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Veröffentlicht am 10.02.2018

Partnersuche mal anders

Mansfield Park
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Partnersuche mal anders: Sie suchen einen zukünftigen Lebenspartner, können sich aber einfach nicht dazu durchringen, online-Dating zu benutzen? Warum fragen sie nicht ihre Tante?
Jane Austens Charakter ...

Partnersuche mal anders: Sie suchen einen zukünftigen Lebenspartner, können sich aber einfach nicht dazu durchringen, online-Dating zu benutzen? Warum fragen sie nicht ihre Tante?
Jane Austens Charakter der Tante Norris war wohl derjenige, der mich am meisten beeindruckt hat. Sie hat eine so eindrückliche Meinung, die gleichzeitig so unglaublich nichtssagend ist, dass es wirklich beeindruckend war ihr beim sein zuzusehen. Mehr tut sie nämlich leider nicht. Entweder sie sitzt in Mansfield Park und kommandiert alle herum oder sie ist bei sich zuhause am anderen Ende des Parks aber trotzdem noch in Mansfield, zumindest körperlich, anwesend und treibt ihr Unwesen. Sie ist ungerecht und selbstverliebt aber außergewöhnlich. Dafür einen kleinen Applaus.
Aber natürlich ist Tante Norris nicht der einzige Charakter in Jane Austens Roman Mansfield Park. Da wären die Schwestern Julia und Maria und deren Brüder Tom und Edmund die ebenfalls, zumindest Teile des Buches, das sich über ca. 12 Jahre hinzieht, in Mansfield wohnen. Der Vater ist natürlich ein „Sir“ namens Thomas und wird das ganze Buch über von allen Beteiligten auch ebenso angesprochen. Seine Frau, die gleichzeitig auch Tante Norris Schwester ist, heißt Lady Bertram, wobei ihre beiden Töchter jeweils und in der der Mehrzahl auch Lady Bertram genannt werden, was doch teilweise Grund zur Verwirrung war. Jetzt gibt es aber noch die Protagonistin zu nennen, die leider auf Grund ihres kleinen unauffälligen Wesens komplett in der Geschichte verschwindet und erst dann wieder erwähnt wird, wenn der Leser von der Umgestaltung des Gartens von Mr. Rushworth(Ich hoffe ich habe ihn richtig geschrieben, wer das ist sage ich jetzt Mal nicht, ich will ja nicht die Spannung rausnehmen…) oder dem Theaterspiel der jungen Leute so genervt ist, das so eine kleine Fanny Price (Das ist ihr Name, also der der Protagonistin;)) dann auch nicht mehr stört und einfach so hingenommen wird. Fanny Price hat im Übrigen einen Bruder (William) der gegen Ende der Geschichte auch noch wichtig wird. Ich könnte hier vermutlich noch ewig mit Charakterbeschreibungen weiter machen, aber soweit ich weiß, ist das nicht der Sinn der Rezension;).
Widmen wir uns doch der in weiten Teilen nicht vorhandenen Handlung der Geschichte. Ich will hier niemanden lange auf die Folter spannen, also sage ich was gesagt werden muss, dass da wäre: Es passiert nichts. Absolut gar nichts. Vielleicht ist das ein wenig übertrieben, da das Buch ja immerhin um die sechshundert Seiten beinhaltet, aber zusammenfassend passiert tatsächlich nicht viel, was auch ein großer Kritikpunkt meinerseits ist. Man kann selbstredend sagen, dass das früher nun einmal einfach in Mode war, dass in einer Geschichte nicht viel passiert ist und dass wir vielleicht auch von der Schnelligkeit in der unser Leben sich abspielt ein bisschen verblendet sind und vergessen haben, wie es ist, wenn man einfach Mal langsam macht und sich nicht hetzt, aber so langsam ist es dann doch ein bisschen übertrieben für meinen Geschmack.
Außer dass es in dem Buch ein bisschen langsam zugeht muss man sich auch mit der Gesellschaft von damals und deren gestelzten Umgangsformen abfinden können, die, wären sie nicht vorhanden gewesen, sicherlich die ein oder anderen unnötigen fünfzig Seiten überflüssig gemacht hätten. Ist die Akzeptanz für diese Dinge gegeben, so steht dem absoluten lesevermögen nichts mehr im Wege, denn das muss man Jane Austen lassen: Schreiben kann sie ja. Man hat als Leser wirklich das Gefühl, die Charaktere kennenzulernen, nicht zuletzt weil sie enorm vielschichtig und genau beschrieben werden.
Ein weiterer positiver Aspekt den man hier och einbringen sollte ist der, wie kompliziert die Handlung bzw. die verschiedenen handlungsstränge die ineinandergreifen tatsächlich sind und wie man den Überblick behalten will. Ich habe mich einfach auf den Standpunkt gestellt, zu versuchen, so viel wie möglich zu behalten und das dann im Gedächtnis zu behalten. Jedem das seine, aber beim Lesen sollte man wirklich gut aufpassen á la „wer ist wer und was will der eigentlich von wem“.
Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Buch auf jeden Fall ein sehr interessantes war, ich es aber nicht weiterempfehlen würde, wenn jemand nicht vorher ein anderes Buch von Jane Austen gelesen hat. Im Übrigen würde ich nicht empfehlen es komplett ohne Vorbereitung zu lesen, das macht wirklich wenig Sinn. Aber wenn es gelesen wird: Gut mitdenken und die Auszeit genießen! Es gibt dem Leser eine gewisse Ruhe und Gelassenheit mit auf den Weg.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Ein unglaubliches,schreckliches Buch

Die Herzen der Männer
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Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes ...

Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes Buch, wobei mir das vielleicht erstmal jemand definieren sollte.

Nickolas Butler erzählt in vier Teilen von der Geschichte dreier Generationen. Der erste Teil spielt 1962, der Zweite 1996, der dritte und der vierte spielen 2019. In jedem Teil sind die Protagonisten des vorherigen Teils erwachsen, was natürlich positiv dazu beiträgt, deren Entwicklung zu begutachten. Der Haupt-Erzählstrang aller Teile spielt im Camp Chippewa, einem Pfadfinderlager im Chippewa County, Wisconsin. Die Protagonisten aller Teile besuchen dieses Camp und es werden einzelne Sequenzen sozusagen zwischengeschaltet, die erklären, was bisher passiert ist.

Der erste Teil zeichnet sich vor allem durch die Brutalität der Charaktere und seine wundervollen Naturbeschreibungen aus. Der zweite spiegelt das nun immer schneller werdende Leben in einer sich langsam digitalisierenden Welt wieder. Im dritten Teil passiert wesentlich mehr als im ersten, es gibt weniger Naturbeschreibungen, also Pausen für den Leser sich zu erholen, die er dringend nötig hat. Nachdem ich die ersten siebzig Seiten gelesen hatte, habe ich einen kompletten Tag Abstand vom Buch genommen um zu verarbeiten, was mir da vor die Füße geworfen wurde.
2019 wird vor allem von Kritik an der Digitalisierung und den sozialen Netzwerken geprägt, was in unsere Zeit ebenso perfekt erfasst wie sie auch durch etwas abgestumpft wird. Diese Abstumpfung des Dritten Teils ist im Endeffekt ebenso ein Rhetorisches Mittel, die Veränderung der Zeit in der Sprache und der Geschichte darzustellen, wie auch die fehlenden Naturbeschreibungen es sind. Die Zeit vergeht schneller, man hat weniger Zeit in die Natur zu schauen, das Handy fängt den Blick immer wieder ab.

Ich denke nicht, dass es nötig ist, sich über die Charaktere zu unterhalten, denn sie sind absolut perfekt, genauso wie es zu erwarten war. Ebenso ist kein einziger logischer Fehler oder ähnliches zu finden, in dieser Hinsicht lässt hier nichts zu wünschen übrig. Man kann ganz einfach sagen: Schreiben kann der Mann

Ich komme nicht ganz Drumherum, seine Bücher zu vergleichen und muss sagen, dass sie sich ganz einfach nicht vergleichen lassen. Sie sind Grundverschieden. Shotgun Lovesongs hat viel mehr Schönheit an sich und ist in wenigster Weise betrübend wohingegen Die Herzen der Männer einfach deprimierend ist. Es ist schlimm und es bleibt es auch. Trotzdem hat es fünf Sterne bekommen und ich spreche von einer Außerordentlichen Schriftstellerischen Leistung.
Was macht das Buch also so gut?
Das, was so besonders ist, ist das Nickolas Butler ein unglaubliches Talent dafür hat, versteckten Sinn hinter seiner Geschichte zu verstecken, darauf, welcher Sinn das ist, werde ich später noch zurückkommen. Aber lasst euch gesagt sein, es ist unglaublich gut, wenn man einfach ein bisschen hinter die Kulissen blickt und versucht zu verstehen, was das alle bedeuten soll, denn es geht einem einfach nicht mehr aus dem Kopf.

So direkt würde ich dieses Buch, so komisch es bei einer fünf Sterne Bewertung klingt, niemandem empfehlen zu lesen, denn es ist eine Qual. Es ist unglaublich anstrengend und nerven zerreißend dieses Buch zu lesen. Dieses Buch ist kein Lesevergnügen und es nicht für Leute geschrieben, die nicht darüber nachdenken und es einfach als langweilig abstempeln. Denn ist es zweifellos manchmal, allerdings geht es hier um weit mehr als um die Geschichte, die erzählt wird.

Was ist mit den Herzen der Männer passiert?
Was Nickolas Butler am Ende mit seinem Buch sagen möchte ist, denke ich, dass die Leute früher auch schon A********** waren, ebenso wie heute, aber das es immer die Möglichkeit gibt, frei zu entscheiden, wer man sein möchte. Man kann sich umschauen, und gucken, was die anderen machen. Und dann kann man sich überlegen was man selber sein will und das kann man dann sein. Ebenso wie es die Protagonisten der Geschichte gemacht haben kann jeder von uns frei entscheiden wer er sein möchte, unabhängig von seinen Einflüssen. In diesem Buch wird gezeigt, das nicht immer alles von den Eltern abhängt und das sich jeder Mensch erstaunlich entwickeln kann.
Wer sich traut das Buch zu lesen und nicht nach siebzig Seiten abbricht, weil es zu viel für ihn ist, der kann hier durchaus ein unvergessliches Lese Erlebnis haben. Es macht nur halt keinen Spaß.



Veröffentlicht am 12.01.2018

Gut recherchiertes und wirklichkeitsnahes Buch

Endland
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Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der ...

Stell dir vor, um Deutschland wäre eine Mauer. Der Euro wäre gegen die Mark eingetauscht, die Wehrpflicht ist wieder eingeführt und es gibt keine Schulpflicht mehr.
Nein, wir sind nicht zurück in der NS-Zeit, auch wenn es sich in vielen Punkten ähnelt. Wir sind in einem Deutschland ein paar Jahre nur in der Zukunft. Wir befinden und im dystopischen Roman Endland von Martin Schäuble.

Anton ist Soldat. Er bewacht mit seinem besten Freund Noah (und anderen Kadetten)zusammen die deutsche Grenze vor Flüchtlingen, sogenannten Invasoren. Anton ist voll für das, was die regierende Partei, die Nationale Alternative (darauf komme ich später noch zu sprechen) macht. Er steht voll hinter ihr, im Gegensatz zu Noah. Er ist gegen die Alternative.

Dann gibt es noch Fana. Sie ist eine junge Frau in etwa dem gleichen Alter wie Anton und Noah und lebt in Äthiopien. Fana möchte gerne Ärtzin werden, kann perfektes Deutsch und ist sehr begabt, was den Artberuf angeht. Nur leider steht ihr etwas im Weg.
Als Anton und Fana aufeinander treffen bleibt nicht die Welt stehen und sie verlieben sich auch nicht ineinander.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der drei genannten, perfekt ausgearbeiteten Protagonisten (wobei es eigentlich eher um Anton und Fana geht) geschrieben. Jeder Protagonist hat seine eigene Art zu reden und zu denken. Anton erzählt, Fana erzählt, Noah erzählt. Martin Schäuble schreibt oft in sehr kurzen Sätzen, was gerade bei Anton die Sache noch einmal extra Verdeutlicht. Das ist ernst gemeint.

Am Anfang hatte ich noch etwas Angst, das das eine laffe, ausgedachte Geschichte sein würde, die einfach einen guten Klappentext hat. Aber falsch gedacht. Man merkt schon während dem Lesen, dass das Buch extrem gut recherchiert ist. ich habe tatsächlich keinen einzigen Logik - Fehler gefunden, und das kommt (leider) nicht sehr oft vor bei solchen Zukunftsgeschichten. Der Roman ist gut durchdacht und wird zu einem anständigen Ende gebracht. Leider wird er mit der Charakterlichen Änderung die Anton im Buch macht auch etwas schwächer, d.h. am Ende ist leider etwas vom perfekten Schreibstil verloren gegangen und Anton ist nicht mehr der, der er mal war.

Das Buch ist durchweg spannend und man fiebert wirklich mit den Protagonisten mit und überlegt sich vielleicht auch selbst: Was würde ich in so einer Situation machen?

Was natürlich auffällt ist die extreme Nähe der Nationalen Alternative zur echten Partei Alternative für Deutschland. Der Autor selber macht auch keinen hehl daraus, das die AfD das Vorbild für diese Partei ist. Hinten in den Dankesaussagen steht, dass er auf vielen Wahlkampf Veransaltungen der AfD war und das zu seiner Recherche gehört.

Des weiteren hat er auf einer Lesung, die ich angehört habe, gesagt, dass er tatsächlich theoretisch einfach nur das Wahlprogramm der AfD verwirklicht hat und das die nun mal eine Utopie ist. Viele Wähler wissen tatsächlich gar nicht, was wirklich alles in dem Programm steht, sie wählen sie einfach nur auf Grund der großen Versprechen, die die Partei ihnen gibt. Das nur mal kurz zu der sehr offensichtlichen Ähnlichkeit hier.

Man bleibt auch noch Tage, nachdem man das Buch gelesen hat, nachdenklich, wie es wohl wäre, wenn das so passieren würde. natürlich ist dieser Roman nur ein Gedankenspiel, aber was wäre wenn kann man sich ja immer fragen.

Ich empfehle dieses Buch an alle Leute, die lesen können. Es ist unglaublich bereichernd und liefert zahlreiche neue Denkanstöße zur aktuellen politischen Lage. Ein bisschen öffnet es vielleicht auch denen die Augen, die sie sonst nur halb offen haben. Denn es rüttelt wach, es sagt: Hey, überleg doch mal! Und irgendwie auch: Mach doch was!

Veröffentlicht am 07.01.2018

Das beste Buch der Welt

Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen
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Ich habe mir dieses Buch auf Grund des Hypes auf Booktube ausgeliehen, weil es ja doch teuer ist. Und ich habe es gelesen. Und es ist sooooo toll!
Aber erst Mal zum Inhalt: Feyre ist ein armes Mädchen ...

Ich habe mir dieses Buch auf Grund des Hypes auf Booktube ausgeliehen, weil es ja doch teuer ist. Und ich habe es gelesen. Und es ist sooooo toll!
Aber erst Mal zum Inhalt: Feyre ist ein armes Mädchen aus einem Dorf nahe der Grenze zum von Fae (Menschen mit besonderen Kräften) bewohnten Land Prythian. Eines Tages erschießt sie einen Wolf mit Pfeil und Bogen und schleppt diesen nach Hause. Dieses Ereignis zieht Spuren denn noch am Ende dieses Tages kommt ein gruseliges sehr großes Tier in ihr Haus und nimmt sie mit nach Prythian. Dann nehmen die Dinge so ihren Lauf. Das ist jetzt eine etwas verkürzte Darstellung…
Die Autorin Sarah J. Maas hat einen unglaublichen Schreibstil, bei dem man alles mit fühlt, was die Protagonistin denkt und fühlt und tut. Es wird nie langweilig weil wortwörtlich auf jeder zweiten Seite etwas Neues passiert.
Die Geschehnisse sind unglaublich einfallsreich und teilweise ist es echt krass was so rauskommt warum der dies gemacht hat und der das, wenn man weiterliest.
Der erste Band ist mit seinen knapp 500 Seiten tatsächlich noch relativ kurz, ich habe ihn innerhalb eines Tages weggelesen, weil er so spannend war, dass ich ihn einfach nicht weglegen konnte.
Der Klappentext mit dem „große Liebe“ und so weiter kommt einem vielleicht etwas kitschig vor, dass ist es aber gar nicht. Man kann so mit Feyre mitfühlen, das alles was sie tut für die Liebe oder auch sonstiges sofort gerechtfertigt werden, einfach dadurch, dass die Autorin es so toll beschreibt.
Ich persönlich bin tatsächlich gar kein so großer Fantasy Fan, fand dieses Buch aber wirklich atemberaubend gut. Es ist wirklich erstaunlich was im Laufe der Geschichte alles passiert.
Die Protagonistin Feyre ist sehr individuell, aber mit viel tiefe gestaltet. Ebenso die andren Charaktere des Buches. Jeder noch so kleine Nebencharakter hat seine eigene Geschichte, die dann später mit dem großen Ganzen verknüpft wird. Auch die Menschenwelt und Feyres Familie kommt nicht zu kurz, auch sie werden gut beschreiben und weisen alle verschiedene Charakterzüge auf.
Das einzige was mich etwas gestört hat, ist das sie sehr oft erwähnt, das sie früher einmal reich waren, obwohl das nur sehr wenig relevant für die Geschichte ist.
Alle sin allem ist diese Reihe wohl mein Jahreshighlight 2017.

Veröffentlicht am 07.01.2018

Unwahrscheinlich komisch

Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens
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Das Haus mit der Nummer 29 ist ein besonderes Haus. Es passieren Dinge, die so skurril sind, das man es nicht glauben möchte, aber die auch wieder irgendwie normal sind, wenn man bedenkt, das die Leute ...

Das Haus mit der Nummer 29 ist ein besonderes Haus. Es passieren Dinge, die so skurril sind, das man es nicht glauben möchte, aber die auch wieder irgendwie normal sind, wenn man bedenkt, das die Leute auch einfach nur ihr Leben leben.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt, deren Überschriften meistens einfach nur kurz angeben, wo im Haus dieses kapitel spielt. Zu Beginn denkt man, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht geschrieben ist. Das stimmt zwar nicht ganz, allerdings wird das erst gegen Ende klar, da jeder Erzähler seinen eigenen unverwechselbaren Erzählstil hat. Sie sind irgendwie alle gleich, aber auch komplett unterschiedlich.
Juliana Kálnay schafft hier wirklich enorme Verwirrung, die bis zum Ende anhält, das man zwar die einzelnen Erzählstränge immer wieder findet, aber die Erzähler ausgesprochen selten ihre Namen nennen, so dass man sie auch nicht so richtig in den Geschichten der anderen wiederfindet. Eben bis man sie und ihre Eigenarten so gut kennt, dass man sie vermutlich überall wiederfinden würde.
Von manchen Erzählern weiß ich allerdings bis jetzt nicht, wer sie eigentlich sind.

Zum Beispiel ein Erzählstrang, bei dem sich einfach zwei Leute über Dinge unterhalten,die im Haus passieren und ihre Meinung darüber äußern. Vielleicht sind es einfach zwei, die zur Gruppe der Chronisch Schlaflosen gehören, oder auch nicht. Aber gerade diese Eigenart, das eben nicht alles erklärt wird und man oft rätseln muss was das eine mit dem anderen zu tun hat, macht das Buch sehr besonders. Man lernt quasi alle Bewohner des Hauses mit ihren intimsten Eigenarten kennen und fragt sich oft, wo bin ich denn hier gelandet. Aber manchmal findet man sich vielleicht auch selber wieder in den Gefühlen oder Machenschaften der Bewohner. Die Geschichte findet in einem relativ großem Zeitraum statt, der mit einem Großen Knall endet, der allerdings ganz leise von statten geht so wie alles andere auch. Es wird hingenommen und als normal angenommen.

Würde man sich stärker damit beschäftigen und das Buch mehrere Male lesen, sich dabei Notizen machen und Nachdenken würde man sicherlich alles verstehen. Der Reiz weiterzulesen und auf das nächste Kapitel zu warten ist groß, denn obwohl es eigentlich nur eine einfache Erzählung komischer Ereignisse ist, ist es doch mit sehr viel Spannung und Hingabe geschrieben, so dass man einfach wissen möchte, wie es weitergeht.

Juliana Kálnay hat hier eine Welt geschaffen, die ganz und gar einzigartig und ohne seinesgleichen steht. Sie hat eine unglaublich einfühlsame, witzige und oftmals komische Geschichte geschrieben, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht.

Ich würde dieses Buch allen Leuten empfehlen, die Lust auf ein Buch mit viel tiefe haben und sich nicht davor scheuen auch mal nachzudenken und sich vielleicht ein paar Notizen zu machen. Wenn das gegeben ist, wird dieses Buch ein phänomenales Vergnügen.

Noch ein Tipp am Rande: Es hat ja nur 186 Seiten, versucht es doch möglichst in einem oder ohne eine anderes Buch dazwischen zu lesen, man verliert schnell den Faden. :)