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Lust_auf_literatur

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Lesenswerter historischer Generationenroman, teilweise etwas seicht

Als Großmutter im Regen tanzte
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💧Dieser Roman stand jahrelang auf den norwegischen Bestsellerlisten und das aus gutem Grund.
Seine Botschaft so essentiell wie zeitlos: Krieg ist furchtbar und verheerend und zerstört Menschen und Gesellschaften ...

💧Dieser Roman stand jahrelang auf den norwegischen Bestsellerlisten und das aus gutem Grund.
Seine Botschaft so essentiell wie zeitlos: Krieg ist furchtbar und verheerend und zerstört Menschen und Gesellschaften nachhaltig.

Trude Teige erzählt in „Als Großmutter im Regen tanzte“ über die Verwerfungen des zweiten Weltkrieges, die sich über drei Generationen erstrecken.

💧Wir begleiten die junge Frau Juni in der Gegenwart, die sich auf die Spuren ihrer verstorbenen Großmutter Tekla begibt und versucht den lange verschwiegenen Familiengeheimnissen auf den Grund zu gehen. Dabei hat sie selbst mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, den sie ist ungeplant und ungewollt schwanger von ihrem gewalttätigen Ehemann, den sie gerade verlassen hat.
💧Auf einer zweiten Zeitebene wird Teklas Geschichte als junge Frau erzählt. Tekla verliebt sich kurz nach dem zweiten Weltkrieg in einen jungen Deutschen, der in Norwegen stationiert ist, bricht mit ihrer Familie und folgt ihm in seine zerstörte Heimat.
Teige schildert nicht nur eindringlich das Schicksal Teklas, sondern das Schicksal eines völlig zerstörten und traumatisierten Landes. Die Passagen in der Stadt Demmin, und später auch die im zerbombten Berlin, basieren auf wahren historischen Tatsachen, die Teige vor Ort recherchiert hat.
Das sind beklemmende Zeilen, die mich nicht kaltlassen. Die Geschichten der Menschen geht mir zu Herzen und Teklas Schicksal rührt mich sehr.

💧Allein schon deshalb würde ich diesen emotionalen Roman, der drei Frauen-Generationen umspannt, weiterempfehlen.
Ich persönlich muss allerdings ein paar Abzüge machen, den gewisse Aspekte des Romans haben mir weniger gut gefallen. Die Rahmenhandlung mit Juni in der Gegenwart ist für mich ziemlich vorhersehbar. Es ist generell einer dieser Romane, bei dem man den Ablauf der Handlung lange im Vorlauf erahnen kann. Und bei dem man bei einer ungewollten und ungeplanten Schwangerschaft sofort weiß, wie sich die Figur entscheiden wird. 💧Auch klar ist, dass nach der Trennung vom gewalttätigen Ehemann sofort das nächste Love Interest am Horizont erscheinen wird. Das nervt mich und verwässert meiner Meinung nach die Kernbotschaft des Romans mit unnötigem Kitsch.
Zudem hätten den Figurenbeschreibungen in meinen Augen ein bißchen mehr psychologischer Tiefe gutgetan.
Aber das ist auf jeden Fall Geschmackssache und nur mein persönliches Empfinden und soll die Leseempfehlung nicht schmälern.

💧Ein gut recherchierter historischer Roman über persönliche Schicksale in einer Zeit des Schreckens und des Umbruchs mit unterhaltsamen Schmökeranteilen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2023

Lesenswerter historischer Generationenroman, teilweise etwas seicht

Als Großmutter im Regen tanzte
0

💧Dieser Roman stand jahrelang auf den norwegischen Bestsellerlisten und das aus gutem Grund.
Seine Botschaft so essentiell wie zeitlos: Krieg ist furchtbar und verheerend und zerstört Menschen und Gesellschaften ...

💧Dieser Roman stand jahrelang auf den norwegischen Bestsellerlisten und das aus gutem Grund.
Seine Botschaft so essentiell wie zeitlos: Krieg ist furchtbar und verheerend und zerstört Menschen und Gesellschaften nachhaltig.

Trude Teige erzählt in „Als Großmutter im Regen tanzte“ über die Verwerfungen des zweiten Weltkrieges, die sich über drei Generationen erstrecken.

