Lesenswertes Debüt mit einigen Schwachstellen
22 BahnenGleich vorweg: dieser Roman war leider kein richtiges Highlight für mich. Die Leseprobe und die Kurzbeschreibung fand ich durchweg vielversprechend, doch dieses Versprechen konnte der Roman nicht erfüllen…
Wahl ...
Gleich vorweg: dieser Roman war leider kein richtiges Highlight für mich. Die Leseprobe und die Kurzbeschreibung fand ich durchweg vielversprechend, doch dieses Versprechen konnte der Roman nicht erfüllen…
Wahl erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von Tilda, einer leicht nerdigen Mathematikstudentin, und ihrer Familie. Die besteht noch aus ihrer alkoholkranken Mutter und ihrer 10-jährigen Schwester Ida. Neben Geld verdienen und Studium ist Tilda zusätzlich damit voll eingespannt sich um die beiden und den Haushalt zu kümmern. Sie trägt sehr viel Verantwortung.
Um dieser Belastung für eine Weile zu entfliehen geht sie täglich ins Schwimmbad und schwimmt 22 Bahnen.
Dort taucht irgendwann Viktor auf, ein Geist aus ihrer Vergangenheit. Tilda findet Viktor anziehend, weiß aber nicht, ob sie sich auf eine Bekanntschaft einlassen kann und will, denn es gibt da noch ein Geheimnis, dass Tilda belastet…
Mit einer Promotionsstelle in der nächsten Großstadt öffnet sich eine weitere Fluchtmöglichkeit. Aber was wird dann aus Ida, wenn die Mutter wieder einen Aussetzer hat?
Die Beschreibung der Schwesternbeziehung hat mir am besten gefallen und die Charakterentwicklung der beiden weiblichen Hauptfiguren.
Außerdem möchte ich den besonderen Schreibstil Wahls positiv hervorheben. Wie sie mit der direkten Rede arbeitet, gefällt mir sehr gut und macht den Roman und die Figuren wunderbar lebendig!
Weniger gut gefallen hat mir persönlich die Beschreibung der Beziehung zwischen Tilda und Viktor. In Ansätzen stelle ich mir so Yound Adult Literatur vor: der körperlich in allen Details beschriebene attraktive Viktor, der zusätzlich sehr geheimnisvoll und sehr schweigsam ist und erstmal auch nicht emotional verfügbar ist….I mean…Geschmackssache.
Auch die Situation in Tildas bei zu Hause und die, mit der Alkoholsucht der Mutter verbundenen Probleme, können mich nicht überzeugen. Für mich wird nicht ganz klar psychologisch herausgearbeitet, warum Tilda in dieser Situation feststeckt. Sicher, da ist die kleine Schwester, für die sie sich schon immer verantwortlich fühlt, dennoch gäbe es viele Optionen…
In meinen Augen ein sehr solides, wenn nicht ganz ausgereiftes, Debüt der Wahlrostockerin (😅), das ich gerne, aber nicht begeistert gelesen habe.