Platzhalter für Profilbild

LindaRabbit

Lesejury Star
offline

LindaRabbit ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LindaRabbit über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2021

Leichte Kost für zwischendurch

Liebe und Verbrechen
0

Wer leichte Unterhaltung sucht ist hier richtig…Das Büchlein firmiert unter ‚Krimi‘ (Verbrechen und Liebe, kann es Verbrechen ohne Liebe geben?). Nach zwei Drittel der Erzählung, in der immer mal wieder ...

Wer leichte Unterhaltung sucht ist hier richtig…Das Büchlein firmiert unter ‚Krimi‘ (Verbrechen und Liebe, kann es Verbrechen ohne Liebe geben?). Nach zwei Drittel der Erzählung, in der immer mal wieder darauf hingewiesen wird, dass Arnulf irgendetwas Böses getan hat, kommt so langsam die ‚Wahrheit ans Licht‘. Arnulf, gut aussehend, attraktiv, reich, hat etwas getan, womit er erpressbar ist.

Zuvor ist es überwiegend eine Erzählung von einem fast schon depressiven, aber arbeitsamen jungen Mann, der als Staatsanwalt arbeitet und sich jegliche Vergnügen verbietet. Seit dem gewaltsamen Tod seiner heißgeliebten Frau ist er von ‚der Rolle gehüpft‘. Kann er sich je wieder verlieben, betreibt er damit nicht Betrug an seiner ersten Gattin? Nun wird ihm aber jemand ins Büro geschoben, eine junge, attraktive, selbstbewusste Juristin. Aus der Abneigung wird innerhalb kurzer Zeit Zuneigung. Zunehmend wird diese Zuneigung so stark, dass er glaubt nicht mehr ohne sie leben zu können.

Im Gegenteil zu Thrillers und Krimis kommt die Erzählung im großen Ganzen ohne Gewalt und blutige Szenen aus, auf den letzten Seiten erzählt Arnulf was er getan hat. Vielleicht stimmt es, vielleicht stimmt es nicht, es ist lediglich Arnulf, der davon berichtet…

Dazwischen erzählt der Autor, fast reiseberichtartig, aus Köln und vor allem von der Insel Amrum, wo er die beschriebenen Orte vermutlich selbst aufgesucht hat. Wer also etwas Nettes zum Futtern auf Amrun sucht, sollte in die ‚Insel-Praline‘ gehen (vermutlich findet man dort auch einige Exemplare von ‚Liebe und Verbrechen‘).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2021

Kurzgeschichten, die aufwühlen…

Verloren
0

Zehn Geschichten, die vom Leben und vom Tod handeln: Die kreischende ältere Mutter, die ihre Tochter terrorisiert (kenne nur einen Vater, der seine Töchter so terrorisiert), der fremdgehende Vater und ...

Zehn Geschichten, die vom Leben und vom Tod handeln: Die kreischende ältere Mutter, die ihre Tochter terrorisiert (kenne nur einen Vater, der seine Töchter so terrorisiert), der fremdgehende Vater und dem Faustschlag des Sohnes (sollte wohl ein Sohn oder eine Tochter öfters mal machen…), ein gewalttätiger Ehemann – leider ein schlimme Realität -, doch dann die Wende, als die Ehefrau flüchtet und doch dem Mann wieder in die Hand fällt. Diese Geschichten sind mitten aus dem Leben und es dürften sich einige in den Geschichten wiedererkennen.
Sehr gut, dass sich die Autorin, die unter dem Pseudonym Jillian Black veröffentlicht mit dem Thema Tod und Sterben beschäftigt. In den westlichen Ländern oder Industrienationen wird der Tod ziemlich negiert, er existiert kaum bis zu dem Moment, wo es dann passiert. In früheren Zeiten gehörten Leben und Tod vielmehr zueinander (man erinnere sich an z.B. 13. Jahrhundert, wo Kirchhöfe in den Städten in den Dörfern existierten und die Toten in der Nähe der Lebenden beerdigt wurden… in Irland gibt es die Totenwache, wo Familie und Freunde die ganze Nacht um den Toten sitzen und aus seinem ihrem Leben berichten… lachen trinken und auf das ewige Heil des Verstorbenen anstoßen. In Mexiko wird jedes Tag der Tag der Todes zelebriert...nur in Deutschland haben wir leider diese Kultur verloren… und das macht den Tod so gespenstig…heute sind es nur noch Grufties, die schwarzgekleidet sich auf Friedhöfen rumtreiben und die als bizarr gelten…

