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Veröffentlicht am 16.09.2018

Bitte Lesen!

Befreit
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Wenn man en Buch in der Hand hat, ist es zu Beginn nur eine Hülle mit beschriebenen Seiten. Nach und nach, während man die Geschichte liest, wird einem die Bedeutung bewusst, die dieses Buch hat.
Es ...

Wenn man en Buch in der Hand hat, ist es zu Beginn nur eine Hülle mit beschriebenen Seiten. Nach und nach, während man die Geschichte liest, wird einem die Bedeutung bewusst, die dieses Buch hat.
Es fällt mir um ehrlich zu sein relativ schwer, dieses Buch zu beschrieben. Es erzählt von so vielen Gräueltaten und Wiedergutmachungen, von Bildung und einer Frau, die es geschafft hat, über ihre Vergangenheit hinwegzublicken und in die Zukunft zu schauen. Diese Frau, Tara Westover lernt man kennen und schätzen. Sie entwickelt sich und wächst an Situationen aber sie verliert auch an Mut und wird kleiner unter der großen Hand ihres Vaters.
Sie kommt aus Idaho, aus einer Mormonenfamilie, die die Schule als Teil der Regierung und des gesellschaftlichen Etablissements verteufelt. Sie bekommt teilweise Hausunterricht, der sie allerdings nicht sonderlich weit bringt. Den ersten richtigen Kontakt mit Bildung bekommt sie, als sie sich auf den College-Aufnahmetest vorbereitet. Ihr Weg führt sie an die BYU, nach Cambrigde und an die Harvard University. Aber dieser Weg war schwer und langwierig. Während ich hier sitze und diese Rezension schreibe fällt mir einmal mehr auf, wie schwer ihr Weg wirklich war und wie beeindruckend diese Frau ist. Was für ein Vorbild sie ist und für uns alle sein sollte.
Ihr Schreibstil ist der Ernsthaftigkeit der Geschichte perfekt angepasst, die Wortwahl spiegelt die Ereignisse immer in dem Licht wieder, in dem sie am besten zum Verlauf passen. Ist eine Situation besonders wichtig, ist sie so geschrieben, dass sich der Leser bestimmt daran erinnert. Aber auch ohne diesen Stil würde man sich daran erinnern. Man kann gar nicht anders. Diese Biographie ist so eindringlich, so wichtig, man hat das Gefühl, sie musste einfach erzählt werden. Und genauso reißt sie einen auch mit.
Manchmal sitzt man da und stockt, weil das, was man liest einfach nicht wahr sein kann. Ich habe nicht nur einmal aufgeschaut und gedacht, dass das hier einfach keine Biographie sein kann, weil es nicht wahr sein kann. Es ist aber wahr. Und genau das ist einer der Gründe, weshalb ich dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen würde. Weil die Dinge die Dort geschrieben stehen so unglaublich sind, dass jeder sie hören sollte.
Ich weiß, man könnte noch so viel mehr sagen über dieses Buch, aber ich möchte nichts vorwegnehmen. Jeder sollte diese Erfahrung selber machen und es lesen. Denn auch das ist ein Teil Bildung. Lesen, was nicht wahr sein kann und es akzeptieren. Es wirken lassen und darüber nachdenken. Berührt sein und geschockt. Und wenn man es gelesen hat, weiterempfehlen. Denn, auch wenn ich mich wiederhole, ist es mir doch ein großes Anliegen, dass dieses Buch gelesen wird.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Tolles Vinyasa-Yoga Buch für Anfänger und Fortgeschrittene

Yoga Flow Balance
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Einen Yoga-Flow machen, um Stress zu vergessen, oder negatives anzunehmen? Genau das bietet das Buch „Yoga Flow Balance“ von Sinah Diepold. Es vereint einen ersten Teil, indem ein bisschen Wissen über ...

Einen Yoga-Flow machen, um Stress zu vergessen, oder negatives anzunehmen? Genau das bietet das Buch „Yoga Flow Balance“ von Sinah Diepold. Es vereint einen ersten Teil, indem ein bisschen Wissen über Yoga und die Idee die dahinter steckt erklärt wird und einen zweiten Teil, in dem man sich sein eigenes Yoga-Workout mit Hilfe eines Baukasten Prinzips aussuchen kann.

