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Veröffentlicht am 12.12.2021

Melisende

Die Mission des Kreuzritters
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Wir befinden uns im Jahr 1129 in Jerusalem. Christliche Adlige haben Teile vom Nahen Osten (die Gebiete, die wir heute als Nahen Osten bezeichnen) unter sich aufgeteilt nach den Kreuzügen. Daneben existieren ...

Wir befinden uns im Jahr 1129 in Jerusalem. Christliche Adlige haben Teile vom Nahen Osten (die Gebiete, die wir heute als Nahen Osten bezeichnen) unter sich aufgeteilt nach den Kreuzügen. Daneben existieren noch muslimische Gebiete. Zwischen den Christen und den Muslimen besteht eine Art Einverständnis, man hat sich arrangiert. Dennoch achten alle beteiligten Teile auf ihre Waffenstärke.
König Baudouin von Jersualem hat vier Töchter und keinen Sohn, seine Gattin ist verstorben. Die älteste Tochter, die schöne Melisende, ist die Thronerbin von Jerusalem und sie soll sich verheiraten mit einem älteren, aber erfahrenen und waffenstarken französischen Adligen.

Doch der ihr zugedachte Gatte gefällt ihr nicht. Sie flieht daraufhin mit einer Eskorte und versucht zu ihrer Schwester nach Antichochien zu gelangen (also einmal quer durch den Nahen Osten, in dieser Zeit natürlich eine weite Reise). Unterwegs wird sie jedoch in Geiselhaft genommen und auf die Burganlage eines muslimischen Herrschers gebracht. Dort sperrt man sie in den Harem ein. Gleichzeitig wird ein Emissär nach Jerusalem geschickt.
Raol de Montalban, Angehöriger des Ordens der Tempelritter, wird mit der Aufgabe betraut, die Thronerbin auszulösen und sie sicher mit seiner Truppe nach Jerusalem zu begleiten. Doch leider gibt es da welche, die sie nicht nach Jerusalem reisen lassen wollen...

Der Roman liest sich flüssig, leicht wischt man mit den Augen über die Seiten, lebt mit der Geschichte mit und blättert rasch zur nächsten Seite, gespannt auf die Fortsetzung.

Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass es so wenig Austausch zwischen den Kulturen gab. Heute sind die Kulturen im Nahen Osten so eng miteinander verwoben, dass oft schwierig zu sagen ist, was zu der einen oder anderen Kultur gehört. (Feindseligkeiten zwischen den Kulturen sind zwar massiv, haben aber eher den Charakter von Brudertwiste).Melisende spricht und versteht etwas Arabisch. Ich denke, dass die historische Melisende vermutlich einigermaßen gut Arabisch sprach, denn sie wurde ja in mehreren Sprachen unterrichtet und zeigte sich wohl sprachbegabt.

Die Charaktere der vielen Handelnden im Roman (historisch wie fiktiv) sind gut herausgearbeitet. Raol de Montalban ist beeindruckend, ein Mann, der seine Visionen lebt, der aber genug hat von dem ständigen Blutvergießen, der seine innere Ruhe will. Das Geschehen während der Rettungsaktion von Melisende hält ihm vor Augen, dass er unzufrieden mit seinem Leben ist. Daher ist seine Entscheidung am Ende des Romans bewunderungswürdig. Er stürzt sich ins Ungewisse.
Dagegen hat mich die Person der Melisende zerrissen – zum Einen ist da die junge Melisende im Roman, etwas verwöhnt und eigensinnig, sich ihrer Rolle als Thronerbin nicht voll bewusst (noch eher verspielt dafür, dass sie bereits eine junge Frau ist und kein Kind mehr). In diesem Zeitraum mussten Mädchen früh erwachsen werden, wurden oft mit 14 bereits verheiratet, da die allgemeine Lebensdauer weitaus kürzer war als im 21. Jahrhundert. Im Laufe des Romans, durch die Ereignisse, gewinnt die Roman - Melisende an Reife, vor allem durch die Gespräche mit Raol.
Dagegen wird die historische Melisende als eine sehr tapfere und tatkräftige Person geschildert, die fähig war das Regieren im Königtum Jerusalem vollständig nach dem Tod ihres Gatten zu übernehmen. Natürlich kann die junge Melisende über die Jahre in ihrer Ehe gewachsen sein, um ihre Aufgaben politisch anzupacken…Aber so wie ich sie im Roman erlebe, besitzt sie noch keine Führungseigenschaften. (Vielleicht auch ein wenig ein ‚Coming to age‘ - Moment).
Die schwesterlich Solidarität ist erfrischend: Schön, dass Hodierna ihrer älteren Schwester zur Seite steht und sie unterstützt (nicht nur Schwestern, sondern auch Freundinnen).