Die Geschichten sind sehr mitfühlend beschrieben, den Schmerz und Pein mancher bekommt man durch Gänsehaut mit.
Die Autorin weiß Gefühle zu beschreiben. Eine ganz klare Empfehlung zum Weiterschreiben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2021

Melisende

Die Mission des Kreuzritters
1

Wir befinden uns im Jahr 1129 in Jerusalem. Christliche Adlige haben Teile vom Nahen Osten (die Gebiete, die wir heute als Nahen Osten bezeichnen) unter sich aufgeteilt nach den Kreuzügen. Daneben existieren ...

Wir befinden uns im Jahr 1129 in Jerusalem. Christliche Adlige haben Teile vom Nahen Osten (die Gebiete, die wir heute als Nahen Osten bezeichnen) unter sich aufgeteilt nach den Kreuzügen. Daneben existieren noch muslimische Gebiete. Zwischen den Christen und den Muslimen besteht eine Art Einverständnis, man hat sich arrangiert. Dennoch achten alle beteiligten Teile auf ihre Waffenstärke.
König Baudouin von Jersualem hat vier Töchter und keinen Sohn, seine Gattin ist verstorben. Die älteste Tochter, die schöne Melisende, ist die Thronerbin von Jerusalem und sie soll sich verheiraten mit einem älteren, aber erfahrenen und waffenstarken französischen Adligen.

Doch der ihr zugedachte Gatte gefällt ihr nicht. Sie flieht daraufhin mit einer Eskorte und versucht zu ihrer Schwester nach Antichochien zu gelangen (also einmal quer durch den Nahen Osten, in dieser Zeit natürlich eine weite Reise). Unterwegs wird sie jedoch in Geiselhaft genommen und auf die Burganlage eines muslimischen Herrschers gebracht. Dort sperrt man sie in den Harem ein. Gleichzeitig wird ein Emissär nach Jerusalem geschickt.
Raol de Montalban, Angehöriger des Ordens der Tempelritter, wird mit der Aufgabe betraut, die Thronerbin auszulösen und sie sicher mit seiner Truppe nach Jerusalem zu begleiten. Doch leider gibt es da welche, die sie nicht nach Jerusalem reisen lassen wollen...

Der Roman liest sich flüssig, leicht wischt man mit den Augen über die Seiten, lebt mit der Geschichte mit und blättert rasch zur nächsten Seite, gespannt auf die Fortsetzung.

Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass es so wenig Austausch zwischen den Kulturen gab. Heute sind die Kulturen im Nahen Osten so eng miteinander verwoben, dass oft schwierig zu sagen ist, was zu der einen oder anderen Kultur gehört. (Feindseligkeiten zwischen den Kulturen sind zwar massiv, haben aber eher den Charakter von Brudertwiste).Melisende spricht und versteht etwas Arabisch. Ich denke, dass die historische Melisende vermutlich einigermaßen gut Arabisch sprach, denn sie wurde ja in mehreren Sprachen unterrichtet und zeigte sich wohl sprachbegabt.

Die Charaktere der vielen Handelnden im Roman (historisch wie fiktiv) sind gut herausgearbeitet. Raol de Montalban ist beeindruckend, ein Mann, der seine Visionen lebt, der aber genug hat von dem ständigen Blutvergießen, der seine innere Ruhe will. Das Geschehen während der Rettungsaktion von Melisende hält ihm vor Augen, dass er unzufrieden mit seinem Leben ist. Daher ist seine Entscheidung am Ende des Romans bewunderungswürdig. Er stürzt sich ins Ungewisse.
Dagegen hat mich die Person der Melisende zerrissen – zum Einen ist da die junge Melisende im Roman, etwas verwöhnt und eigensinnig, sich ihrer Rolle als Thronerbin nicht voll bewusst (noch eher verspielt dafür, dass sie bereits eine junge Frau ist und kein Kind mehr). In diesem Zeitraum mussten Mädchen früh erwachsen werden, wurden oft mit 14 bereits verheiratet, da die allgemeine Lebensdauer weitaus kürzer war als im 21. Jahrhundert. Im Laufe des Romans, durch die Ereignisse, gewinnt die Roman - Melisende an Reife, vor allem durch die Gespräche mit Raol.
Dagegen wird die historische Melisende als eine sehr tapfere und tatkräftige Person geschildert, die fähig war das Regieren im Königtum Jerusalem vollständig nach dem Tod ihres Gatten zu übernehmen. Natürlich kann die junge Melisende über die Jahre in ihrer Ehe gewachsen sein, um ihre Aufgaben politisch anzupacken…Aber so wie ich sie im Roman erlebe, besitzt sie noch keine Führungseigenschaften. (Vielleicht auch ein wenig ein ‚Coming to age‘ - Moment).
Die schwesterlich Solidarität ist erfrischend: Schön, dass Hodierna ihrer älteren Schwester zur Seite steht und sie unterstützt (nicht nur Schwestern, sondern auch Freundinnen).

