Seichte Unterhaltung
Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der WellenDie Meerjungfrau, deren Name von einem Menschen nicht ausgesprochen werden kann, war schon von klein auf anders als ihre Familie. Ihre Neugier treibt sie trotz aller Warnungen immer wieder aus den sicheren ...
Die Meerjungfrau, deren Name von einem Menschen nicht ausgesprochen werden kann, war schon von klein auf anders als ihre Familie. Ihre Neugier treibt sie trotz aller Warnungen immer wieder aus den sicheren Tiefen des Ozeans an die Oberfläche. Für eine Meerjungfrau nicht ungefährlich, denn dort gibt gibt es Boote, Menschen und Netze. Und genau darin verfängt sie sich eines Tages: im Netz eines Fischer. Doch sie hat Glück. Der Fischer Jack liebt und respektiert den Ozean und so lässt er seinen seltsamen Fang mit den verzaubernden, sturmgrauen Augen wieder frei. Vergessen kann er sie jedoch nicht und auch die Meerjungfrau fühlt sich von der Einsamkeit in seinem Blick angezogen.
Also folgt sie ihm und bleibt schließlich über viele Jahre bei ihm.
Die Geschichte von einer Meerjungfrau, die in einem Dorf im Norden lebt dringt schließlich bis nach New York zu dem Museumsdirektor P.T. Barnum, der gerade auf der Suche nach einer neuen Sensation für seine Ausstellung ist. Barnum glaubt nicht wirklich an Meerjungfrauen, aber er glaubt an seine Fähigkeiten als Trickster und den Willen der Leute für Kuriositäten zu bezahlen. Also schickt er seinen Freund, den ehemaligen Anwalt Levy Lyman, in den Norden, die vermeintliche Meerjungfrau zu finden und nach New York zu bringen. Levy hat bedenken, nicht nur am Wahrheitsgehalt der Gerüchte, sondern auch an den Absichten von Barnum und besteht, sollte es ihm gelingen sie ins Museum zu bringen, auf einen fairen Arbeitsvertrag mit angemessener Bezahlung für die Meerjungfrau. Sie können sich einigen und so macht er macht sich schließlich auf den Weg.
Die Meerjungfrau muss sich nun entscheiden. Bleibt sie an der vertrauten Küste oder begibt sie sich nach New York, um mehr von der Welt und den Menschen darin zu entdecken? Soll sie sich dafür zum Ausstellungsstück machen lassen?
Christina Henry hat nun mit „Die Chroniken der Meerjungfrau“ einem weiteren Klassiker einen neuen Touch verliehen.
Die Geschichte ist allerdings nicht so düster und aufregend wie man es nach der Alice-Trilogie oder selbst vom Klapptext her erwartet hätte.
Die Autorin schreibt in ihrer gewohnt flüssigen Art. Man kann ihr leicht folgen und es liest ich wirklich sehr angenehm.
Die Charaktere sind ansprechend. Sie sind vielschichtig dargestellt und machen Entwicklungen durch.
Der Meerjungfrau merkt man an, dass ihre Begegnung mit den Menschen und deren mit unter sehr konservative Ansichten sie teilweise verwirren, aber auch ihre Spuren hinterlassen. Sie hat das Denken einer modernen Frau zu einer Zeit in der Frauen allgemein als Besitz ihrer Männer gelten. Das beeinflusst auch die Menschen in ihrem direkten Umfeld. Selbst die sympathischeren Charaktere, wie zum Beispiel Levi Lyman, sind nicht ohne Fehler und P.T. Barnum ist nicht einfach nur der egoistische, geldgierige Trickbetrüger, sondern auch Familienvater, dem das Wohl seiner Frau und Kinder durchaus nicht egal ist. Das alles macht sie greifbar. Unterstützt wird das auch durch die wechselnden Perspektiven der Erzählung, wobei die der Meerjungfrau überwiegt.
Der Handlungsverlauf ist stellenweise überraschend, aber nie wirklich unvorhersehbar.
Es ist eine schöne, nicht unbedingt langweilige, aber auch nicht besonders aufregende Geschichte einer Meerjungfrau, die durch ihre Neugier auf neue Wege geführt wird.
Die Erwartung eine düstere Version der kleinen Meerjungfrau zu lesen ist nicht zu treffend. Tatsächlich basiert diese Meerjungfrauengeschichte weder auf der Version von Disney, noch Hans Christian Andersen, sondern der historischen Person P.T. Barnum.
Möchte man einfach ein paar ruhige Abende mit einem netten Buch ins Reich der Fantasy abtauchen, dann ist „Die Chroniken der Meerjungfrau“ genau das richtige. Für düstere Abenteuer wendet man sich lieber einem von Christina Henrys anderen Werken zu.