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Veröffentlicht am 30.11.2022

Ganz im Stil von Christie – in jeder Hinsicht

Die Dreitagemordgesellschaft
1

Murder at Mallowan Hall — so lautet der englische Titel, und er klingt für Christie-Fans doch gleich viel gewohnter.
Diesmal ist es jedoch nicht Miss Marple, die ermittelt, auch ist es nicht der kluge ...

Murder at Mallowan Hall — so lautet der englische Titel, und er klingt für Christie-Fans doch gleich viel gewohnter.
Diesmal ist es jedoch nicht Miss Marple, die ermittelt, auch ist es nicht der kluge Belgier mit dem eleganten Schnurrbart, nein, es ist Agatha Christies Haushälterin.

Die Ausgangslage ist schnell erzählt: In der Bibliothek von Mr und Mrs Mallowan (so hieß Christie nach ihrer erneuten Heirat) liegt eine männliche Leiche, in deren Hals ein Füllfederhalter steckt. Eine Tatsache, die für Phyllida Bright nicht gerade erfreulich ist, denn: „Die Flecken auf dem Teppich zu entfernen würde zwei Stunden Arbeit erfordern, und dann bräuchte er noch Zeit zum Trocknen, bevor man ihn wieder in die Bibliothek legen könnte.“ Und das, wo gerade so viel zu tun ist für die überaus zahlreiche Dienerschaft, denn die Mallowans haben Gäste im Haus. Da sich die Polizei nicht gerade als hilfreich herausstellt, bittet Phyllida ihre Arbeitgeberin, den Mord aufzuklären. Doch Agatha Christie stellt fest: Ein echter Mord sei doch etwas gänzlich anderes als eine erfundene Kriminalgeschichte. Zumal sie ohnehin genug mit dem Mord auf dem Papier zu tun habe, für den sie sich immer die frühen Stunden freihält, denn ein Kapitel täglich muss sie schaffen, selbst wenn Gäste im Haus sind. Also muss Phyllida – eine glühende Verehrerin des Hercule Poirot (ach, gäbe es ihn doch nur wirklich!) – selbst ermitteln. Bald steht ihr dabei der ungehobelte Chauffeur zur Seite, der seit neuestem in der Garage der Mallowans anzutreffen ist. Doch ganz unverdächtig erscheint Phyllida selbst dieser nicht …

** Meine Meinung
**
Colleen Cambridge spielt in ihrem Krimi gekonnt mit diversen Motiven aus den Christie-Romanen. Auch stilistisch ähnelt der vorliegende Krimi sehr den Originalen. Unaufmerksam überfliegen darf man das viele Geplänkel nicht, da sich in jedem Satz ein Hinweis verstecken könnte.
Mir persönlich ging es mit “Die Dreitagemordgesellschaft” allerdings ähnlich wie es mir mittlerweile auch mit den Christie-Romanen geht. Ich mag sie nach wie vor noch als Hörbuch, wenn die Hände beschäftigt sind und ich so richtig entspannen will, ich liebe auch diverse Verfilmungen. Beim Lesen merke ich allerdings, dass ich trotz der Spannung schnell ungeduldig werde, was wahrscheinlich daran liegt, dass mir die menschlichen Schicksale hinter den diversen Motiven zu kurz kommen.
Am interessantesten in “Die Dreitagemordgesellschaft” fand ich die Beschreibungen der Dienerschaft. Ob die Mallowans selbst so viel Personal hatten? Wer weiß. Erschütternd, dass die meisten nicht vor Mitternacht ins Bett kamen. Erschütternd auch das Schicksal der zwölfjährigen Opal, die sich freut, als Spülerin eine Anstellung gefunden zu haben und es kaum fassen kann, dass sie das Recht auf zwei Paar Schuhe hat. Aber auch ihr Schicksal wird nur in ein paar Nebensätzen erzählt, denn es geht ja nicht um Opal, sondern um die Frage, wer den armen Mann in der Bibliothek ermordet hat.

Fazit:
Wer Christie in Textform liebt, wird auch dieses Buch lieben, denn es bedient sich desselben Humors, ist ähnlich aufgebaut, sogar die Rede vor versammeltem Publikum gibt es am Schluss.
Ich persönlich werde mir die nächste Geschichte dieser Art als Hörbuch zulegen. Und dann darf es sehr gern die Fortsetzung Colleen Cambridge sein!

