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Veröffentlicht am 12.01.2025

Familienverhältnisse

Findet mich
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Doris Wirth nimmt in ihrem Roman 'Findet mich' die schleichenden Veränderungen in Erwins Familie genauer unter die Lupe und lässt aus wechselnder Perspektive rückblickend über einen Zeitraum vom Zweiten ...

Doris Wirth nimmt in ihrem Roman 'Findet mich' die schleichenden Veränderungen in Erwins Familie genauer unter die Lupe und lässt aus wechselnder Perspektive rückblickend über einen Zeitraum vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart drei Generationen berichten. Konflikte zwischen den Generationen enden in müden Kompromissen. Erwin, ein Mitfünfziger, ist die zentrale Figur der Geschichte. Er bricht aus, aus der für ihn zu eng gewordenen Welt und flüchtet sich ins Ungewisse, weg aus seinen gewohnten Umfeld und hinterlässt auf den Weg seiner unkontrollierten Flucht kleine und große Hinweise, damit seine Spur verfolgt werden kann. Es zeigt sich immer deutlicher, wie stark er unter Kontrollverlust leidet, ein Zeichen für dem ihn zersetzenden Erfolgsdruck in einer leistungsorientierten Gesellschaft.
Die Autorin präsentiert uns einen gesellschaftskritischen Roman, der sich mit dem klassischen Rollenbildern kritisch auseinandersetzt, Ängste und Wünsche offenlegt.
Der Roman stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024.

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Veröffentlicht am 11.01.2025

Die Projektoren

Die Projektoren
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Ein gewaltiges Werk von über eintausend beschriebenen Seiten präsentiert uns Clemens Meyer in seinem Roman 'Die Projektoren'. Es geht um den Krieg in Jugoslawien, um einen Partisanen, der sich später sein ...

Ein gewaltiges Werk von über eintausend beschriebenen Seiten präsentiert uns Clemens Meyer in seinem Roman 'Die Projektoren'. Es geht um den Krieg in Jugoslawien, um einen Partisanen, der sich später sein Geld als Komparse bei Indianerfilmen verdient. Wir begegnen einem Neonazi, der in den kroatischen Bürgerkrieg zieht. Auch Dr. May aus der Leipziger Heil- und Pflegeanstalt wird thematisch behandelt.
Es ist ein Sammelsurium an Handlungsstränge, die sich zeitlich zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Heute bewegen, über Gewalt und Krieg berichtet und Historien mit Karl Mays Erfindungsreichtum paart.
Dieser Roman verlangt nach Ausdauer.

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Veröffentlicht am 11.01.2025

Die junge Dichterin

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
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Stefan Cordes stellt in seinem Historischen Roman 'Billie' eine junge Frau, fast noch ein Kind, in den Mittelpunkt seiner Geschichte, die Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Greifswald und Umgebung ...

Stefan Cordes stellt in seinem Historischen Roman 'Billie' eine junge Frau, fast noch ein Kind, in den Mittelpunkt seiner Geschichte, die Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in Greifswald und Umgebung spielt. Sibylla Schwarz ist die Tochter des Bürgermeisters. Ihre Familie und ihre Freunde nennen sie Billie. Sie ist aufgeweckt, neugierig, lernbegierig und hat ein sehr helles Köpfchen, ganz zum Leidwesen ihres jüngeren Bruders Georg, dem das Lernen so gar keinen Spaß bereiten will. Neben den Pflichten im Haushalt zieht es sie immer wieder in die Bibliothek des Hauses, zu den Büchern, die auf sie eine magische Anziehung ausüben. Das Lesen und Schreiben erlernt sie mit Hilfe ihres großen Bruders. Schon bald übt sie sich in der Dichtkunst, mit dem Wunsch unsterblich zu werden wie die großen Poeten aus längst vergangenen Tagen.
Stefan Codes lässt seine Protagonistin ihre Lebensgeschichte selbst erzählen, vom eintönigen Alltag in der Küche oder bei der Stallarbeit, von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und der Besetzung ihrer Stadt durch die Katholiken, vom Verliebtsein und natürlich von ihrer großen Leidenschaft dem Schreiben, dass ihr in der ausschließlich von Männern dominierten Zeit äußerste schwer gemacht wird. Als Leser fiebert man mit diesem lebenslustigen Teenager, der soviel Kraft und Mut aufbringt, um seine Vorstellungen von einem erfüllten Leben wahrwerden zu lassen. Dieser beeindruckenden Leistung setzt der Autor mit seinem Roman ein Denkmal.
Ich gebe sehr gern meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.01.2025

Stillstand – Fluch oder Segen

Für immer
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Maja Lunde legt mit 'Für immer' wiederum einen Roman vor, der neben seiner außerordentlich unterhaltenden Form sich thematisch herausfordernd gibt, weil man sich ständig in der Position des Fragenden befindet. ...