💧Wir begleiten die junge Frau Juni in der Gegenwart, die sich auf die Spuren ihrer verstorbenen Großmutter Tekla begibt und versucht den lange verschwiegenen Familiengeheimnissen auf den Grund zu gehen. Dabei hat sie selbst mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, den sie ist ungeplant und ungewollt schwanger von ihrem gewalttätigen Ehemann, den sie gerade verlassen hat.
💧Auf einer zweiten Zeitebene wird Teklas Geschichte als junge Frau erzählt. Tekla verliebt sich kurz nach dem zweiten Weltkrieg in einen jungen Deutschen, der in Norwegen stationiert ist, bricht mit ihrer Familie und folgt ihm in seine zerstörte Heimat.
Teige schildert nicht nur eindringlich das Schicksal Teklas, sondern das Schicksal eines völlig zerstörten und traumatisierten Landes. Die Passagen in der Stadt Demmin, und später auch die im zerbombten Berlin, basieren auf wahren historischen Tatsachen, die Teige vor Ort recherchiert hat.
Das sind beklemmende Zeilen, die mich nicht kaltlassen. Die Geschichten der Menschen geht mir zu Herzen und Teklas Schicksal rührt mich sehr.

💧Allein schon deshalb würde ich diesen emotionalen Roman, der drei Frauen-Generationen umspannt, weiterempfehlen.
Ich persönlich muss allerdings ein paar Abzüge machen, den gewisse Aspekte des Romans haben mir weniger gut gefallen. Die Rahmenhandlung mit Juni in der Gegenwart ist für mich ziemlich vorhersehbar. Es ist generell einer dieser Romane, bei dem man den Ablauf der Handlung lange im Vorlauf erahnen kann. Und bei dem man bei einer ungewollten und ungeplanten Schwangerschaft sofort weiß, wie sich die Figur entscheiden wird. 💧Auch klar ist, dass nach der Trennung vom gewalttätigen Ehemann sofort das nächste Love Interest am Horizont erscheinen wird. Das nervt mich und verwässert meiner Meinung nach die Kernbotschaft des Romans mit unnötigem Kitsch.
Zudem hätten den Figurenbeschreibungen in meinen Augen ein bißchen mehr psychologischer Tiefe gutgetan.
Aber das ist auf jeden Fall Geschmackssache und nur mein persönliches Empfinden und soll die Leseempfehlung nicht schmälern.

💧Ein gut recherchierter historischer Roman über persönliche Schicksale in einer Zeit des Schreckens und des Umbruchs mit unterhaltsamen Schmökeranteilen.

Das Hörbuch wird genau im richtigen Tonfall einfühlsam von der wunderbaren Stimme von Yara Blümel gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2023

Intensive lyrische Spurensuche

Ein Geist in der Kehle
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Die Sunday Times schreibt „Außergewöhnlich, intensiv, lyrisch.“

Genauso.

Dieser wunderbare Roman hat mir außergewöhnlich gut gefallen, das Lesen der lyrischen Sprache ein wahrer Genuss, die behandelten ...

Die Sunday Times schreibt „Außergewöhnlich, intensiv, lyrisch.“

Genauso.

Dieser wunderbare Roman hat mir außergewöhnlich gut gefallen, das Lesen der lyrischen Sprache ein wahrer Genuss, die behandelten Themen intensiv.

Mir war anfänglich nicht ganz klar, dass es nicht um einen fiktiven Roman handelt, sondern um einen stark autobiographisch inspirierten Text.
Doireann Ní Ghríofa verwebt in ihrem Roman ihre eigene Geschichte mit der Geschichte von Eiblhín Dubh Ní Chonaill, einer irischen Adeligen, die im 18. Jahrhundert das Caoineadh geschrieben hat. Das Caoineadh ist ein national sehr bekanntes altes gälischen Klagelied, worin Eiblhín Dubh Ní Chonaill die Ermordung ihres Mannes beschreibt und ihre tiefe Trauer danach.

Ní Ghríofa hat, wie wieviele Schulkinder, den Text in ihrer Jugend kennengelernt und er begleitet sie seither.
Sie beschreibt wunderbar diese intime und verletzliche Zeit nach der Geburt ihrer Kinder und die erste Zeit mit einem neugeborenen Baby. Dieser Kokon aus Liebe und Aufopferung und dem tiefen weiblichen Band, das die Menschen zeitenübergreifend verbindet. Diese Ambivalenz zwischen erschöpfter Leere und Erfüllung. In meinen Augen eine der schönsten und nuanciertesten Beschreibungen von junger Mutterschaft, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

𝙋𝙤𝙚𝙩𝙞𝙨𝙘𝙝 𝙪𝙣𝙙 𝙥𝙧𝙤𝙨𝙖𝙞𝙨𝙘𝙝 𝙯𝙪𝙧 𝙜𝙡𝙚𝙞𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙕𝙚𝙞𝙩.