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Veröffentlicht am 19.11.2022

menschlich, schräg, und alles andere als seicht

Kansas Komplott
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Da es sich beim Kansas Komplott bereits um Teil 2 handelt, vorab das Wichtigste zu den Figuren:
Smiljan, der – gemeinsam mit seinem untergetauchten Vater – in einer Kleinstadt an der dänischen Nordseeküste ...

Da es sich beim Kansas Komplott bereits um Teil 2 handelt, vorab das Wichtigste zu den Figuren:
Smiljan, der – gemeinsam mit seinem untergetauchten Vater – in einer Kleinstadt an der dänischen Nordseeküste lebt, verdingt sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Unter anderem hält er ein wachsames Auge auf die junge Frau gegenüber. Katalie lebt nämlich in ihrer eigenen Welt, weshalb Smiljan ihrem selbst ernannten Vormund Hasso Maiberg versprechen musste, sie im Auge zu behalten.
Katalie liebt Bücher und ist der Meinung, dass sich alles stets wiederholt. Wenn man sich also in einer Geschichte wiederfindet, muss man nur herausfinden, um welche es sich handelt. Denn alles ist schon einmal passiert, alles wiederholt sich, und alles wurde schon einmal in Büchern niedergeschrieben …
Was man noch wissen muss: Katalie hat ein imaginäres Haustier – Teufel –, den zwar keine:r sieht, der aber Wassernäpfe leeren kann 😉

🔖 Inhalt:
Alles beginnt damit, dass Katalie auf ein Begräbnis geht – was sie öfters tut, denn sie mag Begräbnisse; dort wird nämlich immer nur nett über die Toten gesprochen. Diesmal jedoch ist der Sarg leer, denn der Familienvater, von dem sich die Menschen verabschieden, ist auf hoher See abhandengekommen und nie gefunden worden. Um diesen Mann geht es im Buch jedoch nicht, er ist nur der Auslöser. Denn Katalie, deren Eltern selbst verschollen sind, beginnt, in alten Polizeiakten zu kramen. Schon nach kurzer Zeit stellt sie entsetzt fest, wie viele Vermisste es gibt.
Zur selben Zeit bemerkt Smiljan, dass Katalie nicht in ihrer Wohnung ist – und das macht ihn ziemlich nervös. Soll er seinem Auftraggeber Maiberg erzählen, dass er Katalie aus den Augen verloren hat?
Zum Glück meldet sich Katalie von selbst (auf die ihr typische rätselhafte Weise) und bestellt Smiljan zu Onkel Henri, einer Kneipe außerhalb der Stadt. Denn auch in diesem Dorf verschwand einst ein Mann, der seine Frau, 2 Kinder und eine kranke Mutter zurückließ.
Katalie, die sich im Fremdenzimmer der Familie einquartiert hat, möchte den verschwundenen Nick Iversen unbedingt finden. Doch das missfällt den Dorfbewohnern. Immerhin ist Nick auch an dem “Unfall” Schuld, bei dem der alte Nohr seine Nase verlor, weswegen er jetzt eine Gesichtsprothese aus Kupferblech tragen muss. Kein Wunder also, dass Katalie in dem alten Hühnerbauern schon bald den Blechmann aus “Der Zauberer von Oz” vermutet. Und Nohrs Freund, der Tierarzt, der für die meisten Dorfbewohner:innen der beste Hausarzt ist, obwohl er von sich selbst stets behauptet, keine Ahnung von der Humanmedizin zu haben? Der ist für Katalie niemand anderer als die Vogelscheuche ohne Hirn.
Also macht sich die junge, exzentrische Frau – gemeinsam mit ihrem Aufpasser Smiljan – auf die Suche nach dem Beginn des Märchens, nämlich dem Wirbelsturm und der Osthexe, die unter dem herabfallenden Haus begraben wurde – und findet im Keller von Onkel Henri tatsächlich eine einbetonierte Leiche.
Die eigentliche, sehr bewegende Geschichte, spielt jedoch in der Vergangenheit …

