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Veröffentlicht am 26.01.2024

Zwei Frauen, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen

Marschlande
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Es sind zwei Geschichten, zwei Frauen, denen wir in Jarka Kubsovas Roman hier folgen.

Zum einen Britta, deren Geschichte in der Jetztzeit spielt. Sie ist mit Mann und Kindern von Hamburg aus aufs Land ...

Es sind zwei Geschichten, zwei Frauen, denen wir in Jarka Kubsovas Roman hier folgen.

Zum einen Britta, deren Geschichte in der Jetztzeit spielt. Sie ist mit Mann und Kindern von Hamburg aus aufs Land gezogen. Dabei verkörpert sie eine typische Frau unserer modernen Gesellschaft. Sie kämpft mit traditionellen Rollenerwartungen, versucht ihre Ehe zu retten, für ihre Kinder da zu sein, ihren Platz am neuen Wohnort zu finden. Zeitgleich fällt ihr auf, wie wenig ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse noch zählen, oder gar überhaupt wahrgenommen werden. Ihre persönliche Entwicklung innerhalb der Handlung, ist dabei für mich glaubhaft und realistisch dargestellt. Es fiel mir leicht mich in Britta einzufühlen und gerade in Bezug auf ihre Tochter, mochte ich ihre Reaktion sehr.
Was nicht unerheblich zu ihrer Wandlung beiträgt, ist die „Bekanntschaft“ mit Albeke, die zweite Hauptfigur des Romans.

Albeke, ist eine junge, unverheiratete Bäuerin mit eigenem Hof in den Marschlanden im 16. Jahrhundert. Nachdem sie nicht bereit ist zu heiraten, aber gleichzeitig sehr erfolgreich in der Bewirtschaftung ihrer Ländereien ist, weckt das nicht nur den Unmut der restlichen Dorfbewohner. Nach einem verheerenden Unwetter kollidieren konservative Ansichten und Aberglaube der Bauern mit der fortschrittlichen und lebenstüchtigen Art und Weise von Albeke.

Die Autorin hat einen packenden Roman über zwei starke Frauen geschrieben, der mich sofort in seinen Bann zog. Ihr Ton ist dabei eher ruhig und sachlich, ohne nüchtern oder emotionslos zu wirken. Durch die abwechselnden Handlungsstränge konnte ich zumindest immer wieder kurz aus dem Geschehen auftauchen, was mir sonst - gerade bei Albeke -schwerfiel. Ihr Part hat mich auch noch mehr gefesselt und beschäftigt als der von Britta. Aber das liegt einfach auch an der Thematik.

Besonders gelungen fand ich die Parallelen der beiden Frauenschicksale. Auch wenn zwischen den beiden Geschichten rund 400 Jahre liegen, ähneln sich die Problemlagen der beiden Frauen doch sehr im Kern. Die Frage der Macht und des Machtmissbrauchs ist schließlich immer noch ein gravierendes Thema in unserer Gesellschaft.
Auch auf das Nachwort der Autorin möchte ich explizit hinweisen, das nochmal einiges an Sach- und Zusatzinformationen bereithält.

Ein gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Realisitisch, bedrückend und absolut lesenswert

Und dann verschwand die Zeit
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Der dystopische Roman spielt in England und der Klimawandel hat die Welt nun unwiderruflich eingeholt. Der Kipppunkt ist längst überschritten und wir Menschen stehen vor unserem selbstgeschaffenen Scherbenhaufen. ...

Der dystopische Roman spielt in England und der Klimawandel hat die Welt nun unwiderruflich eingeholt. Der Kipppunkt ist längst überschritten und wir Menschen stehen vor unserem selbstgeschaffenen Scherbenhaufen.
Erzählt wird die Geschichte von Caro und ihrem Halbbruder Pauly, die mit Sally und ihrem Großvater in einem kleinen Sommerhaus überleben. Möglich ist dies, weil ihre Eltern vorgesorgt haben und so eine Autarkie auf diesem kleinen Fleck möglich ist. Ihre Situation und wie es so weit kommen konnte, schildern Caro, Pauly und Sally abwechselnd in Rückblenden. Dadurch ergeben die einzelnen Handlungsstränge mit der Zeit ein großes Ganzes und ließen mich allen Figuren sehr nahekommen.