Praktische Handhabung: Ein wertvolles Namensverzeichnis befindet sich am Anfang des Buches, die historischen Charaktere sind ohne Sternchen, die erfundenen mit Sternchen. Das ist sehr hilfreich, sonst wäre man mit der Fülle der Namen verloren. Auch die bunten Landkarten auf den Umschlaginnenseiten sind sehr nützlich zur Orientierung (denn es handelt sich um historische Regionalbegriffe, die heutzutage einem größeren Publikum nicht so bekannt sein dürften; ebenfalls dient es zur Eingrenzung des Gebietes).

Das Titelbild ist mit einem roten Templerkreuz (der dann später zu vielen anderen Orden gehörte) gekennzeichnet, im Hintergrund eine Burg und zwei Reiter, ein Mann und eine Frau. An mittelalterlicher Geschichte Interessierte greifen bestimmt zu diesem Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2021

Die berühmte Brücke über die Moldau

Die Brücke der Ewigkeit
0

„Die Brücke ist schuld“, sagte er endlich und nahm die Hände vom Gesicht. Er seufzte tiefer und schenkte sich abermals Bier nach. „Oder nein - die Madgalenflut ist schuld. Ohne das schlimme Hochwasser ...

„Die Brücke ist schuld“, sagte er endlich und nahm die Hände vom Gesicht. Er seufzte tiefer und schenkte sich abermals Bier nach. „Oder nein - die Madgalenflut ist schuld. Ohne das schlimme Hochwasser damals würde die Judithbrücke heute noch stehen, und ich hätte niemals jenen Schwur getan.“

Im Jahr 1342 zerstört ein Jahrhunderthochwasser, die Magdalenflut, die Judithbrücke: Prag im 14. Jahrhundert. Brücken war immer schon wichtig, sie verbanden Handelswege miteinander, sie erleichterten das Übersetzen von einem Ufer an das Andere. Doch Fluten zerstörten nicht nur Brücken sondern rissen auch Teile der Ufer mit sich und alles, was sich dort befand. So geschah es auch öfters in Prag, und ein junger Mann schwor einen Eid, wenn seine Familie nicht untergeht mit der großen Magdalenenflut. Dies war der junge Jan Otlin, später Meister Otlin.

Auf rund 600 Seiten wird eine spannende Geschichte über Können, Intrigen, Niedertracht, aber auch Freundschaft und Hilfsbereitschaft erzählt, aufgebaut um eine der berühmtesten Brücken in Europa – die Karlsbrücke über die Moldau im heutigen Tschechien. Der Roman liest sich einnehmend, so dass man sich leicht in die Geschichte begibt und mit ihr lebt.

Ganz am Anfang des Buches befindet sich eine Karte von Prag im 14. Jahrhundert zur Orientierung. Das Personenverzeichnis, ebenfalls am Anfang, erleichtert die Einordnung der mitspielenden Charakter (historische Personen sind mit Sternchen markiert). Auch eine Zeittafel wurde beigefügt, ein Glossar zu den mittelalterlichen und Steinmetzbegriffen steht am Ende des Buches.
Über Meister Otlin gibt es kaum Informationen. Dankbar darüber konnte sich der Autor seinen Hauptcharakter ganz nach seinem Gusto ausschmücken. Er hat ihn gut getroffen!