Ní Ghríofa spürt durch die Verszeilen des Caoineadh eine tiefe Verbundenheit mit Eiblhín Dubh Ní Chonaill und möchte mehr über das Leben der Adeligen erfahren. Eine obsessive Bessesenheit beginnt, die Ní Ghríofa über Jahre begleiten und über schwere Zeiten hinweghelfen wird. Die Autorin wird später selbst in einem Interview sagen, dass sie während des Schreibprozesses wie unter einem Bahn stand und das ist deutlich durch die Zeilen zu spüren. Eine Zwanghaftigkeit, eine Unabdingbarkeit Eiblhín Dubh Ní Chonaills Geschichte zu erzählen.
Getragen von dem Wunsch dieser Frau, deren Anwesenheit so oft aus männlichen Texten gelöscht wurde, eine neue Bedeutsamkeit zukommen zu lassen.

𝘿𝙚𝙣𝙣 𝙙𝙞𝙚𝙨 𝙞𝙨𝙩 𝙚𝙞𝙣 𝙬𝙚𝙞𝙗𝙡𝙞𝙘𝙝𝙚𝙧 𝙏𝙚𝙭𝙩.

Ich habe das Lesen von Ní Ghríofas magischer und lyrischer Sprache sehr genossen und fühlte mich in ihrem Text erkannt und gesehen.
Ich denke, es ist einer dieser Romane, mit dem nicht zwangsläufig jeder warm wird, da die Themen sehr persönlich und intim sind. Von mir eine klare Empfehlung, sich an diesem wunderbaren Roman zu versuchen und sich emotional ganz darauf einzulassen!

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Feminismus- eine emotionale literarische Bestandsaufnahme

Einzeller
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🔸Ein dicker, dicker Kloß aus Trauer und Wut sitzt in meiner Brust. Gerade habe ich das Buch nach dem letzten aufwühlenden Kapitel zugeklappt.

Mein Kopf und mein Herz ist übervoll. Von Gedanken, Gefühlen ...

🔸Ein dicker, dicker Kloß aus Trauer und Wut sitzt in meiner Brust. Gerade habe ich das Buch nach dem letzten aufwühlenden Kapitel zugeklappt.

Mein Kopf und mein Herz ist übervoll. Von Gedanken, Gefühlen und Wünschen.

🔸Gertraud Klemms Romane begleiten mich schon viele Jahre und durch verschiedene Lebenssituationen. Schon lange freue ich mich auf ihren neuen Roman „𝗘𝗜𝗡𝗭𝗘𝗟𝗟𝗘𝗥“. Als ich ihn endlich in Händen hielt, waren die Erwartungen groß und auch ein klein wenig Angst enttäuscht zu werden.

🔸In „𝗘𝗜𝗡𝗭𝗘𝗟𝗟𝗘𝗥“ analysiert Klemm den Versuch einer feministischen Utopie: eine WG, nur aus Frauen bestehend, die solidarisch zusammenleben, als Keimzelle für sozialen Wandel. Zusammengebracht werden die Frauen aus verschiedenen Backgrounds und verschiedenen Generationen von Simone, einer Alt-Feministin des öffentlichen Lebens.
Klemm stellt ihrer Simone eine andere Protagonistin gegenüber, die junge Lilly, die das andere Ende auf der feministischen Skala und der Generationen abbildet.

🔸Doch dieses WG-Setting ist nur kurzfristig der Ausgangspunkt für die ganz großen Themen, die Klemm hier aufmacht. Alles vor dem Hintergrund eines Landes, durch das ein Rechtsruck geht, vor dem Hintergrund einer Welt, in der, in immer mehr Ländern die Frauenrechte beschnitten werden, in der Gewalt gegen Frauen zum Alltag gehört.
Die Geschichte entwickelt sich rasant und auch Simone und Lilly gehen durch persönliche Entwicklungen, die ich hier nicht vorweg nehmen will….
Es ist Klemms große Stärke, mit prägnanten Sätzen ganze Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, die noch länger in mir nachhallen. Klemms Schreibkunst bewirkt, dass ich Simones Wut fühlen kann, aber auch Lilliys noch so junge Resignation.
Klemm kritisiert mit ihrem Roman ganz deutlich die feministischen Grabenkämpfe der letzten Jahre und benennt die Ursachen aber auch die Konsequenzen.
Ihre Figuren stehen stellvertretend für verschiedene Standpunkte und bieten viele Diskussionsmöglichkeiten.
Für mich besonders interessant war das Themenfeld Mutterschaft und Feminismus, das so viele komplexe Fragen stellt und so wenig Auswege.