Das Workout besteht jeweils aus einer Meditation zu Beginn, dann einem Warm-Up und Sonnengruß. Als nächstes kommt dann der aus sechs verschiedenen ausgewählte Flow an die Reihe und zum Schluss gibt es ein Cool-down und ein Savasana zum Abschluss.
Die Flows sind alle machbar, manche eher für Anfänger, manche für Fortgeschrittene. Das Buch ist sehr ansprechend und schön bebildert und die Übungen sind sehr gut erklärt.
Ein tolles Buch für Leute die außerhalb ihrer Yoga Stunden oder auch einfach so ein bisschen Lust auf Vinyasa Yoga haben.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Grauenhafte Geschichte mit unglaublicher Sprachgewalt

Im Westen nichts Neues
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Der Roman „Im Westen nichts Neues“ handelt vom 19 Jährigen Paul, der sich, mit seinen Klassenkameraden zusammen, freiwillig gemeldet hat, als Soldat in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Hätte er gewusst, ...

Der Roman „Im Westen nichts Neues“ handelt vom 19 Jährigen Paul, der sich, mit seinen Klassenkameraden zusammen, freiwillig gemeldet hat, als Soldat in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Hätte er gewusst, was auf ihn zukommt, wäre er wohl nicht so motiviert gewesen. Das Buch beschreibt seine drei Jahre an der Front mit äußerster Präzision. Erich Maria Remarque hat ein absolut außergewöhnliches Schreibtalent, welches den Leser nicht loslässt und das Grauen des ersten Weltkrieges mit einer fast schon erschreckenden Nüchternheit beschreibt. Allerdings bleibt es nicht dabei. Denn obwohl einerseits Nüchtern, so ist die Geschichte andererseits voll von Bildern. Voll von schönen Frühlingswiesen und dem Duft von frisch gebackenem Brot.

Ich öffne das Buch und spüre Grauen, Angst und Schmerz.
Ich schließe das Buch und spüre Grauen, Angst und Schmerz.
Es lässt einen nicht los. Die drei Tage, in denen Ich das Buch gelesen habe, waren durchwachsen von Gedanken daran. Wie viele Leute gestorben sind wie die Fliegen. Wie viele Leute Schmerzen hatten. Und wie ein Alptraum ist mir ständig vorgeschwebt, dass auch Paul sterben wird. Und sie sind alle gestorben. Müller, Haie, Kat und alle anderen mit denen man je in Kontakt gekommen ist. Alle sind sie tot.

Es zieht den Leser geradezu in die Geschichte hinein. Remarques unglaubliche Sprachgewalt lässt die Granaten im Garten hochgehen und die Franzosen an die Tür klopfen. Es vermittelt eben die Hilflosigkeit und Angst, die auch die Soldaten erlebt haben. All das wird Wirklichkeit.

Ich denke nicht, dass ich bei einem so brillanten Buch irgendein Wort über die Charaktere oder den Aufbau verlieren muss. Es ist klar, dass der Mann schreiben kann und dass dieses Buch ein absolutes Meisterwerk ist, welches vor Gefühl, Wirklichkeitsnähe und Schönheit nur so strotzt.

Erich Maria Remarque beschreibt Leben du Sterben. Viel Sterben. Aber eben auch das Schöne an der Welt, das trotz allem noch da ist. Das ist der ultimativste Kontrast den man schaffen konnte, denn fährt man zurück an die Front ist man wieder gefangen in einem Alptraum aus Trommelfeuer und Artilleriebeschuss.

Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Es ist nichts für zwischendurch. Man sollte sich Zeit nehmen und darüber reden. Man sollte sich noch einmal klar machen, dass dieses Buch die Wirklichkeit beschreibt und dass noch ein zweiter Krieg folgte. Vielleicht sollte Man dann auch noch denken, dass so etwas lieber nicht noch einmal passieren sollte.

Deshalb geht mit meiner absoluten lese Empfehlung auch eine Warnung raus. Überleg dir gut, ob du dich damit auseinandersetzen möchtest und dieses Buch lesen willst.
Es ist ungemein bereichernd aber hat auch eine gewisse Zerstörungskraft.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Ein unglaubliches,schreckliches Buch

Die Herzen der Männer
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Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes ...

Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes Buch, wobei mir das vielleicht erstmal jemand definieren sollte.