Praktische Handhabung: Ein wertvolles Namensverzeichnis befindet sich am Anfang des Buches, die historischen Charaktere sind ohne Sternchen, die erfundenen mit Sternchen. Das ist sehr hilfreich, sonst wäre man mit der Fülle der Namen verloren. Auch die bunten Landkarten auf den Umschlaginnenseiten sind sehr nützlich zur Orientierung (denn es handelt sich um historische Regionalbegriffe, die heutzutage einem größeren Publikum nicht so bekannt sein dürften; ebenfalls dient es zur Eingrenzung des Gebietes).

Das Titelbild ist mit einem roten Templerkreuz (der dann später zu vielen anderen Orden gehörte) gekennzeichnet, im Hintergrund eine Burg und zwei Reiter, ein Mann und eine Frau. An mittelalterlicher Geschichte Interessierte greifen bestimmt zu diesem Buch.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Die berühmte Brücke über die Moldau

Die Brücke der Ewigkeit
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„Die Brücke ist schuld“, sagte er endlich und nahm die Hände vom Gesicht. Er seufzte tiefer und schenkte sich abermals Bier nach. „Oder nein - die Madgalenflut ist schuld. Ohne das schlimme Hochwasser ...

„Die Brücke ist schuld“, sagte er endlich und nahm die Hände vom Gesicht. Er seufzte tiefer und schenkte sich abermals Bier nach. „Oder nein - die Madgalenflut ist schuld. Ohne das schlimme Hochwasser damals würde die Judithbrücke heute noch stehen, und ich hätte niemals jenen Schwur getan.“

Im Jahr 1342 zerstört ein Jahrhunderthochwasser, die Magdalenflut, die Judithbrücke: Prag im 14. Jahrhundert. Brücken war immer schon wichtig, sie verbanden Handelswege miteinander, sie erleichterten das Übersetzen von einem Ufer an das Andere. Doch Fluten zerstörten nicht nur Brücken sondern rissen auch Teile der Ufer mit sich und alles, was sich dort befand. So geschah es auch öfters in Prag, und ein junger Mann schwor einen Eid, wenn seine Familie nicht untergeht mit der großen Magdalenenflut. Dies war der junge Jan Otlin, später Meister Otlin.

Auf rund 600 Seiten wird eine spannende Geschichte über Können, Intrigen, Niedertracht, aber auch Freundschaft und Hilfsbereitschaft erzählt, aufgebaut um eine der berühmtesten Brücken in Europa – die Karlsbrücke über die Moldau im heutigen Tschechien. Der Roman liest sich einnehmend, so dass man sich leicht in die Geschichte begibt und mit ihr lebt.

Ganz am Anfang des Buches befindet sich eine Karte von Prag im 14. Jahrhundert zur Orientierung. Das Personenverzeichnis, ebenfalls am Anfang, erleichtert die Einordnung der mitspielenden Charakter (historische Personen sind mit Sternchen markiert). Auch eine Zeittafel wurde beigefügt, ein Glossar zu den mittelalterlichen und Steinmetzbegriffen steht am Ende des Buches.
Über Meister Otlin gibt es kaum Informationen. Dankbar darüber konnte sich der Autor seinen Hauptcharakter ganz nach seinem Gusto ausschmücken. Er hat ihn gut getroffen!

Passend zum historischen Inhalt wurde das Umschlagbild mit der Karlsbrücke in Prag, am unteren Ende, bestückt, während oben links ein großformatiges Schmuckelement (das mittelalterlich aussieht) angebracht wurde. Das nach historischen Romanen suchende Auge de gustiert sofort Schmuck-Rosette und historisches Abbild.