🔸Insgesamt ein Roman, der danach schreit, besprochen und diskutiert zu werden, der wütend machen soll und nachdenklich.
Hat bei mir funktioniert und doch dieses Gefühl der Trauer hinterlassen. Eine kleine Resignation?

🔸Eine große Leseempfehlung für diesen großartigen Roman, der mich emotional auf voller Breitseite erwischt hat!

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Interessante Themen, in der Ausarbeitung für mich nicht überzeugend

Nur ein paar Nächte
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🔸Die Kurzbeschreibung des Romans hat mich unglaublich neugierig gemacht und ich hatte, so dachte ich, grob eine Ahnung, welche Themen Neidhardt behandeln wird.
Aber ich hatte ja keine Ahnung.

🔸Aber ich ...

🔸Die Kurzbeschreibung des Romans hat mich unglaublich neugierig gemacht und ich hatte, so dachte ich, grob eine Ahnung, welche Themen Neidhardt behandeln wird.
Aber ich hatte ja keine Ahnung.

🔸Aber ich möchte mit etwas anderem beginnen. Grundsätzlich möchte ich meine Begeisterung aussprechen, dass sich immer mehr Autor:innen dem vielfältigen und komplexen Kanon der Elterngefühle annehmen und das in immer vielfältigeren Konstellationen!
Auch Neidhardt reiht sich hier ein und bringt mit seinem Roman wichtige Aspekte als Diskussionsgrundlage mit.
„Nur ein paar Nächte“ bezeichnet die Zeitdauer, die Bens Vater Emil, wieder bei Ben unterkommen will, nachdem er von seiner Frau, Bens Mutter, wegen Fremdgehens vor die Tür gesetzt wurde. Ben hat allerdings mit diversen eigenen Issues zu kämpfen, schließlich zieht er seit ihrer Geburt vor 12 Jahren seine Tochter Mia alleine groß. Mias Mutter Orna wollte nie ein Kind, anders als Ben, und nach einer ungeplanten Schwangerschaft, machen beide einen Deal: Mia bricht die Schwangerschaft nicht ab, aber Ben wird sich komplett alleine um das Mädchen kümmern.

🔸Dieses Ausgangszenario bietet für Neidhardt die ideale Ausgangbasis, um vielschichtige und komplexe Geschichten zu erzählen. Das tut er zweifellos. Ich persönlich finde allerdings keinen Zugang zu Neidhards letztendlicher Ausarbeitung.
Ich möchte fair sein und die Punkte, die mir nicht gefallen haben, offen benennen, obwohl ich aus Sympatie zu den gewählte Themen und dem Autor eine gewisse Beißhemmung verspüre.
Der große Schwachpunkt Neidhardts ist in meinen Augen die Ausarbeitung seiner Figuren, bei denen neben den Hauptfiguren noch eine ganze Palette an Nebenfiguren auftaucht, alle mit diversen eigenen Themen. Es fehlt mir hier an Tiefe und Athentizität, sie wirken auf mich wie Abziehbildchen ohne Ecken und Kanten.
Thematisch ist der Roman komplett überladen, ich kann ohne Spoiler gar nicht aufzählen wie viele Türen Neidhardt hier aufstößt, kurz hinausschaut, aber letztendlich nicht konsequent über die Schwelle tritt.
🔸Auch emotional bleibt Neidhardt an der Oberfläche, Gefühle werden zwar benannt, aber nicht auf ihre Ambivalenz oder Abgründigkeit hin abgeklopft. Das kann als Anregung zum eigenen Denken verstanden werden, ich hätte mir oft mehr Subtilität und Zwischentöne gewünscht.

Insgesamt war der Roman für mich ein nettes Leseerlebnis, das in meinen Augen einiges an Potential verschenkt.

🔸Trotz meiner Kritikpunkte und mangelnden Begeisterung wünsche „Nur ein paar Nächte“ viele Leser:innen, da es einen niederschwelligen Einstieg in viele ungewöhnliche Themen bietet, die Neidhardt unzweifelhaft unterhaltsam und lesenswert bearbeitet hat!

Macht euch selbst ein Bild von diesem Roman!

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