Nickolas Butler erzählt in vier Teilen von der Geschichte dreier Generationen. Der erste Teil spielt 1962, der Zweite 1996, der dritte und der vierte spielen 2019. In jedem Teil sind die Protagonisten des vorherigen Teils erwachsen, was natürlich positiv dazu beiträgt, deren Entwicklung zu begutachten. Der Haupt-Erzählstrang aller Teile spielt im Camp Chippewa, einem Pfadfinderlager im Chippewa County, Wisconsin. Die Protagonisten aller Teile besuchen dieses Camp und es werden einzelne Sequenzen sozusagen zwischengeschaltet, die erklären, was bisher passiert ist.

Der erste Teil zeichnet sich vor allem durch die Brutalität der Charaktere und seine wundervollen Naturbeschreibungen aus. Der zweite spiegelt das nun immer schneller werdende Leben in einer sich langsam digitalisierenden Welt wieder. Im dritten Teil passiert wesentlich mehr als im ersten, es gibt weniger Naturbeschreibungen, also Pausen für den Leser sich zu erholen, die er dringend nötig hat. Nachdem ich die ersten siebzig Seiten gelesen hatte, habe ich einen kompletten Tag Abstand vom Buch genommen um zu verarbeiten, was mir da vor die Füße geworfen wurde.
2019 wird vor allem von Kritik an der Digitalisierung und den sozialen Netzwerken geprägt, was in unsere Zeit ebenso perfekt erfasst wie sie auch durch etwas abgestumpft wird. Diese Abstumpfung des Dritten Teils ist im Endeffekt ebenso ein Rhetorisches Mittel, die Veränderung der Zeit in der Sprache und der Geschichte darzustellen, wie auch die fehlenden Naturbeschreibungen es sind. Die Zeit vergeht schneller, man hat weniger Zeit in die Natur zu schauen, das Handy fängt den Blick immer wieder ab.

Ich denke nicht, dass es nötig ist, sich über die Charaktere zu unterhalten, denn sie sind absolut perfekt, genauso wie es zu erwarten war. Ebenso ist kein einziger logischer Fehler oder ähnliches zu finden, in dieser Hinsicht lässt hier nichts zu wünschen übrig. Man kann ganz einfach sagen: Schreiben kann der Mann

Ich komme nicht ganz Drumherum, seine Bücher zu vergleichen und muss sagen, dass sie sich ganz einfach nicht vergleichen lassen. Sie sind Grundverschieden. Shotgun Lovesongs hat viel mehr Schönheit an sich und ist in wenigster Weise betrübend wohingegen Die Herzen der Männer einfach deprimierend ist. Es ist schlimm und es bleibt es auch. Trotzdem hat es fünf Sterne bekommen und ich spreche von einer Außerordentlichen Schriftstellerischen Leistung.
Was macht das Buch also so gut?
Das, was so besonders ist, ist das Nickolas Butler ein unglaubliches Talent dafür hat, versteckten Sinn hinter seiner Geschichte zu verstecken, darauf, welcher Sinn das ist, werde ich später noch zurückkommen. Aber lasst euch gesagt sein, es ist unglaublich gut, wenn man einfach ein bisschen hinter die Kulissen blickt und versucht zu verstehen, was das alle bedeuten soll, denn es geht einem einfach nicht mehr aus dem Kopf.

So direkt würde ich dieses Buch, so komisch es bei einer fünf Sterne Bewertung klingt, niemandem empfehlen zu lesen, denn es ist eine Qual. Es ist unglaublich anstrengend und nerven zerreißend dieses Buch zu lesen. Dieses Buch ist kein Lesevergnügen und es nicht für Leute geschrieben, die nicht darüber nachdenken und es einfach als langweilig abstempeln. Denn ist es zweifellos manchmal, allerdings geht es hier um weit mehr als um die Geschichte, die erzählt wird.

Was ist mit den Herzen der Männer passiert?
Was Nickolas Butler am Ende mit seinem Buch sagen möchte ist, denke ich, dass die Leute früher auch schon A********** waren, ebenso wie heute, aber das es immer die Möglichkeit gibt, frei zu entscheiden, wer man sein möchte. Man kann sich umschauen, und gucken, was die anderen machen. Und dann kann man sich überlegen was man selber sein will und das kann man dann sein. Ebenso wie es die Protagonisten der Geschichte gemacht haben kann jeder von uns frei entscheiden wer er sein möchte, unabhängig von seinen Einflüssen. In diesem Buch wird gezeigt, das nicht immer alles von den Eltern abhängt und das sich jeder Mensch erstaunlich entwickeln kann.
Wer sich traut das Buch zu lesen und nicht nach siebzig Seiten abbricht, weil es zu viel für ihn ist, der kann hier durchaus ein unvergessliches Lese Erlebnis haben. Es macht nur halt keinen Spaß.