💬 Meine Meinung
Der Kansas-Komplott ist bereits der zweite Teil der Katalie-Mystery-Krimireihe, und das merkt man beim Lesen auch, zumindest am Beginn. (Deswegen hier eine kurze Einführung zu den Figuren).
Aber keine Sorge, man kommt in der Handlung gut mit, die Autorin erzählt das Nötigste in Nebensätzen und spätestens ab Kapitel 3 sind dann alle Fragen geklärt, wenn man – wie ich – Neueinsteiger:in ist.
Die große Stärke von Miriam Rademacher liegt eindeutig in der Beschreibung ihrer Figuren. Man mag sie einfach, diese schrulligen, liebenswerten und vor allem so warmherzigen Männer, die sich bei Onkel Henri treffen und der Schlüssel zur Geschichte sind.
Toll ist vor allem der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Denn während Katalie und Smiljan sich durchs Dorf fragen, um herauszufinden, wer Dorothy und der Löwe sind (immerhin stecken wir ja mitten in der Wiederholung vom “Zauberer von Oz”!), erfahren wir nach und nach, was damals wirklich geschah. Und genau hier liegt auch die Spannung des Romans, denn eigentlich hätte man am liebsten, dass Katalie nach Hause fährt und die Vergangenheit ruhen lässt.

Fazit: Ein Buch, das Spaß macht, leicht zu lesen ist und trotzdem eine spannende Geschichte bietet, die ans Herz geht und alles andere als seicht ist. Für alle, die es lieber menschlich als blutrünstig haben, also eine ganz klare Leseempfehlung von meiner Seite.
Einsteiger:innen in die Katalie-Mytery-Krimireihe würde ich dennoch raten, mit Teil 1 – “Mississippi Melange” – zu beginnen. (Denn man will das Buch nach dem Kansas Komplott sowieso lesen!)

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Veröffentlicht am 17.11.2022

macht traurig und wütend zugleich

Das Mädchen mit dem Drachen
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Das Mädchen mit dem Drachen spielt in Indien, am Golf von Bengalen, wohin die Hauptfigur Léna geflüchtet ist, nachdem sie ihren Partner unter tragischen Umständen verloren hat. Am Strand sieht sie jeden ...


Das Mädchen mit dem Drachen spielt in Indien, am Golf von Bengalen, wohin die Hauptfigur Léna geflüchtet ist, nachdem sie ihren Partner unter tragischen Umständen verloren hat. Am Strand sieht sie jeden Tag ein Mädchen mit einem Drachen spielen. Als Léna beim Baden beinahe ertrinkt, rettet dieses Mädchen ihr das Leben, indem sie Preeti, die Anführerin einer Selbstverteidigungstruppe, die gerade in der Nähe ist, zu Hilfe holt.
Léna möchte Preeti und Lalita danken und bringt den beiden schließlich das Lesen bei. Denn sowohl das Mädchen Lalita als auch Preeti gehören der Kaste der Unberührbaren an. Die kleine Lalita, deren Eltern gestorben sind, wächst sie bei einem Verwandten auf, der ihr den Taufnamen genommen hat und sie Hope nennt, denn niemand soll erfahren, dass die Kleine keine Christin ist. Lalita muss für ihre Zieheltern in dem familieneigenen Betrieb (einem kleinen, sehr einfachen Restaurant) arbeiten; dass Lalita immer mehr Zeit mit ihrem Schreibheft verbringt, ist dem Onkel ein Dorn im Auge.

Colombani erzählt vom wahren Indien. Von einem unerbittlichen Kastensystem und einer Welt, in der Frauen zum Freiwild werden. Während Léna für die Chance auf Bildung kämpft, bringt Preeti den jungen Frauen aus dem Viertel Kampftechniken bei, um sich gegen ihre Vergewaltiger wehren zu können. Die beiden Frauen freunden sich an, als Preeti von Léna das Lesen lernt. Womit Léna nicht gerechnet hat: Immer mehr junge Frauen bleiben nach Preetis Selbstverteidigungskursen, um bei den Lektionen zusehen zu können, denn sie alle wollen das Lesen erlernen.

Schließlich bleibt Léna in Indien. Gemeinsam mit der jungen Preeti eröffnet sie eine Schule – gegen alle bürokratischen Widrigkeiten und auch gegen den Widerstand vieler Eltern, die auf die Arbeitskraft ihrer Kinder angewiesen sind, um nicht zu verhungern.
Dass Bildung auch den Wunsch nach einem besseren Leben nährt, muss Léna erfahren, als es zum tragischen Selbstmord einer Schülerin kommt, nachdem man sie zwangsverheiratet.