Maja Lunde legt mit 'Für immer' wiederum einen Roman vor, der neben seiner außerordentlich unterhaltenden Form sich thematisch herausfordernd gibt, weil man sich ständig in der Position des Fragenden befindet. Was wäre, wenn – ja, wenn es plötzlich zum Stillstand jeglicher Entwicklungsmöglichkeiten für die Menschheit auf unserem Planeten Erde kommt. Ist es Fluch oder Segen, der uns zu Individuen machen würde, die keinen Wissensfortschritt mehr generieren könnten, die ein immerwährendes Morgen geschenkt bekämen, ohne ein absehbares Ende, deren tödliche Krankheiten keine lebensbedrohlichen Zustände mehr erreichen, wo nicht mehr geboren und gestorben werden kann. Was für ein Dasein erwartet den Menschen in einer derartigen Situation, welche Fragen stellt er sich unweigerlich und vor allem wie wird die plötzliche Konfrontation mit diesem Existenzmodell mental verarbeitet, verkraftet?
Das sind sehr spannende Fragenstellungen, die die preisgekrönte Schriftstellerin und Drehbuchautorin hier zur Diskussion stellt, Denkanstöße auch für ähnliche geartete Szenarien gibt, indem sie ihre Protagonisten mögliche Wege beschreiten lässt, die immer menschlich erscheinen, doch stets im vorgelegten Konzept einen bitteren Beigeschmack haben. Denn des einen Glück ist des anderen Leid, was natürlich zu unbequemen Fragen führt bezüglich des gewohnten Daseinsbildes im Vergleich zur neuen, aktuellen Gegebenheit des Stillstandes. Sehr schnell werden Antworten von den verantwortlichen Politikern eingefordert.
Ein Buch, dass in seiner Komplexität einen gewaltigen Nachhall verursacht, bei dem es Spaß macht, in das Gedankenkarussell einzusteigen und eigene Maßstäbe für akzeptable Lebensformen zu entwickeln.
Ich gebe sehr gern meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.01.2025

Ein Blick auf unsere Gesellschaft

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
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Anika Decker lässt in ihrem Roman 'Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben' ein Spiegelbild unserer modernen Gesellschaft entstehen, welches sich mit sehr aktuellen Themen wie Lebenspartnerschaft ...

Anika Decker lässt in ihrem Roman 'Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben' ein Spiegelbild unserer modernen Gesellschaft entstehen, welches sich mit sehr aktuellen Themen wie Lebenspartnerschaft mit großem Altersunterschied, patriarchale Statussymbole, Machtspiele großer Konzerne, Sucht nach oberflächlicher Medienpräsenz aber auch mit Lebensfreude und tiefgründigen Überlegungen zu Wertvorstellungen, Lebensinhalten, respektvollem menschenwürdigen Verhalten scharfzüngig, urkomisch und gleichzeitig lebensnah auseinandersetzt. Ein wenig Familienzwist ist auch noch dabei. Mit einem geschulten Blick hinter die Kulissen des Alltags werden Schwächen zu Stärken und umgekehrt. Es gibt kein perfekt, eher die Suche nach dem ganz persönlichen Glück, das nicht immer die gesellschaftliche Anerkennung genießt und dennoch einfach nach Normalität verlangt. Denn was gibt es Schöneres als die Liebe?
Nina, geschieden, Mutter erwachsener Kinder stößt auf totale Ablehnung in ihrer Familie, als ihre neue Beziehung zu einem wesentlich jüngeren Mann bekannt wird. Doch ihr turbulenter Alltag wird von Existenzangst, Sorge um die Mutter und frauenfeindlichen Tabuthemen überschattet, denen sie sich stellt. Dabei bekommt sie Hilfe von ungeahnter Stelle.
Ich bin sehr tief eingetaucht in die Geschichte, die einen gewissen Sogcharakter an Unterhaltung nicht leugnen kann. Meine Leseempfehlung gebe daher ich sehr gern.

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