Der Autor fungiert unter einer Reihe von Pseudonymen, für jedes Genre einen anderen ‚pen name‘. Er ist ein Tausendsassa in vielen Bereichen und er erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Werke. Seit 1997 ist er freischaffend (d.h. er kann von seiner Schreibe leben) und lebt zwischen Karlsruhe und Wismar (beide Orte bieten viel Inspiration).

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Lernen von einer Jahrtausende alten Lebenstechnik

Karma
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Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte ...

Im Buch „Karma, wie wir das eigene Schicksal beeinflussen können“ beschreibt Autor Sadhguru Jaggi Vasudev in einer detaillierten Weise Theorie und Praxis zu Karma und Yoga.
Das in drei Teile gegliederte Buch verspricht eine Enträtselung des Begriffes ‚Karma‘. Im ersten Teil wird Karma näher erläutert. Der Guru kommuniziert dabei immer mit den Lesenden, in direkter Ansprache. Er benützt jede Menge von Parabeln, um Begriffe zu klären und um Irrglauben zu widerlegen. Im Teil zwei vereinigt sich das Karma mit der körperlichen Ausdrucksweise Yoga, während dann im Teil drei der Guru direkte Gespräche mit den Lesenden führt.
Im Epilog zeigt Sadhguru auf, dass der Weg eigentlich ganz einfach sein könnte: Dazu nimmt er das Beispiel der Kurtisane und ihrem großartigen Körperschmuck. Sie macht alle Verehrer heiß, doch keinem gelingt es den Schmuck, über ihren reizvollen Körper gelegt, zu öffnen, um sich an ihren Reizen zu laben. Währenddessen werden die Verehrer mit Wein abgefüllt (die Verführungen des materiellen Lebens). Dabei hält eine einzige Nadel die Juwelen zusammen. Eine einzige!
Und was sagt uns das – statt sinnlos herum zu stochern und nach dem Sinn des Lebens zu suchen, genügt es den einen einzigen Sinn zu finden (Dein Karma).

Damit begibt man sich auf die Reise ins Innere. Für Indien Fahrende nicht unbekannt. Karma ist gut - das eigene Leben in Griff zu nehmen und sich von Lebensumbrüchen nicht niederschmettern zu lassen. Der Guru erzählt nicht nur von dem Karma für jeden einzelnen, er spricht auch vom kollektiven Karma. Wird ein Mädchen vergewaltigt, dann hat nicht das Mädchen schlechtes Karma auf sich geladen, sondern die Gesellschaft. Denn der Gesellschaft war es nicht möglich, das und andere vergewaltigte Mädchen zu schützen. Denn das ist das Karma der Gemeinschaft Mädchen vor Gewalt zu schützen. Menschen vor Gewalt zu schützen.

Der Meister Sadhguru ist mir unbekannt. Das will aber nichts heißen. Ich habe auf Indien Reisen und in meinem Umfeld mit indischstämmigen Menschen viel zu ihrer Kultur erfahren. Es gibt Großartiges in Indien zu sehen und zu hören. Die alte Medizin Ayurveda, die vegetarische Ernährung, Kamasutra (der Respekt füreinander im sexuellen Bereich) – diese Jahrhunderte alte Kultur birgt große Weisheit in sich. Indien hat nach der Unabhängigkeit einiges erreicht, eine gewisse Autarkie, eine Stabilisierung ihres alten Wissens und Können. Doch leider wird das nicht von allen in dem Vielvölkerland, auch Subkontinent genannt, angewandt. Auch dort sollten einige den Begriff 'Karma' reflektieren. Sadhguru Jaggi Vasudev bringt seine Weisheit nach Europa. Das ist gut und nützlich. Es gipfelt in lebenslangem Lernen.

