True Crime - mal feministisch
The Five"Es ist eine schlechte Angewohnheit, die wir haben: Wir erzählen die Geschichte des Mörders, aber nicht der Ermordeten." - Hallie Rubenhold.
Jeder kennt den Namen Jack the Ripper. Besonders in England ...
"Es ist eine schlechte Angewohnheit, die wir haben: Wir erzählen die Geschichte des Mörders, aber nicht der Ermordeten." - Hallie Rubenhold.
Jeder kennt den Namen Jack the Ripper. Besonders in England hat sich der bis heute unbekannte Serienmörder zu einem Mythos entwickelt, der Einzug in die britische Popkultur gehalten hat. Was wissen wir über ihn? Er ermoderde fünf Frauen - genauer gesagt, Sexarbeiterinnen. Und genau hier liegen wir falsch!
Hallie Rubenhold wirft eine neue These auf: Die Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden, erhielten den Stempel "Bad Women", da sie gesellschaftliche Außenseiter waren. Ihnen wurde pauschal unterstellt, als Sexarbeiterinnen tätig gewesen zu sein, was nicht in allen Fällen stimmt. Vielmehr wurde ihnen diese Tätgkeit zugesprochen, da sich "anständige" Frauen nicht mitten in der Nacht in den Londoner Slums herumtrieben.
Rubenhold ist es gelungen, ein genaueres Bild des oft romantisierten viktorianischen Zeitalters in London zu zeichnen, die auch von schwerem Leid, insbesondere für die Arbeiterklasse, geprägt war.
Das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war, dass Rubenhold als Historikerin viele ihrer Argumente eher auf Vermutungen als auf Quellenmaterial gestützt hat - welche bei diesem speziellen Thema wohl eher spärlich vorhanden sind. Trotzdem war es eine tolle Lektüre, die ich jedem, der sich für das Thema interessiert, wärmstens empfehlen kann.
"The Five" ist ein bahnbrechendes Werk, welches uns ein tieferes Verständnis des sozialen Lebens im viktorianischen London vermittelt. Der feministische Zugang zur Thematik zeigt dem Leser, wie soziale Normen, Armut, Alkoholismus und Krankheiten eine bedeutende Rolle für das Schicksal der von Jack the Ripper ermordeten Frauen spielten: Polly, Annie, Elizabeth, Kate und Mary Jane.