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Veröffentlicht am 30.06.2019

Dunkel Schweden

Schneewittchensarg
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Ein furchtbares Verbrechen oder der Bluff des Jahrhunderts?
Das versuchen die ungleichen Kommissarinnen
Ingrid Nyström und Stina Forss im siebten
Band der beliebten Schweden Krimiserie herauszufinden.
Die ...

Ein furchtbares Verbrechen oder der Bluff des Jahrhunderts?
Das versuchen die ungleichen Kommissarinnen
Ingrid Nyström und Stina Forss im siebten
Band der beliebten Schweden Krimiserie herauszufinden.
Die Ermittlungen in ihrem bisher kompliziertesten
Fall führen sie ins småländische Glasreich. Schweden 1972:
Während einer Hochzeitsfeier verschwindet die junge,
schöne Braut spurlos. Knapp fünfzig Jahre später taucht bei einer
Ausstellungseröffnung ihr skelettierter Leichnam in einem gläsernen
Sarkophag wieder auf. Nyström und Forss übernehmen die Untersuchungen
und bald schon rücken drei Familienunternehmen, allesamt Glashüttenbesitzer,
in den Fokus der Ermittlung. Doch je tiefer Nyström und Forss in der
Vergangenheit graben, desto widersprüchlicher und rätselhafter scheinen die Dinge,
die sie zu Tage fördern.
Ein Fall der von Lüge und Verblendung, Eifersucht und Verrat, doch vor allem einer starken,
weiblichen Künstlerpersönlichkeit und ihrem nicht zu zügelnden Lebenshunger handelt.

Ein atmosphärisch dichter Krimi der die schwedische Seele sehr gut wiedergibt.
Wunderbar geschrieben und sehr authentisch.
Die Ermittler sind allesamt Persönlichkeiten mit vielen Ecken und Kanten.
Sehr Problembehaftet und mit kompliziertem Privatleben.
Alle Charaktere sind sehr interessant und lassen das Kopfkino auf Hochtouren laufen.
Ein komplizierter Fall, der weite Kreise zieht.

Leider hat er sehr viele offene Fäden, die es zu verknüpfen gilt.
Das gelingt nicht immer und macht es zeitweilig etwas langatmig.
Das Ende ist dann aber wieder schlüssig und sehr überraschend.
Nur die zusätzliche Schlussszene um Kommissarin Forss hätte es nicht gebraucht.
Die Action war meiner Meinung nach überflüssig.
Passt einfach nicht zu dieser Art Kriminalroman.
Alles in allem ein solider Schweden Krimi.

Veröffentlicht am 27.06.2019

All die verschiedenen Wahrheiten

All die unbewohnten Zimmer
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Text:
Eine Frau wird ermordet, ein Streifenpolizist erschlagen.
In einem Netz von falschen Geständnissen und zwischen Zeugen,
die nichts gesehen haben wollen, suchen »die Vier« nach der Wahrheit:
Der ...

Text:
Eine Frau wird ermordet, ein Streifenpolizist erschlagen.
In einem Netz von falschen Geständnissen und zwischen Zeugen,
die nichts gesehen haben wollen, suchen »die Vier« nach der Wahrheit:
Der ehemalige Mönch Polonius Fischer, der pensionierte Kommissar Jakob Franck,
Polizeibeamtin Fariza Nasri und Tabor Süden, der Experte für Vermisstenfälle
übernehmen die Fahndung. Trotz vereinter Kräfte stoßen sie an ihre Grenzen.
Aber die Zeit drängt – es kommt zu Nachfolgeverbrechen und die Todesfälle erregen große mediale Aufmerksamkeit.
Sie entfachen hitzige Diskussionen über Ost- und Westdeutschland,
Migrationspolitik und »das System« …

Fazit:

Vier doch sehr spezielle Kommissare mit sehr ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden müssen zwei recht aufsehenerregende Morde aufklären.
Der Autor nimmt uns mit in eine sehr graue, dunkle Welt.
In ein sehr dunkles München.
Sehr gesellschaftskritisch wird hier die hässliche Fratze
der moralischen Verworfenheit gezeigt.
Was ist wahr und was ist unwahr?
Es geht um Nazis, Ausländer, die Mafia und um Machos.
Lose Fäden die gesponnen werden laufen am Ende zusammen.
Das alles wird in einem sehr gemächlichen Tempo atmosphärisch dicht
erzählt.
Die Menschen und ihre unbewohnten Zimmer sind schwere Kost.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine physischen und seelischen Verwüstungen.
Die Charaktere sind sehr stark gezeichnet. Man leidet mit ihnen und hofft das
der Albtraum, in der der Leser hereingezogen wird, bald ein Ende hat.
Ein sehr ungewöhnlicher und leider sehr wahrer Gesellschaftskritischer Kriminalroman.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Der Duft von Orangen

Das Tal der Orangen
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Klappentext:
Der Duft der Orange macht den geheimen Zauber von Magdalenas Ensaïmadas aus.
Für ihr traditionelles Gebäck ist sie auf ganz Mallorca bekannt.
Doch als der Spanische Bürgerkrieg ausbricht, ...

Klappentext:
Der Duft der Orange macht den geheimen Zauber von Magdalenas Ensaïmadas aus.
Für ihr traditionelles Gebäck ist sie auf ganz Mallorca bekannt.
Doch als der Spanische Bürgerkrieg ausbricht, verliert Magdalena die wichtigsten Menschen
in ihrem Leben. Sie entscheidet sich, für die Freiheit und ihr Tal der Orangen zu kämpfen,
auch wenn sie dafür die Liebe opfern muss.
Jahrzehnte später begibt sich Magdalenas Urenkelin Anaïs auf die Spuren ihrer Urgroßmutter. Das Schicksal führt sie ins Tal der Orangen …

Fazit:

Eine wunderschöne Geschichte die von zwei starken Frauen handelt.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und springt immer wieder
in die 1930er Jahre zurück.
Diese Geschichte wird in einem sehr schönen Stil wiedergegeben.
Ich war sehr schnell drin und hätte das Buch in einem Rutsch
durchlesen können.
Man merkt dem Roman an, dass die Autorin sehr gut recherchiert
und viel Leidenschaft in ihre Geschichte gepackt hat.
Es geht um Familiengeheimnisse die gelüftet werden müssen.
Die Charaktere sind so stark und voller Leben,
die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar.
Sofort hat man die mediterranen Gerüche in der Nase und das Kopfkino
versetzt einen in die traumhaft schöne Landschaft.
Dazu kommen die so leckeren Rezepte, die Appetit auf Mallorca machen.
Ein bezaubernder Roman mit ernstem Hintergrund.
Dieses Buch ist traurig und fröhlich, bitter und süß und einfach nur schön.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Die Schuldfrage

Hannah und ihre Brüder
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Bei einer Gala wird ein angesehener jüdischer Bürger Chicagos vom hochbetagten Ben Solomon
bedroht und beschuldigt, ein SS-Offizier zu sein.
Obwohl alles auf eine Verwechslung hinweist, engagiert Ben die ...

Bei einer Gala wird ein angesehener jüdischer Bürger Chicagos vom hochbetagten Ben Solomon
bedroht und beschuldigt, ein SS-Offizier zu sein.
Obwohl alles auf eine Verwechslung hinweist, engagiert Ben die Anwältin Catherine Lockhart
und ihren Ermittler Liam Taggart – er ist sich sicher,
seinen Ziehbruder zu erkennen, der einst Bens Familie und seine Geliebte Hannah verriet.
Bei ihrer Recherche stoßen Catherine und Liam auf das Schicksal dreier Kinder im
Kriegs-zerrütteten Polen, die wie Geschwister aufwachsen und einander als Feinde
Wiederbegegnen.
Aber beschuldigt Ben den Richtigen?

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt und fängt etwas sperrig an.
Nach und nach aber gewinnt sie an Struktur und die Charaktere werden einen vertrauter.
Leider haben nicht alle Figuren die Tiefe im Hinblick auf ihre Vergangenheit.
Bei Cathrin und Liam hätte ich mir mehr Informationen über ihre Persönlichkeit
und Beweggründe gewünscht. Sie waren mir zeitweise etwas zu blass.
Die Rückblenden werden immer wieder durch das Alltagsgeschehen unterbrochen.
Die Schreibweise ist gut.
Das Thema Judenverfolgung in Polen kommt so nach und nach in Schwung.
Die Erlebnisse der Familie Solomon rund um die Judenverfolgung in Polen
durch Ben Solomon erzählt.
Das geschieht in kurzen Abschnitten und entwickelt mit der Zeit einen Sog, dem man sich
schwer entziehen kann.
Besonders spannend gestaltet der Autor bis zuletzt die Frage, ob Elliot wirklich Otto ist.
Der Roman ist auch besonders für Leser die eher weniger Kenntnisse rund um die Judenverfolgung haben geeignet.
Der Autor ist Amerikaner und das ist deutlich erkennbar.
Man merkt es u.a. daran wie die Anwältin agieren muss, um überhaupt eine Chance auf einen
Prozess zu bekommen.
Sie muss viele kleine Details rund um den Holocaust sehr ausführlich darlegen.
David gegen Goliath.
Ein spannender Roman der mit sehr viel Einfühlungsvermögen erzählt wird.
Vor allem auch ein Rückblick auf ein sehr dunkles Kapitel unserer Geschichte.
Allerdings finde ich das Ende etwas zu sehr konstruiert.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Eine nostalgische Reise in das Italien der 60er Jahre

Marina, Marina
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Italien Anfang der 1960er Jahre.
Aus allen Lautsprechern das Lied von Rocco Granata Marina, Marina.
Im fiktiven Sant'Amato lebt Marina, eine Frau mit vielen Facetten.
Die schöne Frau des Friseurs wird ...

Italien Anfang der 1960er Jahre.
Aus allen Lautsprechern das Lied von Rocco Granata Marina, Marina.
Im fiktiven Sant'Amato lebt Marina, eine Frau mit vielen Facetten.
Die schöne Frau des Friseurs wird von Nino heftig angebetet,
doch Marina beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit einem Mann.
Bis dahin spinnt das Schicksal seine Fäden: Ninos Tante erfüllt
sich einen lang gehegten Traum, der Cousin seines Vaters verliebt
sich in eine deutsche Urlauberin, die von einem Hotelbalkon stürzt,
und auch Marinas geheime Liebe bleibt nicht ohne Folgen.

Das italienische Lebensgefühl und der Zeitgeist der 1960er Jahre werden sehr gut
wiedergegeben. Alleine schon die Überschriften der Kapitel mit den altbekannten
italienische Hits lässt diese Zeit mühelos wiederauferstehen.
Auch die Schicksale der Charaktere haben ihre Wurzeln tief in der italienischen Vergangenheit.
Nicht nur das Leben in Italien in den 60er Jahren wird wunderbar reflektiert,
sondern auch die deutsch/italienische Kriegsvergangenheit mit ihren vielen
Hintergrundinformationen.

Was auch sehr hilfreich ist, ist das Personenverzeichnis am Anfang und das sehr
umfangreiche Glossar am Ende des Buches.
Man merkt, das die Autorin sehr gut recherchiert hat.

Es ist keine typische und klischeehafte Urlaubslektüre,
sondern ein sehr vielschichtiger Roman mit viel Hintergrund.
Die leichte und lockere Schreibweise, die tollen Charaktere dieses Romanes
und der zusätzliche Tiefgang machen dieses Buch zu einem Leseerlebnis.

Grit Landau hat einen wunderbaren Roman geschaffen.