Veröffentlicht am 12.01.2018

Gut recherchiertes und wirklichkeitsnahes Buch

Endland
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Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der ...

Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der NS-Zeit, auch wenn es sich in vielen Punkten ähnelt. Wir sind in einem Deutschland ein paar Jahre nur in der Zukunft. Wir befinden und im dystopischen Roman Endland von Martin Schäuble.

Anton ist Soldat. Er bewacht mit seinem besten Freund Noah (und anderen Kadetten)zusammen die deutsche Grenze vor Flüchtlingen, sogenannten Invasoren. Anton ist voll für das, was die regierende Partei, die Nationale Alternative (darauf komme ich später noch zu sprechen) macht. Er steht voll hinter ihr, im Gegensatz zu Noah. Er ist gegen die Alternative.

Dann gibt es noch Fana. Sie ist eine junge Frau in etwa dem gleichen Alter wie Anton und Noah und lebt in Äthiopien. Fana möchte gerne Ärtzin werden, kann perfektes Deutsch und ist sehr begabt, was den Artberuf angeht. Nur leider steht ihr etwas im Weg.
Als Anton und Fana aufeinander treffen bleibt nicht die Welt stehen und sie verlieben sich auch nicht ineinander.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der drei genannten, perfekt ausgearbeiteten Protagonisten (wobei es eigentlich eher um Anton und Fana geht) geschrieben. Jeder Protagonist hat seine eigene Art zu reden und zu denken. Anton erzählt, Fana erzählt, Noah erzählt. Martin Schäuble schreibt oft in sehr kurzen Sätzen, was gerade bei Anton die Sache noch einmal extra Verdeutlicht. Das ist ernst gemeint.

Am Anfang hatte ich noch etwas Angst, das das eine laffe, ausgedachte Geschichte sein würde, die einfach einen guten Klappentext hat. Aber falsch gedacht. Man merkt schon während dem Lesen, dass das Buch extrem gut recherchiert ist. ich habe tatsächlich keinen einzigen Logik - Fehler gefunden, und das kommt (leider) nicht sehr oft vor bei solchen Zukunftsgeschichten. Der Roman ist gut durchdacht und wird zu einem anständigen Ende gebracht. Leider wird er mit der Charakterlichen Änderung die Anton im Buch macht auch etwas schwächer, d.h. am Ende ist leider etwas vom perfekten Schreibstil verloren gegangen und Anton ist nicht mehr der, der er mal war.

Das Buch ist durchweg spannend und man fiebert wirklich mit den Protagonisten mit und überlegt sich vielleicht auch selbst: Was würde ich in so einer Situation machen?

Was natürlich auffällt ist die extreme Nähe der Nationalen Alternative zur echten Partei Alternative für Deutschland. Der Autor selber macht auch keinen hehl daraus, das die AfD das Vorbild für diese Partei ist. Hinten in den Dankesaussagen steht, dass er auf vielen Wahlkampf Veransaltungen der AfD war und das zu seiner Recherche gehört.

Des weiteren hat er auf einer Lesung, die ich angehört habe, gesagt, dass er tatsächlich theoretisch einfach nur das Wahlprogramm der AfD verwirklicht hat und das die nun mal eine Utopie ist. Viele Wähler wissen tatsächlich gar nicht, was wirklich alles in dem Programm steht, sie wählen sie einfach nur auf Grund der großen Versprechen, die die Partei ihnen gibt. Das nur mal kurz zu der sehr offensichtlichen Ähnlichkeit hier.

Man bleibt auch noch Tage, nachdem man das Buch gelesen hat, nachdenklich, wie es wohl wäre, wenn das so passieren würde. natürlich ist dieser Roman nur ein Gedankenspiel, aber was wäre wenn kann man sich ja immer fragen.

Ich empfehle dieses Buch an alle Leute, die lesen können. Es ist unglaublich bereichernd und liefert zahlreiche neue Denkanstöße zur aktuellen politischen Lage. Ein bisschen öffnet es vielleicht auch denen die Augen, die sie sonst nur halb offen haben. Denn es rüttelt wach, es sagt: Hey, überleg doch mal! Und irgendwie auch: Mach doch was!