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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2024

Gelungener Sammelband

Schaurige Nächte
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Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle ...

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle in England des viktorianischen Zeitalters, mal auf dem Land, mal in London und jahreszeitlich im Winter. Somit passt das Buch perfekt in die jetzige Zeit.
Wie der Titel bereits verspricht, sind es düstere, schaurige Geschichte, die aber nicht zu gruselig werden. Leichte Gänsehautmomente sind bei der einen oder anderen, aber definitiv dabei.
Manche der Autorinnen waren mir vorher bereits bekannt und stellten für mich einen zusätzlichen Anreiz dar, die Sammlung zu lesen. Allen voran Laura Purcell und Jess Kidd. Aber auch die Geschichten der anderen Schriftstellerinnen ließen sich gut lesen. Dabei konnten mich nicht alle gleichermaßen begeistern, aber das versteht sich für mich von selbst, bei so einem Band.
Besonders gefallen haben mir „Chillinghams Rollstuhl“ und „Gefangen“.
Wenn Ihr also Lust habt auf Geistergeschichten, Stühle, in denen sich Körperformen abdrücken oder auch wissen wollt, was es mit den hypnotischen Aal-Sängern auf sich hat.
Dann kann ich Euch diesen Band guten Gewissens empfehlen.
Für mich war es definitiv ein stimmiges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.12.2024

Aktueller Roman über Freundinnenschaft

Hot Mess
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Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das ...

Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das zentrale Thema dieses Romans. Er erzählt die Geschichte von drei Frauen, die sich erst im Verlauf der Handlung kennenlernen. Zum einen gibt es Joanne, frisch Mutter und die erste mit Baby im Freundinnenkreis. Somit fühlt sie sich nicht nur mit der neuen Situation überfordert, sondern auch von ihren Mädels nicht verstanden.
Die zweite ist Lexi, eine Influencerin, die mit ihrer besten Freundin im gemeinsamen Podcast ihr Leben und ihre Freundschaft vermarktet und merkt, dass sich das nicht mehr richtig anfühlt.
Und die dritte ist Claire, die das Gefühl hat, dass ihre Freundinnen sie ausschließen und ihr gegenüber nicht mehr ehrlich sind.
Alle drei sind Anfang dreißig, erleben einschneidende Momente in ihrer momentanen Situation und sind gezwungen zu entscheiden, welche Freundschaften echt sind. Dabei lernen sie nicht nur neue Menschen, sondern auch sich ganz anders kennen.

Es ist ein Roman, der in einem locker, flockigen und modernen Sprech geschrieben ist. Es ist leicht in die Handlung einzusteigen und den drei Frauen zu folgen, immer wieder gibt es Szenen, die mich schmunzeln lassen. Gleichzeitig veranschaulicht er gut, wie auch Freundschaften dem Lebenswandel unterworfen sein können und dass nicht alle Kindheitsfreundschaften Bestand haben können. Zusätzlich befasst sich die Geschichte ab einem späteren Punkt sehr intensiv mit dem Thema psychischer Gesundheit/Krankheit und veranschaulicht die Auswirkungen für Betroffene und ihr Umfeld sehr plastisch.

Mit der Figur Claire hatte ich zu Beginn etwas Mühe, schien sie mir, für ihr Alter, doch recht naiv. Das konnte ich gegen Ende dann aber in einen anderen Kontext setzen und somit fühlte es sich dann stimmiger an.

Allerdings gibt es auch immer wieder Szenen, die mir einfach „too much“ waren, wo ich nicht ganz mitgehen konnte. Beispielsweise Joanne in den Aussagen ihrem Partner gegenüber. Oder auch Situationen, die mir dann doch zu oberflächlich und konstruiert gehandhabt wurden. Aber das ist mein persönliches Empfinden.

