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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2018

Aus meiner Sicht kein Thriller

Chicago
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Mike Hodge hat sich in seiner Funktion als Lokalreporter der Chicago Tribune nicht immer nur Freunde gemacht. Er ist in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts als investigativer Journalist bekannt, der ...

Mike Hodge hat sich in seiner Funktion als Lokalreporter der Chicago Tribune nicht immer nur Freunde gemacht. Er ist in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts als investigativer Journalist bekannt, der sich auch vor einer Konfrontation nicht zurückschreckt. Als seine Freundin vor seinen Augen ermordet wird, fällt er in eine persönliche Krise, da er die Schuld für den Tod bei sich selber sieht. Vorange-trieben von dem Wunsch, den verantwortlichen Täter zur Strecke zu bringen, kämpft er sich ins Leben zurück und begibt sich in die Unterwelt von Chicago...

Sowohl der Autor als hoch dekorierter Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmregisseur als auch der historische Hintergrund des Buches haben mein Interesse geweckt. Ich bin so mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet und bin dann leider doch enttäuscht worden. Der sehr angenehme und aus meiner Sicht Auch durchaus hochwertige Schreibstil des Autors sind mir zunächst positiv aufgefallen, aber die Geschichte konnte mich dann im Verlauf nicht wirklich fesseln. Die Geschehnisse wirken auf mich als wären sie beliebig zusammen-gefügt, ohne das ein roter Faden zu erkennen ist. Der Spannungs-bogen konnte so für mich niemals aufgebaut werden und die Handlung floss an mir vorbei. Der Hauptprotagonist Mike Hodge wird zwar interessant charakterisiert, aber auch sein zum Teil bewegendes Schicksal konnte mich nicht wirklich berühren. Ich halte auch die Bezeichnung des Buches "Chicago" als Thriller für falsch, da es sich aus meiner Sicht eher um einen historischen Roman handelt, in dem die damalige Atmosphäre in einer Art Milieustudie gut eingefangen wird.

Insgesamt hat mich das Buch dann doch enttäuscht, da ich vielleicht auch mit falschen Voraussetzungen gestartet bin. Die gekonnte Ausdrucksweise des Autors veranlasst mich dennoch drei von fünf Sternen zu vergeben, auch wenn manchmal mein Durchhaltever-mögen an seine Grenzen stieß.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Familiengeheimnisse

Ich küss dich tot
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Auf Annabelles Karriereleiter geht es für die Hotelmanagerin steil bergauf. Sie hat einen sehr begehrten Job in Singapur ergattert und bricht ihre Zelte in New York ab. Nach einer spontanen Abschieds-feier ...

Auf Annabelles Karriereleiter geht es für die Hotelmanagerin steil bergauf. Sie hat einen sehr begehrten Job in Singapur ergattert und bricht ihre Zelte in New York ab. Nach einer spontanen Abschieds-feier klingelt jedoch das das Telefon und ihre Mutter teilt ihr mit, dass sie dringend ihre Hilfe braucht, da der Vater einen schweren Schlaganfall erlitten hat. Annabelles Gewissen treibt sie in ihre verschneite Heimat Niederbayerns. Dort angekommen muss sie feststellen, dass die Krankheit ihres Vaters nur eine Finte war und sie eigentlich das marode Hotel der Eltern vor dem Ruin retten soll. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe, zumal sie direkt bei ihrer Ankunft auf eine Leiche stößt. Der Beginn einer äußerst turbulenten und emotio-nalen Heimkehr...

Ich habe bereits mehrere Bücher der Autorin Ellen Berg gelesen und immer wieder konnte sie mich mit ihrer temperamentvollen und äußerst unterhaltsamen Schreibweise begeistern. Als ich mich an ihr neues Werk "Ich küss dich tot" begab, waren meine Erwartungen daher sehr hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Gerade zur aktuellen Vorweihnachtszeit war mir nach einer unbeschwerten Geschichte mit einer lockeren und humorvollen Atmosphäre. Der Roman erfüllt diese Tribute aus meiner Sicht hervorragend. Obwohl es in der Geschichte zu mehreren Morden kommt, leidet die gute Laune beim Lesen zu keiner Zeit. Aufgepeppt wird das Ganze durch die markanten Sprüche, die so typisch für Ellen Berg sind und immer wieder für Lacher sorgen. Durch die lange Zeit ungeklärten Morde wird in "Ich küss dich tot" sogar ein Spannungsbogen aufgebaut, der in ein fulminantes Finale führt, obwohl zu keiner Zeit die Aufklärung der Gewalttaten im Vordergrund steht. Vielmehr geht es natürlich wieder um die große Liebe und dem beschwerlichen Weg voller Hindernisse dorthin.

