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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2024

Eine berührende Familiengeschichte

Das erste Licht des Sommers
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Man muss nicht unbedingt 'An den Ufern von Stellata' gelesen haben, um in 'Das erste Licht des Sommers' eintauchen zu können. Die Teile der Familiengeschichte lassen sich unabhängig voneinander lesen. ...

Man muss nicht unbedingt 'An den Ufern von Stellata' gelesen haben, um in 'Das erste Licht des Sommers' eintauchen zu können. Die Teile der Familiengeschichte lassen sich unabhängig voneinander lesen. Daniela Raimondi, die Autorin, erzählt die Geschichte der Familia Casadio über mehrere Generationen hinweg, verbindet gekonnt Erzählstränge aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen miteinander und gestattet tiefe Einblicke in die Charaktere ihre Protagonisten. Der Roman beschäftigt sich mit Thematiken wie Freundschaft, mit Erwachsen werden und mit der Wandlung von Gefühlen im Laufe des Lebens. Melancholisch mit tiefgreifenden Emotionen zeigt sich dieser Roman.
Obwohl es einer der kältesten Tage des Jahres war als Norma zur Welt kam, bescheinigte ihr die Hebamme eine Schönheit wie das erste Licht des Sommers. Gemeinsam mit ihrer Cousine Donata wächst sie bei der liebevollen Großmutter Neve auf. Mit Elia verbindet die beiden eine herzliche Freundschaft während ihrer Kindheit. Als Norma nach England geht, verlieren sich die drei Freunde aus den Augen. Doch als sie vom Tod Donatas erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Elia fängt sie auf und aus Freundschaft wird Liebe. Doch hat diese Verbindung Bestand?

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Fremde Heimat

VERMINTE HEIMAT
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Ruben Gantis schildert in 'Verminte Heimat' ein Südafrika fernab der Vorzeigelandschaft mit den Wildparks und tüchtigen Rangern, welches den Touristen und Besuchern präsentiert wird. Er schreibt über ein ...

Ruben Gantis schildert in 'Verminte Heimat' ein Südafrika fernab der Vorzeigelandschaft mit den Wildparks und tüchtigen Rangern, welches den Touristen und Besuchern präsentiert wird. Er schreibt über ein Land, das geprägt ist von Korruption, dem Wunsch in die Zeiten der Apartheit zurückzufallen, von den noch immer rassistischen Anfeindungen trotz vermeintlich demokratischem Wandel und vom wachsenden Einfluss der Chinesen auf die Wirtschaft. Ungeschönt spricht er über die Gier nach dem glänzenden Metall, dem Gold, ein Statussymbol für Wohlstand und Macht.
Jaron sucht nach dem Tod seiner Frau Zuflucht in der alten Heimat, will sich in Südafrika nach zwanzig Jahren eine neue Existenz und ein Leben im Kreise seiner verschollenen Familie aufbauen. Dabei gerät er in gefährliches Fahrwasser. Denn falsche Freunde nutzen seine Arglosigkeit aus.
Es lohnt sich, einen Blick hinter die Kulissen der fernen Welt zu werfen.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Es lebe der Schlager

Ich liebe Schlager
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Wenn die Welt des Schlagers die einzige und beherrschende Angelegenheit im Leben eines fanatischen Fans ist, können die Nerven schon mal verrücktspielen und ein Burnout zwingt zur Ruhe und Gelassenheit. ...

Wenn die Welt des Schlagers die einzige und beherrschende Angelegenheit im Leben eines fanatischen Fans ist, können die Nerven schon mal verrücktspielen und ein Burnout zwingt zur Ruhe und Gelassenheit. Thommie Andras muss sich zwar in psychiatrische Behandlung begeben, um eine Verschnaufpause von seinem kräftezerrenden Hobby einzulegen. Doch gelingt es ihm tatsächlich abzuschalten? Ob dieser obsessive Held mit all seinen Handlungen der Traumtyp der Schlagerverehrung ist, muss jeder selbst für sich entscheiden.
Bernd Mannhardt erfreut den Lesenden mit einer witzigen, humorvollen Parodie auf den Schlager, die in Erinnerungen an die große Zeit der unvergessenen Melodien schwelgt und diese zum Mitträllern bereithält.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Weg in die Emanzipation

Ex-Wife
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Das Jahr 1929 ist geprägt durch die große Weltwirtschaftskrise. Die New Yorker Börse erleidet einen Crash und löst damit eine jahrelange Depression aus. Der anonym veröffentlichte Roman 'Ex-Wife' von Ursula ...

