Ein Appell für zweite Chancen in schöner Ostseeatmosphäre
Zum Glück gibt's Wunder„Zum Glück gibt’s Wunder“ ist der zweite Teil aus Katie Jay Adams ‚Meer für dich-Reihe‘. Das in verschiedenen Pinktönen gestaltete Cover zeigt eine Unterwasserwelt mit Fischen, Seesternen und allerlei ...
„Zum Glück gibt’s Wunder“ ist der zweite Teil aus Katie Jay Adams ‚Meer für dich-Reihe‘. Das in verschiedenen Pinktönen gestaltete Cover zeigt eine Unterwasserwelt mit Fischen, Seesternen und allerlei Meerespflanzen und passt damit hervorragend zu dem in Türkistönen ebenso gestalteten ersten Teil der Reihe. Abgesehen von der starken Meerverbundenheit verrät das Cover inhaltlich hingegen nichts. Wer den ersten Teil - so wie ich - bereits gelesen hat, wird beinahe alle Bewohner des kleinen Ortes Büdnitz an der Ostsee wiedererkennen. Alle anderen Leser nimmt Hauptfigur Saskia nach jahrelanger Abwesenheit mit in ihre Heimat und stellt ihnen die weiteren Charaktere vor. Vielleicht sogar ein leichter Vorteil, auf den ich später noch zurückkomme.
Da ihr Freund Henry beruflich in Deutschland zu tun hat, macht auch Ärztin Saskia von London aus einen Abstecher in ihren Heimatort an der Ostsee. Gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem Vater will sie einen Nachfolger für die Arztpraxis ihrer verstorbenen Mutter finden und außerdem deren Aquamarinring suchen, der sie in den Stürmen des Lebens beschützen soll. Doch nichts läuft wie geplant: Henrys Job zieht sich in die Länge, Praxisnachfolger und Ring bleiben gleichermaßen unauffindbar, Ex-Mann Nick kreuzt immer wieder ihre Wege und ihre beste Freundin Tine scheint auch belastende Probleme mit sich rumzuschleppen. Saskia braucht dringend ein Wunder um endlich guten Gewissens in ihr neues Leben zurückzukehren. Aber will sie das überhaupt noch?
Der 240 Seiten umfassende Roman liest sich sehr flüssig und ist von Katie Jay Adams mit hoher atmosphärischer Dichte verfasst. Wie für einen Wohlfühlroman üblich, kommt die ganz große Spannung nicht auf und der Ausgang ist durchaus vorhersehbar. Trotzdem gibt es einige Spannungsspitzen, denn wenn zwei neu vergebene Ex-Partner aufeinander treffen und noch immer die Funken fliegen bleibt das nicht aus. Gerade wegen ihrer hohen Aktualität gut gefallen haben mir auch die Problematik des Ärztemangels in den ländlichen Gebieten und die ungeprüfte Darstellung bzw. Aufnahme von Informationen aus den (Sozialen) Medien. Obwohl Saskia einen großen Bogen um Klatschpresse und Social Media macht, muss auch sie die Auswirkungen am eigenen Leib erfahren. Natürlich kommt bei ‚Meer für dich‘ auch das Meer nicht zu kurz und lädt mit einigen überaus bildhaften Eindrücken dazu ein dem Wellenrauschen zu lauschen und das Salz in der Luft zu schmecken.
Geschrieben ist der Roman in der Ich-Perspektive, wodurch Saskias Gedankengänge, Beweggründe und Gefühle für den Leser sehr transparent sind und man unweigerlich mit der sympathischen Hauptfigur mitfühlt. Eigentlich liebt Saskia ihr Heimatdorf und ihre Familie sehr und so hat sie vor allem ihrer Familie und ihrer besten Freundin, der alleinerziehenden Tine gegenüber oft ein schlechtes Gewissen. Doch nach ihrer Trennung von Nick zog es sie möglichst weit weg, da sie seine Nähe nicht mehr aushalten konnte. In ihrer neuen Beziehung mit dem reichen Adligen Henry III. schätzt sie vor allem die Ausgeglichenheit und Sicherheit, die er ihr bietet. Allerdings ist es ausgerechnet Nick, der sie bei ihren Angelegenheiten in Büdnitz enorm unterstützt und der alte Gefühle wieder aufflammen lässt. Doch Nick ist mittlerweile mit der arbeitswütigen Anwältin Belle zusammen, die gleichzeitig Kollegin ihres Vaters ist und viel Zeit mit ihrem Bruder Tobias verbringt.
Zu den großen Sympathieträgern unter den Charakteren zählen aus meiner Sicht außerdem Nick, Tine und vor allem ihre Tochter Leni. Vielleicht dreht sich der nächste Teil ja um die letzteren Beiden.
Mein persönlicher kleiner Wermutstropfen ist leider Belle, die ich doch im ersten Teil schon ziemlich lieb gewonnen hatte. Zwar bekommt sie im zweiten Teil nicht allzu viel Raum und verhält sich stets liebenswürdig und freundlich, wirkt aber aus Saskias Sicht ziemlich oberflächlich. Auch Tines Idee, dass sie irgendwann wieder zurück nach Bayern gehen könnte, passt irgendwie nicht so recht zu der Belle, die in Büdnitz doch scheinbar eine neue Heimat gefunden hatte. Allerdings ist sie auch wirklich die einzige Figur, bei der meiner Meinung der Übergang zum zweiten Teil der Reihe nicht ganz harmonisch vonstatten geht.
„Zum Glück gibt’s Wunder“ ist ein wundervoller Roman, der die Wohlfühlatmosphäre mit einem gewissen Maß an Tiefgang verbindet und der Mahnung auf die eigenen Gefühle zu vertrauen und zweite Chancen zu ergreifen.