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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2024

Mutterschaft in der heutigen Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven

Eva
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Kinder kriegen und Kinder haben, sind wohl die mit emotionalsten Themen, unserer Zeit. Wie sehr immer auch andere Menschen dabei „mitreden“ und sei es nur durch unsere Sozialisation, Erziehung oder die ...

Kinder kriegen und Kinder haben, sind wohl die mit emotionalsten Themen, unserer Zeit. Wie sehr immer auch andere Menschen dabei „mitreden“ und sei es nur durch unsere Sozialisation, Erziehung oder die gesellschaftliche Erwartungshaltung, veranschaulicht Verena Kessler in ihrem Roman.
Dabei stellt sie exemplarisch vier Frauen gegenüber. Die beiden Schwestern Sina und Mona, Eva Lohmann und eine namenlose Frau. Nur eine der vier Frauen hat überhaupt Kinder.
Die Autorin verwebt diese vier Lebensläufe geschickt ineinander, in einer klaren und schnörkellosen Sprache, die mich begeistert hat. Dabei ist sie nie gefühlskalt oder emotionslos. Ganz im Gegenteil, immer wieder haben mich einzelne Sätze innehalten lassen, weil sie so treffend waren.
Die ersten drei Geschichten gingen für mich nahtlos ineinander über und ich konnte alle drei Ansichten nachvollziehen, auch wenn ich nicht immer damit übereingestimmt habe. Der Wechsel zur vierten namenlosen Frau hat mich zu Beginn etwas aus dem Lesefluss gebracht und gliederte sich, für mich, in Gänze nicht so glatt in die anderen drei ein. War allerdings in seinen Aussagen nicht weniger packend und berührend, wie die anderen.

Ein definitiv lesenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Faszinierende Frau und Schriftstellerin

Vor Frauen wird gewarnt
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Seit vielen Jahren möchte ich Vicki Baums Roman lesen. Jetzt habe ich es zumindest geschafft, über sie als Person zu lesen. Heidi Rehn ist einmal mehr ein lesenswerter Roman über eine starke Frau gelungen
Sie ...

Seit vielen Jahren möchte ich Vicki Baums Roman lesen. Jetzt habe ich es zumindest geschafft, über sie als Person zu lesen. Heidi Rehn ist einmal mehr ein lesenswerter Roman über eine starke Frau gelungen
Sie erzählt hier über die wichtigen fünf Jahre (1926-1931) von Vicki Baum in Berlin vor ihrer Emigration in die USA. In dieser Zeit ist sie beim Ullstein Verlag unter Vertrag und veröffentlicht dort mehrere ihrer Romane.
Gerne habe ich ihren faszinierenden Aufstieg in dieser Zeit lesend mit verfolgt. Sie war bereits zu 1926 eine emanzipierte Frau, die eine äußerst moderne Ehe führte. Immer wieder musste ich über Aussagen von ihr schmunzeln, die Erwartungen und Forderungen nach mehr Modernität in Geschlechterrollen stellten. Nur um festzustellen, dass wir 100 Jahre später immer noch über die gleichen Themen sprechen.
Heidi Rehn hat einen flüssig lesbaren und sehr bildhaften Schreibstil, der mich schnell in die Handlung eintauchen ließ. Dabei erschafft sie eine unheimlich sympathische und menschliche Vicky Baum. Mehr als nur einmal wäre ich gerne Teil ihrer Freund*innenrunde gewesen. Die Autorin veranschaulicht gelungen, was Frau Baum bereit war für ihren Erfolg als Schriftstellerin auf sich zu nehmen und wie sehr sie ihrer Zeit voraus war. Gleichzeitig zeigt sie eine Person, die auch ihre schwachen Momente hat und einen Weg finden muss mit gesellschaftlichen Konventionen umzugehen.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung, gerade an alle, die sich noch nicht intensiver mit Vicki Baum auseinandergesetzt haben.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Drei Frauen, die Liebe und der Verlust

Der Sommer, in dem alles begann
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Was für ein wunderschönes, atmosphärisches Cover, war mein erster Gedanke zu diesem Buch. Der Klappentext tat sein Übriges.
Der Roman spielt maßgeblich in einem kleinen Dorf in der Bretagne Mitte der 90iger. ...

Was für ein wunderschönes, atmosphärisches Cover, war mein erster Gedanke zu diesem Buch. Der Klappentext tat sein Übriges.
Der Roman spielt maßgeblich in einem kleinen Dorf in der Bretagne Mitte der 90iger. Hier begegnen sich die sechzehnjährige Hélène, ihre neue Französischlehrerin Marguerites und die Witwe Odette.

Um die Zusammenhänge zwischen den drei Frauen zu veranschaulichen, nutzt die Autorin sowohl einen zeitlichen Erzählwechsel, als auch einen Perspektivwechsel innerhalb der drei Protagonistinnen. Dies ermöglichte mir im Verlauf der Handlung immer mehr hinter die Fassaden der Frauen zu blicken und ihre jeweilige Vergangenheit und Beweggründe ihres Handelns kennenzulernen.

Claire Léost hat einen unaufgeregten und klaren Schreibstil. Es gelingt ihr mühelos mit eher wenigen Worten Sinnzusammenhänge und Verbindungen offenzulegen. Sie kann definitiv schreiben und hat mir die sommerliche Landschaft der Bretagne ins Wohnzimmer geholt. Allerdings konnte ich leider keine richtige Verbindung zu den Figuren aufbauen. Am nächsten fühlte ich mich noch Hélène, die mit dem Erwachsenwerden und der Tumorerkrankung ihres Vaters kämpft.