Viel mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten, wenngleich es auch ein zweites, sehr aktuelles Thema gibt, das Colombani in ihrem Roman aufwirft.


Mein Leseeindruck:

Das Mädchen mit dem Drachen ist keine "nett erzählte Geschichte aus Indien", sondern macht traurig und wütend zugleich. Eingängig geschrieben ist der Roman trotzdem, auch liest er sich flott, ich war nach ein paar Stunden fertig. Es ist eine sehr distanzierte, zusammenfassende Erzählweise, der sich die Autorin bedient hat. Dadurch wirkt der Roman nicht pathetisch, und das ist gut. Dennoch hätte ich mir an mancher Stelle gewünscht, tiefer in eine Szene eintauchen zu dürfen.
Was ich an dem Buch besonders toll fand: Colombani hat mit Léna eine Protagonistin geschaffen, die ihr eigenes Handeln immer wieder hinterfragen muss. Denn ihre Sicht ist nun einmal die einer europäischen Lehrerin. Das Leben in Indien aber folgt gänzlich anderen Regeln.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

ein wichtiges Buch, stilistisch jedoch nicht ganz nach meinem Geschmack

Für euch
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Iris Sayram, juristische Referentin der rbb-Intendanz und ab 2023 bundespolitische Korrespondentin im ARD Hauptstadtstudio, erzählt in "Für euch" die Geschichte ihrer eigenen Kindheit. Es ist ein mutiger ...

Iris Sayram, juristische Referentin der rbb-Intendanz und ab 2023 bundespolitische Korrespondentin im ARD Hauptstadtstudio, erzählt in "Für euch" die Geschichte ihrer eigenen Kindheit. Es ist ein mutiger Text, denn Sayram ist nicht aufgewachsen wie die meisten von uns. Ihr Vater, der aus politischen Gründen seine Heimat, die Türkei, verlassen musste und nach Deutschland zog, fühlt sich bei den Ford-Werken nicht wohl, denn er wollte immer politische Karikaturen zeichnen. Sayrams Mutter wiederum hat ihren ersten Mann und die Kinder verlassen. Die Eltern lernen sich kennen, als die Mutter auf Wohnungssuche ist, sie ziehen schnell zusammen und ziehen durch die Lokale. Ihre gemeinsame Tochter Iris war nicht geplant, wird jedoch von beiden innig geliebt. Die Verhältnisse, in denen das Mädchen aufwächst, sind jedoch von Anfang an prekär und verschlimmern sich, als der Vater seinen Job hinschmeißt und immer mehr Zeit in der Spielhalle verbringt. Die Mutter kann das Familieneinkommen durch ihre diversen Jobs als Putzfrau im Rotlichtmilieu nicht mehr finanzieren. Das Paar beginnt zu stehlen und Medikamente zu verkaufen, schließlich prostituiert sich die Mutter sogar.

Ich fand den Einstieg wunderschön, da hier auch mit einer speziellen Perspektive (Die Mutter wird im Erzähltext direkt mit Du angesprochen) gewählt wurde. Ich muss aber zugeben, dass mich dieser Einstieg dann doch auch in die Irre geführt hat.

"Für euch" hat sich nämlich dann doch als chronologisch erzählter Tatsachenbericht herausgestellt, der in aufeinander folgenden Anekdoten erzählt wird und zwar interessant zu lesen war, mich persönlich hat der Text aber überhaupt nicht gepackt.

Die Mutter, die ihre Kinder verlässt, auch die Liebe der beiden Eltern zueinander, die Probleme, die immer mehr werden, das Kippen in die Kriminalität, der harte Alltag der Mutter – das alles war mir persönlich zu "brav" erzählt.
– Sayrams Buch ist sehr authentisch, sehr ehrlich, da wird nichts verfremdet, es erinnert an eine Art persönlicher Niederschrift, ich nehme an, dass vielen auch genau das gefällt.

Das Thema – wie weit Mütter gehen, um ihren Kindern alles zu bieten - ist wichtig , Dramaturgie und Stil haben mir leider nicht zugesagt - zumal die Autorin so toll eingestiegen ist.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Lesespaß statt langweiliges Lesen-Üben

Jimmy Fox. Magischer Volltreffer (leider voll aufs Auge) - Ein Comic-Roman
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Schon das Cover verrät es: Das Buch richtet sich (nicht nur, aber in erster Linie) an Lesemuffel oder Leseanfänger:innen.
Ein ganzes Jahr begleiten wir Jimmy Fox, der nach einem kleinen Unfall mit Papas ...

