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Veröffentlicht am 12.08.2018

Spaciger Indiana Jones

Undying – Das Vermächtnis
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Amelia ist auf Beutezug. Endlich hat sie es geschafft, auf Gaia zu gelangen, dem Planeten, auf dem es nach ihrem Wissen am meisten Plündergut gibt. Sie hat ein Ziel – und das verfolgt sie unerbittlich. ...

Amelia ist auf Beutezug. Endlich hat sie es geschafft, auf Gaia zu gelangen, dem Planeten, auf dem es nach ihrem Wissen am meisten Plündergut gibt. Sie hat ein Ziel – und das verfolgt sie unerbittlich. Bis sie durch einen dummen Zufall auf Jules trifft, ein Junge, den sie auf der Erde wahrscheinlich gehasst hätte – aber nun sind sie zusammen auf dem Weg um unwegsame Tempel zu erforschen und Beute oder Erkenntnis zu erlangen.

„Undying“ ist der erste Band der neuen Trilogie von Amie Kaufmann und Megan Spooner. Zugegeben, ich habe hohe Erwartungen an dieses Jugendbuch gestellt – vielleicht waren sie auch ein wenig zu hoch geschraubt, da ich zumindest Amie Kaufmanns Stil teilweise aus ihren Illuminae-Werken kenne und ich insbesondere darauf gespannt war, wie sie mit einer anderen Autorin zusammenarbeitet.

Der Start in das Buch fiel mir denkbar leicht. Der Leser steckt gleich in Amelias – Mias – Haut drin und liegt mit ihr auf dem staubigen Planeten Gaia. Durch die brenzlige Situation, die es gleich zu Beginn zu meistern gilt, ist der Leser gleich bei Mia. Er fühlt mit ihr und ich war beeindruckt von dem taffen Mädchen und wie sie mit ihren Widersachern umgeht. Ich habe mich mit ihr verbunden gefühlt. Der Roman wird übrigens in wechselnden Perspektiven – einmal von Mia und dann von Jules – erzählt. Jules stellt ihren Gegenpol dar – wo Mia auf reiche Beute aus ist, will Jules erforschen und bewahren. Er sucht beweise. Das sich Gegensätze meist anziehen, war mir schon von vornherein klar – so bot die Entwicklung Lovestory keine Überraschungen für mich, obwohl sie niedlich zu lesen war. Beide haben glaubwürdige und nachvollziehbare Gründe für ihren Trip in diese fremde Galaxie – was ich den Autoren auch hoch anrechne. Immerhin ist es nicht selbstverständlich, nachvollziehbare Charaktere zu schaffen.

Die Autoren versuchen jedoch auch sehr viel Emotionen über die Introspektive zu vermitteln. So kommt es auch schon mal vor, dass Mia im inneren Monolog mit sich selbst feststeckt – und das zog sich mit der Zeit leider für mich – da sich die Figuren auch des Öfteren mal im Kreise drehen.

Die Spannungskurve steigt langsam aber stetig an, mit einigen Spitzen, die ich dem Buch auch zugestehen muss. Der Diebstahl, den ich hier nicht näher ausführen möchte, und die Fallen im Tempel haben die Autoren gekonnt eingesetzt. Auch der bissige Humor von Mia trägt den Leser förmlich über die Seiten hinweg.

Ich hatte dennoch das Gefühl, dass ich den Figuren immer „einen Schritt“ voraus war. Wenn ich mir dachte, jetzt könnte etwas schief gehen, stürzten sie ins Chaos. Wenn ich der Meinung war, dass die Handlung genau an der Stelle neue Figuren gebrauchen könnte, tauchten urplötzlich neue Feinde auf. Das war bisweilen etwas mühsam. Man könnte jetzt dagegen argumentieren, dass dies nur ein Jugendbuch sei – ich habe jedoch auch schon spannende Bücher aus diesem Genre gelesen, die nicht so vorhersehbar waren.

Generell fehlte der Handlung meiner Meinung nach die Würze und der Kick. Sie bewegt sich auf seichten Gewässern und ich wartete immer wieder darauf, dass die Autoren noch ein bisschen tiefer graben. Stattdessen mutete der Roman über weite Strecken wie ein spaciger Verschnitt von Indiana Jones an – ohne wirklich detailreich zu erzählen, was denn nun gerade spacig ist. Latent hatte man das Gefühl auf einem anderen Planeten zu sein – vor allem durch die Sauerstoffmasken, die die Figuren acht Stunden pro Tag tragen mussten – aber das richtige Wow-Erlebnis blieb leider auf der Strecke.

Der Roman kann ein Einstieg in die Science-Fiction sein, ich selbst bin nicht der große SF-Leser, und trotzdem war es mir ein bisschen zu wenig. Ich hatte kein Rump-Steak erwartet, aber mein Hühnchen war dann doch nur ein bunter Salat. Ich kann es für all jene empfehlen, die die Light-Version von Science Fiction mögen und eine gut ausgebaute Romanze nicht verschmähen. Ich selbst vergebe 3,5 Sterne für das Buch.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Fantasy im 16. Jahrhundert

Witchborn
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Witchborn: Königin der Düsternis von Nicholas Bowling

Elisabeth I und Mary Stuart streiten um die Krone Englands. Mitten in den herrschaftlichen und religiösen Wirren kann die junge Alyce nur knapp jenen ...

Witchborn: Königin der Düsternis von Nicholas Bowling

Elisabeth I und Mary Stuart streiten um die Krone Englands. Mitten in den herrschaftlichen und religiösen Wirren kann die junge Alyce nur knapp jenen entkommen, die sich die Hexenjagd auf die Fahne geschrieben haben. Denn Alyce hat magische Kräfte, die sie weder beherrschen noch verstehen kann. Und unwillentlich wird sie zum Spielball mitten im Kampf um die englische Krone.

Bei „Witchborn“ handelt es sich um einen fantastischen Roman, der im London des 16. Jahrhunderts spielt. Mich persönlich hat das Cover angesprochen, ebenso wie das Setting. Ein London-Roman über Hexen steht definitiv auf Meiner TBR-Liste!

Der Einstieg fiel mir leicht. Spannend erzählt fand ich mich schnell zurecht. Das Buch beginnt wirklich mit einem Paukenschlag, da das Dorf, in dem Alyce wohnte, in Brand gesteckt wird. Der Hexenwahn greift um sich, treibt Auswüchse und lässt Blüten an den ungewöhnlichsten Orten erblühen. Das spürte ich in diesem Roman ganz deutlich – ein Lob an den Autor.
Doch ist die junge Alyce wirklich ein Charakter mit dem ich durch dick und dünn gehen konnte? Sie ist klug und gewitzt und mir gefiel es wie sie gemäß ihrer Rolle als Frau im 16. Jahrhundert sich in London bewegte, aber trotzdem Akzente setzte. Ich mochte sie, aber wirkliche Freunde wurden wir um der Wahrheit Genüge zu tun im Buch eher nicht. Da gefiel mir Solomon, der mit einer Schauspieltruppe durchs Land reist, wesentlich besser. Zu ihm fand ich spielend leicht Zugang und wäre mit Freuden gemeinsam mit seiner Truppe durchs Land gestreift. Der Junge hat mir wirklich Spaß gemacht, vor allen Dingen, da er Alyce auch aus mancher brenzligen Situation gerettet hat (für all jene, die starke Frauenfiguren haben – sie gibt ihm so manche Rettungsaktion doppelt und dreifach zurück). Und die Dialoge zwischen Alyce und ihm reizten mich das ein oder andere Mal wirklich zum Grinsen.

Die Magie in dem Buch basiert auf der Magie des Volksglaubens. Strohpuppen, Nekromantie, Zaubersprüche und Kräuterkunde werden hauptsächlich eingesetzt (und verfolgt). Also keine Novation, aber das hatte ich bei diesem Jugendbuch auch nicht erwartet. Der Autor baut auf dem auf, an das das Volk zur damaligen Zeit glaubte, und zeichnet ein glaubwürdiges Bild der Magie in all seinen Formen.

Auch der Spannungsaufbau war gut. Es gab einige Spitzen im Spannungsbogen, wogegen ich das Finale und die Auflösung als zu hastig empfand. Generell konnte mich der Roman aus diversen Gründen nicht wirklich fesseln. Es fiel mir nicht schwer, das Buch zur Seite zu legen um mich anderweitig zu beschäftigen – und so sollte ein gutes Buch nicht sein. Manche Abschnitte waren ziemlich zäh und dehnten sich aus wie ein Kaugummi, wogegen andere durch ein gutes Tempo glänzten. Insgesamt hatte ich das Gefühl, es fiel dem Autor schwer durchgehend das selbe Erzähltempo beizubehalten – Schade! Genug Potential hätte der Plot definitiv gehabt. Mir ist aufgefallen, dass er spannende Fäden im Sand verlaufen oder zu abrupt enden ließ, insbesondere in der Mitte des Buches.

