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Veröffentlicht am 20.10.2022

Thriller mit nicht wenigen Überraschungen

Rachejagd - Gequält
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Die erfolgreiche Journalistin Anna Jones, gut aussehend und sportlich, erhält einen Brief. Direkt zugestellt in ihr Büro, handgeliefert und, wie bald festgestellt wird, mit ihrem Blut geschrieben.
Dieser ...

Die erfolgreiche Journalistin Anna Jones, gut aussehend und sportlich, erhält einen Brief. Direkt zugestellt in ihr Büro, handgeliefert und, wie bald festgestellt wird, mit ihrem Blut geschrieben.
Dieser Brief ist die Initialzündung für eine unglaubliche Situation für Anna, die sie schockiert und vor allem wieder an die brutale Zeit in Händen eines gefährlichen Folterers erinnert. Als ob ihre Alpträume Wirklichkeit geworden sind ... der äußerst brutale Mann, ein Psychopath erster Klasse, hat sich wieder in ihr Leben geschlichen.
Vor drei Jahren hat ein Kidnapper ihre Freundin Natalie und sie von einer Party entführt. Nun ist er zurück. Anna schaffte es damals zu fliehen, konnte jedoch ihre Freundin nicht befreien, die in den Händen des Psychopathen blieb. Er tötete Natalie. Seither lebt Anna mit Schuldgefühlen...

Anna ruft sofort Nick an. Mit ihm war sie auf dem College eng befreundet,
mittlerweile ist er FBI-Agent (Agent Nick Coleman). Dieser holt, als ihm klar wird, dass es sich um den vor drei Jahren verschwundenen Harris handelt, die hoch versierte und kompetente Profilerin Lynette McKenzie dazu (eine sehr sympathische Person). Zum Team stößt bald noch Annas Kollege Zane Newton. Anna versteht sich gut mit schwulen Zane, er ist immer hilfsbereit, einer der wenigen Menschen, die Anna auch berühren dürfen nach dem schrecklichen Erlebnis. Aber noch besser, Zane ist ein IT-Experte, der – wie viele in dem Bereich – sich nicht immer an 'law & order' hält. Zane versteht es mit Hilfe seiner Kenntnisse in fremde Netzwerke einzubrechen und gelangt somit an brisante Infos.

Der Titel der Buchreihe ist Rachejagd, es geht um Jagen (wer jagt wen und warum?) „Gequält“ heißt Nr. 1 der Trilogie Rachejagd, Dezember 2022 folgt Nr. 2 „Verraten“, und im Frühjahr 2023 Nr. 3 „Zerstört“. Bereits das Umschlagsbild deutet mehr als an, dass es keine unblutige Angelegenheit ist (blutgetränktes, scharfes Messer).

Nichts für schwache Nerven. Als Film würde er einer der Art sein, wo jemand wie ich aus dem Zimmer rennt, weil die Spannung zuviel wird! Vor allem ist der Thriller voller schriller Wendungen und erstaunlicher Vorkommnisse. Ein Buch, bei dem man sich wirklich während des Lesens umschaut: Bin ich noch alleine? Wem kann ich trauen? Und kommen noch brutalere Szenen?

Und dann ist da diese unnachgiebige und mysteriöse Figur: Der geheimnisvolle Strippenzieher ist dem Team immer einen Schritt voraus. Dazwischen schaffen sie es ihn auszutricksen. Doch letztendlich.... das bleibt bis zum Band 2 offen.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Über die Sami - Kultur und ihre Rentiere

Das Leuchten der Rentiere
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Das Buch ist ein Plädoyer für die Völker in Europa, die anders leben, traditioneller, herkömmlicher, In Einklang mit der Natur und der Historie. Davon gibt es zum Glück noch einige und diese Völker müssen ...

Das Buch ist ein Plädoyer für die Völker in Europa, die anders leben, traditioneller, herkömmlicher, In Einklang mit der Natur und der Historie. Davon gibt es zum Glück noch einige und diese Völker müssen auf jeden Fall geschützt werden!

Die Sámi - ein diskriminiertes Volk im Hohen Norden, traditionell mit den Rentieren lebend. Erzählt wird der Roman aus dem Blickwinkel der 'Kleinen Schwester' – Elsa. Das Sámi-Mädchen Elsa versteht durch die Geschehnisse, in was für einer Welt sie aufwächst und was es bedeutet Angehörige eines Volkes zu sein, dass von der Mehrheitsbevölkerung sogar verachtet wird.

Winter 2008, Elsa fährt frühmorgens alleine auf Skien zum familieneigenen Rentiergehege. Sie will zeigen, dass sie sich schon um die Tiere kümmern kann. Ein neunjähriges Mädchen. Farben gewinnen an Bedeutung, ihre schwarzen Haare werden aus ihrem Sichtwinkel silbrig (überzogen von Reif?), der rosa Schimmer der aufgehenden Sonne!
Doch dann muss sie den Mord an ihrem Rentierkalb Násegallu mitansehen. Ein Schock fürs Leben! Sie erkennt den Mörder und er bedroht sie, falls sie davon berichtet.

Die Gefühlslage des kleinen Mädchens ist entsetzlich. Sie muss lügen, um sich zu schützen. Sie erfährt einen großen Verlust, ihr eigenes Rentierkalb wurde getötet und sie erkennt, was man ihrem Volk antut.
Doch die kleine Elsa bleibt kein Opfer. Sie wächst zu einer starken, mutigen, jungen Frau heran, die sich gegen die Widerstände wehrt. Die Schwierigkeiten der Rentier haltendenden Sámi – Gemeinschaft ist nicht kleiner geworden, ganz im Gegenteil. Abbau der Bodenschätze, dadurch Raubbau und Verschandelung der Natur, Wilderei und auch der Klimawandel erschweren zunehmend das Leben der Sámi.

Ann-Helén Laestadius, mit einem Sámi Vater, bringt uns die Welt der Sámi nahe, berichtet aus dem Leben der Rentierhalter hoch im Norden von Europa. Das ist ein einzigartiger, außergewöhnlicher und sehr einfühlsamer Roman (mit wahren Fakten und Erlebnissen, die aufwühlen und beunruhigen).

Das Umschlagsbild - sehr schön gemacht, der hohe Himmel, grün-gelblich dunstig, unten am Rand eine Szene mit Rentieren. Sehr auffallend, gutes Layout, Kompliment.
Der Titel: Das Leuchten der Rentiere, ungewöhnlich, erweckt Neugierde! Übersetzt aus dem Schwedischen, von zwei Übersetzer:innen, auch ungewöhnlich (wie war deren Arbeitsweise?). Der Klappentext dazu - spricht von einer großen Tragödie.

Im Nachwort sagt die Autorin: "Was ich hier schildere, spielt sich tatsächlich in Sápmi ab - und zwar schon seit langem. Manchmal ist die Realität schlimmer als die Fiktion."
Das ist das Erschreckende daran, es ist nicht nur ein Roman, sondern spiegelt die Realität wider. Meine Reaktion darauf war, sobald es mir möglich ist, selbst hinzufahren, um dem Volk durch mein Interesse an ihrer Kultur meine Solidarität auszusprechen. Nur dadurch kann die Mehrheitsgesellschaft dazu gebracht werden die Sámi zu respektieren.

Wir leben in einer Welt, wo viele 'indigene' Völker um ihr Überleben kämpfen. Nicht weitab am Amazonas, sondern auch mitten in Europa (es gibt einige traditionelle Kulturen in Europa). Wir leben in einem 'Europa der Vielfalt', wo jedoch Menschen aufgrund ihrer Herkunft bedroht sind. Es werden sogar Kriege deswegen geführt, weil Nachbarn sie nicht mit ihrer eigenständigen Kultur respektieren. Weil sie sich nicht anpassen an das, was ihnen als Norm auferlegt wird. Weil sie im Einklang mit der Natur leben und keinen Wert auf diese menschenverachtende Modernisierung legen.

Mein Respekt an die Autorin für dieses Meisterwerk!

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Kasimir, Kainu, Carlotta, Boltero und die Kinder (fünfte Etappe)

Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi
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Mit ihrem fliegenden Teppich Kasimir (der sich um viele Tausende Meilen und viele Jahrhunderte vertan hatte) fliegen drei Geschwister um die Welt:

Dabei treffen sie auf tierische Freunde, deren Sprache ...

Mit ihrem fliegenden Teppich Kasimir (der sich um viele Tausende Meilen und viele Jahrhunderte vertan hatte) fliegen drei Geschwister um die Welt:

Dabei treffen sie auf tierische Freunde, deren Sprache sie verstehen und die mit ihnen auf Kasimir durch die Welt fliegen. Dann sehen sie eine Bohrinsel und bemerken deren Umweltprobleme - Ölteppiche. Matteo muss zuerst einmal Kasimir erzählen, was denn dieses Riesenstahlgerüst, mit fast einem ganzen Dorf obenauf, ist. Kasimir denkt, es sei ein feuerspeiender Djinn.
Dabei retten die Kinder einen ölverschmierten kleinen Hai und bringen ihn auf ihrem Teppich zum Ufer, wo seine Eltern sind.
Wie sich Stella später dann beim Mondscheinkraut bedankt, da steckt so viel Respekt für die Pflanzen drin und das ist etwas, was Kräutersammler:innen auch tatsächlich tun...Bei den Wapatumi stoßen sie auf Menschen, die in Einklang mit der Natur leben. Der Autor lässt auch den Rat der Dorfgemeinschaft von Jugendlichen vorstehen (nette Idee, mir ist aber keine Gemeinschaft bekannt, wo dies tatsächlich der Fall ist).

Es geht um Freundschaften und wie wahre Freud:innen einander helfen, bzw. man kann es sich auch verdienen... 'S. 44 - Ein Nein hast Du, aber ein Ja kannst Du kriegen'.

Die Bohrinsel und die Verschmutzung durch diese ist leider Realität, auch
ölverschmierte Meerestiere und Vögel ist Realität. Und vieles anderes, was angesprochen wird, ist leider Realität. Auch die Angst vor Haien ist Realität...dabei haben diese mehr uns Menschen, als wir sie, zu fürchten.

Auf subtile Art und Weise (sehr feinfühlig und mit viel Rücksichtsnahme) wird Kindern beigebracht, dass unser Luxusleben (Öl, Benzin etc.) auch einen hohen Preis besitzt - die Zerstörung unserer Umwelt und der Natur. Die älteren Generationen, diejenigen, die den letzten Weltkrieg erlebten und Not und Entbehrung kennen, schlitterten erst mit der Entwicklung der modernen Bundesrepublik Deutschland in ein, ihnen bis dahin unbekanntes, Luxusleben. Dagegen wachsen die Jüngeren in Europa - in einer Welt, in der es alles gibt - mit einer Selbstverständlichkeit auf. Daher ist gut, dies den Jüngeren zu verdeutlichen - es ist nicht selbstverständlich (siehe andere Kulturen und Regionen und siehe den Preis, den die Menschheit dafür zahlt).
Dadurch, dass Kasimir und seine Besatzung, in andere Regionen vorstoßen, fällt dem Team so einiges auf.

Wunderschöne Erzählung über gemeinsames Helfen, Tiere und Menschen und wie der Mensch die Erde zerstört. Sehr schön erzählt und in großer Schrift gedruckt - zum leichteren Lesen. Dazu einfache, aber doch sehr ansprechende Zeichnungen. Die Zeichnungen sind hauptsächlich in schwarz und weiß, aber mit vielen grünen Teilen, Einband und Zwischenblättern. Dazwischen ein rötliches Etwas (für etwas ganz Wichtiges!)

Liebevoll gemachtes Kinderbuch, für diejenigen ab acht Jahren und natürlich auch Ältere.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Das weite Meer

Unsterblich sind nur die anderen
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Es ist kein Krimi, obwohl die Autorin Simone Buchholz als Krimi-Autorin bezeichnet wird. Bayern2 sagt: „Wenn James Joyce und Bruce Willis eine gemeinsame literarische Tochter hätten, dann hieße sie Simone ...

Es ist kein Krimi, obwohl die Autorin Simone Buchholz als Krimi-Autorin bezeichnet wird. Bayern2 sagt: „Wenn James Joyce und Bruce Willis eine gemeinsame literarische Tochter hätten, dann hieße sie Simone Buchholz“. Ein Action Held und ein sehr nachdenklich, erotisch schreibender Autor...? Treffen irgendwo in der Mitte?
Die Erotikszenen im Roman sind eigentlich recht harmlos (da ist Joyce tatsächlich konkreter in seinen Äußerungen)

Ich habe mich – um den Schreibstil der Autorin – zu verstehen in einige ihrer Krimis eingelesen... Ja, es ist ihr Stil, sie schreibt gerne etwas schnoddrig, etwas anders als andere, etwas robuster!
Doch im Gegenteil zu ihren Krimis ist dieser Roman geheimnisvoll, voller Andeutungen, mit Gestaltwandlungen, mysteriös und unglaublich literarisch.

Dieses geheimnisvolle Buch 'Unsterblich sind nur die anderen' fängt schon anders an – mit einem Buddelschiff. 'Passen Sie auf, dass Sie nicht die ganze Flasche leer machen'. Wortwitz, den man an dieser Stelle nicht erwartet. Aneinanderreihung von Unerwartetem. Sehnsüchten...

Malin und Iva begeben sich auf eine Nordatlantikfähre namens MS Rjukandi. Sie suchen nach drei ihrer Freunde, die verschwunden sind. Was da passiert ist isländisch, ist voll mit dem Unvorstellbaren. Erfordert ein langsames Hineinlesen, erfordert Geduld und sich darauf einlassen. Das ist Literatur. Ich denke, ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden.
(Mehr darf ich nicht sagen, ohne zu spoilern)

Das Titelbild übt einen unglaublichen Sog aus: Das dunkle Meer - unheilvoll; ein grüner Himmel und in der Ferne davor eine Nussschale...Dazu dieser Titel - Unsterblich sind nur die anderen. (Die Titelworte, wie Wellen angeordnet...)

Dann dieses Gedicht von Begemann, 'ich habe nichts erreicht außer dir'. Zerreißt einem das Herz! Wobei dies nicht die einzigen Gedichtzeilen bleiben...

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Sylvia Beach, Adrienne Monnier und James Joyce

Die Buchhändlerin von Paris
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Wer Paris liebt – ein großartiger Roman dafür. Wer Literatur liebt – genau der passende Roman. Wer James Joyce gerne liest – hier ist ein wenig Hintergrund zu ihm und seinem Hauptwerk 'Ulysses'.

Sylvia ...

Wer Paris liebt – ein großartiger Roman dafür. Wer Literatur liebt – genau der passende Roman. Wer James Joyce gerne liest – hier ist ein wenig Hintergrund zu ihm und seinem Hauptwerk 'Ulysses'.

Sylvia Beach betritt einen Buchladen in Paris und sie weiß, das ist mein Laden. Sie sieht die Buchhändlerin und verliebt sich auf der Stelle. Es läuft zart an und es wird eine große Liebe. Die Amerikanerin taucht ein in das künstlerische Leben in der Hauptstadt Frankreichs, der Stadt, die schon immer vielen Künstler:innen die Basis für ihr Wirken bot. Gegenüber dem Buchladen ihrer Freundin eröffnet sie ihren eigenen.
Gegen großen Widerstand verlegte Sylvia Beach „Ulysses“ von James Joyce 1922 und gibt ihm sogar einen Platz im Buchladen als Büro, um dort zu werkeln.

Als großer Fan von James Joyce und seinem Hauptwerk Ulysses musste ich diesen Roman lesen, vor allem da ich nicht wusste, dass Sylvia Beach ihm ermöglichte den Roman zu publizieren. 'Shakespeare & Company', den Buchladen gab es wirklich in der 12 rue de l’Odéon und auch Sylvia Beach, die den Roman von James Joyce veröffentlichte. Eine Plakette am Haus erinnert daran.

Großartig, dass es solche mutige Buchhändlerinnen (Beach und Monnier) gab, und leider nur noch wenige heute davon gibt. Ein Roman nach einer Biografie: Die Wortwahl ist manchmal ein wenig holprig (Übersetzung?). Z.B. 'üppige Mahle' - ich hätte 'üppige Speisen' oder 'Mahlzeiten' genommen. Doch der Inhalt gleicht es wieder aus. Auch stehen einige Begriffe und Sätze in Französisch. Da ich sehr gut Französisch spreche – kein Problem, macht für mich den Roman noch authentischer. Doch für Nicht – Französisch Sprechende dürfte es natürlich ein Hindernis sein im flüssigen Lesen.

Sylvia Beach und ihre Entourage (Hemingway, Fitzgerald, Virginia Woolf, Faulkner, Beckett, de Beauvoir, Sartre, Gertrud Stein und andere) erlauben einen Einblick in das Paris des 20. Jahrhunderts (Goldene Zwanziger) mit seiner schillernden Literaturszene.

Kerri Maher erzählt ruhig und sachlich. Doch um klarzustellen – es ist keine Biografie, sondern ein Roman, in dem sich die Autorin auch Freiheiten erlaubt. Eine Liebe in Paris. Die Literaturszene. Die Stadt.

Ein aufregendes und auffälliges Titelbild - grün, ein Buchladen, eine junge Frau, die davor steht. Das ist einer Fotografie von Sylvia Beach nachempfunden.

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