Das Jahr 1929 ist geprägt durch die große Weltwirtschaftskrise. Die New Yorker Börse erleidet einen Crash und löst damit eine jahrelange Depression aus. Der anonym veröffentlichte Roman 'Ex-Wife' von Ursula Parrott sorgt mit seinen einhunderttausendfach verkauften Exemplaren für einen handfesten Skandal. Denn eine geschiedene Frau gilt in der konservativ eingestellten feinen Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika zur damaligen Zeit als unzumutbar, wird in die Rolle der impossible woman gedrängt. Fast einhundert Jahre später greift der S.Fischer Verlag dieses sensible Thema mit der Neuverlegung des in die deutsche Sprache übersetzten Romans auf und legt uns eine Geschichte vor, die durch seine Aktualität auch 2024 besticht.
Patrica, die Protagonistin, ist 24 Jahre alt, hat vor drei Jahren sehr jung geheiratet, liebt ihren Mann Peter, der nach dem Verlust des gemeinsamen Sohnes sich außerehelich vergnügt und das auch noch offen als naturgegeben darstellt. Diese Tatsache kann die Ehefrau nur schwer akzeptieren. Sie ist tief gekränkt und schlittert ebenso in einen Seitensprung, der Auslöser zur Trennung des Ehepaares sein wird als Hilde ihrer Möglichkeiten bei Peter erahnt. Patrica kämpft um ihre Ehe doch vergebens und flüchtet sich schließlich in die Ablenkung, in der Party, Alkohol, andere Männer eine wesentliche Rolle in den Goldenen Zwanziger Jahren New Yorks spielen.
Beeindruckend schildert die Autorin das Leben einer geschiedenen Frau, die in den Zwängen der gesellschaftlichen Regeln ihren Weg der Selbstbestimmung und des Glücks sucht. Die Entwicklung der Gedanken und Handlungen verdeutlichen in beeindruckender Weise das soziale Leben und das Zeitgeschehen.
Ich kann diesen Roman sehr gern empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Leidenschaftliche Krisenbewältigung

Auf allen vieren
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Die namenlose Künstlerin und Ich-Erzählerin ihrer Geschichte, die gemeinsam mit ihrem Mann und dem Kind in L.A. zu Hause ist, stürzt mit Mitte vierzig in eine Identitätskrise als sie erfährt, dass sie ...

Die namenlose Künstlerin und Ich-Erzählerin ihrer Geschichte, die gemeinsam mit ihrem Mann und dem Kind in L.A. zu Hause ist, stürzt mit Mitte vierzig in eine Identitätskrise als sie erfährt, dass sie sich in einem Zustand der Perimenopause befindet. Sie stellt sich etwas panisch die Frage was das nun für sie bedeutet. Unsichtbarkeit als Frau? Fehlende Libido? Verschwinden in die Bedeutungslosigkeit? Etwas panisch und völlig überstürzt plant sie akribisch bis ins letzte Detail eine Reise mit dem Auto nach New York. Doch sie kommt nicht weit. In einem kleinen schäbigen Motel unweit ihrer Heimatstadt lässt sie sich ein Zimmer luxuriös ausstatten und beginnt dort ein ungezwungenes, scheinbar freies Leben auf Zeit, in dem sie sich mit einem jungen Hip Hop Tänzer auf sehr ungewöhnliche Art auseinandersetzt, was Wirkung auf ihr Leben haben wird.
Unkonventionell, sehr direkt und ebenso spicy gestaltet Miranda July ihren Roman 'Auf allen vieren'. Sie greift unangenehme, vermeintlich tabuisierte Themen als selbstverständlich auf und gestaltet diese provokant in ihrer interaktiven Darstellung, nimmt den Tanz als eine exponierte Ausdrucksform. Was bedeutet es zu altern als Frau ist die zentrale Frage und welche Einflüsse haben vergangene Ereignisse auf die Gedankenwelt?
Ein etwas anderer Roman, der den Stoff für weiterführende Gespräche besitzt.

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