Bowling wollte möglichst viele faszinierende Settings im Buch behandeln, wie den Palast oder den Tower (über den ja die grusligsten Legenden kursieren). Durch seinen Schreibstil gelingt es ihm Atmosphäre zu erzeugen! Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass der Plot durchaus ein paar Seiten mehr zu füllen vermocht hätte. Er springt mir zu rasch von einem Ort zum nächsten.

Insgesamt bleibt ein toller London-Roman in der Zeit der Tudors, der den historisch interessierten Leser durchaus zu unterhalten weiß. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Jetzt erheben wir uns!

Children of Blood and Bone
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Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi

Zelies Welt wurde auf den Kopf gestellt. Die Mutter getötet, ihre Magie geraubt, unterdrückt in einer einzigen Nacht von jenen, die Angst vor ihrem Volk hatten: ...

Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi

Zelies Welt wurde auf den Kopf gestellt. Die Mutter getötet, ihre Magie geraubt, unterdrückt in einer einzigen Nacht von jenen, die Angst vor ihrem Volk hatten: Der machthungrige König Orisha hat jeden einzelnen Magier töten lassen. Nur eine Handvoll konnte sich rechtzeitig verstecken. Jetzt hat Zelie die Möglichkeit, die Magie durch uralte Artefakte wiederzubeleben. An ihrer Seite ihr Bruder und die Prinzessin, die aus Orishas Palast geflohen ist.

„Jetzt erheben wir uns“ – ein wie ich finde bezeichnender Satz für die gesamte Handlung dieses Buches, insbesondere wenn man den Hintergrund betrachtet, den die Autorin im Nachwort darstellt. Farbige, unterdrückte Menschen und rassistische Polizeigewalt auf Amerikas Straßen – ein höchst brisantes und aktuelles Thema, diesmal in einen fantastischen Roman mit afrikanischen Wurzeln verpackt – hört sich zumindest für mich sehr interessant an – in der Bloggerszene wird das Buch gehyped (und ich hasse den Begriff, weil er Erwartungen schürt und der Leser automatisch voreingenommen in das Buch einsteigt – aber das steht auf einem anderen Bogen …).

Der Anfang fiel leicht. Ich war sehr schnell in Zelies Lebenswelt drin, auch durch den lockeren bildhaften Schreibstil der Autorin. Die Action vom Anfang tut dem Buch gut und eröffnet es gleich mit schnellen Szenen, bei denen der Leser unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht. Mich hatte die Autorin auf jeden Fall sehr schnell an der Angel, obwohl der Anfang gut und gerne an andere diverse Werke der fantastischen Literatur erinnert. Der Questen-Vergleich drängte sich mir unweigerlich auf. Ein magisches Artefakt, das zufällig in Zelies Hände stolpert, eine beinahe unlösbare Aufgabe, und eine Handvoll Gefährten – dieser Questevergleich verliert sich (zum Glück) im Laufe des Buches wieder ein wenig, für mich war er jedoch ein wenig zu offensichtlich zu Beginn.

In Zelie brodelt es – sie hat eine gehörige Wut im Bauch auf jene, die ihr Volk brutal unterdrücken – und vor diesem Hintergrund kann man ihre Taten und ihre Gefühle auch nachvollziehen. Trotzdem – des stilistischen Mittels der Überspitzung wurde sich ein wenig zu oft bedient und die Brutalität angeprangert. Sie werden als Maden beschimpft, sie werden unterdrückt, gefoltert und von den anderen Menschen nicht als gleichwertig betrachtet – natürlich, es soll eine aufrüttelnde Wirkung haben und auch die noch immer herrschenden rassistischen Tendenzen gegenüber Farbigen aufmerksam machen, doch mich persönlich sprang der erhobene Zeigefinger ein paar mal zu oft an – und trübte so mein Leseerlebnis. Ich kann Zelie verstehen – ihren Zorn, ihren Willen, Änderung wenn nötig auch mit Gewalt herbei zu führen – trotzdem mochte ich ihren coolen Bruder und die Prinzessin wesentlich lieber, da sie reflektierter handelten als das Bündel aus Zorn und Magie.