Insgesamt ist es ein gut zu lesender Roman zum Thema Freundinnenschaft, der mich, in Kombination mit dem herausfordernden Thema psychische Krankheit, überrascht hat.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Gelungen und kurzweilig

Pi mal Daumen
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Das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen hat mir mein letztes Wochenende verschönert. Zuerst war ich etwas skeptisch, ob es wirklich das richtige Buch für mich ist. Aber bereits ab der ersten ...

Das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen hat mir mein letztes Wochenende verschönert. Zuerst war ich etwas skeptisch, ob es wirklich das richtige Buch für mich ist. Aber bereits ab der ersten Seite zuckten meine Mundwinkel immer wieder nach oben und ich wurde köstlich unterhalten.
Gerade weil Oscar, der 16jährige Überflieger, emotional und sozial leider durchaus Nachholbedarf hat, bringt er die Dinge unverstellt auf den Punkt. Seine Aussagen ließen mich immer wieder auflachen, auch, wenn ich öfter froh war, nicht sein Gegenüber sein zu müssen. Durch den Einblick in seine Gedanken werden seine Handlungen und Aussagen aber nachvollziehbar und er ist mir ans Herz gewachsen.
Genauso wie seine Kommilitonin Moni, die mit Anfang 50 und ihrem äußeren Erscheinungsbild, ebenso aus der Masse der Studierenden heraussticht, wie Oscar.
Diese beiden haben sich zwar nicht gesucht, aber definitiv gefunden und bilden ein wunderbar schräges und sympathisches Duo.
Monis Privatleben und ihre Familienbiografie sind an Thementiefe durchaus nicht ohne, kümmert sie sich doch permanent um ihre drei Enkelkinder, während sie nebenbei mit mindestens drei Jobs jongliert. Finanzielle Schwierigkeiten, Zeitnot und stereotype Erwartungshaltungen, bezüglich ihrer möglichen intellektuellen Voraussetzung, sind nur ein kleiner Ausschnitt davon.
Doch Alina Bronsky hat einen so locker-witzigen Schreibstil, dass hier keine Schwere aufkommt. Sie veranschaulicht immer wieder die Unkenntnis und Irritation von Oscar, der aus einem gut situierten Haushalt kommt und gleichzeitig zeigt, wie unrealistisch sein Weltbild doch ist. Moni dagegen ist ein unheimlich starker Charakter, mit funktionierenden Strategien und einem übergroßen Herz für alle um sie herum.

Mir bleibt abschließend nur zu sagen, lest es am besten selbst, wenn Ihr Lust auf gute und kurzweilige Unterhaltung habt. Dieser Roman macht einfach gute Laune.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Gelungene Geschichte über was im Leben zählt

9 Grad
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Josies Leben gerät aus den Fugen. Seit der Schulzeit sind Rena und sie beste Freundinnen. Doch als Rena plötzlich gesundheitliche Schwierigkeiten bekommt, hinterfragt diese ihr Leben und rüttelt damit ...

Josies Leben gerät aus den Fugen. Seit der Schulzeit sind Rena und sie beste Freundinnen. Doch als Rena plötzlich gesundheitliche Schwierigkeiten bekommt, hinterfragt diese ihr Leben und rüttelt damit auch an Josies Überzeugungen. Noch mehr Chaos und Unsicherheit verursacht das Kennenlernen von Lee, ihrem neuen Freund. Denn bereits beim ersten Date erzählt er ihr von seiner Depression. Halt und ein ganz neues Hochgefühl erlebt sie dagegen beim Eisbaden im 9 Grad kalten Fluss.

An dieses Buch bin ich mit einer gewissen Unsicherheit herangegangen. Das Cover zog mich tatsächlich an, inhaltlich war ich mir dagegen nicht sicher, ob es mich überzeugen können würde. Und was soll ich sagen, es hat sich gelohnt.