Passend zum historischen Inhalt wurde das Umschlagbild mit der Karlsbrücke in Prag, am unteren Ende, bestückt, während oben links ein großformatiges Schmuckelement (das mittelalterlich aussieht) angebracht wurde. Das nach historischen Romanen suchende Auge de gustiert sofort Schmuck-Rosette und historisches Abbild.

Der Autor fungiert unter einer Reihe von Pseudonymen, für jedes Genre einen anderen ‚pen name‘. Er ist ein Tausendsassa in vielen Bereichen und er erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Werke. Seit 1997 ist er freischaffend (d.h. er kann von seiner Schreibe leben) und lebt zwischen Karlsruhe und Wismar (beide Orte bieten viel Inspiration).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2021

Lernen von einer Jahrtausende alten Lebenstechnik

Karma
0

Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte ...

Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte Buch verspricht eine Enträtselung des Begriffes ‚Karma‘. Im ersten Teil wird Karma näher erläutert. Der Guru kommuniziert dabei immer mit den Lesenden, in direkter Ansprache. Er benützt jede Menge von Parabeln, um Begriffe zu klären und um Irrglauben zu widerlegen. Im Teil zwei vereinigt sich das Karma mit der körperlichen Ausdrucksweise Yoga, während dann im Teil drei der Guru direkte Gespräche mit den Lesenden führt.
Im Epilog zeigt Sadhguru auf, dass der Weg eigentlich ganz einfach sein könnte: Dazu nimmt er das Beispiel der Kurtisane und ihrem großartigen Körperschmuck. Sie macht alle Verehrer heiß, doch keinem gelingt es den Schmuck, über ihren reizvollen Körper gelegt, zu öffnen, um sich an ihren Reizen zu laben. Währenddessen werden die Verehrer mit Wein abgefüllt (die Verführungen des materiellen Lebens). Dabei hält eine einzige Nadel die Juwelen zusammen. Eine einzige!
Und was sagt uns das – statt sinnlos herum zu stochern und nach dem Sinn des Lebens zu suchen, genügt es den einen einzigen Sinn zu finden (Dein Karma).

Damit begibt man sich auf die Reise ins Innere. Für Indien Fahrende nicht unbekannt. Karma ist gut - das eigene Leben in Griff zu nehmen und sich von Lebensumbrüchen nicht niederschmettern zu lassen. Der Guru erzählt nicht nur von dem Karma für jeden einzelnen, er spricht auch vom kollektiven Karma. Wird ein Mädchen vergewaltigt, dann hat nicht das Mädchen schlechtes Karma auf sich geladen, sondern die Gesellschaft. Denn der Gesellschaft war es nicht möglich, das und andere vergewaltigte Mädchen zu schützen. Denn das ist das Karma der Gemeinschaft Mädchen vor Gewalt zu schützen. Menschen vor Gewalt zu schützen.

Der Meister Sadhguru ist mir unbekannt. Das will aber nichts heißen. Ich habe auf Indien Reisen und in meinem Umfeld mit indischstämmigen Menschen viel zu ihrer Kultur erfahren. Es gibt Großartiges in Indien zu sehen und zu hören. Die alte Medizin Ayurveda, die vegetarische Ernährung, Kamasutra (der Respekt füreinander im sexuellen Bereich) – diese Jahrhunderte alte Kultur birgt große Weisheit in sich. Indien hat nach der Unabhängigkeit einiges erreicht, eine gewisse Autarkie, eine Stabilisierung ihres alten Wissens und Können. Doch leider wird das nicht von allen in dem Vielvölkerland, auch Subkontinent genannt, angewandt. Auch dort sollten einige den Begriff 'Karma' reflektieren. Sadhguru Jaggi Vasudev bringt seine Weisheit nach Europa. Das ist gut und nützlich. Es gipfelt in lebenslangem Lernen.

Das Buch liest sich einfach und flüssig, vor allem die vielen Parabeln regen zum Nachdenken an. Unterwegs in der Straßenbahn eine Lebensweisheit auf sich wirken lassen und darüber sinnierend aus dem Fenster schauen... Die vielen Fachbegriffe werden am Schluss des Buches im Glossar erklärt (ich habe mir einen Lesemarker dort eingesteckt, damit ich sofort nachschlagen konnte).
Das Umschlagbild ziert ein Foto des Meisters in meditativer Haltung, was an östlichen Techniken Interessierte sofort anzieht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere