Partnersuche mal anders
Mansfield ParkPartnersuche mal anders: Sie suchen einen zukünftigen Lebenspartner, können sich aber einfach nicht dazu durchringen, online-Dating zu benutzen? Warum fragen sie nicht ihre Tante?
Jane Austens Charakter ...
Partnersuche mal anders: Sie suchen einen zukünftigen Lebenspartner, können sich aber einfach nicht dazu durchringen, online-Dating zu benutzen? Warum fragen sie nicht ihre Tante?
Jane Austens Charakter der Tante Norris war wohl derjenige, der mich am meisten beeindruckt hat. Sie hat eine so eindrückliche Meinung, die gleichzeitig so unglaublich nichtssagend ist, dass es wirklich beeindruckend war ihr beim sein zuzusehen. Mehr tut sie nämlich leider nicht. Entweder sie sitzt in Mansfield Park und kommandiert alle herum oder sie ist bei sich zuhause am anderen Ende des Parks aber trotzdem noch in Mansfield, zumindest körperlich, anwesend und treibt ihr Unwesen. Sie ist ungerecht und selbstverliebt aber außergewöhnlich. Dafür einen kleinen Applaus.
Aber natürlich ist Tante Norris nicht der einzige Charakter in Jane Austens Roman Mansfield Park. Da wären die Schwestern Julia und Maria und deren Brüder Tom und Edmund die ebenfalls, zumindest Teile des Buches, das sich über ca. 12 Jahre hinzieht, in Mansfield wohnen. Der Vater ist natürlich ein „Sir“ namens Thomas und wird das ganze Buch über von allen Beteiligten auch ebenso angesprochen. Seine Frau, die gleichzeitig auch Tante Norris Schwester ist, heißt Lady Bertram, wobei ihre beiden Töchter jeweils und in der der Mehrzahl auch Lady Bertram genannt werden, was doch teilweise Grund zur Verwirrung war. Jetzt gibt es aber noch die Protagonistin zu nennen, die leider auf Grund ihres kleinen unauffälligen Wesens komplett in der Geschichte verschwindet und erst dann wieder erwähnt wird, wenn der Leser von der Umgestaltung des Gartens von Mr. Rushworth(Ich hoffe ich habe ihn richtig geschrieben, wer das ist sage ich jetzt Mal nicht, ich will ja nicht die Spannung rausnehmen…) oder dem Theaterspiel der jungen Leute so genervt ist, das so eine kleine Fanny Price (Das ist ihr Name, also der der Protagonistin;)) dann auch nicht mehr stört und einfach so hingenommen wird. Fanny Price hat im Übrigen einen Bruder (William) der gegen Ende der Geschichte auch noch wichtig wird. Ich könnte hier vermutlich noch ewig mit Charakterbeschreibungen weiter machen, aber soweit ich weiß, ist das nicht der Sinn der Rezension;).
Widmen wir uns doch der in weiten Teilen nicht vorhandenen Handlung der Geschichte. Ich will hier niemanden lange auf die Folter spannen, also sage ich was gesagt werden muss, dass da wäre: Es passiert nichts. Absolut gar nichts. Vielleicht ist das ein wenig übertrieben, da das Buch ja immerhin um die sechshundert Seiten beinhaltet, aber zusammenfassend passiert tatsächlich nicht viel, was auch ein großer Kritikpunkt meinerseits ist. Man kann selbstredend sagen, dass das früher nun einmal einfach in Mode war, dass in einer Geschichte nicht viel passiert ist und dass wir vielleicht auch von der Schnelligkeit in der unser Leben sich abspielt ein bisschen verblendet sind und vergessen haben, wie es ist, wenn man einfach Mal langsam macht und sich nicht hetzt, aber so langsam ist es dann doch ein bisschen übertrieben für meinen Geschmack.
Außer dass es in dem Buch ein bisschen langsam zugeht muss man sich auch mit der Gesellschaft von damals und deren gestelzten Umgangsformen abfinden können, die, wären sie nicht vorhanden gewesen, sicherlich die ein oder anderen unnötigen fünfzig Seiten überflüssig gemacht hätten. Ist die Akzeptanz für diese Dinge gegeben, so steht dem absoluten lesevermögen nichts mehr im Wege, denn das muss man Jane Austen lassen: Schreiben kann sie ja. Man hat als Leser wirklich das Gefühl, die Charaktere kennenzulernen, nicht zuletzt weil sie enorm vielschichtig und genau beschrieben werden.
Ein weiterer positiver Aspekt den man hier och einbringen sollte ist der, wie kompliziert die Handlung bzw. die verschiedenen handlungsstränge die ineinandergreifen tatsächlich sind und wie man den Überblick behalten will. Ich habe mich einfach auf den Standpunkt gestellt, zu versuchen, so viel wie möglich zu behalten und das dann im Gedächtnis zu behalten. Jedem das seine, aber beim Lesen sollte man wirklich gut aufpassen á la „wer ist wer und was will der eigentlich von wem“.
Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Buch auf jeden Fall ein sehr interessantes war, ich es aber nicht weiterempfehlen würde, wenn jemand nicht vorher ein anderes Buch von Jane Austen gelesen hat. Im Übrigen würde ich nicht empfehlen es komplett ohne Vorbereitung zu lesen, das macht wirklich wenig Sinn. Aber wenn es gelesen wird: Gut mitdenken und die Auszeit genießen! Es gibt dem Leser eine gewisse Ruhe und Gelassenheit mit auf den Weg.