Inhaltlich weniger aussagekräftig, als erwartet
Keine Aufstiegsgeschichte„Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht“ erzählt die persönliche Geschichte des Autors Olivier David. Dabei wechseln sich Rückblicke aus seiner Kindheit und Jugend, mit aktuelleren ...
„Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht“ erzählt die persönliche Geschichte des Autors Olivier David. Dabei wechseln sich Rückblicke aus seiner Kindheit und Jugend, mit aktuelleren Tagebucheinträgen ab. Der Schreibstil konnte mich positiv überraschen, da er äußerst wortgewandt und anschaulich war. Dadurch liest sich der Text angenehm und flüssig. Weniger überzeugen konnte mich allerdings die inhaltliche Ausrichtung des Buchs, denn der Titel verspricht mehr als er letztendlich halten kann. Olivier David erzählt von seinen eigenen Erfahrungen und biografischen Prägungen. Schlüssig stellt er dar, warum er durch diese Biografie verursacht, psychisch krank wurde und wie sich dies bis heute auf sein Leben auswirkt. Um der These allerdings Allgemeingültigkeit zu verleihen, hätte es mehr wissenschaftlich belegten Input und eine umfassendere Betrachtung bedurft. So entstand bei mir das Gefühl, dass der Autor eher an einer persönlichen Abrechnung, als an einer ernsthaften Aufarbeitung interessiert ist. Außerdem neigt er dazu alle Erlebnisse in einem doch recht negativen Licht darzustellen, neben vielen schrecklichen Erfahrungen,enthält sein Bericht aber auch einige glückliche Fügungen und durchaus Privilegien (z.B. das Stipendium für eine Privatschule). So kann man meiner Meinung nach durchaus von einem Aufstieg sprechen. Denn am Ende des Buchs hat sich der Autor, trotz der widrigen Umstände, eine stabile Beziehung, sowie eine respektable Berufsausbildung, erarbeitet. Trotz meiner Kritikpunkte, konnte ich dennoch einige Erkenntnisse aus diesem sehr persönlichen Buch mitnehmen. Und mit einem hat Olivier David, auf jeden Fall recht. Dem Thema, wie sich Armut auf die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen auswirkt, gebührt definitiv mehr Aufmerksamkeit.