Cover-Bild Endland
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 24.07.2017
  • ISBN: 9783446257023
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Martin Schäuble

Endland

Der junge Soldat Anton bewacht die Grenzmauer, die Deutschland umschließt. Er ist begeistert von der Nationalen Alternative, der neuen Regierungspartei, und vom Selbstbewusstsein seines Landes. Seinem besten Freund Noah dagegen ist diese Politik verhasst. Er ist weder für Atomkraft und die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, noch findet er es richtig, dass Flüchtlingen kein Schutz geboten wird. Menschen wie Fana, die nach ihrer Flucht aus Äthiopien im letzten Flüchtlingslager Deutschlands auf Anton trifft und sich mit ihm anfreundet. Als Anton einen tödlichen Anschlag ausführen soll, ist er gezwungen, sich zu entscheiden: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde – und ein freies Leben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2018

Gut recherchiertes und wirklichkeitsnahes Buch

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Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der ...

Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der NS-Zeit, auch wenn es sich in vielen Punkten ähnelt. Wir sind in einem Deutschland ein paar Jahre nur in der Zukunft. Wir befinden und im dystopischen Roman Endland von Martin Schäuble.

Anton ist Soldat. Er bewacht mit seinem besten Freund Noah (und anderen Kadetten)zusammen die deutsche Grenze vor Flüchtlingen, sogenannten Invasoren. Anton ist voll für das, was die regierende Partei, die Nationale Alternative (darauf komme ich später noch zu sprechen) macht. Er steht voll hinter ihr, im Gegensatz zu Noah. Er ist gegen die Alternative.

Dann gibt es noch Fana. Sie ist eine junge Frau in etwa dem gleichen Alter wie Anton und Noah und lebt in Äthiopien. Fana möchte gerne Ärtzin werden, kann perfektes Deutsch und ist sehr begabt, was den Artberuf angeht. Nur leider steht ihr etwas im Weg.
Als Anton und Fana aufeinander treffen bleibt nicht die Welt stehen und sie verlieben sich auch nicht ineinander.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der drei genannten, perfekt ausgearbeiteten Protagonisten (wobei es eigentlich eher um Anton und Fana geht) geschrieben. Jeder Protagonist hat seine eigene Art zu reden und zu denken. Anton erzählt, Fana erzählt, Noah erzählt. Martin Schäuble schreibt oft in sehr kurzen Sätzen, was gerade bei Anton die Sache noch einmal extra Verdeutlicht. Das ist ernst gemeint.

Am Anfang hatte ich noch etwas Angst, das das eine laffe, ausgedachte Geschichte sein würde, die einfach einen guten Klappentext hat. Aber falsch gedacht. Man merkt schon während dem Lesen, dass das Buch extrem gut recherchiert ist. ich habe tatsächlich keinen einzigen Logik - Fehler gefunden, und das kommt (leider) nicht sehr oft vor bei solchen Zukunftsgeschichten. Der Roman ist gut durchdacht und wird zu einem anständigen Ende gebracht. Leider wird er mit der Charakterlichen Änderung die Anton im Buch macht auch etwas schwächer, d.h. am Ende ist leider etwas vom perfekten Schreibstil verloren gegangen und Anton ist nicht mehr der, der er mal war.

Das Buch ist durchweg spannend und man fiebert wirklich mit den Protagonisten mit und überlegt sich vielleicht auch selbst: Was würde ich in so einer Situation machen?

Was natürlich auffällt ist die extreme Nähe der Nationalen Alternative zur echten Partei Alternative für Deutschland. Der Autor selber macht auch keinen hehl daraus, das die AfD das Vorbild für diese Partei ist. Hinten in den Dankesaussagen steht, dass er auf vielen Wahlkampf Veransaltungen der AfD war und das zu seiner Recherche gehört.

Des weiteren hat er auf einer Lesung, die ich angehört habe, gesagt, dass er tatsächlich theoretisch einfach nur das Wahlprogramm der AfD verwirklicht hat und das die nun mal eine Utopie ist. Viele Wähler wissen tatsächlich gar nicht, was wirklich alles in dem Programm steht, sie wählen sie einfach nur auf Grund der großen Versprechen, die die Partei ihnen gibt. Das nur mal kurz zu der sehr offensichtlichen Ähnlichkeit hier.

