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Veröffentlicht am 21.07.2022

Was für eine tolle Neuinterpretation der Geschichte von Persephone und Hades

A Touch of Darkness
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Wahrscheinlich kommt keiner durch die Schulzeit, ohne nicht wenigstens eine Geschichte der griechischen Mythologie kennenzulernen. Ich muss gestehen, dass mir die Sagen immer gefallen haben und ich sogar ...

Wahrscheinlich kommt keiner durch die Schulzeit, ohne nicht wenigstens eine Geschichte der griechischen Mythologie kennenzulernen. Ich muss gestehen, dass mir die Sagen immer gefallen haben und ich sogar auch danach noch ein paar gelesen habe. Allerdings konnte ich mich nicht mehr an jedes Detail der Geschichte von Persephone und Hades erinnern. Ein bisschen habe ich während der Lektüre noch einmal gegoogelt, um ein paar Details aufzufrischen. Auch wenn dies eine moderne Inszenierung ist, hält sich die Autorin bei „A Touch of Darkness“ doch an viele Details.

Der Leser wird hier in ein modernes Athen entführt, in dem die Götter offen unter den Menschen leben. Sie sind quasi die Prominenz oder die High Society der Griechen und viele Normalsterbliche versuchen diesen nachzueifern. Zunächst fand ich dies etwas merkwürdig, weil es so anders als die Vorstellung von Göttern ist, die ich eigentlich hatte. Aber hier funktioniert dieses Setting ausgesprochen gut.

Die Hauptperson Persephone ist zwar eine Göttin aber wurde von ihrer Mutter eigentlich immer versteckt gehalten, sodass keiner weiß, dass sie eine Göttin ist. Sie kann noch nicht mit ihren göttlichen Gaben umgehen und hat aufgetragen bekommen, dass sie sich von den anderen Göttern fernhalten soll. Bei einer Feier geht sie unbeabsichtigt eine Wette mit Hades, dem Gott der Unterwelt ein. Das Aufeinanderstoßen der Beiden und vor allem auch das Kennenlernen hat mir ausgesprochen gut gefallen. Hades wirkt zwar wie ein unnahbarer sowie düsterer Charakter, aber der Leser versteht nach und nach, warum er so handelt. Falls der Leser seine Beweggründe nicht vollständig versteht, so kann er auch seine Gedanken in den letzten Kapiteln nachlesen, da diese aus seiner Sicht geschrieben sind.

Für mich hatte dieses Buch alles, was ich gerne in einem guten Roman lesen möchte. Die Charaktere waren vielschichtig und hatten ein interessantes Innenleben. Ich konnte ihre Entwicklung nachvollziehen und hatte sogar selber Schmetterlinge im Bauch als ich von ihren aufkeimenden Gefühlen gelesen habe. Gleichzeitig war das Setting mit vielen Aspekten der griechischen Mythologie neuartig und ich habe noch keine ähnliche Geschichte gelesen. Im September wird es eine Fortsetzung geben und ich freue mich schon riesig nach New Athen zurückzukehren.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ist es die europäische Geschichte der Zivilisation oder ist es die Geschichte der Zivilisation aus europäischer Sicht?

Ruin und Erneuerung
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Die titelgebenden Ruinen und der Wiederaufbau in und nach 1945 haben tatsächlich nur eine einleitende Rolle. Viel mehr beschreibt Paul Betts den Wandel, also die angesprochene Erneuerung, die sich in Europa, ...

Die titelgebenden Ruinen und der Wiederaufbau in und nach 1945 haben tatsächlich nur eine einleitende Rolle. Viel mehr beschreibt Paul Betts den Wandel, also die angesprochene Erneuerung, die sich in Europa, aber auch in Asien und Afrika, von 1945 durch das zerstörte Mitteleuropa bis in die Ruinen Palmyras der 2010ner Jahre vollzieht. Dies mag unbedarfte Leser verwundern, denn eigentlich ist ja die Rede von europäischer Ruinen und europäischer Erneuerung. Mit Blick auf das Ende des Buches - nämlich Palmyra - lässt sich dies gut erklären, denn daran zeigt sich schon lange, bevor Betts Handlung einsetzt, die Wandlung von Zivilisation. Palmyra war zur ihrer Glanzzeit eine römische Stadt, weshalb der IS dort auch römische Ruinen zerstörte. Und im römischen Sinne war nun Zivilisation einmal dort, wo römisches Recht galt. So ist und war der Nahe Osten ein Begegnungsraum vieler Kulturen. Insofern lässt sich schon erahnen, dass die zeitliche als auch perspektivische Fokussierung dem Buch gut getan hat.

