Kluger Einblick in eine Ehe
Es geht mir gutEs ist der erste Sonntag im November und Kathleen beschließt nicht mit ihrer Familie in den Gottesdienst zu gehen, sondern stattdessen den Tag im Pool der Wohnanlage zu verbringen. Und damit ist sprichwörtlich ...
Es ist der erste Sonntag im November und Kathleen beschließt nicht mit ihrer Familie in den Gottesdienst zu gehen, sondern stattdessen den Tag im Pool der Wohnanlage zu verbringen. Und damit ist sprichwörtlich der gesamte Tag gemeint. Virgil, ihr Mann, dagegen geht den normalen Sonntagsbeschäftigungen nach und wird zusehends nervöser und irritierter über das Verhalten seiner Frau.
„Ist wirklich alles in Ordnung, Liebes?“ […] „Es geht mir gut“, sagte sie. S. 5
Diese Konversation taucht im Laufe des Tages immer wieder auf und ist nur zu verständlich, fehlt ihm doch die Innenschau Kathleens, in deren Genuss wir Lesenden kommen.
Es ist ein dünnes Büchlein, das perfekt für jetzige sonnige Wochenende geeignet ist. Denn es wirft uns so unmittelbar in die Ehe der beiden in den 1960igern in den USA, dass es sich wunderbar in einem Rutsch weglesen lässt. Jessica Anthony benötigt keine ausschweifende Sprache um die zwischenmenschlichen Verhältnisse zu veranschaulichen. Immer mehr erfahren wir im Lauf der Rückblicke über die gemeinsame Beziehung und die jeweilige Sicht auf ihre Ehe und die moralischen Werte der beiden. Abwechselnd begleiten wir Kathleen im Pool und Virgil beim Golf in ihren Gedankengängen. Wie stehen sie zum Thema „Fremdgehen“, wie nehmen sie ihr Gegenüber wahr, was denken sie über ihre Paarbeziehung?
Gerade Kathleen zeigt für mich eine faszinierende Stärke. Sie ist vermeintlich eine typische Hausfrau ihrer Zeit, doch im Verlauf der Handlung zeigt sich ihr starker Wille und ihr Weg des stillen Aufbegehrens auf überraschende Weise.
Für mich war es ein kurzweiliges und kluges Lesevergnügen über zwischenmenschlichen Themen und die Ehe, dass ich Euch gerne empfehle.