In der zweiten Hälfte konzentrierte sich die Story zusehends auf die Lovestorys im Bunde (jeder weiß, wovon ich rede – die gewitzte Leser schon von Zelies erstem Traum vorhersehen konnten xD). Ich hoffe ja immer noch, dass sich zumindest eine Story als von der Autorin geschickt inszenierte Täuschung erweist, ansonsten könnte ich wohl den Grob-Plot niederschreiben).

Das Buch bekommt immer wieder neuen Schwung durch viele Actionszenen, die Zelie und ihre Gefährten durchleben – und sie trugen mich um ehrlich zu sein auch meistens durchs Buch. Die Duelle, die Kämpfe sind exzellent dargestellt und fachten das Feuer immer höher. Wirklich spannend fand ich jedoch Zelies Zweifel, die ihr im Verlauf der Geschichte kamen. Kämpft sie wirklich für das richtige Ziel? Gibt es wirklich nur den einen Weg, um ihrem Volk die Freiheit zu schenken? – Diese Überlegungen blieben mir wirklich im Gedächtnis – so hoffe ich, dass sie im nächsten Band noch einmal aufgegriffen werden, um sich vom Stereotyp zu entfernen.

Was bleibt? Ein spannendes Fantasy-Buch im afrikanischen Setting, das zu fesseln weiß – jedoch empfand ich es nicht als etwas vollkommen neues, aufwühlend emotionales. Das wirklich emotionale ist der Hintergrund der Autorin, das Buch als Kampfansage an den Rassismus zu verstehen. Ich vergebe für das Buch vier gute Sterne – und werde den Weg von Zelie und ihren Freunden weiter verfolgen.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Schwacher Anschluss an Band 1

Das Juwel von Mahrusan
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Nach ihrer Flucht aus der eroberten Stadt Anasoma, sind Caldan und seine Gefährten wieder auf der Straße – und auf der Suche nach Hilfe für die umkämpfte Stadt. Doch Caldan macht sich vor allem Sorgen ...

Nach ihrer Flucht aus der eroberten Stadt Anasoma, sind Caldan und seine Gefährten wieder auf der Straße – und auf der Suche nach Hilfe für die umkämpfte Stadt. Doch Caldan macht sich vor allem Sorgen um Miranda, dem Mädchen, dem er sein Herz geschenkt hat. Denn ihr Geist wurde im Kampf schwer gebeutelt. Er weiß, dass er sich seiner magischen Begabung stellen muss, um Miranda und das gesamte Kaiserreich zu retten.

„Das Juwel von Mahrusan“ ist der zweite Band der Sorcery Ascendant Sequence und er macht beinahe nahtlos dort weiter, wo der erste geendet hat. Vor den Mauern von Anasoma. Caldan und seine Gefährten befinden sich auf der Flucht vor den Eroberern – und ich musste in meinem Kopf erst einmal sortieren, welche Figur zu welcher Geschichte passt und welche Rollen sie in der Gemeinschaft einnehmen. Denn manche spielen auch ein doppeltes Spiel! Ihr seht schon, der Einstieg in das vorliegende Buch fiel mir nicht leicht. Ob es daran lag, dass die Lektüre des ersten Bandes schon eine Weile her ist, oder das sich vor allen Dingen der Beginn etwas zog, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich spürte auf jeden Fall Caldans Sorge um seine Freundin Miranda sehr deutlich, auch seine Fürsorge für sie. Gleichzeitig ging zwischen den Zeilen immer eine latente Gefahr vom Bösewicht – Glöckchen – aus, die die Gefährten mit sich führten.
Trotz der Figuren vermochte mich das Buch anfangs nicht zu fesseln. Es hat mich einfach nicht abgeholt und mitgenommen – obwohl ich immer wieder versuchte, hinein zu finden. Auch, dass das Buch aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, trug leider nicht zur Spannungssteigerung bei. Auf den Nebenkriegsschauplätzen blieb weitestgehend alles nebulös und im Dunkeln – ich hatte das Gefühl, dass Hogan uns absichtlich im trüben Wasser fischen lassen wollte, um die Spannung auf den nächsten Teil hochzuhalten. Leider ist ihm dies mit mir misslungen.