Es ist ein bedrückender Roman, der mir nahe ging und mich beschäftigt hat. Jessie Greengrass schreibt klar, sie findet passende Worte und Sätze für die skizzierte Situation und hält uns gleichzeitig den Spiegel vor. Denn noch sind wir nicht so weit, wie die vier Menschen. Aber leider ist diese Geschichte nur zu realistisch, um die Parallelen von der Hand weisen zu können.

„Auch wenn wir es nicht laut sagten, war ihr Tod keine Katastrophe für uns, denn die würde erst eintreten, wenn unsere eigenen Gesichter gezeigt wurden – und jetzt war es so weit.“ S.159

Der Autorin ist ein eindrücklicher und absolut lesenswerter Roman gelungen, der von Menschlichkeit und Familie handelt. Er zeigt auf, wie groß unser Überlebenswill ist und was dies am Ende tatsächlich bedeuten kann.
Die Geschichte an sich rüttelt einen und die fast philosophischen Gedankengänge, die Jessie Greengrass einfließen lässt, tun ihr Übriges:

„Für mich war das ganz einfach, er war die Frage, ich die Antwort. Nie war mir in den Sinn gekommen, dass auch ein kleiner Mensch die Antwort sein könnte.“ S.39

Eine große Leseempfehlung gibt es von mir!

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Berührende Liebesgeschichte ohne Kitsch

Wilde Minze
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Als erstes stach mir das Cover in die Augen, ich finde es unheimlich ansprechend. Was es noch gelungener macht, ist, dass es einen direkten Bezug zum Inhalt gibt.

„Er lachte. >>Sind grüne Bücher besser?>Nicht ...

Als erstes stach mir das Cover in die Augen, ich finde es unheimlich ansprechend. Was es noch gelungener macht, ist, dass es einen direkten Bezug zum Inhalt gibt.

„Er lachte. >>Sind grüne Bücher besser?<<

>>Nicht besser, nur hübscher<<, antwortete sie. >>Ich lese alle Bücher. Aber ich behalte nur die grünen.<<“ S.86

Es geht um Sara und Emilie, beide sind Ende 20, als sie sich begegnen und ineinander verlieben. Allerdings sind sie nicht frei von ihrer jeweiligen Vergangenheit und somit gestaltet sich das Zusammenkommen als holprig und schwierig.

Der Roman beginnt allerdings bereits 10 Jahre vorher und somit lernen wir Lesenden die beiden als Teenagerinnen kennen und wissen um ihre schwierigen Situationen.

Die Autorin beschreibt ihre Figuren sehr einfühlsam und zärtlich. Beide Frauenschicksale konnte ich sehr gut nachfühlen und habe mitgelitten. Sie muss dabei nicht jede Situation bis ins kleinste Detail ausführen, um Verständnis und Emotionen zu wecken. Es sind gelungene kurze Sätze, die die Gefühle und Situationen greifbar machen und mich völlig in die Handlung zogen.

„Gut, dass etwas so Heilsames einem auch ein wenig das Herz brach.“ S.190

Es ist eine unaufgeregte, eher ruhige Geschichte. Das Leben passiert Sara und Emilie einfach. Dabei haben beide eine große Kraft und Stärke in sich, von der sie lange selbst nichts wissen. Die ihnen aber hilft ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.

Mich hat der Roman gezogen und ich konnte ihn schnell nicht mehr aus der Hand legen. Zu groß war das Bedürfnis diese wunderschöne, bittersüße Liebesgeschichte mitzuverfolgen und auf ein Happy End zu hoffen.

Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter an alle, die Lust auf eine unkitschige, aber zu Herzen gehende Liebesgeschichte haben.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Leichter Einblick in ein wichtiges Thema

Not Your Business, Babe!
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Das poppig rosa Cover sticht ins Auge und der Titel ist absolut treffend gewählt. Denn genau diese Aussage erklärt Verena Bogner ausführlich in ihrem Buch. Auch mit so einigen anderen Glaubenssätzen unserer ...

Das poppig rosa Cover sticht ins Auge und der Titel ist absolut treffend gewählt. Denn genau diese Aussage erklärt Verena Bogner ausführlich in ihrem Buch. Auch mit so einigen anderen Glaubenssätzen unserer Gesellschaft bzw. Erwartungshaltungen älterer Generationen räumt sie auf. Sie unterfüttert dabei alle ihre Ausführungen mit Untersuchungen und Quellenangaben. Womit ich nicht gerechnet habe, ist der Teil, indem sie die Boomer Generation der Millennials gegenüberstellt und ausführt, warum es hier häufig zu Missverständnissen kommt. Da verbergen sich so einige Aha-Momente. Auch typische Begriffe wie selfcare, girlboss oder empowerment durchläuchtet sie dabei kritisch und bringt es einmal mehr auf den Punkt. Nicht wir einzelnen sind das Problem, sondern das System, in dem wir arbeiten. Prinzipiell ist ihr Schreibstil locker, spritzig und leicht lesbar. Es liest sich eher wie ein Gespräch mit einer Bekannten, die mir gegenübersitzt. Nicht zuletzt auch, weil die Autorin den Inhalt tatsächlich an ihrem eigenen beruflichen Werdegang erläutert und zu jedem Kapitel den passenden Song parat hat. So steht uns Lesenden am Ende eine empowernde Playlist zur Verfügung, die wir für das nächste schwierige Jobgespräch nutzen können und ein wertschätzendes Gefühl für die eigenen Person. Positiv hervorheben möchte ich, dass Verena Bogner nicht nur Geschlechterunterschiede herausarbeitet, sondern ganz klar auch auf die zusätzlichen Herausforderungen für PoC und LGBTQI+ eingeht. Ich empfehle das Buch gerne, vor allem Menschen, die am Anfang ihres beruflichen Werdegang stehen. Aber auch allen anderen, um mit althergebracht Erwartungshaltungen aufzuräumen.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Ehe, Familie und ganz viel Psychologie

Wellness
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Tatsächlich haben mich das Cover und der Titel im ersten Moment nicht angesprochen. Was mich überzeugt hat, das Buch lesen zu wollen, war der Klappentext.

Dem Autor ist ein beeindruckend treffsicheres ...

Tatsächlich haben mich das Cover und der Titel im ersten Moment nicht angesprochen. Was mich überzeugt hat, das Buch lesen zu wollen, war der Klappentext.

Dem Autor ist ein beeindruckend treffsicheres Portrait einer modernen Ehe gelungen, das ich völlig fasziniert gelesen habe. Es steckt so viel Wahrheit in den geschilderten Szenen zwischen dem Paar Elisabeth und Jack, dass ich das Buch oft nicht aus der Hand legen konnte. Nathan Hill schreibt witzig, pointiert, literarisch anspruchsvoll und inhaltlich manchmal auch sehr ausschweifend. Ich bin den Ausflügen in die Verhaltenspsychologie, Kunst- und Kulturszene gerne gefolgt, auch wenn ich verstehen kann, dass das möglicherweise nicht alle anspricht.

Neben der aktuellen Situation von Jack und Elisabeth erfahren wir Lesenden aber auch die komplette Familiengeschichte der beiden in Rückblenden. Hier hätte für mich manches auch etwas gestraffter erzählt werden können. Prinzipiell zeigen aber gerade die Lebensläufe der beiden auf, dass wir immer ein Produkt unserer Vergangenheit und unserer Familie sind. Es gibt uns Menschen nicht ohne unsere Vorgeschichte. Das müssen auch die beiden Charaktere lernen und einen Weg finden, damit umzugehen. Ob sie es am Ende schaffen, ihre Ehe zu retten wird an dieser Stelle nicht verraten. Dafür am besten das Buch lesen.

Mich hat es sehr gut unterhalten und ich empfehle es gerne weiter. Es ist etwas für alle, die auf dysfunktionale Familiengeschichten stehen und gerne etwas anspruchsvollere Romane lesen möchten.

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