Betrachtet man den Status Quo in 1945 so fällt auf, dass eine europäische Erzählung auch in Afrika und Asien anknüpfen muss. Die europäischen Imperien hatten noch Kolonien oder wollten diese restaurieren - natürlich alles im Namen der Zivilisation. Dass sich diese Märchen der Kolonisierung spätestens mit dem Ende eben dieser Kolonien zeigte, ließ sich in diversen blutigen Kriegen erkennen. Aber auch Versuch vor und mit Ende ihrer Kolonien sämtliche kulturelle und materielle Substanz in die europäische Heimat zu retten. Heutige übervolle koloniale Archive und Museen sind dafür Zeugen. Und auch in Deutschland ist die Diskussion, um die Repatriierung der Benin Bronzen in breiter Öffentlichkeit ausgetragen worden. Mit dem aufkommenden Ost-West-Konflikt konkurrierten dann schon wieder europäische Mächte um die Gunst nun unabhängiger Afrikanischer Staaten. Aber eben auch der Ost-West-Konflikt ist ein Teil der europäischen Geschichte und wird folglich von Paul Betts abgehandelt.

Tatsächlich stellt sich dem geneigten Leser die Frage, ob es nun wirklich um die Geschichte europäischer Zivilisation geht oder nicht viel mehr um die Geschichte des Begriff der Zivilisation aus der europäischen Perspektive heraus. So oder so ist diese Darstellung wohl eine einzigartige Aufbereitung der übergreifenden Nachkriegsgeschichte aus einer europäischen Perspektive. Paul Betts vermischt galant die Erzählung vom Wandel der Imperien, Aufstieg neuer Staaten, die Schaffung internationaler Organisationen sowie den Ost-West-Konflikt mit ausgewählten Handlungen und Werken einzelner Personen. So entsteht eine eine dichte, stets aneinander anknüpfende Darstellung des Wandels der Zivilisation in und um Europa. Besonderes Lob muss auch den stilistischen Künsten des Autors gemacht werden: Selten verfügen Sachbücher von diesem Format über einen so guten roten Faden und selten werden Inhalte früherer Kapitel so gut aufgenommen und weiterverarbeitet. Bravo! Wer sich für Geschichte interessiert, dem sei diese Werk ans Herz gelegt.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Was für ein gefühlvoller und schöner Roman

Someday, Someday
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Die ersten beiden Teile der „Only Love“ Reihe von Emma Scott haben mir so gut gefallen, dass ich diesem Buch so viele Vorschusslorbeeren gegeben und es daher auch einfach gelesen haben. Ich muss hier ganz ...

Die ersten beiden Teile der „Only Love“ Reihe von Emma Scott haben mir so gut gefallen, dass ich diesem Buch so viele Vorschusslorbeeren gegeben und es daher auch einfach gelesen haben. Ich muss hier ganz ehrlich zugeben, dass ich nicht so motiviert war, diesen Roman zu beginnen, da ich mich auf sehr viel Drama eingestellt habe. In „Forever Right Now“ hat der Leser bereits Max und einiges seiner Hintergrundgeschichte kennengelernt. Ich wusste bereits, dass Max auf der Straße gelebt hat und seine Drogensucht so weit überwunden hat, dass er als Sponsor bei den Anonymen Nacotics ehrenamtlich arbeiten konnte. Daher bin ich davon ausgegangen, dass seine Vergangenheit hier auch eine sehr große Rolle spielt. Wie schön es doch manchmal ist, wenn man falsch liegt und dafür von einer wundervollen, dramafreien Geschichte überrascht wird.