Elli Kolb hat eine ganz eigene Stimmung und Atmosphäre in ihrem Roman geschaffen, der ich mich kaum entziehen konnte. Immer wieder habe ich gemerkt, wie ich beim Lesen ruhiger geworden bin, es mich entschleunigt hat Josies Gedanken zu folgen. Dabei ist es inhaltlich keine leichte Kost. Neben dem Thema Depression und was es bedeuten kann mit einer betroffenen Person eine Beziehung einzugehen, kämpft die Hauptfigur vor allem mit ihrem eigenen Körperbild, ihrer Körperwahrnehmung. Die Autorin verdeutlicht hier anschaulich, was das „Norm-Schön-sein“ mit uns macht und wie tief verankert diese Vorstellung des Optimalen in uns ist.
Ihr Schreibstil ist bildhaft und beschreibend. Sie trifft, für mich, mühelos den Ton junger Erwachsener und immer wieder ist es mir passiert, dass ich festgestellt habe, dass sie genau meine Gedanken dazu in die richtigen Worte gepackt hat.

Was das Eisbaden betrifft, habe ich mit großem Interesse gelesen, welche Auswirkungen das auf unseren Körper hat bzw. haben kann. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich mich dazu jemals überwinden können werde.

Gerne empfehle ich Euch dieses bewegende Debüt mit sympathischen Charakteren und einer gelungenen Tiefe in der Handlung.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Ehrliche und gelungene Gedanken zweier Brüder

Intermezzo
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"Ehrlich gesagt, wir mögen uns nicht besonders. Seit seiner Pubertät. Er hasst mich, weil er mich für ein arrogantes Arschloch hält, und ich verachte ihn, weil ich finde, er ist ein beschissener Loser." ...

"Ehrlich gesagt, wir mögen uns nicht besonders. Seit seiner Pubertät. Er hasst mich, weil er mich für ein arrogantes Arschloch hält, und ich verachte ihn, weil ich finde, er ist ein beschissener Loser." S.347

Damit ist schon sehr viel gesagt, über die Brüder Peter und Ivan, die durch die Beerdigung ihres Vaters wieder aufeinander treffen. Warum ihr Verhältnis allerdings so ist, erfahre ich erst später, über viele Seiten hinweg.
Sally Rooney wechselt von Kapitel zu Kapitel die Erzählperspektive zwischen den beiden Brüdern und insofern offenbart sich ihr Beziehung zu einander auch von beiden Seiten. Dieser Schachzug gefiel mir gut, vorallem weil sie gelungen veranschaulicht, wie unterschiedlich die Brüder sind und wie es zu ihrem Zerwürfnis kam. Beide empfand ich dabei als äußerst menschliche Charaktere. Sie machen Fehler, verletzen und werden verletzt. Nicht nur gegenseitig, sondern auch durch ihre Familie und das Leben, das uns nun einmal begegnet.
Auch einzelne Frauen und die Beziehung zu ihnen spielen für beide eine wichtige Rolle. Dabei veranschaulicht Rooney gekonnt herrschende Klischees und wie sehr sie uns prägen.
Durch die Unterschiedlichkeit im Wesen, gehen Peter und Ivan auch völlig konträr mit diesen Erwartungen um.
Die Autorin erzählt hier eine sehr ehrliche und authentische Geschichte über das Menschsein, sie legt gekonnt Empfindungen offen und schreibt in wunderbaren Worten über das Verliebtsein. Gerade Ivan und Margaret als Paar haben mich sehr berührt. Zu leicht sind ihre Gedanken nachzuvollziehen und zu sehr habe ich mir gewünscht, dass sie ihre Liebe leben können.
Aber auch Peters Gedanken und Verhalten sind für mich plausibel und seine amourösen Verstrickungen haben mich nachdenklich gemacht.

Für mich ist Sally Rooney hier ein lesenswerter und glaubwürdiger Roman über Menschen und Beziehungen unserer Zeit gelungen. Ihr Schreiben wirkt reifer und weniger wütend, als in ihren letzten Romanen. Ihr Stil ist treffsicher und durchaus anspruchsvoll, für mich ein Lesevergügen.
Insofern lege ich Euch diesen Roman gerne ans Herz.

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