Schon das Cover verrät es: Das Buch richtet sich (nicht nur, aber in erster Linie) an Lesemuffel oder Leseanfänger:innen.
Ein ganzes Jahr begleiten wir Jimmy Fox, der nach einem kleinen Unfall mit Papas Zauberstab mit einer Augenklappe herumlaufen muss, und der deswegen unabsichtlich statt des neuen Comicheftes ein Notizbuch kauft und schließlich ein Comic-Tagebuch zu führen beginnt. Jimmys Vater arbeitet als Zauberer – wobei er sich ziemlich ungeschickt anstellt– , Jimmys Mama ist Pilotin und so gut wie nie zu Hause. Jimmys Oma wiederum ist Erfinderin in Rente und braut ganz schön gefährliche Wässerchen. Außerdem ist da Jimmys kleine Schwester Susi, eine Nervensäge sondergleichen, Jimmys Bruder Alex, der die meiste Zeit vor dem Computer sitzt und natürlich begegnen wir Jimmys bester Freundin Lisa sowie seinem Kumpel Ole sowie auch Justin und seiner Clique, die es auf Jimmy abgesehen haben.
Damit man sich gleich von Anfang an auskennt, werden alle handelnden Personen eingeführt.
Die Tagebucheinträge bestehen dann aus kurzen Texthäppchen und viel Zeichnungen, die Seiten sind optisch ansprechend gestaltet und die Geschichten sind "total abgefahren", denn Jimmys Alltag ist – nun ja, ein bisschen ungewöhnlich. Wenn sein Papa etwa einen Tisch schweben lassen möchte, dann knallt der garantiert nicht nur bis zur Decke, sondern reißt gleich das ganze Dach mit. Und wenn Jimmys Freund Ole den Ball so richtig hoch wirft, kann man ihn des Nachts doch glatt durchs Teleskop im All schweben sehen. Im Haus der Foxes laufen im Übrigen viele weiße Kaninchen herum, im Garten wachsen nach Omas missglücktem Experiment Horror-Pflanzen, die Katze ist die unfreundlichste Muffelkatze der Welt, und wenn Jimmys Freundin Lisa zu viel Zucker erwischt, kann es schon mal passieren, dass sie sich im Zoo auf den Rücken eines Elefanten setzt und wie Tarzan brüllt.
Man sieht also schon: Die Geschichten gehen ebenso durch die Decke wie der Tisch bei Papas Zaubershow.
Jimmy selbst ist dabei ein bisschen ein mürrischer Charakter, der seinen Papa peinlich findet und vor allem eines nicht möchte: in dessen Fußstapfen treten. Denn Jimmy will nicht Zauberer, sondern Comic-Zeichner werden. Sein Idol, den Jimmy bei einer Signierstunde kennenlernt, ermutigt ihn und ist vor allem von Jimmys Tagebuch begeistert. Also kritzelt und schreibt Jimmy weiter – denn wer weiß, vielleicht wird sein Comic-Tagebuch am Ende ja sogar gedruckt und in den Buchhandlungen aufgelegt!

Jimmy Fox – Magischer Volltreffer ist ein Buch, das durchwegs Spaß macht und das vor allem wirklich häppchenweise gelesen werden kann, selbst wenn das Buch mal länger liegen gelassen wird, kann man danach problemlos anknüpfen, ohne dass man den roten Faden verliert. Und gerade das ist ja vor allem für die Lesemuffel sehr wichtig.

Je nach Können variiert das Lesealter, manche werden wohl schon mit 7 darin lesen, manche werden es an einem Nachmittag durch haben, andere vielleicht nur Stück für Stück weiterlesen. Jimmy Fox ist ein Buch für all diese Kinder, Mädchen wie Jungen, ja, es eignet sich selbst auch noch für Zehnjährige, die noch sehr stockend lesen und denen die Lehrkraft zur Übung rät.

Einziger Kritikpunkt: Die zweite Hälfte des Jahres besteht aus viel weniger Einträgen als die erste. Da hätte ich es schön gefunden, das besser aufzuteilen.

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