Man bleibt auch noch Tage, nachdem man das Buch gelesen hat, nachdenklich, wie es wohl wäre, wenn das so passieren würde. natürlich ist dieser Roman nur ein Gedankenspiel, aber was wäre wenn kann man sich ja immer fragen.

Ich empfehle dieses Buch an alle Leute, die lesen können. Es ist unglaublich bereichernd und liefert zahlreiche neue Denkanstöße zur aktuellen politischen Lage. Ein bisschen öffnet es vielleicht auch denen die Augen, die sie sonst nur halb offen haben. Denn es rüttelt wach, es sagt: Hey, überleg doch mal! Und irgendwie auch: Mach doch was!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Zwischen Ideologie und Freundschaft

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Martin Schäuble entführt uns in ein Deutschland, das von der rechtsnationalen Partei die "Nationale Alternative" regiert wird. Kurz nach der Wahl trat Deutschland aus der EU aus, die Atomkraft steht wieder ...


Martin Schäuble entführt uns in ein Deutschland, das von der rechtsnationalen Partei die "Nationale Alternative" regiert wird. Kurz nach der Wahl trat Deutschland aus der EU aus, die Atomkraft steht wieder hoch im Kurs, die Schulpflicht sowie gesetzliche Arbeitslosenhilfe abgeschafft und das Land steuert nun gerade darauf zu 'Endland' zu werden. Die beiden Soldaten und Freunde Anton und Noah befinden sich beide an der Grenze zu Polen und wollen das Land vor Flüchtlingen auf der einen und Deutsch-Flüchtigen auf der anderen Seite schützen. Doch Noah zweifelt stark an der neuen Ideologie.

"In Deutschland machen sich die Leute was vor. Sie ziehen Mauern um sich herum hoch und denken: Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Dabei haben sie sich nur die Augen zubetoniert."

Größer könnte der Kontrast nicht sein: Fana lebt in Äthiopien - ein Land, das dank Klimawandel unter einer immensen Hungerkatastrophe leidet und Menschen kaum noch medizinisch versorgt werden können. Sie möchte einmal Ärztin werden. In Äthiopien stößt sie auf die Karla, die ihr eine Flucht nach Deutschland ermöglicht. In dem letzten übrig gebliebenen Flüchtlingslager treffen Anton und Fana aufeinander. Anton wird jedoch zu einem zweifelhaften Auftrag gezwungen und wird mit ihm vor eine große Zerreißprobe gestellt - zwischen Ideologie und Freundschaft, Zensur, Observation und Flucht, Gefangenschaft und Freiheit. Wird er die richtige Wahl treffen und sich für Fana einsetzen und Noah unterstützen oder die Radikalisierungen und das Chaos vorantreiben?

"Mich hat noch nie eine Schwarze berührt. Wie auch? Im Kindergarten hatten wir nicht mal Türken. Von denen gibt es zwar viele in Deutschland. Aber vor allem im Westen und in der Hauptstadt. Da soll's Klassen ganz ohne Deutsche geben." "Wir sind nicht das Sozialamt der Welt"

Martin Schäuble ist es mit diesem Roman gelungen, ein so wahrscheinlich, unwahrscheinliches Szenario zu erschaffen, das für die heutige Zeit nicht treffender und mitreißender sein könnte. Er beschreibt eindrucksvoll die Anstrengungen der Flucht, die Zweifel an der Gesellschaft und die Vergehen einer nationalen Partei so, als wäre man selbst dabei. Mir ging dieser Roman sehr nahe und ich habe bis zum Ende mitgefiebert; vielleicht ist es eine Art Horror- und Wunschvorstellung (Anfang und Ende) zugleich und gerade das macht es so spannend.

"Warum denken wir Deutschen immer, alle wollen uns was wegnehmen? Müssen nicht die, die nichts haben viel mehr Angst haben?"

Veröffentlicht am 12.10.2017

Aktuelles Thema spannend umgesetzt

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Inhalt: In Deutschland ist die Nationale Alternative an die Macht gekommen und hat allerlei verändert. Unter anderem gibt es keine Schulpflicht mehr, Arbeitslosengeld wurde abgeschafft und es wird Flüchtlingen ...