Das Buch liest sich einfach und flüssig, vor allem die vielen Parabeln regen zum Nachdenken an. Unterwegs in der Straßenbahn eine Lebensweisheit auf sich wirken lassen und darüber sinnierend aus dem Fenster schauen... Die vielen Fachbegriffe werden am Schluss des Buches im Glossar erklärt (ich habe mir einen Lesemarker dort eingesteckt, damit ich sofort nachschlagen konnte).
Das Umschlagbild ziert ein Foto des Meisters in meditativer Haltung, was an östlichen Techniken Interessierte sofort anzieht.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Mühseliger Aufbruch in die Demokratie

Revolution der Träume
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​Wilhelm, der II. (Kaiser von Deutschland und König von Preußen) versteckt sich in Spa (einem belgischen Kurort), während das Volk die Revolution ausruft. Drei Freunde, zwei Jungmänner und eine junge Frau, ...

​Wilhelm, der II. (Kaiser von Deutschland und König von Preußen) versteckt sich in Spa (einem belgischen Kurort), während das Volk die Revolution ausruft. Drei Freunde, zwei Jungmänner und eine junge Frau, sind nach Berlin zugewandert. Alle Drei haben Träume, wie lassen die sich in einem revolutionären Berlin verwirklichen? Der Erste Weltkrieg war verloren, viele Männer traumatisiert. Hunger und Elend bestimmten den Alltag. Nur die Ruchlosen schlitterten luxuriös in die Goldenen Zwanziger.

Auf einmal bekommt der Begriff Weimar Republik eine Bedeutung. Diese Republik war immer nur die Zeit zwischen den Weltkriegen, in der viel passierte (der Kaiser wurde abgesetzt, die Revolutionäre Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet, die Goldenen Zwanziger begannen). Historisch prägender war die ‚Braune Zeit’ danach, die Deutschland ins Unglück stürzte. Der Roman von Izquierdo mit seinen fiktiven Charakteren, aber auch historischen Menschen, bringt uns diese Zeit nahe.

Auf der ersten Innenseite des Umschlages der gedruckten Ausgabe werden die drei Hauptfiguren im Roman vorgestellt: Carl Friedländer (Filmer), Artur Burwitz (Unterweltskönig) und Luise Beese, Isi genannt, (Revolutionärin und Kleinkriminelle). Die Drei stammen aus Thorn in Westpreußen (was in einem Vorgängerband ab 1910 die Zeit des Ersten Weltkrieges beschreibt, ‚Schatten der Welt’, der aber nicht zum Verständnis von ‚Revolution der Träume’ notwendig ist).
Auf der Umschlagseite am Schluss befindet sich ein Stadtplan von Berlin mit wichtigen Punkten in der Weimarer Zeit. Dazwischen auf knapp über 500 Seiten der Roman, der bereits im Einstieg (Kapitel 1) richtig in die Vollen greift: Revolution!
„Der Kaiser weilt gerade in Spa, als sein Volk ihn stürzt. Es ist der Morgen des 9. November 1918, als die Untertanen seiner Majestät genug haben vom Krieg, Hunger und Schmerz, sie stürmen die Straßen.“ Das ist der prägnante Beginn des Romans, mit wenigen Worten skizziert (der Herrscher versteckt sich in einem Heilort, das Volk darbt und leidet, bis es die Revolution ausruft). Und damit entsteht sofort der Wunsch zu verstehen, durch wen, wie, wo und letztendlich warum ist diese Revolution zustande gekommen, die eigentlich bis heute Deutschland prägt, denn ohne diese Revolution wäre das Land wohl keine Demokratie. Die kurze Zeitspanne der zwar heftig bewegten Weimarer Republik hat gezeigt, dass es möglich ist und den Wunsch dazu auch in der Nazizeit wach gehalten.

Manchmal werden mit knackigen Worten stichworthaltig Ereignisse zusammengefasst, dann aber wieder in gutem Erzählton der Lauf der Geschichte wiedergegeben (der Historie wie auch der Romangeschichte).

Umschlagsbild: Ein Jüngling in der Bekleidung der Zwanziger Jahre läuft auf das Brandenburger Tor zu. Die rote, haptisch herausstehende, Schrift des Titels Revolution der Träume signalisiert das Besondere. Die Aufbruchsstimmung.