Max hat zwar eine schwierige Vergangenheit und diese wird auch einmal kurz thematisiert, allerdings wird dies nun einfach als gegeben hingenommen und dieser Roman handelt viel eher davon, was er nun mit seiner Zukunft und seinem Neustart in einer neuen Stadt macht. Hier lernt er Silas Marsh kennen, für den er Gefühle entwickelt. Allerdings scheint Silas nicht zu seinen Gefühlen stehen zu können und ihn umgibt ein dicker Panzer. Max hat sich so viel mit sich selbst und seiner Identität auseinandergesetzt, dass er eindeutig weiß, wer er ist und was er gerne möchte. Bei Silas sieht das ganze anders aus. Er ist ein weiteres (fiktives) Beispiel, dass es auch in der heutigen Zeit noch nicht so leicht ist zur Liebe zu stehen und sich zu outen. Er stellt ein Schicksal dar, was relativ radikal zeigt, wie weit wir noch gehen müssen, bis nur noch die Liebe zählt und jede Liebe gleich akzeptiert wird.

Für mich war dieser Roman so stark, weil er einige wirklich wichtige Themen schmerzhaft dargestellt hat, ohne den Leser zu überfordern. Ich bin beim Lesen nicht in einem Loch versunken oder hatte auch nicht das Gefühl, dass die Atmosphäre besonders düster wäre. Das will wirklich etwas heißen, da es hier um Drogenabhängigkeit, Tablettenmissbrauch, Autismus und Homophobie geht. Das sind nicht gerade leichte Themen, aber die Autorin hat sie einfach nur grandios in eine schöne Liebesgeschichte eingebunden.

Obwohl ich anfangs wenig Vorfreude auf dieses Buch hatte, hat es sich als das Schönste der Reihe entpuppt. Die Autorin hat mich so positiv überrascht und mich davon überzeugt, dass ich ihr zu Recht immer wieder Vorschusslorbeeren gebe. In meinen Augen kann man ihre Bücher beginnen ohne vorher die Klappentexte zu lesen, weil einfach alle Geschichten von ihr gut sind. Dieser Roman war allerdings überragend und enthält eine berührende, wundervolle Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Was für eine ehrliche, emotionale Geschichte!

Was ich dir bedeute - Burlington University
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Mit ihren all ihren Buchreihen hat sich Sarina Bowen bereits in mein Herz geschlichen und ich kann ihre Romane mittlerweile eigentlich schon anfangen ohne den Klappentext zu lesen, weil ich einfach weiß, ...

Mit ihren all ihren Buchreihen hat sich Sarina Bowen bereits in mein Herz geschlichen und ich kann ihre Romane mittlerweile eigentlich schon anfangen ohne den Klappentext zu lesen, weil ich einfach weiß, dass die Bücher gut sind und sich lohnen. Ich habe mich somit sehr auf „Was ich dir bedeute“ gefreut, vor allem, da Daphne und Rickie bereits im ersten Teil aufgetaucht sind. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern bei Weitem übertroffen. In meinen Augen ist dies eines der besten Bücher der Autorin, wenn nicht sogar das beste Buch.

Warum ist dieses Buch so viel besser? Diese Frage lässt sich für mich leicht beantworten. Weil es so gut recherchiert ist und ein schwieriges Thema sehr realistisch darstellt. Rickie kann sich an ein ganzes halbes Jahr nicht erinnern und das aus einem guten Grund. Da ich hier nicht spoilern möchte, kann ich hier nur schlecht drauf eingehen, aber sagen wir einfach es gab ein einschneidendes Erlebnis. Zu dieser Thematik habe ich ein paar wissenschaftliche Arbeiten gelesen und habe mich auch mit anderen zu diesem Buch ausgetauscht. Die Darstellung scheint mir ausgesprochen authentisch zu sein und das hat mir sehr gut gefallen. Viele Autoren füllen gerne Probleme aus oder stellen sie dramatischer da, aber die Autorin stellt hier einen lebensfrohen Mann da, der mit allen Mitteln versucht mit seinen Problemen fertig zu werden. Dabei lässt er sich nicht herunterziehen, aber er weiß auch, dass er ohne professionelle Hilfe damit nicht allein fertig wird. Das ist mir sehr nahe gegangen.

Was dieses Buch außerdem so besonders macht ist, dass es nicht nach einem Schema abläuft. Ich habe den Eindruck, dass es immer mehr Bücher mit gleichen Problemen oder Thematiken gibt. Irgendwie sind sich damit viele New Adult Bücher zu gleich und schnell merke ich, dass Romane genauso verlaufen wie schon viele andere Bücher zuvor. Diese Geschichte konnte ich allerdings nicht mit anderen vergleichen, sodass es noch einmal mehr Spaß gemacht hat. Ich habe wirklich die ganze Zeit mit gerätselt, was mit Rickie geschehen ist und war sehr zufrieden mit mir, dass ich einige Hinweise richtig interpretiert habe.

Darüber hinaus hat mir die Beziehung zwischen Daphne und Rickie echt gut gefallen. Die beiden ergeben schöne Kontraste. In Situationen, in denen Daphne viel zu viel nachdenkt, ergreift Rickie einfach die Initiative und holt sie aus ihrer Komfortzone heraus. Da passt der Satz sehr gut, dass sich Gegensätze anziehe. Bei den beiden konnte ich einige Emotionen fühlen und konnte beim Lesen selbst Schmetterlinge spüren.

Als letztes hat mich einfach gefreut wieder nach Vermont zurückzukehren und die Shipley Familie wiederzusehen. Leider scheint es aktuell der letzte Roman aus dieser Reihe zu sein, aber dafür freue ich mich jetzt schon auf die nächste Reihe oder die nächsten Geschichten der Autorin.

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Veröffentlicht am 20.01.2022

Wundervoller historischer Roman mit gut recherchierten Einblicken in die Rolle der Frau

Die Rebellinnen von Oxford - Furchtlos
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Bis dato haben mir alle Teile der „Rebellinnen von Oxford“ gefallen. Lucies Geschichte war für mich ein echtes Juwel, sodass die Erwartungen sehr hoch waren. In Summe wurden meine Erwartungen auch wieder ...

Bis dato haben mir alle Teile der „Rebellinnen von Oxford“ gefallen. Lucies Geschichte war für mich ein echtes Juwel, sodass die Erwartungen sehr hoch waren. In Summe wurden meine Erwartungen auch wieder vollkommen erfüllt, auch wenn ich zunächst etwas skeptisch war. Das Buch startet am Anfang etwas ruhig. Hattie hat auf den ersten Blick keinen starken Kämpfergeist und setzt sich auch nicht so stark für die Suffragetten ein, stattdessen studiert sie Kunst und wirkt durch ihr behütetes Leben ziemlich naiv. Sie ist eine große Romantikerin und hätte gerne, dass ihr Herz von einem Mann erobert wird. Da passt es ihr so gar nicht, dass sie zu einer Ehe mit Lucien gezwungen wird, da sie mit ihm in einer zweideutigen Situation erwischt wird.

Nach den ersten Kapiteln war ich etwas enttäuscht, dass die Geschichte vor allem von Hatties Kunst und ihrer Beziehung zu Lucien handelt. Ich hatte mir gewünscht, dass es auch wieder gute Einblicke in die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert und die ganze Frauenbewegung gibt. Meine Geduld hat sich ausgezahlt und schnell sind immer mehr revolutionäre Gedanken in die Handlung geflossen. Überrascht war ich, dass es hier nicht nur um die Rolle der Frau, sondern auch um die des arbeitenden Volks, besonders der Bergbauern, geht. Es ist somit wieder eine tiefgründige Geschichte, auch wenn sie lockerleicht geschrieben ist.

Besonders gut hat mir hier auch das Nachwort gefallen. Die Autorin erklärt in diesem, in welcher Hinsicht die Handlung authentisch ist und wo sie gegebenenfalls leicht von der Realität abgewichen ist. Ich habe durch das Buch noch einiges gelernt und war begeistert am Ende zu erfahren, dass es nicht erfunden war. Der Leser bekommt somit noch kleine Häppchen der Weltgeschichte beigebracht, während er einen wundervollen, fesselnden Roman liest.

Für mich ist Hatties Geschichte und damit der dritte Teil der Reihe genauso gut wie die Vorläufer. Dieser Reihe ist einfach nur grandios und ich freue mich schon riesig auf den nächsten Band.

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