Wer Lust auf einen unbeschwerten und sehr humorvollen Roman hat, liegt aus meiner Sicht mit "Ich küss dich tot" genau richtig. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, so dass ich es sehr gerne weiter-empfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Ein besonderer Kriminalroman

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Kommissar Eschenbach kehrt nach einer dreimonatigen Auszeit von seiner Tochter aus Amerika zurück. Sein Einstieg ist nicht ganz so leicht, wie er sich das vorgestellt hat und er stolpert gleich bei seinem ...

Kommissar Eschenbach kehrt nach einer dreimonatigen Auszeit von seiner Tochter aus Amerika zurück. Sein Einstieg ist nicht ganz so leicht, wie er sich das vorgestellt hat und er stolpert gleich bei seinem ersten Einsatz über einen vermeintlichen Freitod. Die aus seiner Sicht nicht nachvollziehbaren Begleitumstände lassen den erfahrenen und zugleich auch sehr erfolgreichen Kommissar Recherchen anstoßen, die dann auch durchaus viele Fragen aufwerfen. Zu Eschenbachs Ver-wunderung weisen einige Hinweise auf seinen alten Freund Ewald Lenz. Bei dem Versuch ihn mit den fakten zu konfrontieren stellt er fest, dass Lenz spurlos verschwunden ist...

"Lenz" ist bereits der sechste Band aus der Reihe um den ruhigen und sympathischen Kommissar Eschenbach. Ich bin mit dem aktuellen Fall als Quereinsteiger in die Serie gestartet und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Sehr angenehm ist mir gleich die unaufgeregte und aus meiner Sicht sehr schöne Schreibweise des Autors Michael Theurillat aufgefallen. Sie macht den Kriminalroman zu etwas Besonderen und verleiht der Geschichte eine angenehme Atmosphäre. Hier stehen die Protagonisten im Vordergrund und nicht irgendwelche spektakulären und möglichst blutrünstigen Gewalttaten. Den Spannungsbogen baut der Schweizer Autor auch langsam und gemächlich auf, was er aber mit seiner besonderen Erzählweise wieder kompensiert. So entwickelt sich eine spannende und clever konzipierte Geschichte, die mich nach und nach in den Bann gezogen hat.

"Lenz" konnte mich überzeugen, so dass ich mir gut vorstellen kann, mich auch noch mit den vorherigen Bänden auseinanderzusetzen. Ein besonderer Kriminalroman, der auf leisen Sohlen daherkommt und mit einer tollen Sprache überzeugt. Von mir erhält das Buch gute vier von fünf Sterne und ich empfehle es sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Ein außergewöhnliches Buch

Hier ist noch alles möglich
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Eine junge Frau tritt ihre neue Stelle als Nachtwächterin bei einer maroden Verpackungsfabrik an. Der Kantinenkoch hat vor kurzer Zeit einen Wolf gesichtet und die Aufgabe der jungen Frau besteht nun darin ...

Eine junge Frau tritt ihre neue Stelle als Nachtwächterin bei einer maroden Verpackungsfabrik an. Der Kantinenkoch hat vor kurzer Zeit einen Wolf gesichtet und die Aufgabe der jungen Frau besteht nun darin mit ihrem direkten Kollegen diesen Wolf ausfindig zu machen. Die Suche nach dem Wolf ist jedoch wenig erfolgreich, und so wandelt sich die Suche in einer nach der eigenen Identität...

