Bewegend, schockierend, aber ein wenig mehr Emotionen hätten sein dürfen
One Small Thing – Eine fast perfekte LiebeRachel ist tot. Die große Schwester von Beth wurde vor drei Jahren von einem Auto überfahren und seit dem ist in ihrer Familie nichts mehr, wie es einmal war. Verständlicherweise.
Und doch ist die 17 - ...
Rachel ist tot. Die große Schwester von Beth wurde vor drei Jahren von einem Auto überfahren und seit dem ist in ihrer Familie nichts mehr, wie es einmal war. Verständlicherweise.
Und doch ist die 17 - jährige, die noch am Leben ist, wie lebendig begraben. Sie darf keinen Hund haben, weil Rachel allergisch war. Sie darf zu keinen Partys, weil ihr ja etwas passieren könnte. Und nun soll sie auch noch von zu Hause aus studieren, damit ihre Eltern sie immer unter Kontrolle haben. Es ist grauenhaft. Beth bricht aus und dabei driftet sie auf eine Katastrophe zu, die immense Ausmaße hat und ihre Welt erschüttern wird.
Charlie Donnelly wurde für drei Jahre ins Gefängnis gesteckt. Nun ist er zurück und versucht sein letztes Jahr an der Highschool zu Ende zu bringen. Wann ist man endlich genug bestraft? Wann darf bzw. kann man Vergangenes lassen wo es ist - in der Vergangenheit? Ist ein 16 - jähriger, der ein Auto klaut und dabei ein Mädchen überfährt, gleichzeitig ein Mörder?
Wie würdest du entscheiden?
Ich für meinen Teil, war im Laufe der Handlung unglaublich wütend. Ich verstehe, dass man als Vater oder Mutter, Schwester oder Freund, wütend auf denjenigen ist, der einem die geliebte Person genommen hat. Man muss denjenigen ja nicht gleich lieben oder in der Familie aufnehmen. Aber wie man Charles in "One Small Thing" behandelt, ja quasi mobbt und diskriminiert, als Fußabtreter missbraucht und nichts als Hass entgegenbringt, hat mich bald zur Weißglut getrieben. Ich wollte ins Buch hüpfen und den Menschen gehörig meine Meinung sagen. Und gerade die, die sich am größten aufspielen, waren am Ende schlimmer, als der Achtung Sarkasmus böse, kriminelle Mörder von der armen Rachel.
Guckt man sich nämlich die Nebencharaktere mal an, wäre ich wahrscheinlich in der Situation von Beth böse ausgerastet. Aber ich muss gestehen, auch wenn sie so ihre Ausbrüche hat, habe ich Respekt vor ihr. Klar ist sie nicht unfehlbar, aber das macht sie sehr authentisch. Eine Mischung aus jungem Mädchen, das selbst noch dringend ihren eigenen Weg finden muss und junger Erwachsene, die reifer ist, als so mancher Volljähriger im Buch.
Ob ihre Eltern, die beste Freundin Scarlett, der Exfreund der Schwester Jeff oder auch andere... Man kann sie quasi alle in einen Sack werfen und drauf kloppen. Es würde nie den Falschen treffen.
Sympathisch sind mir die Menschen aus den Gebieten, die im Buch als schlechtes Umfeld bezeichnet werden. Ich glaube die und Beth haben ihr Hirn noch im Kopf und ansatzweise Herz in der Brust.
Was soll ich abschließend sagen. Die Schreibweise ist flüssig und locker. Die Wortwahl eher jugendlich gehalten, was ja sehr gut zum Setting passt. Mir hat an und für sich die Handlung gefallen, auch wenn sie ein wenig vorhersehbar war. Ab und zu hätte ich mir doch gewünscht, auch einem positiv gesinnten Menschen zu begegnen. Beth stand schon ziemlich alleine da und irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen, dass keiner der Erwachsenen etwas reifer oder intelligenter sein soll. Das war in meinen Augen doch etwas unfassbar. Außerdem hat mir die schnelle Abhandlung am Ende irgendwie das Gefühl der Situation geraubt. Ich hätte mir da ein wenig mehr Input gewünscht um emotional noch einmal richtig mitgetragen zu werden.
Alles in allem ist "One Small Thing" ein Buch, das stark berührt und zum Nachdenken anregt, zumindest was das Gerechtigkeitsgefühl angeht. Alles andere hätte etwas intensiver sein können. Die Hauptcharaktere allerdings hab ich ins Herz geschlossen und Charlie wird absolut unterschätzt.