Humorvoll, lockerer Regency-Roman
Der Viscount und das unerwartete Glück„Der Viscount und das unerwartete Glück“ ist der sechste Teil von Freda MacBrides Regency-Reihe. In diesem, von der Reihe unabhängig zu lesenden Band geht es dieses Mal um die junge Charlotte und den Viscount ...
„Der Viscount und das unerwartete Glück“ ist der sechste Teil von Freda MacBrides Regency-Reihe. In diesem, von der Reihe unabhängig zu lesenden Band geht es dieses Mal um die junge Charlotte und den Viscount Timothy Hornible.
Das Cover zeigt die Rückansicht der Protagonistin im weißen Kleid, die in einem parkähnlichen Anwesen steht und auf ein hochherrschaftliches Gebäude im Hintergrund blickt. Eigentlich ein wirklich hübsches Cover, dass in meinen Augen aber nicht gänzlich zum Roman passen mag. Zum einen erscheinen mir die Farben für einen Regency-Roman viel zu kräftig, zum anderen spielt der Roman in London, also den Stadthäusern der feinen Gesellschaft.
Die ersten Begegnungen zwischen Charlotte und Timothy stehen unter keinem guten Stern, doch als ihre verwitweten Elternteile Gefallen aneinander finden, verbindet die beiden plötzlich ein gemeinsames Ziel: Die ältere Generation soll keinesfalls heiraten. Doch das Vorhaben die Eltern auseinander zu bringen ist einfacher gesagt als getan und Charlotte muss nebenbei auch noch selbst nach einem passenden Ehemann Ausschau halten. Obwohl zwischen Charlotte und Timothy zunächst die Fetzen fliegen, kommen die beiden sich bei ihrer gemeinsamen Mission überraschend näher.
Die Handlung des Romans ist nicht unbedingt sonderlich originell. Auf Bällen und bei gesellschaftlichen Verpflichtungen geht es immer wieder darum die jungen, heiratsfähigen Mädchen möglichst gut und schnell unter die Haube zu bringen. Alles schicklich und im Rahmen der vorherrschenden Konventionen versteht sich. Erfrischend finde ich, dass auch in der älteren Generation Liebe und Heirat eine Rolle spielen. In Anbetracht des offensichtlichen Titels bleibt die große Spannung im Handlungsverlauf allerdings aus. Zu deutlich ist es einfach, wie die Situation für die beiden Protagonisten endet. Lediglich die Frage nach Lady Hornible, Timothy Mutter und Lord Dallingham, Charlottes Vater bringt dem Buch ein wenig unterschwellige Spannung ein. Trotzdem ist der Roman ein echter Pageturner und ich konnte ihn nur schwer aus der Hand legen. Die Kapitel sind abwechselnd aus Charlottes und Timothys Sicht erzählt, wodurch beide Blickwinkel und Handlungen wunderbar nachvollziehbar sind. Der Schreibstil ist sehr flüssig, ausgesprochen anschaulich und mitunter ziemlich amüsant. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich bei Regency-Romanen eigentlich doch einen eher veralteten Sprach- bzw. Schreibstil. Auch wenn dieser sich oft nicht ganz so flüssig lesen lässt, gehört es für mich einfach dazu und macht Roman dieser Ära authentischer.
Die besondere Stärke des Romans liegt meiner Ansicht nach in den Charakteren. Beide Hauptfiguren sind ausgesprochen direkt und ehrlich, zumindest soweit es die gesellschaftlichen Konventionen zulassen. Vor allem für eine junge Frau der feinen Gesellschaft wie Charlotte ist diese forsche Art eher ungewöhnlich, sodass sie aus der breiten Masse heraussticht. In Anbetracht der Kürze des Romans gelingt es der Autorin Freda MacBride vergleichsweise vielschichtige Protagonisten zu erschaffen, deren Charakterzüge sie mal bei gesellschaftlichen Anlässen, mal im privaten Umfeld zum Vorschein bringt.
Insgesamt eine sehr gefällig zu lesende locker-leichte Lektüre mit einer interessanten Protagonistin und (fast) allem, was ein Regency-Roman braucht.