaubten Heimat Mårbacka beschrieben.
Das bringt die Autorin so wunderbar auf die Seiten.
Das Lebensgefühl dieser Zeit und die Charaktere werden brillant
zum Leben erweckt. Ihre vielen Reisen und die Ortsbeschreibungen lassen
eine längst vergangene Zeit wieder auferstehen.
Geben einen gelungenen Einblick in die Vergangenheit.
Ein sehr gut recherchiertes Buch über eine kämpferische
und starke Frau, die ihren Weg gegangen ist.
Die Quellenangaben am Ende des Buches runden das ganz ab.

Zwei Zitate, die ich unbedingt erwähnen möchte:

- Wer den Regentropfen erklären kann, kann auch das Meer erklären -
- Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten -

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Charmanter Cosy-Krimi

Die unhöfliche Tote
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Das Lieblingsgemälde der Queen, das die Yacht Britannia zeigt,
ist verschwunden. Irgendwann in den 1980er Jahren ist es abhandengekommen.
Da muss Rozie, die Privatsekretärin der Queen wieder helfen.
Doch ...

Das Lieblingsgemälde der Queen, das die Yacht Britannia zeigt,
ist verschwunden. Irgendwann in den 1980er Jahren ist es abhandengekommen.
Da muss Rozie, die Privatsekretärin der Queen wieder helfen.
Doch das ist nicht alles. Mitten in die Ermittlungen wird ein Tote
entdeckt. Sie ist im Swimmingpool verblutet und war eine der
verdientesten Angestellten des Hofes.
Da ist es doch klar, dass die Queen diesen besonderen Fall nicht alleine den
Offiziellen überlassen kann.
Sehr bald stößt die Queen auf jahrzehntealte Affären und Intrigen, die den
Buckingham Palast bedrohen könnten.

Auch im 2. Band nimmt uns die Autorin mit zu den Windsors.
Im königlichen Palast geht es hoch her. Die Schreibweise ist wie gewohnt locker und leicht. Es ist einfach herrlich, wenn die Queen
an ihre Kindheit denkt, trotz ihrer alten Knie in einen leeren Kleiderschrank klettert und dabei noch ein sehr interessantes Gespräch belauscht.
Oder der Hinweis, dass der Palast ein wenig einem Schwan gleicht, der anmutig über einen See glitt, dabei aber unter der Wasseroberfläche wie verrückt paddelt, um voranzukommen.
Auch diesem Mal ermittelt die Privatsekretärin Rozie,
während die Queen im Hintergrund gekonnt ihre Fäden zieht.
Es geht nicht nur um eine Tote, sondern auch um ein Lieblingsbild der Queen, das in den 80er Jahren verschwunden ist. Also auch um die Kunst im Hause
Windsor.
Neben einiger Mitglieder der Familie wird dieses Mal auch das Personal in die Ermittlungen mit einbezogen. Das Leben der Bediensteten und die Beschreibungen der Räumlichkeiten geben eine gewisse Nähe und dem Leser das Gefühl mit vor Ort zu sein.
Leider ist der Spannungsbogen ziemlich flach gehalten und das bleibt er bis zum Ende.
Trotz des herrlichen englischen Humors weist der 2. Band doch einige Längen auf.
Ein charmanter Cosy-Krimi mit einem tollen Einblick in das Leben der Queen.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Gelungenes Debüt

Winterland
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Sandstedt, eine kleine Provinzstadt in der dänischen Provinz,
wird von einem Mord erschüttert.
Dänemarks bester Mordermittler Martin Juncker, in die Provinz versetzt,
übernimmt den Fall.
Kopenhagen, dort ...

Sandstedt, eine kleine Provinzstadt in der dänischen Provinz,
wird von einem Mord erschüttert.
Dänemarks bester Mordermittler Martin Juncker, in die Provinz versetzt,
übernimmt den Fall.
Kopenhagen, dort arbeitet seine ehemalige Kollegin Signe Kristiansen.
Als eine Bombe mitten auf dem Weihnachtsmarkt explodiert, übernimmt
Signe den Fall. Sie geht auf Täterjagd, dieses Mal ohne ihren Kollegen
Junckers. Der tut sich sehr schwer mit den Ermittlungen. Die Ehefrau
des Toten ist spurlos verschwunden. Keiner hat was gesehen
und Spuren gibt es auch nicht. Dazu kommt das er sich um seinen Dementen
Vater kümmern muss. Als Signe einen anonymen Tipp bekommt, wird der Fall
in eine Richtung gelenkt, die ihre schlimmsten Vorstellungen
übersteigt.

Winterland ist ein beeindruckendes Krimi-Debüt.
Sehr vielschichtig, hochpolitisch und sehr gesellschaftskritisch.
Die Schreibweise ist sehr fließend.
Alle Hauptcharaktere sind wunderbar gezeichnet und sehr lebensnah.
Man lebt und leidet mit ihnen.
Sie sprühen so vor Leben, dass man das Gefühl hat, sie wahrhaft zu kennen.
Vor allem, wenn das Privatleben der Ermittler mehr
und mehr in den Vordergrund tritt. Dann
spürt man ihre Zerrissenheit zwischen Arbeit und Privatleben.
Dazu erhält dieser Krimi sehr viel Lokalkolorit.
Die Orte sind sehr anschaulich und bildhaft beschrieben.
Überhaupt wird alles sehr detailliert dargestellt.
Mein Kopfkino lief die ganze Zeit auf Hochtouren.
Es gibt viele lose Fäden, die aber alle am Ende wunderbar verknüpft werden.
Man kann diesen Krimi kaum aus der Hand legen.
Ein Buch, das dem Leser eine Gänsehaut verschafft
und in die menschlichen Abgründe zieht. Es geht nicht nur um Mord, sondern
auch um Terrorismus, Integration, Familienbanden und Demenz. Provinz kontra Großstadt.
Ein atmosphärisch dichter und etwas düsterer Krimi.
Von Anfang an spannend mit einem Spannungsbogen der bis zum Ende erhalten bleibt.
Ein Lesehighlight!

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