Es gelang Hogan zwar, die Spannung auf einem einigermaßen soliden Level zu halten, und doch wirkte der Plot – ich mag es kaum sagen – ein bisschen austauschbar. Keine Frage, es ist eine gut fantastische Geschichte, doch so fesseln wie der erste Band es getan hat, konnte er mich nicht. Dazu konnte ich das Buch zu oft bei Seite legen und meine Gedanken schweiften zu oft ab.

Mein Fazit fällt leider ernüchternd aus. Das Buch konnte mich trotz der fantastischen Elemente weder begeistern noch abholen. Für Fans solider Fantasy-Geschichten kann er durchaus fesselnd sein, mir hatte er jedoch schlicht und einfach zu wenig Atmosphäre!

Veröffentlicht am 20.06.2018

Sozialexperiment

Die letzte Stunde
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Die letzte Stunde von Minette Walters

Pestzeit - Todeszeit! Unter diesem Gräul leben die Menschen in England im 15. Jahrhundert in England. Als Lady Anne - die Herrin von Develish - die Nachricht von ...

Die letzte Stunde von Minette Walters

Pestzeit - Todeszeit! Unter diesem Gräul leben die Menschen in England im 15. Jahrhundert in England. Als Lady Anne - die Herrin von Develish - die Nachricht von der Pest erreicht, sammelt sie die Dorfbewohner auf der Burg und lässt die Zugbrücke verbrennen. Ein eigenes kleines Soziotop entsteht - auf Basis von Können und Tatkraft und nicht auf Standesunterschieden. Doch dann geschieht ein furchtbarer Mord ....

Endlich mal wieder ein Roman im historischen Setting, der mich zu begeistern vermochte. Ich benötigte zwar ein paar Seiten, um von der Geschichte aufgesogen zu werden. Doch meine anfänglichen Bedenken zerstreuten sich rasch. Die Autorin hat eine unglaublich griffige Sprache. Sie weiß mit Worten umzugehen und Bilder in den Köpfen der Leser zu schaffen. Ich hatte hundert Seiten gelesen ehe ich überhaupt auf die Idee kam, auf die Seitenzahl zu schauen. Es liest sich also einfach so weg, ohne ins traschige oder schmalzige zu rutschen! Und das finde ich sehr erfrischend.

Auch positiv zu erwähnen ist der Verzicht, der in Buch geübt wird. Das Buch verzichtet beinahe völlig auf explizite Szenen, obwohl die Geschichte eigentlich auf sexuellen Handlungen und den daraus entstehenden oder vorausgehenden Emotionen. Aber Filler- oder Schmachtszenen, die auf die weibliche Zielgruppe zugeschnitten sind, habe ich wenig gefunden - was mich bezüglich des Buches äußerst positiv gestimmt hat.

Generell weißt die Geschichte relativ mittlere Spannungshöhepunkte auf, aber ist doch ziemlich interessant zu lesen. Doch es ist mehr wie ein Sozialexperiment zu lesen und nicht so historisch, dass man Angst haben muss gleich mit einem Geschichtsbuch erschlagen zu werden. Wie reagiert eine Gruppe, wenn sie von der Außenwelt abgeschnitten überleben muss. Wie agieren einzelne Charaktere in so einem Fall. Das waren eigentlich die hauptsächlichen Fragen, die dort aufgeworfen wurden. Generell haben mir die Figuren ein wenig zu „vernünftig“ für das Mittelalter agiert und reagiert. Hierfür muss eine der Protagonistinnen näher betrachtet werden. Lady Anne war als Mädchen im Kloster und hat allerlei über die Heilkunst gelernt - dieses Wissen hat sie dann in die Ehe mitgetragen und dieses Wissen hat auch die gesamten Bewohner vor der Pest bewahrt. Ob das Wissen über die Sauberkeit nun wirklich vorlag oder nicht, sei dahin gestellt. Den gesunden Menschenverstand will ich Lady Anne nicht absprechen - auch wenn die Schlussfolgerungen meiner Meinung nach etwas weit reichten. Mit der Bevölkerung von Develish hatte die Autorin ein kunterbuntes Sammelsurium von Figuren, an denen sie sich bedienen konnte. Da war zum Beispiel Lady Annes biestige Tochter, die es faustdick hinter den Ohren hat. Die Einblicke in ihr Seelenleben muteten so manches Mal ein bisschen verstörend an.

Alles in allem hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Achtung: auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, es ist kein Einzelband, weißt jedoch eine in sich abgeschlossene Geschichte auf. Ich vergebe gerne 4 Sterne.