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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Junger Afghane in Frankfurt

Sandy / Das Kind mit der Knarre
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Gegendemo der Antifa… es kracht wie üblich, wenn die Antifa aufmarschiert. Und meistens sind Rechtsextreme oder das 'Establishment' das Ziel. Einer sagt, das Recht ist so, dass die auch demonstrieren ...


Gegendemo der Antifa… es kracht wie üblich, wenn die Antifa aufmarschiert. Und meistens sind Rechtsextreme oder das 'Establishment' das Ziel. Einer sagt, das Recht ist so, dass die auch demonstrieren dürfen. Gleichzeitig fliegt ein Molli in ein Asylantenheim (Rechtsextreme, heißt es, hätten den Molli geworfen). Antifa – Anhänger kümmern sich um Wahid, dessen jüngerer Bruder nach dem Brandanschlag starb. Wahids Onkel, der schon seit längerem in Deutschland lebt und eine Autowerkstatt hat, verschafft dem jungen Afghanen innerhalb von Minuten einen Job (in der Imbissbude eines anderen Afghanen). Sandy ist Privatermittlerin (mangels eines anderen Berufes) und soll Wahid suchen, der aus seinem Heim abgehauen ist und nicht mehr zum Deutschunterricht kommt. Freya, die Freundin von Sandy, bekommt eine Drohmail ‚Du Anwaltsfotze‘, unterschrieben mit NSU 2.0. Da wird also noch einiges passieren (ohne zu spoilern).

Katja Kleiber schrieb bereits einige Bücher und sie lebt in Frankfurt. Das heißt, sie kennt den Ort. Wenn sie Antifa – Leute reden lässt, dann reden die von ‚Bullen‘; der Afghane redet von den ‚Ungläubigen‘ und verbessert sich dann ‚Christen‘. Auch Aziz, der Onkel in der Autowerkstatt, redet von Ungläubigen und Besatzern (die in Afghanistan sind). Autorin Katja Kleiber schreibt ein Buch zum Zeitgeist: Da ist die Sprache von Flüchtlingen, die in einem Heim leben; da wird demonstriert und auf die Polizei geschimpft. Jeder lebt so in seinem Umfeld und schafft es nicht über die Nasenspitze zu schauen.

Leicht lesbarer Stil, außer dass ich immer wieder über die Begriffe ‚Bullen‘ oder ‚selber schuld, wenn man so einen Beruf wählt‘ (Steinewerfer) stolpere. Sehr provokant geschrieben ... ‚Die Bullen geben sich doch keine Mühen, wenn ein Ausländer verschwunden ist‘… immer wieder wird man mit Vorurteilen konfrontiert. Dabei ist doch die Detektivin in einen ‚Polizistenfreund‘ vernarrt. Wahid hat den Rauchmelder ausgeschaltet (Raucher)! Im Schlaf bemerkt man den tödlichen Rauch nicht. Ich möchte nicht wissen, wie viele das tun. S.70… der schwärzeste Mensch, der mir je begegnet ist – ein Somali (Somali sind nicht die Schwärzesten, sie sind eher arabisch heller, es gibt die Blauschwarzen - die Niloten, die sind richtig dunkelschwarz, z.B. Luo, Tuareg, Dinka, Nuer). ‚Da ist so eine Schlampe, die dich sucht!‘ (Der Kurde aus dem Heim zu Wahid). ‚In Afghanistan war es normal, dass jemand einem anderen Menschen das Leben nahm….

Der Roman ist gut beschrieben und man kann ihn flüssig lesen. Das Umschlagsbild ist rot auffällig, ein Mainhattan Wolkenkratzer (passt in die Reihe der bereits geschriebenen Krimis von Katja Kleiber). Der Titel ist ungenau: Das Kind mit der Knarre – Wahid ist irgendwie um die 18 (genau weiß er es selber nicht, sein Bruder war 15)… schon lange kein Kind mehr, nicht mal Jugendlicher, er sieht sich als Erwachsener. Aber der Titel ‚Das Kind mit Knarre‘ passt gut zu den andern Krimis von Katja Kleiber: ‚Der Prof mit dem Sarg‘, ‚Der Anwalt ohne Hose‘, ‚Der Banker mit dem Stöckelschuh‘.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Suche nach sich selbst

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte
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Aussteiger gibt es immer - nicht das erste Buch, in dem jemand seine Karriere hinschmeißt und was Sinnerfüllende unternimmt. Die einen radeln um die Welt, die anderen arbeiten in Afrika, die dritten gehen ...