Inhalt: In Deutschland ist die Nationale Alternative an die Macht gekommen und hat allerlei verändert. Unter anderem gibt es keine Schulpflicht mehr, Arbeitslosengeld wurde abgeschafft und es wird Flüchtlingen kein Schutz mehr geboten. Der Grenzsoldat Anton ist von der neuen Partei begeistert und so ist er Feuer und Flamme, als ihn sein Vorgesetzter mit einem ganz besonderen Auftrag betraut. Bei der Ausführung dieses Auftrages trifft er auf Fana, die nach der Flucht aus Äthiopien hier auf ein freies und selbstbestimmtes Leben hofft. Und ganz hingegen seiner Prinzipien freundet sich Anton mit Fana und anderen Flüchtlingen an. Dann jedoch muss er sich entscheiden auf welcher Seite er wirklich stehen will.

Meinung: „Endland“ ist ein Buch, das sich mit ganz akuten Themen befasst. Nämlich vorrangig dem Fremdenhass, mit dem der Wähler ja auch im letzten Wahlkampf konfrontiert wurde. „Endland“ ist eine Dystopie, die sich mit dem „Was wäre wenn“ beschäftigt. Und zwar eine sehr gut gemachte. Denn das Szenario scheint teilweise gar nicht so fern zu sein.
Im Mittelpunkt stehen drei Protagonisten aus deren Sichtweisen die Geschichte erzählt wird. Da ist zum einen Fana, aus Äthiopien. Sie ist hilfsbereit und freundlich und wünscht sich nichts mehr als Ärztin zu werden. In ihrer Heimat ist dies für sie jedoch unmöglich und so macht sie sich auf den langen Weg nach Deutschland. Ihre Flucht wird nicht allzu detailliert beschrieben, aber die wichtigsten Elemente sind doch drin.
Zum anderen ist da natürlich Anton, der junge Soldat, der sehr mit den Machthabern sympathisiert, jedoch auch betont, dass er vor Fana keinen Kontakt zu Flüchtlingen hatte. Zumindest nicht bis auf die, die er an der Grenze abpassen soll. Anton ist sehr pflichtbewusst, jedoch geblendet von den Parolen der Nationalen Alternative. Allerdings hat diese Figur in dem Buch am meisten Spielraum und konnte mich so das eine oder andere Mal überraschen.
Der letzte im Bunde ist Noah. Er ist Antons bester Freund und ebenfalls Soldat. Allerdings ist er stark gegen die Partei, bzw. hinterfragt deren Ambitionen und Herangehensweisen. So kommt es zwischen den Freunden oft zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Noah ist sehr klug und kennt sich gut mit Computern aus. Ausserdem ist er mutig und steht für das ein, was er glaubt.
Die Charaktere waren mir alle drei auf ihre Art sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern.
Das ganze Szenario und die Umgebung wirken echt und ungekünstelt. Und gerade das macht das Buch so spannend. Dass man das Gefühl hat, dass diese Welt eventuell Wirklichkeit werden könnte und gleichzeitig natürlich hofft, sie wird es niemals werden.
„Endzeit“ zeigt auf schnörkellose und authentische Weise auf, in welche Richtung sich unsere Gemeinschaft niemals entwickeln darf und gerade das macht das Buch lesenswert.

Fazit: Hier wird ein aktuelles Thema spannend umgesetzt. „Endland“ ist gleichzeitig eine gut gemachte Dystopie, aber andererseits auch eine Warnung an unsere Gesellschaft. Auf jeden Fall ist das Buch aber lesenswert.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Ein politischer Thriller für Jugendliche und Erwachsene , wie er aktueller nicht sein könnte.

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Martin Schäuble, Endland, Hanser 2017, ISBN 978-3-446-25702-3

Das neue Buch des Schriftstellers Martin Schäuble ist eine hauptsächlich für Jugendliche geschriebene, aber auch für Erwachsene höchst interessante ...

Martin Schäuble, Endland, Hanser 2017, ISBN 978-3-446-25702-3

Das neue Buch des Schriftstellers Martin Schäuble ist eine hauptsächlich für Jugendliche geschriebene, aber auch für Erwachsene höchst interessante Dystopie, die einem beim Lesen jedoch wegen ihrer Realitätsnähe doch sehr unter die Haut geht.

Die Handlung spielt etwa zwei bis drei Jahre in der Zukunft. Eine der AfD sehr ähnliche Partei namens „Die nationale Alternative“ hat mit absoluter Mehrheit die Wahl gewonnen und die Regierung gebildet.
Die Wehrpflicht ist wieder eingeführt, Flüchtlinge heißen offiziell Invasoren, Deutschland ist aus der EU ausgetreten, hat sich politisch und wirtschaftlich isoliert. Die D-Mark ist wieder Zahlungsmittel, das Kopftuchverbot wird streng gehandhabt und es gibt neue, national gereinigte Lehrpläne an den Schulen. Genauso wie man es im Programm der AfD lesen kann. Obwohl es bei Houllebecqs „Die Unterwerfung“ die Islamisten sind, die in Frankreich an die Macht kommen, zeichnet Schäuble bis auf ein hoffnungsvolles Ende zunächst ein ähnlich düsteres Bild, in dem mit dem Fall Franco A. die Realität sogar, selbst zu des Autors eigener Überraschung, die Fiktion überholte.

Zu den handelnden Personen: Da ist Anton, der gerade seinen Wehrdienst absolviert, politisch stramm rechts eingestellt ist, auf der Linie der „Nationalen Alternative“. Durch seine Homosexualität und die Tatsache, dass sein Partner Noah ein Regierungskritiker ist, ist er erpressbar und kann einen Geheimauftrag, den er bekommt, nicht ablehnen. Eine radikale Splittergruppe der Regierungspartei schickt ihn als angeblichen Flüchtling in ein Flüchtlingslager, damit er dort einen Anschlag verüben soll. Die Begegnung mit den Flüchtlingen dort verändert ihn ganz allmählich, besonders die Begegnung mit der jungen äthiopischen Flüchtlingsfrau Fana, die vor dem Hunger und dem Elend in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen ist und deren Weg von ihrem Leben in Äthiopien bis in das Lager Martin Schäuble sensibel und genau erzählt. Er lässt sie immer abwechselnd mit Anton und Noah zu Wort kommen und erzeugt damit eine ganz besondere Authentizität der drei Personen, ihrem Umgang mit den Verhältnissen und ihrer jeweiligen Veränderung.

Das Buch ist gründlich recherchiert. Man spürt, dass Schäuble sich nicht nur in Äthiopien gut auskennt, sondern auch die Politik der Rechten genau studiert hat. Er hat sein Buch jenen 71 Menschen gewidmet, die in Österreich in einem Lastwagen auf der Flucht erstickten. Sie tauchen in seinem Buch auf, überleben dort aber.

Ein politischer Thriller für Jugendliche und Erwachsene , wie er aktueller nicht sein könnte.











Veröffentlicht am 14.12.2017

Am Ende ist der Anfang...

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Der deutsche Politikwissenschaftler und Journalist Martin Schäuble hat mit “Endland” eine Geschichte von höchster Brisanz geschrieben. Ein dystopischer Roman über Rechtsextremismus, Radikalisierung, Flüchtlingspolitik ...

Der deutsche Politikwissenschaftler und Journalist Martin Schäuble hat mit “Endland” eine Geschichte von höchster Brisanz geschrieben. Ein dystopischer Roman über Rechtsextremismus, Radikalisierung, Flüchtlingspolitik und einem fiktiven Deutschland, in dem eine rechtspopulistische Partei an die Macht gekommen ist. Dramatisch, hochaktuell und sehr spannend umgesetzt. Für Jugendliche ab 14 Jahren und vor allem für Erwachsene.

Ein Deutschland der Zukunft: Eine rechtsnationale Partei hat das Land seit einiger Zeit fest im Griff und so wie viele andere Staaten hohe Grenzmauern errichtet: “Über der acht Meter hohen Betonwand verläuft Stacheldraht. Dreifach. Da passt nicht mal mehr eine Hand durch.” (Zitat aus “Endland” S.32). Hier patrouilliert Anton mit seinem besten Freund Noah, die beide ihren Wehrdienst ableisten.

“Wir kennen uns schon ewig, haben zusammen Abi gemacht. Später will Noah Mark Zuckerberg beerben und außerdem ein neues Google erfinden. Er ist eher so der bescheidene Typ. Ich bin kein Nerd. Ich will was mit Menschen machen, nicht mit Cyborgs. Vielleicht verlängere ich auch erst mal bei der Armee, bis mir was gutes einfällt.” (Zitat S.35)

Die Armee wurde vergrößert, die Aufrüstung ist in vollen Zügen und auch ein neues Bündnis mit Russland Martin Schäuble Endlandist geplant. Den Euro gibt es nicht mehr und aus der EU ist das Land auch schon längst ausgetreten. Noah ist mit alldem nicht wirklich einverstanden. Auch, dass es jetzt keine staatliche Arbeitslosenhilfe mehr gibt, sondern alles privatisiert wurde und die Atomkraftwerke nicht abgeschaltet werden, gefällt ihm gar nicht. Darüber können er und Anton oft streiten, wenn sie nicht gerade Computerspiele zocken und zusammen abhängen. Doch dann erhält Anton einen zweifelhaften Auftrag seines Vorgesetzten…
Fana lebt in Äthiopien in äußerst ärmlichen Verhältnissen. In ihrer Heimat hat — ausgelöst durch den Klimawandel — eine Hungersnot das Land fest im Griff. Sie lebt mit ihren Eltern in einem einzigen Raum. Strom und fließendes Wasser, das gibt es nicht jeden Tag. Fenster müssen sie bei Regen nicht extra schließen, denn sie haben keine. Eine Gemeinschaftstoilette gibt es für das ganze Viertel, in dem sie wohnen. Dennoch will Fana unbedingt Medizin studieren.

“Drei Mal die Woche unterrichte ich Deutsch. Im Krankenhaus verdiene ich viel zu wenig. Ist auch nur ein Aushilfsjob dort. Ich spare für mein Studium. Besser gesagt, ich spare, um während des Studiums nicht zwölf Stunden am Tag arbeiten zu müssen. So wie es derzeit läuft, habe ich infünfzig Jahren das Geld Martin Schäuble Endlandzusammen.” (Zitat S.10) Bis sie eines Tages von einer Deutschen namens Karla angesprochen wird, die ihr einen lukrativen Job in Afar in einem Krankenhaus anbietet. Sie soll dort als Übersetzerin arbeiten. Doch der Alltag ist hart. 18 Stunden Arbeit am Tag — das ist normal. Ihr Zimmer im Gästehaus muss Fana bald verlassen, weil dort Patienten unterkommen müssen. Die medizinische Versorgung ist eine Katastrophe. Doch eines Tages macht Karla Fana einen überraschenden Vorschlag. Sie soll nach Deutschland auswandern: “Und du meinst echt, ich hätte in Deutschland eine Chance?” “Fana, die meisten Länder in Europa sind dicht. Aber in Deutschland kenne ich viele Leute. Die meisten sind Ärzte, Kollegen. Sie können dir helfen. Sie finden einen Job für dich an einer Klinik, so wie in Afar. Und damit finanzierst du dann dein Studium.” “Und das Leben meiner Eltern.”
“Du verdienst in Deutschland an einem Tag, was deine Eltern in einem Monat benötigen.” (Zitat S.57)

Also macht Fana sich mit einem Schleuser auf den gefährlichen Weg nach Deutschland. In ein Land, das Flüchtlinge eigentlich kaum mehr haben will. Und im letzten Flüchtlingslager der Nation trifft Fana auf Anton…

“Endland” wird aus drei Sichten in der Ich-Perspektive erzählt. Es sind alle drei Protagonisten, die abwechseln zu Wort kommen: Fana, Anton und Noah. Vor allem Fanas Lebensgeschichte, die sehr ausführlich geschildert wird, liest sich sehr berührend. Die Sprache ist angenehm und der Erzählstil sehr flüssig. Es gibt eigentlich keine Sekunde, in der man sich irgendwie langweilen könnte, die Spannung wird konsequent aufrechterhalten. Und das Gedankenexperiment, das Martin Schäuble mit seinem Roman wagt, ist gut durchdacht. Lange Zeit hat sich der Autor und Politikwissenschaftler mit der AfD beschäftigt, Wahlkampfveranstaltungen besucht, Gespräche geführt und sich damit auseinandergesetzt, was Menschen so faszinierend an dieser Partei finden. Er ist jedoch auch nach Äthiopien gereist und hat dort vor Ort recherchiert, um seinen Roman glaubwürdiger zu gestalten — und dies ist ihm zweifellos gelungen. Der Titel (“Von wegen Deutschland!”, sagt Noah. “Endland, so müsste man das Land jetzt nennen…”) und das Cover sind ebenfalls sehr passend. Ein tolles Buch für eine Buchvorstellung oder als Klassenlektüre!