Die Autorin spricht in ihrem Roman Themen wie Liebe, Verlust, Schuld und sexualisierte Gewalt an, um nur einige zu nennen. Der Plot gibt das auch alles her. Nur bleibt sie mit diesen Themen, für mich, doch zu sehr an der Oberfläche. Einige Seiten mehr, hätten diesen Punkten mehr Raum gegeben und mir wohl mehr Zugang. Vielleicht ist es aber auch der Fall, dass die Autorin hier bewusst nicht weiter eingedrungen ist in ihre Figuren. Nicht für alles gibt es die richtigen Worte.

Für mich blieb dadurch allerdings, der an sich gute Roman, hinter seinem Potential in der Umsetzung zurück.
Insofern gibt es von mir auch nur eine bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Absolute Empfehlung, feministisch, gesellschaftskritisch, großartig

Und alle so still
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Mareike Fallwickls gesellschaftskritischer und feministischer Roman hat mich die letzten Tage in Atem gehalten, mich erschüttert, mir die Tränen in die Augen getrieben und am Ende auch mit einem hoffnungsvollen ...

Mareike Fallwickls gesellschaftskritischer und feministischer Roman hat mich die letzten Tage in Atem gehalten, mich erschüttert, mir die Tränen in die Augen getrieben und am Ende auch mit einem hoffnungsvollen Gefühl zurückgelassen. Dabei erzählt sie eine Geschichte, die sich heute oder auch morgen genau so abspielen könnte in unserer westlichen Welt.
Was würde passieren, wenn wir Frauen uns einfach nicht mehr verantwortlich fühlen würden? Aufhören würden, uns um alles und jeden zu kümmern? Ein Gedankenexperiment, was es absolut wert ist, durchdacht zu werden. Wäre es eine dystopische oder eine utopische Vorstellung?

Ihre drei Protagonist*innen durchleben genau diese Situation, und zwar aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Elin, eine junge Frau, die sich dieser Revolution anschließt. Ruth, Mitte fünfzig, die es nicht schafft, als Pflegekraft einfach aufzuhören und nicht zu helfen. Und Nuri, noch nicht mal 20 Jahre alt, internationale Biografie, der durch jedes Loch unseres Systems fällt.
Alle drei Charaktere haben mich berührt, ihre Lebenswege und Erfahrungen innerhalb und mit unserer Gesellschaft gehen unter die Haut. Sie sind menschlich, emotional, stark und wachsen über sich hinaus.
Die Autorin schreibt packend und klar. Sie nennt die Missstände beim Namen und beschönigt nichts. Dabei lässt sie mühelos gut recherchierte Fakten zum Notstand des Gesundheitswesens und anderen aktuellen Themen einfließen.

„Es ist gut, dass Frauen Sorgenotstände auffangen, dass sie sich an menschlichen Bedürfnissen orientieren und nicht an Macht, Profit und Wettbewerb […] Frauen sollten sich das nicht abtrainieren, sie sollten nicht aufhören damit, […], aber Männer sollten endlich damit anfangen.“ S. 238

Diesen Ansatz empfand ich als großen Gewinn des Romans. Es geht Mareike Fallwickl nicht um den Aufruf zum Kampf „Frau gegen Mann“, sondern um die Veränderung des patriarchalen Systems hin zu einem, für alle Menschen, lebenswerten Zustand und um Solidarität.
Was dieses Gefühl heißt, zeigt sie in vielen Gesten und Aussagen. Welche Stärke und Macht aus diesem Zusammenhalt entstehen können, macht Hoffnung, dass wir die Veränderung gemeinsam tatsächlich schaffen könnten.

Wie sehr habe ich diesem Buch entgegengefiebert und wie vollumfänglich begeistert bin ich nun nach dem Lesen. Dieses Buch ist mein bisheriges Jahreshighlight und ich möchte am liebsten nur noch sagen „Lest es alle!“.

Dieser Roman ist einfach eine Wucht! Absolut notwendig und großartig geschrieben.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Eine Frau weiß sich zu wehren

Lil
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Dieses Buch war für mich einfach absolut rund. Bereits ab der ersten Zeile hat Markus Gasser mich in den Bann seiner Geschichte geschlagen und erst am Ende wieder losgelassen. Dabei geht es um Lillian ...

Dieses Buch war für mich einfach absolut rund. Bereits ab der ersten Zeile hat Markus Gasser mich in den Bann seiner Geschichte geschlagen und erst am Ende wieder losgelassen. Dabei geht es um Lillian Cutting, eine unkonventionelle, moderne und unverschämt erfolgreiche Geschäftsfrau Ende des 19. Jahrhunderts. Als ihr Ehemann stirbt, dauert es nicht lange, bis Neider und Feinde aus der Deckung kommen. Dabei entpuppt sich ausgerechnet ihr Sohn Robert, als der gefährlichste. Doch Lillian Cutting trägt nicht umsonst den Spitznamen „Lil the Kill“.
Erzählt bekomme ich diese Geschichte dabei von Lils Nachfahrin Sarah in der Jetztzeit. Die das gesamte Geschehen ihrer Hundedame Miss Bronte in einem äußerst amüsanten Zwiegespräch schildert. Bereits dieser stilistische Kniff gefiel mir gut. Noch viel besser gefiel mir der Schreibstil des Autors, er ist herrlich ironisch und treffsicher in seiner Wortwahl. Die Protagonist*innen sind greifbar beschrieben und ich hatte keine Mühe die Handlung, wie einen gelungen Film, vor meinem inneren Auge ablaufen zu lassen.
Dabei adressiert Markus Gasser in diesem Roman universelle Themen wie Macht und Abhängigkeit, der Bedeutung des Gelds und der Familie. Gekonnt integriert er diese in die Handlung und spart auch nicht an einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik an der Oberschicht.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Für einen äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Roman, der Spaß macht und keine Frage nach dem Guten und dem Bösen offenlässt.

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