Wer an der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland interessiert ist (und das sollten viele sein) muss dieses Buch lesen! Spannender lässt sich die Weimarer Republik wohl nicht darstellen.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Ein Dorf im Aufstand

Wie schön wir waren
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Das Dorf heißt Kosawa. Viele jüngere Dorfbewohner sterben, nicht nur Ältere (altersbedingt), sondern auch Kinder. Das hat mit der Verseuchung des Bodens durch die Ölförderung zu tun. Boden und Wasser wird ...

Das Dorf heißt Kosawa. Viele jüngere Dorfbewohner sterben, nicht nur Ältere (altersbedingt), sondern auch Kinder. Das hat mit der Verseuchung des Bodens durch die Ölförderung zu tun. Boden und Wasser wird verseucht.
Zu Beginn des Buches treffen sich die Dörfler in einer Dorfversammlung (im Turnus einberufen) mit Würdenträgern aus der Stadt und Mitarbeitern des Erdölkonzerns. Die Angereisten versuchen die Bevölkerung zu beschwichtigen. Doch bei dieser Versammlung ist es anders, kurz vor dem Aufbruch kommt es zu Tumulten, ein Unberührbarer (weil er angeblich verrückt ist) übernimmt plötzlich die Führung. Die aus der Stadt (einschließlich die Konzernmitarbeiter) werden festgesetzt. Und damit beginnen die schlimmsten Probleme für das Dorf Kosawa. Am Ende ist nichts mehr wie es war...

Eine Kameruner Autorin schreibt einen Roman über ein Dorf, das sich gegen Neo-Kolonialismus wehrt. Es erinnert an den Kampf der Ogoni in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein großes Areal wurde im Nigerdelta von der Royal Dutch Shell verwüstet. Proteste der Ogoni wurden versucht zu ersticken. 1995 hängte die nigerianische Militärregierung den Führer der Ogoni, Ken Saro-wiwa und acht Mitkämpfer (trotz weltweiter Proteste).

IMBOLO MBUE stammt aus Limbe, an der Küste (Littoral) von Kamerun, in der Nähe des Kamerunbergs – eine wunderschöne Gegend. Das Gebiet der Ogoni liegt nur wenige hundert Kilometer weiter nördlich, ebenfalls im Littoral – Gebiet. Es ist durchaus ein wichtiger Stoff, den die Autorin hier angeht – Umweltzerstörungen im Auftrag großer multinationaler Konzerne, an denen machtgierige Einheimische auch groß verdienen.

Das Buch erzählt vom Leben im Dorf, vom Zusammenhalt, aber auch der Ängste und dass die Bewohner des Dorfes in Furcht vor dem Militär und den korrupten Politikern leben. Plötzlich gelten die alten Regeln nichts mehr, der Unberührbare wird berührt (weil die Eindringlinge die Regeln nicht kennen).
War es nicht immer so, dass welche von außerhalb der Perimeter des eigenen Kulturraumes die Regeln nicht kannten? Und dadurch einiges durcheinander kam...

In ihrem Buch beschreibt die Autorin am Ende, dass ‚die Kinder aus dem Dorf‘ alle Stipendien erhielten und in das Traumland jenseits des Großen Teiches verzogen sind, dann große Autos fuhren und ihr Herkunftsland mehr oder weniger vergaßen… Auch Frau Imbue ist US-Amerikanerin geworden. Verständlich, denn ihr Heimatland steckt in der politischen Zwangsjacke einer kleinen Clique um Paul Biya (Langzeitpräsident der Republik Kamerun). Der kleinen politischen Clique geht es gut, dem Rest des Landes weniger…

Aber vielleicht dient es als Anregung, denn Kamerun - oh Kamerun, ein wunderschönes Land mit viel Potential - wird seit Jahr und Tag von dieser despotischen Clique regiert.

Mit dem Schreibstil tue ich mir schwer – es zieht sich ... Es ist sehr gut, wie die Autorin, mit Beispielen, aus der lokalen Kultur berichtet. Man könnte dies jedoch auch mehr dramatisieren. Das Buch ist lesenswert, mit viel Geduld. Es ist keine Lektüre zur Unterhaltung, sondern zum Nachdenken.

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