Ich bin auf Den Roman "Hier ist noch alles möglich" durch die Nominierung auf die Longlist des Deutschen Buchpreises aufmerksam geworden. Mit einer hohen Erwartung bin ich in das Buch gestartet und wurde von der erfrischenden und auf dem ersten Blick sehr einfachen Schreibweise der Schweizer Autorin Gianna Molinari überrascht. Sie erzählt die Geschichte in einfachen wenig ausgeschmückten Sätzen, überlässt aber gleichzeitig dem Leser eine stetige Interpretation der geschriebenen Worte. Das Buch liest sich hervorragend, verlangt aber aufgrund der Gedanken zwischen den Zeilen die volle Konzentration des Lesers. Der Roman wird so zu einem überraschenden Erlebnis, welches ich in dieser Form nicht erwartet habe. Die Hauptprotagonistin, die auch namentlich nicht genannt wird, wirkt sehr sympathisch, obwohl es so gut wie keine Informationen zu ihrem Leben gibt. Sie befindet sich nicht nur auf der Suche nach dem Wolf, sondern wohl auch nach sich selbst und erscheint so ein wenig naiv und kindlich. Gerade diese Orientierungs-losigkeit lässt das Gefühl aufkommen, dass in ihrem Leben eigentlich noch alles möglich ist. Die liebevolle Gestaltung des Buches verleiht dem Text noch einen zusätzlichen Charme.

"Hier ist noch alles möglich" ist ein in seiner Form mehr als ungewöhnlicher Roman und wird auf diese Weise sicherlich nicht nur Fürsprecher finden. Aber gerade ein Buch, welches derart polarisiert, weckt mein Interesse, so dass ich die Nominierung zum Deutschen Buchpreis auch gut nachvollziehen kann. Da ich das Buch für lesenswert halte, empfehle ich es gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Harte Geschichten

Gangsterblues
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Wer kennt ich nicht, den sympathischen und stets sehr abgeklärt wirkenden Rechtsmediziner aus den Kölner Tatorten? Joe Bausch, der in seinem wahren Leben neben der Schauspielerei in einem Werler Gefängnis ...

Wer kennt ich nicht, den sympathischen und stets sehr abgeklärt wirkenden Rechtsmediziner aus den Kölner Tatorten? Joe Bausch, der in seinem wahren Leben neben der Schauspielerei in einem Werler Gefängnis als Leitender Regierungsmedizinaldirektor tätig ist.

In seinem neuen Buch erzählt er aus seinem Erfahrungsschatz zwölf fiktionale Geschichten, welche aber durch das wahre Leben inspiriert wurden. Er untertitelt sein neues Werk "Gangsterblues" mit der Beschreibung "Harte Geschichten".

Wer hier nun blutrünstige Schilderungen spektakulärer Kriminalfälle der jüngsten Vergangenheit erwartet liegt mit dem Buch völlig falsch. Der Autor legt den Fokus viel mehr auf die Welt innerhalb der Vollzugsanstalt. Wie leben die Gefangenen hier auf engsten Raum? Wie ist das soziale Gefüge? Wie findet sich eine Hierarchie in dieser gewaltbereiten Männerwelt? Was beschäftigt die Gefängnisinsassen an den langen Tagen ohne Abwechslung?

Joe Bausch erzählt die Geschichten in einer bildreichen und sehr angenehm zu lesenden Schreibweise, die die Fälle trotz ihrer Fiktionalität sehr authentisch erscheinen lässt. Die außergewöhn-lichen Schicksale, welche hier geschildert werden, sieht der Autor stets aus seiner professionellen Brille des Gefängnisarztes. Oftmals lassen ihn die Geschichten über die Vergangenheit seiner Patienten nicht kalt, aber die Protagonisten sind letzten Endes für ihn trotz ihrer Vergangenheit nur hilfesuchende Menschen, denen er sich verschrieben hat, zu helfen.

Der Unterhaltungswert der unterschiedlichen Einzelfälle ist aus meiner Sicht sehr hoch, so dass ich das Buch auch für lesenswert halte. Es gewährt einen fundierten und interessanten Blick in eine Welt, die der Vielzahl der Leser wohl verschlossen bleibt. Ich bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen.