Sehnsucht nach den Bergen
»Hier oben zu sein hat keine Bedeutung – das zu begreifen, ist das Schwierigste.«
Der Tag, an dem Walter Welzenbach seinen ersten Berg bestieg, bestimmte sein Leben: Nie wieder würde er etwas anderes ...
»Hier oben zu sein hat keine Bedeutung – das zu begreifen, ist das Schwierigste.«
Der Tag, an dem Walter Welzenbach seinen ersten Berg bestieg, bestimmte sein Leben: Nie wieder würde er etwas anderes wollen. Jetzt steht er auf seinem letzten Gipfel, der 8188 Meter hoch ist, und blickt auf seine Einsamkeit, nur um zu erkennen, dass »...die Sehnsucht schöner ist als ihre Erfüllung.« (S.324)
Mit diesem Buch entführt Toine Heijmanns seine Leser in atemberaubende Höhen. Er gibt Einblick in menschliche Abgründe, stellt Fragen nach Bergkameradschaft in der Todeszone und nach dem Sinn des (Bergsteiger)Lebens. Gleichzeitig geht er der Frage nach, was Menschen den Bergen antun und die Berge den Menschen.
»Machen wir uns nichts vor: Wir trampelten den Berg zu Tode.« (S.149)
Heijmanns erzählt die Geschichte zweier fiktiver Bergsteiger und Freunde, Lenny Tichy und Walter Welzenbach. Die Nachnamen entlehnt er bei zwei realen Bergsteigern: Herbert Tichy (1912-1987), einem österreichischen Bergsteiger und Wilhelm „Willo“ Welzenbach (1899-1934), der 1934 an der Deutschen Nanga-Parbat-Expedition teilgenommen hat. Welzenbach starb beim Abstieg am Nanga Parbat (8.125 Meter) an Erschöpfung.
In diese Geschichte eingeflochten sind auch die großen Mythen und Legenden des Bergsteigens, von Francesco Petrarca bis Edmund Hillary, von Toni Kurz bis Reinhold Messner. In zahlreichen Zitaten lässt er andere Bergsteiger zu Wort kommen, wie zum Beispiel aus Seite 201 Wanda Rutkiewicz (1943-1992), die als eine der wichtigsten Frauen im Bergsport gilt.
»Ich suche den Tod nicht, aber ich habe nichts gegen die Vorstellung, in den Bergen zu sterben. Die meisten meiner Freunde sind dort und warten auf mich.« ()
Am Kangchendzönga erfüllt sich im Mai 1992 ihr Schicksal. Sie gilt seither als verschollen.
Der Niederländer Heijmanns, in dessen Heimat die höchste natürliche Erhebung, der Vaalserberg, gerade einmal 322,4 m hat, lässt seine Leser an großen Triumphen und Tragödien seiner Protagonisten teilhaben. Das gelingt ihm vor allem durch Walter, der als Ich-Erzähler diesen Roman dominiert. Vor allem die Gedanken, die ihm auf dem Weg zu seinem letzten Gipfel durch den Kopf gehen, machen auch die Leser nachdenklich. Dabei ist es unerheblich, ob es sich hier um einen Bergbegeisterten handelt, der alles, auch seine Gesundheit der (Sehn)Sucht unterordnet oder jemanden, der die Berge lieber von unten sieht.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Roman über zwei fiktive Bergsteiger, der in einfühlsamen und doch eindringlichen Worten von der (Sehn)Sucht nach den Bergen erzählt, 5 Sterne.