Aussteiger gibt es immer - nicht das erste Buch, in dem jemand seine Karriere hinschmeißt und was Sinnerfüllende unternimmt. Die einen radeln um die Welt, die anderen arbeiten in Afrika, die dritten gehen auf die Alm und hüten Ziegen.

"Dass ich nicht mehr an alles glaube, was ich denke... " Das ist schon mal ein guter Anfang, seine Superkraft... dazu muss man zwar nicht unbedingt 17 Jahre als Mönch in Thailand leben, das klappt durchaus auch auf einer Alm, in Afrika oder auf dem Rad um die Welt.

Auf jeden Fall ist es gut sich mal wieder den Spiegel vorzuhalten, dass unser westlicher Lebensstil nicht unbedingt der Beste ist. Im Gegenteil, er ist zerstörend, Menschen, Natur, Umwelt...

Sein 'innerer Gedankenzirkus' beim Meditieren hat mich mehr als einmal zum Lachen gebracht... insofern hat sich das Lesen gelohnt (ganz im westlichen Sinne). Und die Gegend, wo er sich aufhielt, kenne ich auch. Nur bin ich nicht in ein Kloster, sondern habe mich unter die Einheimischen gemischt. Da habe ich auch viel gelernt. Jede/r auf seine Weise.

Empfehlenswert für diejenigen, die auf der Suche sind

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Veröffentlicht am 25.10.2023

schneller leben & co

Cleopatra und Frankenstein
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Cleopatra und Frankenstein, Cleo & Frank... Kennenlernen, verrückt sein, New York und dann nach sechs Monaten heiraten.

Eine Kokain - Hochzeit, mit seltsamen Freunden und Freundinnen, schneller leben, ...

Cleopatra und Frankenstein, Cleo & Frank... Kennenlernen, verrückt sein, New York und dann nach sechs Monaten heiraten.

Eine Kokain - Hochzeit, mit seltsamen Freunden und Freundinnen, schneller leben, Feuerwerk. Das Hochzeitskleid ein Neglige, er im elfenbeinfarbenen Smoking mit Zylinder, der Trauzeuge ein Hotdog Verkäufer, der weinte. Und der Bräutigam, reich, Geld zählt nicht, steckt ihm hundert Dollar zu.

Schneller leben. Modern. Schneller Genuß, schnelles verleben, schnelles trennen. Moderne Sprache. Und dann - adieu, das war's. Ca y est!
Nein, sie haben nicht für die Greencard geheiratet, sondern wirklich weil sie verliebt waren. Denn der schwule Freund (muss ja heutzutage in jedem Roman drin sein) hätte sie geheiratet, für die Greencard. Aber die junge Europäerin und der Amerikaner, in seiner fast midlife crises.

Zum Teil witzige Redewendungen und Sprüche...

Sympathisch sind die wenigsten der vorgestellten Personen im Roman. Ob das symptomatisch für bestimmte Generationen sein soll?

Ich liebe New York, ich habe viele tolle Freunde und Freundinnen dort, aber nicht dieses Genre. Ich bin stundenlang durch N. Y. gelaufen und habe tolle Ecken entdeckt. Aber das hier... Das ist eine total kaputte Scheinwelt... und ich quälte mich durch die Kapitel... manches ist witzig, aber bei vielem fragte ich mich - in was für einer Welt leben diese 'abgefuckten' Leute... Zum Glück kam Elenore und es wurde noch ein Happy End. Die Kapitel dazwischen wirklich anstrengend.

Auch wenn man das Buch nicht liest, nicht schlimm. Umschlagsbild ganz nett, aber total irre führend!

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Ambitionierter Jungautor

Strahlemann
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Frank McCourt "Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit, eine glückliche lohnt sich ja kaum".

Vermutlich kann die halbe Republik über ihre unglückliche Kindheit schreiben (40 Millionen Bücher warten ...

Frank McCourt "Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit, eine glückliche lohnt sich ja kaum".

Vermutlich kann die halbe Republik über ihre unglückliche Kindheit schreiben (40 Millionen Bücher warten auf uns - die Leserschaft). Fritz Schaefer hat damit angefangen (Hape Kerkeling zählt nicht, der ist ja schon älter): Der jetzt 25jährige Moderator von 1live, WDR; erzählt von seiner Kindheit und seinem jungen Leben. Schräge Klassenkamerad:innen, die Lukasse und Melittas, die Maikes, die Horror-Zwillinge, und ein mobbender, fetter Mathelehrer (sind die alle so schräg in NRW?). Ein Opa, der ihn anstiftet, seiner lieben Oma Horror-Schreie zu entlocken mit zersäbelten Tauben, Würmer, Eiswürfel usw. Das Ganze soll auch noch lustig sein. Also dem Opa hätte ich was erzählt, aber meine Opis waren immer nett zu meinen Omis. Der einzige Lichtblick seiner Jugend scheint seine alleinerziehende Mutter gewesen zu sein, die wirklich sehr aufgeschlossen ist (nur Jungchen hatte 'etwas Probleme' mit ihrer aufgeschlossenen Art). Martha, die Schwester mit einer körperlichen Beeinträchtigung, ist ebenfalls ganz gut drauf, das kenne ich auch von meinen vielen Freud:innen mit Behinderungen.

Fritz Schaefer, die Stimme von 1live (WDR) sagt mir nichts (in Südeutschland wird nicht so oft WDR gehört), er sagt, er stammt aus dem geilsten Ort der Welt, Dorsten. Kenne ich nicht, also kann der Ort auch nicht so geil sein (das war jetzt lustig von mir gemeint, an dieser Stelle müsste ich ein 'twinker twinker emoticon' einsetzen). Ansonsten habe ich mich etwas mühsam durch das Büchlein (237 Seiten) gelesen. Lustig fand ich es nicht. Ich fand die beschriebenen Jungmenschen hochgradig gestört. Schreiben kann der Fritz. Strukturieren muss er noch lernen. Ich wusste oft nicht in welcher Altersphase von ihm ich mich gerade befinde. Vielleicht versucht er es in ein paar Jahren wieder und schreibt über das verrückte Leben beim WDR.

Fritz Schaefer, Strahlemann, Ullstein Verlag 2022

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Veröffentlicht am 02.02.2023

Schicksal einer jungen Jüdin

Ein Licht der Hoffnung
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Berlin, 1941: Margarete (jüdisch) ist nichts weiter als eine Hausklavin bei der SS - Familie Huber, reich und mächtig. Der Vater und die beiden Söhne haben bedeutende Positionen innerhalb des NS - Systems ...

Berlin, 1941: Margarete (jüdisch) ist nichts weiter als eine Hausklavin bei der SS - Familie Huber, reich und mächtig. Der Vater und die beiden Söhne haben bedeutende Positionen innerhalb des NS - Systems inne, die Mutter ist eine gute deutsche Mutter und geistige Mitläuferin und die Tochter Annegret ein gemeines und verwöhntes Wesen. Doch bei einer Bombardierung Berlins zerstören die Fliegerbomber die Hubersche Villa. Die Eltern und die Tochter sterben. Das nützt Margarete geschickt für einen Identitätswechsel aus - sie nimmt die Kennkarte der toten Annegret an sich und entledigt sich ihres gelben Sterns. Dazu flieht sie nach Leipzig zu einer angeheirateten Tante, arbeitet in der dortigen Universitätsbibliothek, doch sieht sich zur weiteren Deckung ihrer neuen Identität gezwungen nach Paris zu flüchten. Dort trifft sie auf Wilm, den jüngeren Sohn der Huber. Das beträchtliche Vermögen der Huber spielt nun eine entscheidende Rolle. Es folgen nun Verwicklungen und Verwirrungen, verwoben mit der historischen Situation.

Das Buch hätte Potential für eine aufregende Geschichte, nämlich so wie es auch ein paar Mal tatsächlich abgelaufen ist: Idenitätswechsel und die verzweifelte Suche nach dem Überleben. Die Umsetzung des eigentlich interessanten Sujets hat leider nicht geklappt. Die Charaktere bleiben ziemlich flach und leblos. Der historische Hintergrund stimmt (NaziZeit Deutschland, besetztes Frankreich), doch Spannung bleibt aus, selbst Liebesszenen können einem nicht mitreißen.

Das eBook ist bei Bookouture erschienen. Marion Kummerow hat einige Bücher geschrieben, die in der NaziZeit spielen.

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